Mittwoch, 20. August 2025

Auf Reisen: Aktiv(?!) in Karlovy vary Teil 1

Sonntag, 10. August

Zur Abwechslung mal kein ganz selbst organisierter Urlaub, sondern ein teilweise vorgegebenes Programm. Ich muss kurz ausholen. Daniel und ich hatten Anfang des Jahres die Krankenkasse gewechselt, mit dem Ergebnis, jetzt beide in der gleichen zu sein. Ein Nebeneffekt ist, dass wir entsprechend auf das gleiche Programm zurückgreifen können und so entschieden wir uns, die „Aktivwoche“ unserer Krankenkasse, quasi teilsubventionierter Urlaub mit Fitnessprogramm, auszuprobieren. Weil wir wir sind, entschieden wir uns für den Ort, der auch eine Pferderennbahn hat, Karlovy Vary, zu Deutsch Karlsbad. Wir ließen den Urlaub entsprechend auch komplett auf uns zu kommen. Ausnahmsweise mal Hotel  mit Halbpension (Ferienwohnung war nicht angeboten), auch sehr untypisch für uns – zumindest für einen sechstägigen Urlaub, den wir um zwei Tage verlängerten. Der Renntagsbesuch darf ja nicht fehlen. Wie so oft entschieden wir uns für die Anreise mit dem Zug. Morgens um 7:39 Uhr ging es los mit der – man höre und staune – pünktlichen S-Bahn zum Frankfurter Hbf und von dort aus weiter mit dem ICE nach Nürnberg. Wir frühstückten im Zug selbstgebackene Brötchen und holten und von meinen Freigetränken – auch schon Tradition – zwei Kaffees im Speisewagen. Überpünktlich erreichten wir Nürnberg, die knappe Umsteigezeit von 10 Minuten in den RE nach Cheb stellte keine Herausforderung dar. In Cheb, direkt hinter der tschechischen Grenze hatten wir eine Stunde Aufenthalt, bevor wir mit der Regionalbahn weiter nach Karlsbad fuhren. Zeit genug, die sozialistische Architektur des Bahnhofs, die Betriebsamkeit am Bahnschalter (der Angestellte stilgemäß mit Krawatte) zu bewundern und die restlichen Brötchen zu essen. 

Bahnhofshalle Cheb




Zwischenhalt auf dem Weg von Cheb nach Karlovy vary

Gegen 14:30 Uhr rollten wir schließlich in den Karlsbader Bahnhof. Auf dem zwei Kilometer langen Fußweg zum Hotel überquerten wir zunächst die Eger und folgten dann der Tepla mehr oder weniger die ganze Zeit bis ins Zentrum des Kurbereichs. Zwischen den ganzen Kolonaden mit Quellen usw. fanden wir auch unser Hotel in einem der zahllosen hochherrschaftlich anmutenden Häuser. Wir waren aber in einer Dependance ein paar hundert Meter weiter untergebracht (hatte genauso viele Sterne, war aber 100 Euro günstiger und wir sind ja nicht lauffaul 😉). Dort bezogen wir unser Zimmer, schauten noch ein paar Rennen aus Deutschland und machten uns dann auf einen ersten Erkundungsgang inkl. Getränkeeinkauf. Erste Erkenntnis: Es ist nicht so einfach, in Tschechien alkoholfreie Getränke zu kaufen, die nicht süß sind. Diese Herausforderung sollte uns begleiten und so richtig erfolgreich waren wir nicht, 0,0% Bier ohne Fruchtanteil war nicht zu finden. Naja. Abends gabs im Hotel essen (war in Ordnung), dann liefen wir noch ein wenig durch die Gegend und ließen den Abend auf dem Balkon unseres Hotelzimmers ausklingen.


Balkon "with a view"






Sehr zahlreich: die Liftfaßsäulen im Stadtbild mit vielen, nahezu ausnahmslos aktuellen Veranstaltungshinweisen



Kirche St. Maria Magdalena

Die wichtigste der Karlsbader heißen Quellen





 
Abendblick vom Balkon

Das "Quellengebäude"


Montag, 11. August

Der Wecker klingelte schon um 7:17 Uhr, denn um 8:50 Uhr hieß es Einfinden an der Rezeption und Antreten zum Sportprogramm. Gut, dass wir früh wach sind (und auch früh im Bett waren). So hieß es, Frühstück (gut) um 8 Uhr und dann runter zur Rezeption. Unsere Gruppe ist exakt 20 Personen stark, nach meiner Schätzung sind wir von Daniel ausgehend mit einem Abstand von ca. 12 Jahren die Jüngsten. Okay, das war ziemlich erwartbar, aber ich hätte unsere Gruppe auch insgesamt noch sportlicher bzw. durchtrainierter eingeschätzt. Zwei bis drei Pärchen dürften ziemlich fit sein, der Rest ziemlich normal. Wir starteten mit einem Rückenfitprogramm. Wir sind ja nicht so die Gymnastikmenschen, aber das war ziemlich abwechslungsreich und sehr gut machbar für alle. Die anschließende Meditation war auch okay und dann gings zum Nordic Walking. Erst einmal Einführung in die Technik. Das war ziemlich easy und die anschließende vier Kilometerrunde gefühlt mehr Spaziergang als Sport. Dafür hätten wir zumindest keine Stöcke gebraucht. Aber mal sehen, was die nächsten Tage noch so bringen. Wir waren immerhin aktiv und haben uns bewegt. Gegen 12:30 Uhr war Feierabend. Wir machten einen kurzen Zwischenstopp im Hotel und gingen dann in einem größeren Supermarkt einkaufen, u.a., um einen Mittagssnack zu erstehen. Auf dem Heimweg probierten wir noch schnell eine Karlsbader Oblate auf die Hand. 

Das sportliche Wochenprogramm

 


 

Park Smetanovy sady

Karlsbader Oblaten gibt's in warm für 20 Kronen (ca. 80 Cent) auf die Hand

Einer der weniger architektonischen "Ausflüge" im Karlsbader Stadtbild: Das Hotel Thermal im Stil des Brutalismus

 

Gegen 14:30 Uhr machten wir uns erneut auf die Socken, um den Berg westlich von Karlsbad hinaufzulaufen, auf dem sich auf 560 m Höhe der Aussichtsturm Diana befindet. Natürlich trafen wir auf dem Weg auch ein paar Leute aus unserer Gruppe. Allerdings hatten zumindest einige andere die Seilbahn genommen. Der Turm (150 Stufen) offenbarte einen tollen Blick bei klarem Wetter in die gesamte Umgebung, nur die Rennbahn konnten wir leider nicht erblicken. Wir liefen dann noch eine Weile auf dem Hügel herum und dann durch den Wald zurück runter in die Stadt, wo wir nach „Billa“ noch das Sortiment von „Albert“ mit Blick auf tschechische Kekse und Biere checkten. Danach beschlossen wir, genug Bewegung gehabt zu haben und sprangen im Hotel unter die Dusche. Danach Abendessen im Hotel. Auf dem Rückweg fanden wir noch eine Art Minikino, das einen Film (u.a. auch auf Deutsch) über Karlsbad und die Region zeigt. Umgerechnet 8 Euro für 15 Minuten Film sind zwar kein Schnapper, aber vor dem Hintergrund, dass es offenbar in dieser Stadt keine öffentlichen Stadtführungen gibt (ich habe weder free walking tours noch sonst etwas gefunden, ausschließlich Privatführungen), dann doch gut investiertes Geld, um überhaupt etwas zu erfahren.


Blick vom Aussichtsturm "Diana" auf Karlovy vary

Mit der Seilbahn schafft es nahezu jeder zum Aussichtspunkt (Aufzug). Entsprechend voll war es. 




Einer der zahlreichen Gedenkorte/Altäre

Russische Kirche


Zurück zur Stadt durch das villengesäumte Westend

Marktkolonade

Eintrittstickets zum Film über Karlovy vary und die Region

 

Dienstag, 12. August

Erneutes zeitiges Weckerklingeln, Frühstück um 8 Uhr, dieses Mal ganz schön Betrieb im Frühstückraum, keine freien Tische mehr, aber wir fanden Asyl bei einem Paar aus unserer Gruppe. Wir waren ein paar Minuten vor der Zeit in der Lobby – so früh, dass wir den Facebook-Likes-Zähler an der Rezeption mal auf die Echtzeiteinstellungen testen konnten. Wir können berichten: Die Verzögerung beträgt lediglich circa zehn Sekunden. 

 

Dann ging es los mit Good Morning-Yoga bzw. Atemübungen und anschließender Entspannungsübung. Das dauerte etwa anderthalb Stunden. In der anschließenden kurzen Pause testeten Daniel und ich das Wasser aus den verschiedenen Heilquellen – allerdings ohne uns dafür eigens die ortsüblichen Schnabeltassen für acht Euro zu kaufen. Der Deckel unserer Trinkflasche reichte völlig und war ebenso zweckmäßig. Festzuhalten ist: Das Wasser schmeckt weniger schlimm als das Wiesbadener, ein kulinarischer Hochgenuss ist es aber auch nicht gerade. Die Deckelportion reichte als Erfahrung. 





Dann ging es auf zum Nordic Walking. Dieses Mal waren wir etwa sechs Kilometer unterwegs. Erst durch die Innenstadt, an der Becherovka-Destillerie vorbei und runter an die Eger. Dann westwärts die Eger entlang (leider nicht bis zur Rennbahn) und irgendwann wieder zurück durch den Wald in angenehmen Schatten zurück. Heute störte mich das etwas gemütliche Tempo weniger, vielleicht war ich aber auch einfach nur kaputt heute. Anschließend wurde die Gruppe für die anschließende Aquafitness geteilt. Wir hatten dann erst einmal Pause und nutzten diese für einen Mittagssnack (Chicken bzw. Halloumi Burger). Das Wasserfitnessprogramm war ganz witzig und kurzweilig. Es stellte sich als praktisch heraus, in der zweiten Gruppe zu sein, denn wir konnten das Schwimmbecken sowie die angrenzende Wellnesszone noch eine halbe Stunde allein nutzen, bevor sie für alle anderen Hotelgäste geöffnet wurde. Im Anschluss machten wir eine Stunde Pause auf dem Balkon, drehten dann vor dem Abendessen noch eine Runde durch die Stadt, wobei wir u.a. die Maria Magdalena-Kirche besichtigten. Danach Abendessen und ein Fläschchen alkoholfreier, tschechischer Sekt auf dem Balkon.     

Becherovka-Destillerie



Mittagssnack



Es gibt nahezu keine Sorte, die es nicht gibt.


Das "Quellengebäude" mal aus anderer Perspektive


Denkmal für Karl den IV, laut Mythologie der Finder der heißen Quellen



Unser Balkon: oben rechts

Unbeobachtet von einer anderen Kursteilnehmerin beim Sekttrinken verewigt 

Mittwoch, 13. August

Für heute war der Beginn der Hitzewelle angesagt. Unsere innere Uhr hatte sich anscheinend schon an die Vortage angepasst, auch ohne vormittägliches Sportprogramm waren wir um kurz nach sieben wach und saßen dann auch nicht viel später als sonst am Frühstückstisch. Auch gut, so konnten wir bei unserer geplanten Wanderung die größte Hitze umgehen. Da wussten wir noch nicht, dass uns die Nordic Walking-Tour am Nachmittag in der Hitze auch wieder einen Berg hinauf führen würde. Wir hatten uns dieses Mal den Berg auf der Ostseite Karlsbads ausgesucht, denn auch dort lockte ein Aussichtspunkt, der Goetheturm. Denn natürlich war Goethe auch in Karlsbad gewesen und hat dort seine Spuren hinterlassen. Aber er war beileibe nicht die einzige berühmte Persönlichkeit, Schiller etwa war auch da oder Peter der Große und jede Menge mehr. Aber nicht jeder hat einen eigenen Aussichtsturm. Ich hatte wieder bei Komoot eine Route rausgesucht, an der wir uns grob orientierten. Wir liefen raus aus der Stadt, dabei ging’s schon ordentlich hoch, und dann alsbald hinein in den Wald. Wir folgten der Route zunächst auf die König Otto-Höhe auf immerhin 601m ü. NN. Von dort schlängelte sich der Weg weiter durch eine Senke und dann wieder hinauf zum Goetheturm. Dort mussten noch ein paar Treppen bewältigt werden und dann erreichten wir die deutlich weniger frequentierte Aussichtsplattform. Aber hier hinauf gibt es auch keine Seilbahn und es ist etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt. Die Rennbahn war leider auch hier vom Hang verdeckt, die Aussicht war trotzdem schön. Wieder unten, kehrten wir noch auf ein Bier bzw. Wasser in den Biergaren vor Ort ein, bevor wir uns auf den Weg zurückmachten, es stand ja nach dem faulen Vormittag 😉noch das Aktivprogramm an. 




Der Goetheturm



Pause








Zurück in der Stadt holten wir uns im Minimarkt ein schnelles belegte Brötchen als Snack, warfen uns dann in die Sportkluft. Heute standen zunächst Atemübungen und dann ein Balance- und Gleichgewichtstraining an, bevor es auf die obligatorische Nordic Walking-Runde ging. Immerhin suchten wir den Schatten des Waldes auf, allerdings ist Wald hier gleichbedeutend mit Steigung. Entsprechend machten wir einige Höhenmeter, dieses Mal wieder auf der Westseite Karlsbads bis zu einem blauen Pavillon (Mayerův gloriet) und dem Peter-der-Große-Denkmal. Beim Abstieg setze ich mich einmal gepflegt auf den Hosenboden, da fehlte der Grip. Zurück in der Stadt checkten wir erst einmal die Lage in Sachen Aufbau für die morgige Zielankunft der Tschechientour am Theaterplatz. Dann ging’s ab unter die wohlverdiente Dusche, Abendessen und Tagesausklang auf dem Balkon. 

Warten in der Lobby

Und mal wieder rauf auf den Berg



 

Zurück in der Stadt: Aufbauarbeiten am Theaterplatz, denn...

...ein Ereignis warf seine Schatten voraus.


Am Eingang vom "Quellenhaus": Uns erschloss sich nicht, ob uns das linke Bild in der 3. Reihe von oben sagen soll, dass es verboten ist Kanthölzer mit hinein zu nehmen.


 

Donnerstag, 14. August

Letzter Tag mit Sportprogramm. Nach dem Ausreißer am Vortag hieß es wieder Frühsport. Also 8 Uhr frühstücken und 8:50 Uhr Antreten an der Rezeption. Der angekündigte heiße Tag machte sich auch um diese Uhrzeit schon bemerkbar. Auf dem Programm (getauscht mit dem Vortag) stand zunächst Pilates, das war schon ausreichend schweißtreibend, es folgten anschließend Meditation (lief bei mir an diesem Tag so gar nicht) und Faszien-Zirkeltraining. Danach kurze Pause und dann Treffen zur letzten Nordic-Walking-Tour, schön in der Mittagshitze. Immerhin wieder mehrheitlich im Schatten des Waldes, dafür aber auch – man ahnt es – schön bergan. Wir walkten eine ähnlich Runde wie die, die Daniel und ich Mittwochmorgen genommen hatten, nur nicht bis zum Goetheturm, sondern bergab gingen wir anders. Die gut 5 Kilometer in moderatem Tempo reichten dann aber auch bei der Hitze und dem Vorprogramm. Anschließend trafen wir uns noch zur Abschlussbesprechung im Teeraum des Astoria. Wir waren zufrieden,  der Rest unserer Gruppe schien ähnlich zu empfinden, auch diejenigen mit Aktivwochen-„Silberhochzeit“. 

Erster Gang auf den Balkon am Morgen: Das Ziel steht schon einmal

Letzte Nordic Walking Tour: Die drei Kreuze wurden nach dem 30jährigen Krieg aufgestellt, um anzuzeigen, dass die Stadt nun ordnungsgemäß katholisch war. 


Teeraum im Astoria


 
Unsere Abschluss-Motivationssprüche der Aktivwoche


Nach dem Abschluss genehmigten Daniel und ich uns noch einen Tee, danach ging’s ab unter die wohlverdiente Dusche. Morgens hatten wir schon eine neugierige Runde gedreht, wie weit denn wohl die Aufbauarbeiten für die Zielankunft der 1. Etappe der Czech Tour auf dem Theaterplatz gediehen waren. Wir schauten im tschechischen TV bis 30 Kilometer vor dem Ziel und machten uns dann auf den Weg, die Fahrer ins Ziel zu jubeln. Im Zielsprint setzte sich Luke Lamperti vom Team Soudal Quickstep durch und sammelte damit gleichzeitig das gelbe und grüne Trikot ein. Ein gepunktetes und ein weißes gab es ebenfalls, beim roten Trikot mussten wir später erstmal nachlesen, was die Farbe zu bedeuten hat (bester tschechischer Fahrer). Den Abend gestalteten wir mal wieder auf dem Balkon, für weitere Bewegung war es uns zu heiß.

Kann losgehen!

Der Zielbereich füllt sich

gespanntes Warten

Der Sieger ist in der Bildmitte so halbwegs zu erahnen



Immerhin noch ein paar Nachzügler vor die Linse bekommen


Spaß beim Schampus spritzen: Nicolo Garibbo (trug das gepunktete Trikot auch zum Schluss der Rundfahrt)

Die "Trikotträger" nach Etappe 1: Niccolo Garibbo (Berg), Luke Lamperti (Gesamtführung, Punkte), Davide Donati (U23) und Dominik Neuman (bester Tscheche)

 

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