Sonntag, 28. November 2010

Nikó conquerit... le premier avent (55)

Bald ist Weihnachten! Ich liebe Weihnachten und deswegen freue ich mich auch schon! adventskranz-smilies-0003.gif von smiliesuche.de Besonderer Nebeneffekt ist natürlich in diesem Jahr, dass es rechtzeitig zurück nach Hause geht. Mir gefällt es zwar nach wie vor sehr in Angers, aber Weihnachten sind die Tage im Jahr, an denen ich nur an einem Ort sein will, nämlich zuhause. Leider muss ich ja dieses Jahr aufs Adventslieder singen am heimischen Adventskranz verzichten, aber immerhin hatten wir heute unsere eigene kleine Feier zum ersten Advent, mit leckerem, von Lenas Vater selbst gebackenem Stollen, mjam! Blöd war nur, dass wir feststellen mussten, kein Feuer erzeugendes Gerät zu haben. Also musste die Kerze ausbleiben. Naja, neuer Versuch dann am 2. Advent ;-)


Das Winterwetter holt uns leider langsam aber sicher auch in Frankreich ein. Bisher war es einfach nur kalt. Heute morgen auf dem Weg zum Bäcker meines Vertrrauens musste ich mir dann allerdings doch eingestehen, dass die von oben kommende Feuchtigkeit den Boden nicht in Form von Tropfen sondern von Flocken erreichte. Hmpf, kann nicht gerade behaupten, dass mir das Freude bereiten würde. Der letzte Winter war gefühlt gestern. Warum können nicht einfach drei Sommer hintereinander kommen und dann erst wieder Winter? Ich sollte mal einen Antrag bei Petrus einreichen. lachende-smilies-0016.gif von smiliesuche.de
Allerdings hatte ich auf meinem Weg zum Bäcker noch Glück, eine Stunde später sah es dann so draußen aus:


Glücklicherweise ist der Schnee nicht liegen geblieben, dafür war es dann doch zu warm. Außerdem habe ich auch keine Winterschuhe mit, deswegen darf er auch gar nicht liegen bleiben. Das kann ich nicht gebrauchen ;-) Meine Füße haben am Freitag schon genug gefroren. Aber ich möchte ja viel lieber Schönes berichten. Ich habe gestern Weihnachtsgeschenke geshoppt, wo sage ich aber nicht, sonst könnte sich der eine oder andere vielleicht einen Reim drauf machen. weihnachtsgeschenke-smilies-0008.gif von smiliesuche.de Ich muss allerdings betonen, dass ich tatsächlich heute Muskelkater vom Schleppen habe! Finde ich ganz schön unmöglich, aber daran ist das ätzende Bussystem in x schuld. 

Sonst gibt es nicht sonderlich viel Neues oder Wissenswertes. Gestern Abend stieg im Nebengebäude eine zünftige internationale Geburtstagsparty. Sagen wir mal so, es war ziemlich feucht-fröhlich und grandios :-D

Samstag, 27. November 2010

Froid mais avec du soleil: Courses et beaucoup des photos

Heute gab es zur Abwechslung weder Regen noch Nebel sondern tatsächlich Sonnenschein. Leider war es dafür aber schweinekalt und ich hab natürlich meine Winterschuhe in Deutschland gelassen. Als ich gegen Mittag losgefahren bin, war der Frost noch immer nicht von den parkenden Autos verschwunden. Aber man kann nicht alles haben und besser als Regen war es allemal. Jetzt fehlt eigentlich nur noch EIN Wetterphänomen, wenn ich auf die Rennbahn will und das zeigt sich in (ekligen) kleinen weißen Flocken augen-rollende-smilies-0001.gif von smiliesuche.de Ich will keinen Winter!!! Aber Petrus hört anscheinend ohnehin nicht auf mich...

Heute habe ich leider niemanden gefunden, der mich umsonst mit auf die Rennbahn genommen hätte, aber so viele Leute hatten sich auch insgesamt nicht auf die Bahn verirrt. Dennoch, Pferderennen unter Ausschluss der Öffentlichkeit kann man es auch nicht nennen, eher vielleicht „Aktivennachmittag“ mit wahrscheinlich genau einer Ausländerin, wenn man mal von den 3 deutschen Startern samt Entourage absieht ;-)

Der Renntag begann heute mit dem ersten von zwei Halbblutrennen (Course D). An den Start gingen überschaubare 6 Teilnehmer. Optisch gefiel mir die 5jährige Stute Rixe de Ferbet am besten, die übrigens auch von einer Frau trainiert und einem weiblichen Jockey geritten wurde, was aber nicht mein Kriterium war. Allerdings müsste die Pflegerin noch mal das Zöpfe flechten üben... Ohnehin sah ich mich dann gezwungen, meine Entscheidung nach einem Blick auf die nicht wirklich vorhandene Form, sie war auch mit 260:10 die mit Abstand längste Favoritin, überdenken. Radjah de la Barre erinnerte mehr an einen Plüschteddy als an ein Rennpferd, sodass ich diesen gedanklich strich und mich stattdessen für die 20:10 Favoritin Reine de Mai entschied, die zwar auch ein wenig plüschig, aber deutlich aufmerksamer dreinschaute. Interessant fand ich, dass die Nummer 6, Svarovsky’s Glory, von Julien Morel geritten wurde, den ich bisher nur in Hindernisrennen gesehen habe. Ob es ein Zeichen war, weiß ich nicht, aber Svarovsky’s Glory wurde Letzter. Allerdings war ich mit meinen Tipps auch nicht glücklicher, es gewann natürlich Teddy Radjah de la Barre, wenn auch erst nach hartem Kampf mit dem ein wenig zu spät kommenden Royce de Mottes und Reine de Mai. Im Lager der Favoritin haderte man anscheinend im Anschluss mit dem sehr weichen Geläuf, die Dame mag es wohl nicht „lourd“, wie der Pfleger wortreich, gestikulierend und unüberhörbar erläuterte.
Wie eine Perlenkette: Reine du Mai, Reunion A Brion, Radjah de La Barre (man beachte den Gesichtsausdruck), Svarovsky's Glory
Endkampf: "Teufelspferd" Radjah de La Barre (Mitte) setzt sich durch vor Royce des Mottes (außen) und Reine du Mai
Reine du Mai nach dem Rennen
Danach war der Nachwuchs angesprochen. Über 2000m führte das Rennen für 2jährige sieglose Stuten. Ganze 16 Pferde gingen an den Start, so viele, dass ich mit der schieren Anzahl mir unbekannter Pferde mal wieder überfordert war. Dieses Mal waren auch keine alten Bekannten dabei, an denen ich mich orientieren konnte. Die Favoritin war die Pantall-Stute Miss Catsy (40:10). Obwohl mir Pantalls Jockey Fabrice Veron äußerst sympathisch ist (für Interessierte und des Französischen mächtige: http://www.asso-jockeys.com/public/inter.php?id_inter=67) und Miss Catsy mit Abstand am besten aussah, hatte ich starke Zweifel an einem Erfolg der Stute, die bereits 5 Mal gelaufen war, dabei zwar schon Platzierungen aber noch keinen vollen Erfolg einheimsen konnte. Die deutsche Vertreterin Oro Americana aus dem Rohne-Stall sah ordentlich aus, allerdings wäre sie mir in der Masse nicht aufgefallen, wenn ich nicht gezielt danach geguckt hätte. Mir gefiel noch die Debütantin Union Libre Sivola, eine großrahmige Stute. Wenn ich auf den Totobildschirm geguckt hätte, hätte ich gesehen, dass sie 1000:10 stand... genau so lief sie auch *räusper* Sie war gaaaaanz weit weg. Vielleicht hätte mich der Umstand vorwarnen sollen, dass weder Trainer noch sonst irgendjemand dabei war. Jockey Marie-Bernard Boudaud musste den Kollegen Antoine Samson als Aufstiegshilfe benutzen ;-) Meine Tipps waren mal wieder nicht vorne, aber dieses Phänomen sollte mich durch den ganzen Renntag begleiten, ich hab nicht einen Sieger gehabt. Gut, dass ich gar nicht erst gewettet habe. Immerhin habe ich mit Miss Catsy recht behalten, die Stute wurde zum dritten Mal in Folge Zweite, was sowohl Trainer und Jockey nur ein Schulterzucken entlockte. Ihren Meister hatte Miss Catsy dieses Mal in dem von Mickaël Barzalona gerittenen Nature Spirits gefunden, der am Toto mit 140:10 auch nicht gerade zu den Favoriten gezählt hatte, aber zuvor erst einmal gelaufen und auf dem 4. Platz gelandet war.


Endkampf: Nature Spirits (dunkelblau-weiß) siegt vor Miss Catsy (weiß-blau-rot)
Eine muss ja Letzte werden ;-) Union Libre Sivola
Im dritten Rennen gab’s dann das gleiche (Course G, 2000m) wieder, nur dieses Mal für die Hengste. Auch hier gab es mit Oro Tiger wieder ein Rohne-Pferd im Rennen, das ebenfalls okay aber auch nicht umwerfend aussah. Der 30:10 Favorit Val de Majorque gefiel mir ganz gut, ansonsten hatten es mir die drei Debütanten im Feld angetan, bei denen ich mich gar nicht entscheiden konnte, wen ich denn am besten finden sollte. Born to Compete aus dem Boisnard-Stall präsentierte sich sehr abgeklärt im Führring, gehörte aber zu den großen, schlanken Vertretern, die mit ein bisschen mehr Muskelmasse noch mal besser aussehen werden. Der Pantall-Starter Giulio Cesare hatte davon schon deutlich mehr, war dafür aber auch ziemlich aufgedreht und tänzelte trompetend durch den Führring, in dem er dann auch offenbar alle Kraft ließ und Letzter wurde augen-rollende-smilies-0001.gif von smiliesuche.de Die Reiter Saraiva und Messina hielten beim Aufgalopp erstmal ein verbales Kaffeekränzchen ab, während Baltamix lieber versuchte, seinen Jockey ins Gras zu befördern. Selbiger Vierbeiner setzte das Theater an der Startmaschine fort und sorgte für eine Verspätung von circa 10 Minuten, bevor er sich mit Kapuze schlussendlich doch noch in die Box befördern ließ. Nach 2000 Metern gewann dann ausgerechnet mein „alter Bekannter“ Touz Price, dem ich keine Beachtung geschenkt hatte. Val de Majorque und Born to Compete wurden immerhin 4. und 5.
Aufgalopp: Navarchus (3.)
Runde 1: Touz Price (6) an zweiter Stelle
"Fein gemacht!"
Meine Füße waren trotz zwei Paar Socken mittlerweile zu Eisklumpen mutiert. Vielleicht war das der Grund für meine schwindende Aufmerksamkeit am Führring vor dem vierten Rennen, das die zweite Hälfte der 2jährigen Hengste und Wallache beinhaltete. Ich kannte keins der Pferde, mochte aber, aus welchem Grund auch immer, Jack Malone, der ebenfalls aus dem Pantall-Stall stammt, was mir gerade erst auffällt ;-) Irgendwie kommen hier andauernd Pantall Pferde vor, aber das kann auch daran liegen, dass der einfach verdammt viele Starter stellt. Ansonsten habe ich nur noch festgestellt, dass mir immer die gleichen Jockeys vor die Füße laufen. Einer davon ist Antoine Samson, der bisher an jedem Renntag geritten ist, den ich hier (abgesehen von Longchamp) besucht habe.  Dieses Mal gewann übrigens mit Stormy Ocean, der Thomas Huet im Sattel hatte, ein Debütant vor dem 25:10 Favoriten Téo de St. Germain. „Mein“ Jack Malone wurde immerhin noch dritter, auch wenn die Franzosen den Namen etwas sehr verstümmeln... Letzter wurde übrigens Prince du Froid, der Trainingsgefährte von Union Libre Sivola aus dem 3. Rennen. Schade, dass darauf keine Wette angeboten wurde, die hätte ich nämlich gewonnen.

Endkampf: Stormy Ocean (8) gewinnt vor Téo de St. Germain (2) und Jack Malone (rosa-mauve)
Im 5. Rennen waren wieder die Halbblüter angesprochen (Course F, 2900m). Mein Tipppech blieb mir treu. Zu Trifolium habe ich mir nur „dick“ im Programm vermerkt. Wer wohl gewonnen hat? Genau, der gut gefütterte Trifolium natürlich, der außerdem Mickaël Barzalona den zweiten Tagessieg bescherte. Ich hatte mich mit den beiden Favoriten Terre Neuve und vor allem Tamara Conti, die mir ausnehmend gut gefiel, auf der sicheren Seite gewähnt. Jedoch war der Rennverlauf auch alles andere als ungestört. Im ersten Bogen überschlug sich Toscan des Brosses, riss dabei die Innenrails nieder und brachte auch Tadjike zu Fall. Den Pferden passierte nichts, beide waren sofort wieder auf den Beinen, aber doch erhebliche Störfaktoren im Rennen. Allerdings hat es wohl Toscan des Brosses’ Reiter Hervé Paimblanc erwischt, der Krankenwagen mit Blaulicht stand noch eine Rennen später hinter der Tribüne. Ich reiche nach, was passiert ist, wenn ich es rausgefunden habe.
Jedenfalls wurde der Ausgang des Rennens überprüft. Ich meckere ja schon immer zu Hause rum, wenn die Sirene losgeht, gegen die französische Variante sind die allerdings harmlos. Mich hätte es vor Schreck fast von der Tribüne gehauen. War schon am Überlegen, ob ich irgendwo in Deckung gehen muss.... :-D

Einlauf: Trifolium - Tiburs Collognes - Tchaang und die reiterlose Tadjike
Von den Startern im 6. Rennen (D, 1350m) hab ich nicht so viel mitbekommen, weil ich Video gucken musste und danach hat mich der Bratwursthunger gepackt. Die Wurst war sogar besser als gedacht ;-)
Docteur Buzz kannte ich schon und mit Flamsteed war noch ein Pferd dabei, das in Deutschland noch bekannt sein dürfte. Noch immer im deutschen Besitz ist Marny, die sogar als Favoritin an den Start ging und dieser Einschätzung auch vollauf gerecht werden sollte. Ich hatte sie natürlich unterschätzt, vielleicht auch, weil sie im Führring sehr zappelig war. Paisley Print gefiel mir gar nicht, wenn es kein Vollblutrennen gewesen wäre, hätte ich ihn auch nicht als solchen erkannt. 

Marny sorgt für einen deutschen Sieg, dahinter Unquenchenable Fire, Tamada (der Kopf ganz rechts) und Dawaes (2)
Nach dem letzten Flachrennen (wahrscheinlich auch das letzte Flachrennen, was ich während meines Frankreichaufenthalts gesehen habe) ging es an die Steeplechase, ein Handicap über 3800 Meter. Ich fand Kashento d’Hommée (85:10) toll, war mit Abstand mein Lieblingspferd am heutigen Renntag. Der Favorit Cri Angel beeindruckte mich dagegen gar nicht, er wurde auch nur 9.  Opson reihte sich dagegen in die Teddyriege ein. Ein merkwürdiges Bild gab Jalafre de Kerozen beim Aufcantern ab. Die Nase fast im Gras sah er so aus als wolle er beim Galoppieren Gras fressen. Entspannt geht anders. Kashento d’Hommée schaffte auch das beste Ergebnis aller meiner Tipps am heutigen Tag und wurde guter Zweiter hinter dem von Alain de Chitray gerittenen 120:10 Außenseiter Podensac. 

Abendstimmung: Opson
Der Sieger vor dem Rennen: Podensac

Nochmal Gegenlicht, dieses Mal mit Jalafre de Kerozen

:-D Mit Sonne isses einfacher



Kashento d'Hommée
Zum Abschluss gings dann noch einmal über die Hürden. Für den 3jährigen Nachwuchs ging es über 3400 Meter. Das Macaire-Pferd Tel Père Tel Fils gefiel mir, genau wie Sagace des Champs, übrigens das erste Hindernispferd, das ich eine Frau habe reiten sehen. Peace and Liberty wäre auch als Kutschpferd durchgegangen. Als Favorit ging aber Kauto the Queen an den Start, ob es am berühmten Bruder lag? Mit dem vierten Platz war sie aber besser, als ich gedacht hätte. Ein Doppelerfolg gelang aber Alain de Chitray, der am heutigen Tag eine 100%ige Erfolgsquote vorweisen konnte und mit Goudeluxe zu einem ungefährdeten Sieg kam.
Mal ne andere Perspektive...
So, bevor ich mich rennbahntechnisch in den Winterschlaf (mehr oder weniger) begebe, steht für mich voraussichtlich noch ein Renntag an, am 12. Dezember ist Hindernisrenntag in Angers angesagt.

Mittwoch, 24. November 2010

La renaissance du tramway - C'est bon à savoir (7)

In Dortmund hat man sie jüngst unter die Erde verbannt: Zu gefährlich für übrigen Verkehr sowie Fußgänger, technisch überholt und viel zu altmodisch. Man ist ja Metropole Ruhr und nicht mehr Kohlenpott und eine Straßenbahn passt da nicht ins Stadtbild. Kurzerhand wurde die Straßenbahn im Stadtzentrum unter die Erde verfrachtet. Doch nicht überall in der ach so globalisierten Welt ist man einer Meinung. Schon beim Nachbarn sieht die Welt buchstäblich ganz anders aus. 

In la belle France heißt es dagegen eher "Le tramway, c'est la mode!" und munter schießen hier die Straßebahnen wie Pilze aus dem Boden. Bordeaux hat eine, in Nantes fährt man Bahn statt Bus, Rouen ist schon seit 1994 wieder auf Schienen unterwegs und bien sur, auch la plus belle ville de la monde, Paris hat sie, die Straßenbahn. Und auch im kleinen Angers steht man dem Tramway-Wahn in nichts nach und werkelt seit mittlerweile vier Jahren fleißig an der für 2011 geplanten Fertigstelltung der Straßenbahn. 

Die Straßenbahn: In Le Mans ist sie seit 2007 in Betrieb. Mit rund 300 Millonen Baukosten war sie eine der günstigsten in Frankreich.
Der erste Gedanke im September war: "Ils sont fous, le francaises". Wer kommt schon auf die bescheuerte Idee, eine unpraktische Straßenbahn in eine bestehende Stadt zu bauen? Die recht engen Straßen in den Innenstädten laden nicht gerade dazu ein, noch ein Schienennetz zwischen die Häuserreihen zu quetschen. In Angers wird die Bahn in Zukunft mitten durch die Innenstadt, über eine Einkaufsmeile und über eine vielbefahrene Straße verlaufen, wo in der Rush Hour regelmäßig der Verkehrskollaps eintritt. Trotzdem, irgendeine Faszination muss die Straßebahn in Frankreich haben, ein paar Tausend Euro reichen schließlich bei weitem nicht zur Finanzierung aus. Die ersten Touren in andere Städte sorgten für Überraschung: "Ils sont partout, les tramways." 

Als moderne Fortbewegungsmittel prägen die Bahnen das Stadtbild.
Doch warum die Renaissance, nachdem 1975 die Straßebahn in Frankreich praktisch tot war? Nach dem zweiten Weltkrieg hatten die meisten Städte ihre Bahnen peu à peu abgeschafft, Busse und natürlich Privatwagen wurden zum wichtigsten Verkehrsmittel im Nah- und Stadtverkehr. Doch in den letzten 20 Jahren wendete sich das Blatt. Neben ökologischen Überlegungen spielte vor allem die Überlastung der Straßen eine Rolle. Nach Skepsis am Anfang, hat sich das Konzept der modernen Straßenbahn bewährt: kaum Lärm, weniger Staus und schnelle Fortbewegung sind die entscheidenden Vorteile der Straßenbahn. Zu letzterem trägt vor allem eine (neue) Verkehrsregel bei, die Straßebahn hat Vorfahrt, ob Autos, Busse, Fußgänger usw. "le tramway est toujours prioritaire" - nur bring das mal einer den Franzosen bei... 

Angers: Netter Versuch, aber ob das hilft? Die Vorbilder in Nantes etc. beweisen: Mais non, nous sommes en France!

Sonntag, 21. November 2010

Nikó conquerit... Les 72 Heures du Pays de la Loire (54)

Ich gebe zu, der Titel des Blogbeitrages ist etwas, nunja, konstruiert, aber ich kann ja nicht einfach Lena kopieren, deren Überschrift sowieso unübertrefflich ist Cooler Titel - Klick mich! Aber ich muss ohnehin etwas weiter ausholen, da ich vor lauter Pferde ja mal wieder zu nichts anderem gekommen bin ;-) Aber das müsst ihr aushalten, normal ist ja ohnehin langweilig.
Nikó conquerit Le Mans
Damit ich mir nicht wieder anhören muss, meine Blogbeiträge seien zu lang, versuche ich mal zum Punkt zu kommen. Für Freitag hatten wir uns eine Tour in das Zentrum des französischen Motorsports vorgenommen. Nicht, dass ich mit Rennwagen und Motorrädern viel am Hut hätte, aber Le Mans liegt nun einmal in unserem Radius für Tagestouren. Wir haben uns aber auch auf die Innenstadt beschränkt, wo die enge Beziehung zum Motorsport zwar nicht zu übersehen waren (z.B. Denkmäler für die Sieger der 24 Heures du Mans), aber durchaus noch Raum für Besichtigungen anderer Art ließen. Ein absolutes touristisches Highlight ist die Stadt nicht wirklich, in der Innenstadt verschandeln leider einige Bausünden das Bild. Mein Favorit war das alte Stadtviertel La Plantagenêt, das sich durch viele enge, mit Kopfsteinpflaster versehen Gassen und alte Fachwerkhäuser auszeichnet. Dort hat man es glücklicherweise sein gelassen, Gebäude im Stil der 60er/70er Jahre dazwischen zu klatschen. Bis wir in dem Viertel ankamen, war es allerdings fast schon Mittag, weil wir uns auf der Suche nach dem Office de Tourisme ein wenig verlaufen hatten. Zu unserer Verteidigung sei gesagt, dass wir auch keinen Stadtplan hatten (ohne Drucker ist es manchmal ganz schön schwierig). Relativ ungeplant haben wir uns dann auch ein etwas umfangreicheres Mittagessen gegönnt, aber bei dem Angebot eines Mittagsmenüs für 12 Euro, bestehend aus Salat, Hauptgang, Dessert und Kaffee, konnten wir nicht vorbeigehen - zum Glück. Der Salat war schon köstlich, der Hauptgang, bei mir bestehend aus Wachtel am Spieß und Saisongemüse, sprich Kürbis, Kohlrabi etc. und Kartoffeln, war noch besser. Sowas werde ich zu Hause vermissen. ;-) 
Am Nachmittag haben wir dann noch ein paar Kirchen besichtigt und ich habe meine neue Lieblingskirche in Frankreich gefunden, bevor wir dann rechtzeitig zum Einbruch der Dunkelheit den Zug zurück nach Angers genommen haben.
Le Mans - die Kathedrale. Erinnert mich ein bisschen an Barcelona, ein ganz anderer Stil als die typischen Kathedralen hier.
Kathedrale von innen, ich mag den Altar
Yeeha! :-)
Sie lieben ihn wirklich...

Meine neue Lieblingskirche: Notre Dame de la Couture

Die Krypta, ich finde sie absolut toll!
Gestern stand bei mir als allererstes ein Frisörbesuch auf dem Programm. Der war auch dringend nötig - der Nachteil bei Kurzhaarfrisuren halt. Am Nachmittag war dann ein absolutes Muss an der Reihe, der Besuch bei Cointreau. Lustigerweise wusste ich vor meinem Auslandssemester gar nicht, dass Cointreau aus Angers kommt, obwohl ich den Likör schon kannte (und nein, nicht aufgrund eines bestimmten, in einer amerikanischen Fernsehserie vorkommenden Cocktails). Die 2 Stunden bei Cointreau haben sich wirklich gelohnt, ich habe schon 8,80 Euro für weniger lohnenswerte Sachen ausgegeben. Zunächst einmal waren sowohl die Führung als auch die Räumlichkeiten richtig gut gemacht. Gut, der Film, der zu Beginn der Führung gezeigt wurde, war für meinen Geschmack etwas zu viel Werbung und etwas zu wenig Geschichte, aber das hielt sich noch im Rahmen. Wirklich hochinteressant war dagegen die Führung durch das Werk. Leider stand die Produktion, war ein Samstag, aber andererseits wäre es sonst wohl doch etwas laut und vor allem heiß dort drin gewesen. Einen Raum gab es, in dem die Geschichte des Familienunternehmens dargestellt wurde. Kleine Info: Cointreau gibt es seit mittlerweile 150 Jahren, dabei war die Firma immer im Familienbesitz, wobei der Hauptsitz auch schon immer in Angers war. Zum Schluss der Werksführung ging es noch durch die Abfüllungshalle, bzw. durch einen Korridor oberhalb davon, der mit Werbeplakaten aus 150 Jahren geschmückt war - sehr interessant. A propos Werbeplakate, manchmal haben die Franzosen einen an der Waffel. In Frankreich ist nämlich Alkoholwerbung mit Personen verboten, soll heißen, eine (bekannte) Person darf keine Marke repräsentieren. Ah ja... ohnmacht-smilies-0001.gif von smiliesuche.de
Natürlich verließen wir Cointreau nicht ohne eine Degustation. Wer aber gedacht hatte, er bekäme nur ein kleines Gläschen Cointreau in die Hand gedrückt, sah sich getäuscht. Zwar gab es auch Cointreau pur, aber das war längst nicht alles. An einem Tisch platziert (inklusive Namenskärtchen) gab es zudem noch zwei Cocktails mit Cointreau zu trinken. Während des Genießens konnte man den ziemlich aufschlussreichen Ausführungen des - zugegebenermaßen ziemlich schnuckeligen - Barkeepers lauschen. biggrin.gif von smiliesuche.de

Bei Cointreau: Die Hauptzutat sind natürlich Orangen, bittere und süße

Corporate Design ;-)

Heute war dann mehr oder weniger Faulenzen angesagt, naja und solch notwendige, aber langweilige Dinge wie Wäsche waschen etc. Dafür gings dann heute Nachmittag aber doch noch für gut zwei Stunden hinaus in das ungemütliche, regnerische Novemberwetter. Zu sechst, mit ein paar Franzosen nämlich, waren wir auf der Foire St. Martin, auch Fête Lorraine genannt, was eine dreiwöchige Kirmes in der angeviner Innenstadt ist. Sagen wir mal so, mein Mageninhalt wurde ordentlich vermischt :-D Ich gehe ja fast überall mit hinein, aber manchmal ist es besser, wenn man vorher nicht weiß, was einen in diversen Fahrgeschäften erwartet... Aber war lustig - auch wenn Lena manchmal recht laut und quietschig neben mir wurde lachende-smilies-0026.gif von smiliesuche.de Und um nochmal zum Thema Franzosen und Alkohol zurückzukommen. Wir haben uns sowohl über die geringe Anzahl von Fressbuden mit herzhaften Speisen im Angebot als auch über die Abwesenheit von Getränkeständen gewundert. Die Erklärung für das letztere Phänomen ist recht simpel: Auf einer Kirmes mit Achterbahnen ist de Ausschank von Alhohol verboten. Ooookay... Aber immerhin, es gab gebrannte Mandeln und wie lecker die waren, demonstriert am besten Niko:

Mjam!
Aaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhh!!!!! ;-)
Tatiana, Steeve, Violaine, Lena und ich (von oben links bis rote Jacke :-D)

Donnerstag, 18. November 2010

Novembre à Angers: Courses par temps de brouillard

Ich war Dienstag böse, und zwar ganz schön. Aber ich hätte es vorher wissen müssen. Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen, GANZ BESTIMMT brav zur Uni und nicht auf die Rennbahn zu fahren. Je näher der Dienstag jedoch rückte, umso mehr geriet meine Entscheidung ins Wanken, was mir mittlerweile auch schon den Titel „Junkie“ eingebracht hat lachende-smilies-0075.gif von smiliesuche.de Als ich am Sonntag dann noch entdeckte, dass eine gute Handvoll französischer Topjockeys Ritte in Angers, das ja gestern Alleinveranstalter war, angenommen hatte, war es dann fast geschehen. Nur noch mein Gewissen hielt mich (ein bisschen) davon ab. Aber nachdem mir von allen Seiten gut zugeredet wurde, ich solle es ignorieren, habe ich mich nur allzu gern überzeugen lassen. Immerhin gibt es während meiner Anwesenheit in Angers keinen Dienstags-Renntag mehr, sodass ich zumindest an diesem Wochentag nun immer zur Uni gehen kann, was auch bitter nötig ist, die Punkte will ich ja schon haben ;-)
Die äußeren Faktoren sprachen natürlich wieder einmal gegen den Rennbahnbesuch. Es war saukalt, in der Innenstadt war mal wieder irgendeine Demo und durch den Nebel sah man keine 100 Meter weit (und das ist nicht übertrieben). Ich bin natürlich trotzdem gefahren ;-) In Eventard (pünktlich!) angekommen, stellte ich erst einmal fest, dass sich der Nebel nicht durch meine Willenskraft beseitigen ließ, schade aber auch, hätte ja klappen können :-D Sichttechnisch war es zu Beginn absolut bescheiden, man konnte circa die Hälfte der Zielgeraden einsehen, die beiden Bogen waren vom dicken Nebel verschluckt, von der Gegengeraden mal ganz zu schweigen. Dass eine solche tatsächlich existiert, musste man schon wissen.

Finanziell sollte der gestrige Dienstag ein äußerst günstiger Renntag für mich werden. Dies fing an, als ich am Kassenhäuschen stand und mein Portemonnaie in den Tiefen meiner Tasche suchte. Ein Herr (Mittvierziger, recht distinguiert aussehend) fragte mich, ob ich bezahlen würde. Hm, war offensichtlich, aber egal, die Frage also leicht belustigt bejaht. Daraufhin ging ein französischer Wortschwall (und ich verstehe eigentlich das meiste) auf mich nieder, von dem ich nicht wirklich etwas verstanden habe, aber dahingehen interpretiert habe, dass er mich mit reinnehmen wollte. Also auf Verdacht erstmal „oui“ gesagt, kann ja nicht schaden :-D Sicher war ich mir aber nicht. Meine neue Bekanntschaft diskutierte mit der Dame im Kassenhäuschen und während ich noch überlegte, ob ich ihn nicht eventuell doch falsch interpretiert hatte, drückte er mir dann doch einen Papierschnipsel mit der Aufschrift „Propriétaire“ in die Hand. Sehr cool, damit hatte ich dann immerhin 5,50 Euro gespart. Habe noch kurz mit dem Herrn gesprochen. So stellte sich heraus, dass im ein Starter in der einzigen Steeplechase des Tages namens Soleil de Mée gehörte. Nach einem kurzen Plausch zog er dann von dannen und ward später nur noch von Ferne gesehen.

Der Besuch war, berücksichtigt man das nicht gerade einladende Wetter, verglichen mit dem letzten Dienstags-Renntag recht ordentlich, von Rennen unter Ausschluss der Öffentlichkeit kann nicht gesprochen werden. Deutlich zu merken war, dass Angers heute zur Abwechslung mal wichtig war :-D Equidia hatte ein Zelt im Führring aufgebaut und schwirrte mit einer ganzen Armada an mindestens ebenso wichtig aussehenden Leuten durch die Gegend. Man merkte deutlich, dass Angers Alleinveranstalter war. Die Übertragung wurde mit einem Split-Screen eröffnet, auf dem nicht weniger als 4 Equidia-Menschen zu sehen waren, die sich alle IN Angers auf der Bahn befanden :mrgreen: Kleiner Kulturschock im Vergleich zu letzter Woche, wo Angers noch nicht einmal PMU Renntag war.

Ach ja, Rennen gab es auch. ;-) Ganze neun Rennen standen auf der Karte. Es gab auch (zum Glück) keine Traber, ein Mal hat mir gereicht.
Als erstes waren die Zweijährigen in einem Rennen der Kategorie B über 2000 Meter dran. Mit dabei waren die ersten „alten Bekannten“. Beaulieu und Naromdia habe ich schon laufen sehen. Die beiden gehörten zum erweiterten Favoritenkreis, ersterer war auch im Endkampf dabei und wurde Zweiter. Winterfelltechnisch war alles dabei, vom Pferdchen im beinahe Sommerkleid, über den geschorenen Kandidaten bis hin zum Teddybär. Zur letzten Kategorie gehörte Skowdron, dessen Fell auch für zwei gereicht hätte. Er wurde immerhin noch Vierter, was ich ihm nicht zugetraut hätte. Henri-Alex Pantall sattelte die ersten beiden seiner anwesenden gefühlten Hundertschaft an Pferden, aber gut, der hat es ja auch nicht weit (eigene Trainingsanlage zwischen Nantes und Angers), guckte aber trotzdem die meiste Zeit ziemlich griesgrämig drein. Dabei hatte er eigentlich keinen Grund dazu, sollte doch bereits im ersten Rennen die von ihm trainierte Favoritin Jiloka Avenue ihren zweiten Erfolg in Serie schaffen. Vielleicht lag es aber auch an der mehr als schlechten Sicht. Die ersten Rennen waren recht langweilig, da man die Pferde als Zuschauer nur auf der Zielgeraden sehen konnte. Gut, dass Equidia so viele Kameras dabei hatte, sonst wäre es auch für den Kommentator (der übrigens verdammt gut ist, hab leider den Namen vergessen, Alexandre Roy oder so ähnlich) schwierig geworden. Trotz der Regenfälle und des Nebels war das Geläuf als tief angegeben, was wohl auch stimmte, habe ich zumindest Jockey Alexandre Jeffrard nach dem Rennen sagen hören („ce n'est pas lourd“).
Jiloka Avenue
Soviel zum Thema Nebel...
Das Feld auf der Reise, Jiloka Avenue ist schon vorne
Bevor ich meine Aufmerksamkeit dann aufs zweite Rennen richten konnte, sah ich eine blaue Jacke mit der Aufschrift „Rennstall Mäder“ inklusive sich darin befindlicher Person (keine Ahnung ob Reisefuttermeisterin oder Pflegerin oder... falls es einer weiß, bitte Bescheid sagen ;-)) herumlaufen. Und da man sich in der Fremde ja angeblich immer verbrüdert, habe ich sie angequatscht. War eine gute Idee, haben uns noch nett unterhalten, vornehmlich über die Situation in Deutschland. Zuckerpuppe als Hindernispferd müsste in Deutschland zwei der raren Hindernisrennen gewinnen, um so viel Geld zu verdienen, wie es in Frankreich für einen dritten Platz (gemeint waren ca. 3000 Euro) gibt. augen-rollende-smilies-0001.gif von smiliesuche.de Immer wieder erschreckend. Da fährt man dann doch lieber die knapp 900 Kilometer und nimmt die Strapazen auf sich. Immerhin hatten sie dieses Mal Glück und konnten sich den Transporter mit dem Smrczek-Pferd Nelson teilen.

Das zweite Rennen war dann schon das Hauptereignis, der Grand Prix d'Angers, ein Altersgewichtsrennen der Kategorie A über 2900 Meter. Auch hier traf ich zwei alte Bekannte, nämlich Ucandri (40:10) und Valoro (190:10). Berühmte Rennfarben hatten sich außerdem noch eingefunden. André Fabre schickte den in den Abdullah-Farben laufenden Favoriten English Summer ins Rennen, der allerdings nur enttäuschender 7. wurde. Weitere namhafte Starter waren die Aga Khan Stute Sadiyna und die spätere Vierte First Blush, die für Scheich Al Maktoum an den Start ging. Die Nase vorn hatte schlussendlich aber die zweite Favoritin Karatoya, in deren Sattel niemand geringeres als Johan Victoire saß, der damit seinen einzigen Ritt in einen Sieg verwandelte, nach Zielüberquerung die Faust in den nebligen Himmel stieß und sich sichtlich freute. Es gab sogar eine Siegerehrung, ich war schwer begeistert! Allerdings musste der gute Johan Victoire alle drei nicht gerade kleine Champagnerflaschen selbst tragen. Champagner ist übrigens das allerhöchste der Gefühle, mehr gibt’s in Frankreich nicht bei der Siegerehrung, zumindest nicht in der Provinz ;-) 
Waiting: Maxime Guyon und Michael Poirier
"Laisse-moi tranquil!" - Shadow Man
Karatoya mit Johan Victoire im Sattel

Kampf um die Plätze: 2. Snape Maltings (grün), 3.Valoro (rosa-mauve), First Bluch (rot-weiß) vor Sadiyna (grün-rosa), Ucandri (gelb-orange) und Shadow Man (blau-gelb)
Das dritte Rennen war ein Handicap (Kat. D) mit deutscher Beteiligung in Form des von Sascha Srmczek trainierten Nelson. Bevor die Pferde aber den Führring betraten, habe ich schnell Nelson und auf Bestellung die ex-deutsche Sina alias Eselchen donkey.gif von smiliesuche.de gewettet, beide auf Platz. Nelson sollte mir als Dritter immerhin mein Mittagessen finanzieren, während Sina weit abgeschlagen als 12. durchs Ziel galoppierte. Bei insgesamt 16 Startern konnte ich im Führring meine Augen nicht überall hin richten, dafür reichte die Zeit nicht. Das gehört zu den Sachen, die mich echt nerven. Ich möchte die Pferde länger sehen als 3-4 Minuten. Was ich demgegenüber total super finde, ist, dass die Wetten in der Regel (ausgenommen die komplizierteren Formen wie Quinté etc.) angesagt werden. Geht viel schneller. Aber zurück zum Rennen, bei den Pferden gab es Licht und Schatten, Nelson gehörte zur ersten Kategorie. Sonst gefielen mir Mafra, die Stéphane Pasquier im Sattel hatte, ein Pferd mit dem absolut bescheuerten Namen Papa Loves Mambo und Driven Snow, dessen Jockey Thomas Huet seine Peitsche im Führring erstmal dem Besitzer zwecks Überprüfung der Funktionstüchtigkeit überreichte peitschen-smilies-0002.gif von smiliesuche.de. Anscheinend war das Ergebnis zufriedenstellend, denn Driven Snow ging nach hartem Kampf mit Nelson (Ioritz Mendizabal) und – natürlich – Papa Loves Mambo, als erster durchs Ziel. Im Lager von Nelson war man augenscheinlich auch mit dem zweiten Platz zufrieden,nachdem die Pflegerin anfangs der Geraden als Nelson nach vorn beordert wurde noch rief „Das geht nicht“ und sie vor dem Start schon Blut und Wasser hatte schwitzen müssen. Erst funktionierte die Startmaschine nicht und dann fand Nelson diese nicht ansprechend. Ob Nelson die Drohungen seiner Begleitung „Wehe, der macht das schon wieder...“ gehört hat, weiß man nicht so genau, aber er ging nach einiger Hampelei dann doch hinein. Auch in Düsseldorf war man anscheinend nervös, denn das Handy klingelte mehrfach. Aber dann wendete sich ja noch alles zum Guten, Nelson erhielt seine Streicheleinheiten sowie eine Einladung zur Dopingprobe und ich bekam mein Pommesgeld.

Nelson halb verdeckt (schwarz-blau) an zweiter Stelle
Eine Runde später: Endkampf, Nelson zieht knapp den Kürzeren gegen Driven Snow (4)

Nelson nach dem Rennen
Da ich mit Essensaufnahme beschäftigt war, kann ich auch nichts zu den Startern im vierten Rennen (Handicap Kat. F) sagen. Anzumerken ist aber, dass mittlerweile die Gegengerade wieder sichtbar war und man sich mittlerweile eine Verspätung von 10 Minuten eingehandelt hatte. Man bemühte sich jedoch sehr, diese wieder abzubauen. Das Rennen ging ziemlich an mir vorbei, irgendwie war mein Essen interessanter ;-)

Zum fünften Rennen lichteten sich die Reihen in der Jockeyprominenz. Außer Maxime Guyon waren alle (Pasquier, Victoire sowieso, Bonilla, Mendizabal) in den Feierabend verschwunden und die bereits gewohnten Jockeys dominierten wieder das Bild. Equidia hielt aber bis zum Ende durch, auch mit den Siegerinterviews aus dem Führring, was ich noch positiv herausheben muss.
Das fünfte Rennen der Karte, das Grand Handicap de Maine (Kat. E) war mit 4000 Metern ein Rennen für die Extremsteher, mit dabei wieder einmal Lasse, dessen Chancen ich im Vorfeld als recht gut einschätzte. Nach Form hatte ich mir Soonest Dream, das Pferd eines Besitzertrainers ausgesucht, der mich im Führring dann aber weniger überzeugen konnte. Lasse und Gallardo (nicht der deutsche Gallardo, ein irisch gezogenes Pferd) hatten es mir mehr angetan. Ouvreur war ein absolutes Riesenpferd, ganz im Gegensatz zum Pony Smalyne, das in etwa die Größe von Halliday haben dürfte. Heliodor war das einzige Hürdenpferd, das sich mal wieder – erfolglos – auf der Flachen versuchte. Der sah aber auch sch... aus. Drei Mal insgesamt konnte man die Starter auf der Zielgeraden bewundern, bevor nach einer extremen Tempoverschärfung im Schlussbogen der vom lokalen Trainer Alain Couetil trainierte Poly Andrie (180:10) mit lockeren 5 Längen vor dem ex-deutschen Free Minded gewinnen konnte. Lasse wurde immerhin noch Fünfter und landete einen Rang vor dem Pony Smalyne.

"Los, sag schon, das hab ich toll gemacht, oder?" Poly Andrie, Jockey Adrien Fouassier und Team
Auch das sechste Rennen war ein Handicap (Kat. E, 2100 Meter). Ich habe noch nie einen Apfelschimmel mit solch lustiger Färbung gesehen wie Top Wave. Allerdings scheinen Punkte nicht unbedingt zur Schnelligkeit des Trägers beizutragen, Top Wave wurde zwar nicht Letzter, landete aber im geschlagenen Feld. Es sagte mir aber auch kein Teilnehmer wirklich zu, sodass ich meine Aufmerksamkeit auf alte Bekannte aus Deutschland wie Global Hero, Simple Mind und Ozzia beschränkte, mit Ausnahme von Simple Mind als Drittem hatten diese mit dem Ausgang des Rennens aber nichts zu tun. Im Programm habe ich mir Princesse Loyale als gut aussehend vergemerkt, die Stute wurde immerhin Vierte. Maxime Guyon entwickelt sich langsam zu meinem französischen Lieblingsjockey, nachdem er mir jetzt mehrfach positiv aufgefallen ist. Seine Art mit Pferden umzugehen, gefällt mir ausnehmend gut. Doch das aufmunternde Klopfen des Halses seines Pferdes King Glorieux trug nicht zu einem besseren Abschneiden als dem 14. Platz bei 16. Startern bei. Der mit drei Pferden ausgestattete Besitzertrainer David Bourillon, der sein Pferd auch selbst führte, konnte mit Missillac zu seiner großen Freude den dritten Saisonsieg einfahren. Dies brachte ihm auch noch 2 Rennen später noch lautstarke Glückwünsche ein, die er strahlend quittierte. Man konnte gar nicht anders, als sich mitfreuen. 
Top Wave (Lena, der ist für dich :-D)
Don Pelayo beim Aufgalopp
 
Runde 1: Missilac galoppiert an zweiter Stelle
Anschließend stand das letzte Flachrennen (Handicap Kat. D, 2100 Meter, die angeviner Lieblingsdistanz – ist aber auch praktisch, weil die Pferde dann zwei Mal an der Tribüne vorbeikommen) an. Mittlerweile hatte man es geschafft, die Verspätung auf 2 Minuten zu reduzieren. Ich war im Vorfeld der Meinung, ein Pferd mit dem Namen Neilgwerz müsse schnell sein, allein schon, um seinem Namen davon zu laufen. Als ich ihn dann sah, habe ich mir das anders überlegt (ging gar nicht), um mich dann eines Besseren belehren lassen zu müssen, als Neilgwerz Zweiter von 16 Startern wurde. Corps de Garde gefiel mir sehr gut, der Hengst fiel in die Kategorie kompakt, quadratisch, muskulös, und sein Aussehen täuschte nicht, er wurde immerhin Dritter. Ein Blender war dagegen Monique Bisou, die aussah, als trüge sie noch Sommerfell, so sehr glänzte sie. Im Rennen war sie dagegen irgendwo im Nirgendwo. Der Sieger, der den Einlauf 11-12-13 komplett machte, war Kyrnos, der Maxime Guyon dann nach einigen Versuchen doch noch seinen einzigen Tagessieg verschaffte, mit Kopf übrigens, was Maxime Guyon mit „ouf“ quittierte :-D 
Aufgalopp: Pelochon

Perspektivwechsel, gnihihi ;-)
Kampf um den Sieg: Kyrnos (weiß-grün) behält den Kopf knapp vorn vor Neilgwerz (gelb-lila) und Corps de Garde (blau-gelb)
Watching...

Simple Mind und Princesse Royale

Princesse Royale
Danach ging es an die „dicken Dinger“, die Steeplechase über 3800 Meter stand an. Allerdings waren dieses Mal Halbblüter an der Reihe, wenn ich die Ausschreibung richtig interpretiere. Ich war kurz versucht, den Starter „meines“ Besitzers zu wetten, habe das mit einem Blick auf die Form (erst eine Steeplechase gelaufen, dabei Vierter und hinter einem heutigen Starter) doch lieber gelassen, was in Anbetracht der Tatsache, dass Soleil du Mée angehalten wurde, eine gute Entscheidung war. Mir gefiel der pechschwarze Scandaleux, der aber über einen 5. Rang nicht hinaus kam. Aber immerhin ging das Rennen ohne Stürze ab. Der Sieg ging an den Frontrunner Sword Danse, wohingegen der große Favorit Sereine de Farges aus dem großen Stall des berühmten Guillaume Macaire nur als Zweitletzter ins Ziel kam. Im Team des drittplatzierten Soprano Vallis war man dagegen zufrieden, zumindest bedankte sich Trainer Gil Chaignon bei seinem Jockey David Cottin mit den Worten „Merci, très bien“
Il fait froid... der Winter kommt (Scandaleux)
Und wieder marschiert der Sieger vorneweg: Sword Danse bereits in der zweiten Runde mit ordentlichem Vorsprung
Und der Rest vom Feld, vorneweg der spätere Zweite Siam de la Roque
Einlauf: Sword Danse - Siam de la Roque - Soprano Vallis
 Da im letzten Rennen (Hürden, Handicap 4100 Meter) Zuckerpuppe startete, habe ich bis zum Schluss ausgeharrt, andernfalls wäre ich wahrscheinlich nach dem 8. Rennen gefahren, da ich abends noch wegmusste, aber ich bin geblieben und habe Zuckerpuppe noch „Hals und Bein“ zugerufen :-D Abgesehen von Zuckerpuppe gefiel mir der Fertillet-Starter mit dem fast unaussprechlichen Namen Quoquoalco, und auch Luc Morinière, den ich bereits in Nantes habe laufen sehen, sah gut aus. Letzterer wurde immerhin Zweiter hinter Orlando Magic, der – und das fällt mir gerade erst auf – von David Cottin geritten wurde. Quoquoalco wurde übrigens angehalten, aber dafür hatte ich keine Augen, ich war mit Zuckerpuppe beschäftigt, die, schade für meine Platzwette, Vierte wurde und damit immerhin noch 2660 Euro verdiente, womit sich die weite Reise gelohnt haben dürfte. 

Zuckerpuppe, französisch ausgesprochen wird übrigen "Suhkärpup" daraus ;-)
Miserable Qualität, trotz Photoshop, aber für meine Kamera wurde es grenzwertig dunkel. Zuckerpuppe gerade in der Luft (lila). Der spätere Sieger Orlando Magic springt schräg dahinter (gelb, verdeckt).
 
 Last but not least: ein mehr oder weniger geplanter Mitzieher ;-)