Mittwoch, 2. November 2016

Niko erobert... Müden / Moselurlaub (213)



Donnerstag, 27. Oktober

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen – so könnte das Motto des Donnerstags lauten, zumindest für mich und Simon, der Rest hatte schon die ganze Woche Urlaub. Während Simon den ganzen Tag ran musste, war es für mich nur ein kurzer Ausflug ins Büro oder vielmehr den Seminarraum. Früh aus dem Bett gefallen, mit Daniel zur Uni gesaust und ab ins Seminar Politische Kommunikation. Anschließend holten wir schnell noch Kaffee und trafen uns mit Mama und Papa auf dem Parkplatz. Dann konnte es losgehen. 


Nach etwa zwei Stunden Fahrt erreichten wir Treis-Karden, wo wir uns im hervorragend sortierten Edeka mit Nahrungsmitteln für Abendbrot und Frühstück eindeckten. Dann fuhren wir in unseren Zielort Müden (ca. 690 Einwohner). Um Punkt 14 Uhr tauchte pünktlich unsere Ferienwohnungsvermieterin auf. Die „Villa Modena“ erwies sich als Volltreffer, sehr geräumig, super eingerichtet mit drei Schlafzimmern, Wohnzimmer, Küche und zwei Bädern ließ sie eigentlich nur zwei Wünsche übrig: Spülmaschine und WLAN. Dass es letzteres nicht gab, hatten wir irgendwie verpeilt. Ich hatte noch nicht mal Handyempfang. Gut, dass die wichtigsten Dinge erledigt waren. Da war das für mich gut zu verschmerzen.
Nach dem Beziehen zog es uns hinaus ins herrliche Herbstwetter. Die Sonne lachte vom wolkenlosen Himmel, also ab in die Weinberge. Der Buchsbaumwanderweg begann direkt hinter dem Haus und führte ins gut 4 Kilometer moselaufwärts gelegene Treis-Karden. Zunächst ging es auf einem bequemen Spazierweg durch die Weinberge – im T-Shirt übrigens! Da dachten wir noch, wir hätten die Wanderschuhe umsonst angezogen. Wir probierten hier und da ein paar Träubchen, lasen fleißig Infoschilder und genossen die Aussicht aufs Tal. 
Aufmerksamer Bewacher des Buchsbaumwanderwegs





Der Herbst kommt!

Vielmehr ist er schon da!

Irgendwann bog der Weg aber in den Wald ab, da warnte dann auch ein Hinweisschild vor steilen Wegen und Treppen. So ganz ernst nahm ich das noch nicht, sollte mich aber bald getäuscht sehen, die Wege hatten bisweilen fast schon alpine Qualität. Beim Aufstieg über ca. 40 Zentimeter hohe Treppenstufen kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Anschließend führte der Weg auf und ab durch den Wald, hier fanden wir auch den namensgebenden Buchsbaum. Papa fand zwischendurch heraus, dass wir uns in ca. 250m über NN befanden, Müden liegt auf ca. 90m. Der Weg führte schließlich auf einen Rastplatz auf dem Kompuskopf (glaube ich). Dort genossen wir einen grandiosen Blick auf Treis-Karden, die Mosel und die weitere Umgebung. Ein Düsenjet flog auch noch vorbei. Schließlich machten wir uns an den Abstieg und kehrten in Karden noch in einer Weinstube ein. Nachdem die erste Flasche Moselriesling gelehrt war, liefen wir an der Hauptstraße entlang zurück nach Müden und machten uns hungrig an die Zubereitung des Abendessens. Währenddessen trudelte auch Simon ein. Nach dem Essen machten wir uns an die Weinprobe. Simon hatte neben unseren Einkäufen aus dem Supermarkt noch zwei Flaschen vom benachbarten Winzer beigesteuert… Ich habe allerdings schon vor der letzten Flasche aufgegeben…

Aussicht vom Rastplatz


Ein wahres Wort

Spaß muss sein!

Spiegeleien

Freitag, 28. Oktober

Der Wecker klingelte gar nicht erst, es wurde ein wenig später, so genau weiß ich es gar nicht. Papa hatte schon fleißig Obst fürs Müsli geschnippelt, dazu gab’s Brötchen und es war auch noch Brot zum Mitnehmen übrig. Gegen kurz nach zehn hatten wir es in die Wanderschuhe geschafft und marschierten los. Ziel war die Burg Eltz, die in ein paar Kilometer Entfernung in nördlicher Richtung lag. Wir liefen los wie am Vortag, bogen dann aber nicht in Richtung Westen ab sondern liefen geradeaus den Berg hoch statt daran entlang zu laufen. Die Beschilderung war bisweilen etwas dürftig, wir verliefen uns trotzdem nicht. Wir folgten einem Kreuzweg, an dessen Ende der Weg einen Schlenker macht und einen letzten Blick auf Müden erlaubt. Ein Wegekreuz markierte diese Stelle zusätzlich. Früher war dieser steile Pfad die Hauptstraße und ein Ort für Wanderer zu Einkehr und zum Gebet, um entweder um eine gute Reise zu bitten oder aber für die Rückkehr zu danken. 
Endlich mal eine treffende Wettervorhersage!




Letzter Blick auf Müden

Ein Stückchen weiter erreichten wir die Siedlung Müdener Berg. Dort besichtigten wir die sorgfältig gepflegte Kapelle, bevor wir unseren Weg erst etwas die Straße entlang, dann durch Mischwälder fortsetzten. 

Kapelle in Müdener Berg
Nach einer ganzen Weile über eine Hochebene wurde es wieder hügeliger und schließlich eröffnete sich rechter Hand der Blick auf ein Tal mit der Burg Eltz auf der nächsten Anhöhe. Von dort war es nicht mehr weit, einmal runter und wieder rauf und schon waren wir gegen 12 Uhr da. Wir machten eine Burgführung mit anschließender Besichtigung der Schatzkammer. Die Burg Eltz ist eine der wenigen unzerstörten Burgen der Region, primär dem diplomatischen Geschick der Eigner sowie deren Beziehungen zu verdanken. Die Schatzkammer offenbarte ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Gegenstände von Waffen bis zu Trinkbechern. 


Burg Eltz in Sicht!


Danach stärkten wir uns mit Broten und Kaffee, bevor wir uns wieder auf den Weg machten und wieder primär durch Wälder einen Bogen Richtung Moselkern schlugen. Dort wäre eigentlich der rechte Zeitpunkt für Kuchen gewesen, aber wir fanden keine Lokalität und mussten unverrichteter Dinge nach Müden zurückspazieren. Dort angekommen war später Nachmittag und wir teilten uns auf. Mama, Papa und Daniel fuhren Abendessen einkaufen, Simon und ich klapperten die anderen örtlichen Winzer ab. Das war erst skurril und dann (Weingut Dehen) sowohl informativ als auch unterhaltsam. Im Endeffekt brauchten wir länger als die anderen drei zum Einkaufen, was aber nicht zuletzt daran lag, dass wir genötigt wurden, die Probiergläser auch zu leeren. „Viel zu schade. Das kommt auch nicht mehr in meine Weincreme.“ Dem Argument konnten wir uns nicht verschließen.


Baumstämme im Gegenlicht

Gruppenfoto


Moselkern


Wein von dem Berg haben wir auch gekostet.

Nach dem Abendbrot kamen die Doppelkopfkarten und anschließend das Memoryspiel auf den Tisch. Wir schafften allerdings nur noch drei Flaschen Wein und zwei vom Federweißen, aber der zählt ja kaum.

Samstag, 29. Oktober

Dieses Mal habe ich auf die Uhr geschaut, Frühstück gab’s um neun, neben dem Müsli heute mit Brötchen vom örtlichen Bäcker. Um zehn kamen wir los, dieses Mal jedoch mit dem Auto. Papa hatte am Vorabend einen Prospekt von Deutschlands längster Hängeseilbrücke in Mörsdorf entdeckt. Das klang spannend. Also ging es in den Hunsrück in ein Dorf ähnlich groß oder klein wie Müden, aber ohne Wein. Die Brücke Geierlay wurde im September 2015 fertiggestellt, ist 360 Meter lang und unter ihr geht es 100m in die Tiefe. Als wir kamen waren die zugehörigen Parkplätze recht leer. Als wir wiederkamen, waren sie voll. Keine Ahnung, ob das noch der Reiz des Neuen ist oder ob das immer so ist – ich vermute angesichts der Professionalisierung letzteres – auf jeden Fall hätte ich das so nicht erwartet. Uns war es schon zu voll. Das gilt nicht für den 1,7km langen Hinweg, wo wir den Wander- und nicht den Spazierweg wählten. Dort waren wir fast allein, dafür schoben sich dann gefühlt mehrere Busladungen über die Brücke. Interessant war’s trotzdem, ein paar mehr Hinweisschilder mit technischen Details wären noch nett gewesen. 




Danach fuhren wir zurück an die Mosel, genauer gesagt nach Cochem. Dort holten wir uns erst mal einen Kaffee, dann waren wir gestärkt genug für die nächste Erkundung. Wir liefen durch die Altstadt mit ihren vielen Lädchen und noch mehr Weinhandlungen zur Reichsburg. Auch in Cochem war ziemlich was los, gerade auch touristisch. Überhaupt waren extrem viele Holländer und Belgier unterwegs. Bei der touristischen Orientierung glaubt man gar nicht, dass Cochem nur 5300 Einwohner hat, dabei ist Cochem immerhin Kreisstadt, wenn auch die zweitkleinste Deutschlands. Bei unserem Weg durch die Stadt statteten wir der Pfarrkirche einen Besuch ab, der sich wegen der Fenster wirklich lohnte. Die Reichsburg besichtigten wir natürlich. Die im 12. Jahrhundert errichtete Burg wurde 1689 von den Franzosen nach langer Belagerung gesprengt und ab 1868 durch den Kaufmann Ravené wiederaufgebaut. Heute gehört sie der Stadt. 

Fenster der Pfarrkirche


Die Reichsburg




Die Dame machte eine launige, klasse Führung!

Blick vom Schlossbalkon


Nach der Besichtigung streiften wir noch etwas durch die Stadt, aßen ein Stück Kuchen, kauften Wein und machten uns schließlich gegen 17 Uhr auf den Rückweg, hielte aber in Treis-Karden wieder an und erwischten mit Glück im Weingut Otto Knaup den letzten freien Tisch. Dort aßen wir gut und günstig zu Abend. In meinem Fall gab’s Saumagen, nachdem ich gelernt hatte, dass es sich dabei nicht um Saumagen im Wortsinne handelt.
Wieder in der Ferienwohnung ließen wir den Abend sehr gemütlich (3 Flaschen) ausklingen.

Sonntag, 30. Oktober

Durch die Uhrenumstellung hatten wir eine Stunde mehr Schlaf. Simon und Papa gingen morgens laufen, ich war erkältet und fand das Bett ohnehin auch recht gemütlich. Zum Frühstück trafen wir uns alle um 8.45 Uhr. Anschließend hieß es packen und Autos einräumen. Um zehn tingelten wir dann ein letztes Mal zu den örtlichen Winzern Oskar J. Müller – dessen Frau wir aus dem Bett warfen, er selbst war schon aktiv – und Dehen, um den Kofferraum des Volvos ordentlich voll zu machen.  Ich für meinen Teil beschränkte mich aufs Fachsimpeln, zum Wein probieren war es mir einfach zu früh. Bei Dehen hielten wir es lange aus, quatschten ausgiebig mit der Dame des Hauses, diskutierten und ich glaube nicht, dass wir damit zum letzten Mal Kontakt hatten.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Zwischenstopp in Koblenz und besichtigten die Festung Ehrenbreitstein, bevor wir uns am Nachmittag auf die letzte Etappe des Heimwegs machten. Den Abschluss fand das Wochenende im Ristorante Villa San Andrea in Dortmund, danach trennten sich leider die Wege schon wieder. 

Bilanz ;)


Blick von der Festung