Dienstag, 29. Juli 2014

Niko erobert... Bad Harzburg (188)

Okay, das diesjährige Meeting im Harz ist schon wieder Geschichte. Aber bevor es ganz in Vergessenheit gerät, will ich doch noch kurz erwähnen, dass Niko und ich eine weitere Rennbahn von unserer "To Visit"-Liste streichen können ;)


Und für diejenigen, die noch nie in Bad Harzburg waren, gibt es noch einen Link zum Rennbahncheck --> Klick zu Turf-Times

Freitag, 4. Juli 2014

Derbyvorschau

In drei Tagen sind wir schlauer, was die Frage angeht, wer sich künftig mit dem Titel "Derbysieger 2014" schmücken darf. Die Auswahl ist so groß wie selten. Zwanzig Möglichkeiten gibt es, lässt man den unwahrscheinlichen Fall eines toten Rennens außer acht. Normalerweise überlasse ich das Besprechen von Feldern anderen. Ich kann mich nicht erinnern, für diesen Blog überhaupt schon einmal eine klassische Rennvorschau verfasst zu haben. In diesem Jahr jedoch ist für mich kein absoluter Herzenskandidat dabei, man sollte also meinen, der Blick ist weniger vernebelt :D Ich gehe mal in Reihenfolge der Startnummern durchs Feld.

1. Lucky Lion (Andreas Löwe/Ioritz Mendizabal)
Da habe ich mich doch glatt vertippt, ein Freudscher Vertipper möchte man meinen, wenn ich eröffne, dass statt "Lion" fast "Speed" dort gestanden hätte - der hat bekanntlich im letzten Jahr gewonnen. Die Vorleistung lässt keine Wünsche offen, mehr als 2014 ungeschlagen geht kaum. Hinzu kommt die Art und Weise seiner Siege, allerdings gebärdete er sich mitunter recht heftig, das wurde jedoch von Start zu Start besser kanalisiert. Sein Reiter durfte schon mal testen, was sicher nicht von Nachteil ist. Das Fragezeichen ist natürlich: Kann er die 2400 Meter? Sonntag werden immerhin schlappe 700 Meter mehr gefordert als bei seinem Sieg im Busch-Memorial. High Chaparral als Vater legt durchaus Stehvermögen nahe.

2. Sea the Moon (Markus Klug/Christophe Soumillon)
Ohne Zweifel das Pferd, über welches am meisten geredet und geschrieben wurde, nicht nur in der vergangenen Woche. Über Winter bereits - für mich zu dem Zeitpunkt in der Form nicht nachvollziehbar - gehypt, bewies der Sea the Stars-Sohn in diesem Jahr eindrücklich seine Klasse. Sea the Moon ist noch ungeschlagen, geriet bei keinem seiner Starts wirklich in Gefahr und ist damit natürlich zu Recht Favorit. Ich glaube jedoch nicht an seinen Sieg, aus mehreren Gründen. Diese sind teilweise absolut subjektiv (gefühlsmäßig nicht "mein" Pferd - rational nicht begründbar; hinzu kommt der Reiterwechsel, den ich in der Sache hier gar nicht bewerten will, dessen kurzfristige "Durchführung" jedoch nicht gerade von Stil zeugt), teilweise rationaler. Zu letzteren zählt die Unreife des Hengstes. Im Falle eines Wegbrechens könnte es in einem 20er-Feld doch schwierig werden. Außerdem ist Favoritentippen langweilig ;)

3. Magic Artist (Wolfgang Figge/David Probert)
Chanchenreich, ABER Iffraaj als Vater eines Derbysiegers?? Geht irgendwie so gar nicht. Stall Salzburg würde ich definitiv einen Derbysieger gönnen, das Pferd an sich: toll! Ein überzeugender Sieg im Bavarian Classic steht als bisher beste Karriereleistung zu Buche, immerhin mit 3,5 Längen vor Speedy Approach, der auch Sonntag wieder ein Gegner sein wird. Ich kann mir aber irgendwie beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein von David Probert (nix gegen ihn als Jockey an sich) gerittener Sohn eines Sprinters das Deutsche Derby gewinnt.

4. Wild Chief (Jens Hirschberger/Fabien Lefebvre)
Das ist er: mein persönlicher Derbyfavorit! Gut, ich gebe zu, dass Doyen jetzt auch nicht unbedingt nach Derbysieg schreit, aber die Opposition ist doch schon bedeutend geringer. Wild Chief ist einer der wenigen bereits Gr. I-erprobt und zwar in keinem geringeren Rennen als dem französischen Derby, in dem er sich als Vierter ausgezeichnet schlug. Bekanntlich ist der Prix du Jockey Club "nur" 2100 Meter lang, andererseits war das Anfang Juni und ich sehe keinen Grund, warum Wild Chief nicht auch die 2400 Meter packen sollte. Er ist ein Pferd, welches im Prinzip ausschließlich in schweren Rennen gelaufen ist, nur gute Formen gezeigt hat. Hinzu kommt eine wohl gut passende Startfrequenz, sodass ich mir sicher bin, dass er optimal vorbereitet an den Start kommt. Einziges Fragezeichen ist laut Trainer Hirschberger der Boden. Sollte dieser zu hart sein, läuft er nicht.

5. Geoffrey Chaucer (Aidan O'Brien/Ryan Moore)
Klangvoller geht es kaum: Coolmore, Aidan O'Brien und Ryan Moore. In jedem anderen Rennen wären sie der Blickfang des Tages, aber das Derby ist das Derby, da ist selbst ein Coolmore-Starter "nur" einer von vielen. Meiner Meinung nach ist Geoffrey Chaucer der bessere der beiden nachgenannten Ausländer, sofern man das Auftreten im Englischen Derby (nach massiver Störung früh in Ruhe gelassen und Letzter) nicht überbewertet. Dann bleibt für 2014 auch nur noch ein Dritter Platz auf Gr. III-Level, aber auch das nach nicht einwandfreiem Rennverlauf. Zweijährig war der Montjeu-Sohn dagegen ungeschlagen. Dass Ryan Moore reiten wird, ist natürlich ein Pfund und spricht dafür, dass man sich Chancen ausrechnet. Am Stehvermögen dürfte er, der Abstammung nach zu urteilen, eigentlich nicht scheitern.

6. Swacadelic (Jean-Pierre Carvalho/Filip Minarik)
Leider beehrt nur ein Pferd aus dem Carvalho-Stall das Derby. Der vermeintlich bessere Guardini wird nachvollziehbarerweise in Kürze in Frankreich starten. Außer Frage ist bei Swacadelic, dass er stehen kann: Adlerflug, Monsun, da bleiben in dieser Hinsicht kaum Wünsche offen. Eine Nummer wäre es schon, wenn er 7 Jahre nach seinem Vater das Derby gewinnen könnte. Optisch betrachtet, hat er das Zeug, denn er kann die Verwandschaft zu Adlerflug wahrlich nicht verleugnen. Allerdings war Swacadelic zuletzt deutlich geschlagen von Sea the Moon, fragkich, ob er die Form drehen kann.

7. Born to Run (Roland Dzubasz/Martin Dwyer)
Winterfavorit des letzten Jahres und zumindest der Name Born to Run klingt nach Derbysieger. Plus- und Minuspunkt gleichzeitig ist Shirocco: plus, weil Steher, minus, weil seine Nachkommen oft nicht so den letzten Biss zu haben scheinen. Für mich kein Derbysieger, dafür waren die beiden vierten Plätze in den Vorprüfungen in Frankfurt und München dann doch nicht gut genug. Sein Trainer hat natürlich schon mehrfach gezeigt, dass er in solchen Rennen eine Wundertüte hervorzaubern kann. Er ist von den drei Dzubasz-Startern wohl auch das beste Pferd, aber ob das reicht? (Alle Dzubasz-Pferde werden übrigens von englischen Jockeys geritten und nicht alle von der ersten Liga... Braucht man das? Ich meine nein, aber wer's zahlen will...)

8. Speedy Approach (Andreas Wöhler/Eduardo Pedroza)
Andreas Wöhler ist neben Roland Dzubasz der einzige, der beim Satteln koordinieren muss. Auch aus Gütersloh werden drei Pferde entsand, von denen Speedy Approach sicher der prominenteste ist. Die Tatsache, dass der Stalljockey sich für ihn entschieden hat, tut ihr übriges dazu. Für ihn spricht, dass er sich gesteigert hat und kein Grund besteht, warum er das nicht weiterhin tun sollte. Dass sich sein Quartier darauf versteht, Steigerungspotenzial abzurufen, hat es oft bewiesen. 

9. Pinzolo (Charles Appleby/William Buick)
Vier Jahre ist es her, da sorgte Godolphin dafür, dass man nun nicht mehr behaupten kann, dass das Derby nach dem Krieg noch nie von einem ausländischen Pferd gewonnen wurde. Entsprechend wenig Begeisterung schlug Buzzword damals entgegen. Ob Pinzolo es ihm gleichtun kann? Nimmt man Monsun als Vater, lässt sich aber durchaus auch etwas deutsches an Pinzolo entdecken. Geschlagen hat Pinzolo immerhin Master Carpenter, der vor wenigen Tagen zum Gr. III-Sieger in Frankreich avancierte. Im englischen Derby hatte er jedoch als 14. nicht viel zu melden und hat zumindest auch nicht die Entschuldigung, behindert worden zu sein.

10. Madurai (Waldemar Hickst/Alexander Pietsch)
Irgendwie redet keiner über Madurai. Die Festkurse sind mit lukrativ noch zurückhaltend beschrieben - warum eigentlich? Klar ist das Pferd schwer einzuschätzen, ist der Inbegriff des berühmt-berüchtigten "dunklen" Pferdes. Das Pferd war noch nie schlechter als Dritter. Zwar konnte Madurai erst kürzlich seine Maidenschaft ablegen, jedoch lief er gerade als Zweijähriger fast nur gegen gute Gegner. Das Stehvermögen sollte reichen, ist steigerungsfähig und möglicherweise das Pferd für die Überraschung.

11. Weltmacht (Markus Klug/Tom Queally)
Endlich mal wieder eine Stute im Derby. Gestüt Röttgen schickt Weltmacht.Hm... schwierig. Leider ist die Stute nicht mehr ungeschlagen, nachdem sie gegen Longina eine Niederlage einstecken musste. Besagter Longina würde ich im Derby noch mehr zutrauen, doch wurde sie unter der Woche herausgenommen. Ich mach's kurz: Für die Dreierwette wird's wohl nicht reichen. Der Stallgefährte Sea the Moon müsste deutlich über ihr stehen.

12. Chartbreaker (Andreas Wöhler/Cristian Demuro)
Einer der ganz frühen Favoriten, wenn ich an den letzten Herbst zurückdenke. Damals gewann er ein Maidenrennen in Strasbourg. Der Mumm im Wöhler-Stall war, geht man nach der Stallparade - immer hoch, was den Shirocco-Sohn anbetrifft. So richtig rund lief es 2014 jedoch nicht. In der Union war er zwar Vierter, aber schon sehr weit hinter dem Sieger, zudem nach Reiterverteilung nur Nr. 3.

13. Giant's Cauldron (Peter Schiergen/Adrie de Vries)
Nur ein Starter aus dem Schiergen-Stall, das gibt es auch nicht so oft. Firestotm und Highwayman scheiterten knapp an der Marke. Und Favorit ist Giant's Cauldron sicher nicht, zumal er noch sieglos ist. Als ich im Februar in Köln war, hätte sich das wohl auch keiner träumen lassen, aber irgendwie war immer mindestens einer besser. In der Union sah es lange gut aus, bis der Sohn von Peintre Celebre in ein Loch (?) trat und sämtlicher Schwung verloren ging. Gewonnen hätte er das Rennen trotzdem nicht. Im Februar war's mein Derbypferd. Starter ist er nun, aber möglicherweise ist dann hier doch der Wunsch (Recht zu haben) der Vater des Gedanken ;)

14. Amazonit (Jens Hirschberger/Harry Bentley)
Überzeugender Debütsieg, dann ein schlechtes Rennen in Iffezheim, bevor er sich im Bremer Trial rehabilitierte. Auch Amazonit ist Sohn eines Derbysiegers der jüngeren Vergangenheit (Kamsin), womit die Frage nach dem Stehvermögen wohl beantwortet ist. Das Bremer Rennen ließ dieses ebenfalls erahnen. Dennoch fiel der Sieg recht knapp aus. Müsste sich weiter steigern.

15. Karltheodor (Roland Dzubasz/Martin Lane) 
Hat sich über seinen fünften Platz im Metzler-Rennen qualifiziert. War seitdem nicht mehr am Ablauf, was immerhin drei Monate Pause sind. Ich kann's mir kaum vorstellen, allerdings mahnt Nordvulkan 2013 zu Vorsicht. Aber wiederum: Martin Lane als Derbysieger? Nee.

16. Open Your Heart (Roland Dzubasz/Mirco Demuro)
Wenig gelaufen, überhaupt erst zweimal. War Fünfter in der Union, hatte mit dem Endkampf aber nichts zu tun. Sicher steigerbar, Derby kommt jedoch wohl zu früh.

17. Russian Bolero (Andreas Wöhler/Jozef Bojko)
Der fast schon obligatorische Darboven-Starter. Russian Bolero holte sich das Ticket auf den letzten Drücker in Bremen, ist jedoch noch sieglos. Hat nach bisherigem Wissen auch noch nicht die Galopperbundesliga hinter sich gelassen.

18. Baltic Storm (John Hillis/Frederik Tylicki)
Hillis startet eigentlich immer, wenn er kann. Also läuft auf Baltic Storm. Ein Kandahar Run-Sohn im Derby, das hat doch gewisse Komik :D Würde mich überraschen, wenn er unter den ersten zehn wäre.

19. Eric (Christian von der Recke/Stephen Hellyn)
Doppelsieger 2013, u.a. im Badener Auktionsrennen, 2014 nur in Black Type-Rennnen gelaufen, da teilweise durchaus achtbar, war immerhin Zweiter zu High Duty in Düsseldorf, das waren aber auch nur 1500m. In der Klasse wohl überfordert.

20. Amorous Adventure (Karl Demme/Maxim Pecheur)
Immerhin Sieger, der vierte Platz im Bremer Trial bescherte ihm den letzten Platz im Feld, womit er vermeintlich chancenreichere Kandidaten wie Firestorm und Lac Leman "herauskickte". Es gibt keine Form, die ihm Chancen einräumt. 


Fazit:
Offen und schwer wie immer, einige Pferde, die gewinnen können. Mein Derbysieger ist Wild Chief, die Dreierwette wird aus folgenden Pferden später ausgewählt:

Wild Chief - Lucky Lion - Geoffrey Chaucer - Madurai - Magic Artist

Plus ne Spaßwette vielleicht ;)