Donnerstag, 21. August 2025

Auf Reisen: Aktiv(?!) in Karlovy vary Teil 2

Freitag, 15. August

Der frühe Vogel fing einmal mehr den Wurm, denn nur weil es kein Sport gibt, bedeutet dies noch lange keine Abwesenheit eines Programms. Der letzte Tag war für Wellness vorgesehen und das startete auch schon um 9:15 Uhr. Also ähnliche Frühstückszeit, dann nochmal schnell aufs Zimmer und umziehen und wieder zurück. Wir begannen mit einem 15minütigen Perlbad in Karlsbader Quellwasser, dem sich eine 45minütige Salztherapie anschloss. Danach gönnten wir uns einen Kräutertee im Teeraum, bevor wir die Pause zwischendurch im Zimmer verbrachten und dazu nutzten, die ersten drei Rennen aus Saarbrücken im Livestream zu schauen. Dann gab es noch eine 15minütige Hydrojetmassage als Abschluss. 

Symbolfoto vom Frühstück
 

Danach wechselten wir ein paar Euros in tschechische Kronen (Vorbereitung für den Rennbahnbesuch am Sonntag) und erstanden uns jeweils einen Baumstriezel als Mittagssnack. Da es mit 34 Grad für aushäusige Unternehmungen eindeutig zu heiß war, entschieden wir uns für einen Besuch des Stadtmuseums. Dort war es ganz angenehm temperiert und gut auszuhalten. Der Eintrittspreis war mit 110 Kronen pro Nase (ca. 4,40€) überschaubar und die dafür gebotene Leistung sehr gut. Wir hielten uns zwei Stunden dort auf, erfuhren endlich mal (in Ermangelung der Stadtführung) etwas über die Stadt, in der wir uns seit 5 Tagen aufhielten) und ihre Historie. Zum Beispiel, dass angeblich Karl IV bei einer Jagdgesellschaft die heiße Quelle fand, wie die Schnabeltassen entstanden und wie verzweigt das Karlsbader Quellensystem eigentlich ist. Auch spannend: Nachdem man zunächst nur im Heilwasser badete, weil man befürchtete, dass durch das Trinken die Eingeweide versteinern könnte, trank man das Wasser später geradezu exzessiv (6-9 Liter am Tag), um dann später zur gemäßigteren und gemischten Praxis überzugehen. Und falls uns mal in einer Quizsendung die Frage begegnen sollte, welches Ereignis zum großen Brand Karlsbads 1604 führte, bei dem über 90 von 120 Häusern abbrannten, so wissen wir jetzt, dass ein unbeaufsichtigter Topf mit geschmolzener Butter ursächlich war. Binnen drei Stunden war ein Großteil der Stadt abgebrannt. 

Baumstriezel (Trdelnik) als Mittagessen





grafische Darstellung der Karlsbader (Haupt-)Quellen



Oben ein Rennpreis der Karlsbader Galopprennbahn


Bevölkerungszusammensetzung

Aus der Zeit des Sozialismus: Langharige, Rowdys und "Trittbrettfahrer" oder so ähnlich ;)

Tisch mit Stühlen als Einladung zum Hinsetzen oder... 

...was Google Lens daraus macht...

 



Danach duschen und letztes Abendessen im Hotel, Ausklang wie gewohnt auf dem Balkon, zu mehr waren wir bei den Temperaturen nicht motiviert.

Pizza, Ofengemüse, Kartoffelbrei, Fisch, Geflügel mit Gemüse
 

 

Samstag, 16. August

Nachts hatte es geregnet, die Abkühlung war aber vorerst überschaubar. Dafür war’s natürlich super schwül geworden. Passend dazu hatte ich superschlecht geschlafen. Naja, kommt dieser Tage häufiger vor, wird sich aber vermutlich auch wieder ändern. Ein letztes reichhaltiges Frühstück im Astoria, dann packten wir unsere Siebensachen zusammen. Ich checkte noch die Busverbindungen nach Doubí. Als Resultat dessen beschlossen wir, den angedachten letzten Kaffee zu canceln und uns direkt auf den Weg zu machen. Die Direktverbindung mit der Linie 6 fuhr zumindest samstags nur alle paar Stunden. Wir zogen also unsere Koffer einmal zurück durch das Kurviertel zurück zur Innenstadt und ließen unsere Koffer im Hotel Kavalir nahe der Becherovka-Destille. Dann suchten wir die Bushaltestelle nahe des Bahnhofs Dolny nadrazi, landeten erst einmal beim Fernbusbahnhof und wurden dann doch noch fündig. Der Bus kam pünktlich, wir erstanden zwei 25 Kronen-Tickets (gültig für 20 Minuten) – sehr modern übrigens an einem kleinen Terminal am Eingang des Busses, nur Kartenzahlung möglich. Die Fahrt dauerte nur 10 Minuten, dann stiegen wir im Karlsbader Stadtteil Doubí aus und machten uns auf eine ausgiebige Wanderung. Wir liefen ein Stück die Eger entlang, bogen dann aber ab in den Wald hinein, gleichbedeutend mit: den Hang hoch. Der Weg war mal wieder ordentlich steil, führte komplett durch mehrheitlich Nadelwald. Schließlich ging’s wieder hinunter auf Flusshöhe und wir überquerten die Eger über eine Hängebrücke. An einem dort gelegenen Rastplatz machten wir auch eine kleine Pause und beobachteten das bunte Treiben bestehend aus anlandenden Kanufahrern und an- und abreisenden Feriengästen eines Reiterhofs. 

Bustickets (die Daniel extra füe mich wieder aus dem Müll geholt hat, weil ich sie unbedingt fotografieren musste 😗)

"Weihnachtshaus"


Bei Hempels unter der Brücke

Hinauf...

...und da besser nicht hinab




 

Schließlich liefen wir weiter und passierten nach wenigen Metern die Svatošské skály (Hans-Heiling-Felsen), der Anlass, warum wir uns für diese Wanderung entschieden hatten. Der Fußweg bzw. die Hängebrücke zur Felsgruppe sind inzwischen allerdings geschlossen, aber auch so war der Blick gut. Erinnerte stark an die Felsformationen der Sächsischen Schweiz, aber die ist schließlich nicht allzu weit entfernt. Wir liefen weiter die Eger entlang und beschlossen unterwegs, auf den Bus zurück zu verzichten und stattdessen zu laufen. Wir entschieden uns, vom Weg am Fluss abzuweichen und dieses Mal über die Hügel an der anderen Flussseite nach Karlsbad zu laufen. Das sorgte für etwas mehr Abwechslung und für etwas mehr Steigung. Nach gut 14 Kilometern Wanderung waren wir gegen 15 Uhr zurück am Hotel. Kurze Pause, dann gingen wir essen. Die Wahl fiel auf ein altslawisches Restaurant mit eigenem Bier. Es gab Hirschgulasch bzw. Rind und Apfelstrudel zum Nachtisch. Anschließend erledigten wir noch einen kleinen Einkauf im Albert-Supermarkt, machten ein Stündchen Pause und zogen gegen 20:30 Uhr noch einmal los. Eigentlich hatten wir ein Festival auf einem Platz in der Nähe des Hotels auserkoren, doch als wir das Hotel verließen, hörten wir Punkrockklänge. Wir liefen in die Richtung aus der die Musik kam, stellten dann fest, dass es sich nicht um das eigentlich angepeilte Festival handeln konnte. Doch da die Musik vielversprechend schien, folgten wir den Klängen und kamen zu einer Brücke über die Eger unter der man eine kleine Bühne aufgebaut hatte. Es handelte sich tatsächlich um ein kleines Punkrock-Festival. Wir blieben und hörten uns eine tschechische lokale und anschließend eine slowenische Band an. Danach Heia. 

Svatošské skály



Oberhalb von Dolní

Brunnen mitten im Wald

Juchu, endlich ein Rennbahnblick von oben


 

 






Die beiden Jungs mit dem Iro hatten wir vormittags schon in der Kurstadt mit leichter Verwunderung gesehen. Jetzt passte es wieder ;) 

Wir sahen "Plesnlvý Fazole" und "Princovia" 



 

Sonntag, 17. August

Sehr gemütlicher Start, nur ein Programmpunkt heute: Pferderennen in Karlsbad 😊 Wir gingen um 8:30 Uhr frühstücken (sehr ordentlich, gerade für ein so kleines Hotel mit nicht einmal 20 Zimmern) und ließen uns Zeit. Anschließend Pause bis mittags. 

Erstmal Rennen aus Deutschland gucken

Gegen 12 Uhr machten wir uns auf den 3 Kilometer langen Fußmarsch zur Karlsbader Rennbahn: einmal die Hauptstraße gen Westen entlang und am 3. Kreisverkehr recht über die Eger und schon waren wir da. Wir erreichten die Rennbahn eine gute Stunde vor dem ersten Rennen. Nachdem wir am Eingang mit den ungewohnten Kronenscheinen bzw. vor allem dem Münzgeld jongliert hatten, schafften wir es schließlich Tickets und ein Programmheft zu kaufen. Wir sondierten erst einmal die Lage: Überschaubare Rennbahn mit zwei Tribünen einem Hotel und einem Restaurant unterhalb einer der Tribünen. Hinzu kam ein Getränke- und Essensstand unterhalb der zweiten Tribüne. Des Weiteren natürlich ein Waagegebäude, Führring und ein paar Buchmacherbuden. Also alles, was man so braucht. Einzig den Mindesteinsatz für Wetten hätten wir gern gewusst. Erklärungen zur Systematik fanden wir weder im Programmheft noch irgendwo als Aushang. Einen Toto schien es nicht zu geben, lediglich Buchmacher. Der Renntag bestand aus sieben Rennen, darunter als Hauptrennen ein Altersgewichtsrennen der Kategorie 2, ein Handicap, ein Zweijährigenrennen sowie vier Altersgewichtsrennen für Dreijährige und Ältere, das alles über Distanzen zwischen 1000 und 2400 Metern. Eine Handvoll ehemals in Deutschland trainierte Pferde waren auch am Start, hinzu kamen ein paar Zweijährige mit in Deutschland stationierten Vätern. Wie immer, wenn wir einen Renntag im Ausland besuchen, spielten Daniel und ich ein Head to Head (wer vor wem), allerdings mit eher schlechten als rechten Ergebnissen. Wir trafen in Summe einen Sieger, sonst maximal Plätze. Endstand 5:2 für mich. Zwischendurch gönnten wir uns jeweils ein Getränk, Pilsner Urquell für Daniel, Limonade (irgendwas mit Himbeere) für mich. Daniels Tageshighlight: mein zufriedener („stolzer“) Gesichtsausdruck beim passenden Bezahlen in Kronen. Wer braucht schon das ganze Klimpergeld? Das letzte Rennen gewann ausgerechnet Bundeskanzler – passend zum Thema: Erfolg nur im Ausland. 

Blick von der Hauptstraße auf das Rennbahngelände

Blick auf die andere Straßenseite: Hier befinden sich die (Gast-)Boxen. Auf dem Weg zur Rennbahn muss die gut befahrene Straße überquert werden.
 



Sieger im ersten Rennen über 1000 Meter: Live

Mechanische Anzeige des Einlaufs



Midnight Spirit siegt im Amateurrennen

Und Bundeskanzler (rote Kappe) macht den Abschluss

Insgesamt sammelten wir rund 20 Minuten Verspätung zusammen, die fast ausschließlich auf das Konto der Zweijährigen gingen. Ein Pferd weigerte sich circa zehn Minuten lang standhaft aufzugaloppieren oder sich überhaupt nur ansatzweise in die Nähe der Startstelle führen zu lassen. Es wurde schließlich zum Nichtstarter. Auch das Einrücken der übrigen Starter dauerte ziemlich und schon hatten wir die entsprechende Verspätung zusammen. Dafür war der Ablauf ansonsten reibungslos.  

Fußmarsch zur Rennbahn: ein Weg = 3 Kilometer

 

Auf dem Rückweg machten wir beim Penny an der Hauptstraße Halt, hauptsächlich aus Neugier auf das dortige Sortiment und wurden bei der Gelegenheit noch ein wenig Kleingeld los. Anschließend kehrten wir zurück zum Hotel und gingen ein paar Meter weiter im Restaurant „Parlament“ noch einmal tschechisch essen: Krautsuppe zur Vorspeise, Ente mit Kraut und Knödel für Daniel und Rindergulasch mit Knödel für mich. Anschließend Feierabend und gemütlicher Tagesausklang.





 

Montag, 18. August

Abreisetag: morgens noch ein letztes Frühstück, dann hieß es noch ein wenig Zeit zu vertrödeln, unser Zug zurück nach Hause fuhr erst mittags. Wir setzten unsere letzten tschechischen Kronen in Karlsbader Oblaten als Mitbringsel um und relaxten noch ein wenig auf einer Bank in der Karlsbader Kurstadt, bevor es hieß: Koffer einsammeln und ab zum Bahnhof. In Cheb gaben wir 80 unserer letzten 81 Kronen Bargeld aus (Mehrkorncroissants, Bier). Der Heimweg war ähnlich unspektakulär wie der Hinweg. Das spannendste war noch, dass der ICE von Nürnberg nach Frankfurt morgens als „ausgebucht / extrem hohe Auslastung“ deklariert war. Glücklicherweise fuhr er sich dann ausreichend Verspätung ein, dass wir die geplante S-Bahn nicht mehr bekommen hätten und folglich die Zugbindung aufgehoben wurde. Besten Dank. Wir nahmen dann sehr gern den 20 Minuten später abfahrenden, deutlich leereren ICE, der dann quasi zeitgleich mit dem eigentlich geplanten in Frankfurt ankam. Da auf die Verspätung der S-Bahn Verlass ist, schafften wir dann sogar noch die avisierte S-Bahn. Auf den letzten Metern sprangen wir noch schnell in den Supermarkt und kauften uns ein Abendessen. Auspacken. Feierabend. Schön war’s!




Und tschüß!