Freitag, 15. August
Der frühe Vogel fing einmal mehr den Wurm, denn nur weil es
kein Sport gibt, bedeutet dies noch lange keine Abwesenheit eines Programms.
Der letzte Tag war für Wellness vorgesehen und das startete auch schon um 9:15
Uhr. Also ähnliche Frühstückszeit, dann nochmal schnell aufs Zimmer und
umziehen und wieder zurück. Wir begannen mit einem 15minütigen Perlbad in
Karlsbader Quellwasser, dem sich eine 45minütige Salztherapie anschloss. Danach
gönnten wir uns einen Kräutertee im Teeraum, bevor wir die Pause zwischendurch
im Zimmer verbrachten und dazu nutzten, die ersten drei Rennen aus Saarbrücken
im Livestream zu schauen. Dann gab es noch eine 15minütige Hydrojetmassage als
Abschluss.
 |
Symbolfoto vom Frühstück |
Danach wechselten wir ein paar Euros in tschechische Kronen
(Vorbereitung für den Rennbahnbesuch am Sonntag) und erstanden uns jeweils
einen Baumstriezel als Mittagssnack. Da es mit 34 Grad für aushäusige
Unternehmungen eindeutig zu heiß war, entschieden wir uns für einen Besuch des
Stadtmuseums. Dort war es ganz angenehm temperiert und gut auszuhalten. Der
Eintrittspreis war mit 110 Kronen pro Nase (ca. 4,40€) überschaubar und die
dafür gebotene Leistung sehr gut. Wir hielten uns zwei Stunden dort auf, erfuhren
endlich mal (in Ermangelung der Stadtführung) etwas über die Stadt, in der wir
uns seit 5 Tagen aufhielten) und ihre Historie. Zum Beispiel, dass angeblich
Karl IV bei einer Jagdgesellschaft die heiße Quelle fand, wie die
Schnabeltassen entstanden und wie verzweigt das Karlsbader Quellensystem
eigentlich ist. Auch spannend: Nachdem man zunächst nur im Heilwasser badete,
weil man befürchtete, dass durch das Trinken die Eingeweide versteinern könnte,
trank man das Wasser später geradezu exzessiv (6-9 Liter am Tag), um dann
später zur gemäßigteren und gemischten Praxis überzugehen. Und falls uns mal in
einer Quizsendung die Frage begegnen sollte, welches Ereignis zum großen Brand
Karlsbads 1604 führte, bei dem über 90 von 120 Häusern abbrannten, so wissen
wir jetzt, dass ein unbeaufsichtigter Topf mit geschmolzener Butter ursächlich
war. Binnen drei Stunden war ein Großteil der Stadt abgebrannt.
 |
Baumstriezel (Trdelnik) als Mittagessen |
 |
grafische Darstellung der Karlsbader (Haupt-)Quellen |
 |
Oben ein Rennpreis der Karlsbader Galopprennbahn |
 |
Bevölkerungszusammensetzung |
 |
Aus der Zeit des Sozialismus: Langharige, Rowdys und "Trittbrettfahrer" oder so ähnlich ;) |
 |
Tisch mit Stühlen als Einladung zum Hinsetzen oder... | |
 |
...was Google Lens daraus macht... |
Danach duschen und letztes Abendessen im Hotel, Ausklang wie
gewohnt auf dem Balkon, zu mehr waren wir bei den Temperaturen nicht motiviert.
 |
Pizza, Ofengemüse, Kartoffelbrei, Fisch, Geflügel mit Gemüse |
Samstag, 16. August
Nachts hatte es geregnet, die Abkühlung war aber vorerst
überschaubar. Dafür war’s natürlich super schwül geworden. Passend dazu hatte
ich superschlecht geschlafen. Naja, kommt dieser Tage häufiger vor, wird sich
aber vermutlich auch wieder ändern. Ein letztes reichhaltiges Frühstück im
Astoria, dann packten wir unsere Siebensachen zusammen. Ich checkte noch die
Busverbindungen nach Doubí. Als Resultat dessen beschlossen wir, den
angedachten letzten Kaffee zu canceln und uns direkt auf den Weg zu machen. Die
Direktverbindung mit der Linie 6 fuhr zumindest samstags nur alle paar Stunden.
Wir zogen also unsere Koffer einmal zurück durch das Kurviertel zurück zur
Innenstadt und ließen unsere Koffer im Hotel Kavalir nahe der Becherovka-Destille.
Dann suchten wir die Bushaltestelle nahe des Bahnhofs Dolny nadrazi, landeten
erst einmal beim Fernbusbahnhof und wurden dann doch noch fündig. Der Bus kam
pünktlich, wir erstanden zwei 25 Kronen-Tickets (gültig für 20 Minuten) – sehr
modern übrigens an einem kleinen Terminal am Eingang des Busses, nur
Kartenzahlung möglich. Die Fahrt dauerte nur 10 Minuten, dann stiegen wir im
Karlsbader Stadtteil Doubí aus und machten uns auf eine ausgiebige Wanderung.
Wir liefen ein Stück die Eger entlang, bogen dann aber ab in den Wald hinein,
gleichbedeutend mit: den Hang hoch. Der Weg war mal wieder ordentlich steil,
führte komplett durch mehrheitlich Nadelwald. Schließlich ging’s wieder
hinunter auf Flusshöhe und wir überquerten die Eger über eine Hängebrücke. An
einem dort gelegenen Rastplatz machten wir auch eine kleine Pause und
beobachteten das bunte Treiben bestehend aus anlandenden Kanufahrern und an-
und abreisenden Feriengästen eines Reiterhofs.
 |
Bustickets (die Daniel extra füe mich wieder aus dem Müll geholt hat, weil ich sie unbedingt fotografieren musste 😗) |
 |
"Weihnachtshaus" |
 |
Bei Hempels unter der Brücke |
 |
Hinauf... |
 |
...und da besser nicht hinab |




Schließlich liefen wir weiter und passierten nach wenigen
Metern die Svatošské
skály (Hans-Heiling-Felsen), der Anlass, warum wir uns für diese Wanderung
entschieden hatten. Der Fußweg bzw. die Hängebrücke zur Felsgruppe sind
inzwischen allerdings geschlossen, aber auch so war der Blick gut. Erinnerte
stark an die Felsformationen der Sächsischen Schweiz, aber die ist schließlich
nicht allzu weit entfernt. Wir liefen weiter die Eger entlang und beschlossen
unterwegs, auf den Bus zurück zu verzichten und stattdessen zu laufen. Wir
entschieden uns, vom Weg am Fluss abzuweichen und dieses Mal über die Hügel an
der anderen Flussseite nach Karlsbad zu laufen. Das sorgte für etwas mehr
Abwechslung und für etwas mehr Steigung. Nach gut 14 Kilometern Wanderung waren
wir gegen 15 Uhr zurück am Hotel. Kurze Pause, dann gingen wir essen. Die Wahl
fiel auf ein altslawisches Restaurant mit eigenem Bier. Es gab Hirschgulasch
bzw. Rind und Apfelstrudel zum Nachtisch. Anschließend erledigten wir noch
einen kleinen Einkauf im Albert-Supermarkt, machten ein Stündchen Pause und
zogen gegen 20:30 Uhr noch einmal los. Eigentlich hatten wir ein Festival auf
einem Platz in der Nähe des Hotels auserkoren, doch als wir das Hotel
verließen, hörten wir Punkrockklänge. Wir liefen in die Richtung aus der die
Musik kam, stellten dann fest, dass es sich nicht um das eigentlich angepeilte
Festival handeln konnte. Doch da die Musik vielversprechend schien, folgten wir
den Klängen und kamen zu einer Brücke über die Eger unter der man eine kleine
Bühne aufgebaut hatte. Es handelte sich tatsächlich um ein kleines
Punkrock-Festival. Wir blieben und hörten uns eine tschechische lokale und
anschließend eine slowenische Band an. Danach Heia.
 |
Svatošské
skály |
 |
Oberhalb von Dolní |
 |
Brunnen mitten im Wald |
 |
Juchu, endlich ein Rennbahnblick von oben |
 |
Die beiden Jungs mit dem Iro hatten wir vormittags schon in der Kurstadt mit leichter Verwunderung gesehen. Jetzt passte es wieder ;) | |
 |
Wir sahen "Plesnlvý Fazole" und "Princovia" | |
Sonntag, 17. August
Sehr gemütlicher Start, nur ein Programmpunkt heute:
Pferderennen in Karlsbad 😊 Wir gingen um 8:30 Uhr frühstücken (sehr
ordentlich, gerade für ein so kleines Hotel mit nicht einmal 20 Zimmern) und
ließen uns Zeit. Anschließend Pause bis mittags.
 |
Erstmal Rennen aus Deutschland gucken |
Gegen 12 Uhr machten wir uns
auf den 3 Kilometer langen Fußmarsch zur Karlsbader Rennbahn: einmal die
Hauptstraße gen Westen entlang und am 3. Kreisverkehr recht über die Eger und
schon waren wir da. Wir erreichten die Rennbahn eine gute Stunde vor dem ersten
Rennen. Nachdem wir am Eingang mit den ungewohnten Kronenscheinen bzw. vor
allem dem Münzgeld jongliert hatten, schafften wir es schließlich Tickets und
ein Programmheft zu kaufen. Wir sondierten erst einmal die Lage: Überschaubare
Rennbahn mit zwei Tribünen einem Hotel und einem Restaurant unterhalb einer der
Tribünen. Hinzu kam ein Getränke- und Essensstand unterhalb der zweiten
Tribüne. Des Weiteren natürlich ein Waagegebäude, Führring und ein paar
Buchmacherbuden. Also alles, was man so braucht. Einzig den Mindesteinsatz für
Wetten hätten wir gern gewusst. Erklärungen zur Systematik fanden wir weder im
Programmheft noch irgendwo als Aushang. Einen Toto schien es nicht zu geben,
lediglich Buchmacher. Der Renntag bestand aus sieben Rennen, darunter als
Hauptrennen ein Altersgewichtsrennen der Kategorie 2, ein Handicap, ein
Zweijährigenrennen sowie vier Altersgewichtsrennen für Dreijährige und Ältere,
das alles über Distanzen zwischen 1000 und 2400 Metern. Eine Handvoll ehemals
in Deutschland trainierte Pferde waren auch am Start, hinzu kamen ein paar
Zweijährige mit in Deutschland stationierten Vätern. Wie immer, wenn wir einen
Renntag im Ausland besuchen, spielten Daniel und ich ein Head to Head (wer vor
wem), allerdings mit eher schlechten als rechten Ergebnissen. Wir trafen in
Summe einen Sieger, sonst maximal Plätze. Endstand 5:2 für mich. Zwischendurch
gönnten wir uns jeweils ein Getränk, Pilsner Urquell für Daniel, Limonade
(irgendwas mit Himbeere) für mich. Daniels Tageshighlight: mein zufriedener
(„stolzer“) Gesichtsausdruck beim passenden Bezahlen in Kronen. Wer braucht
schon das ganze Klimpergeld? Das letzte Rennen gewann ausgerechnet
Bundeskanzler – passend zum Thema: Erfolg nur im Ausland.
 |
Blick von der Hauptstraße auf das Rennbahngelände |
 |
Blick auf die andere Straßenseite: Hier befinden sich die (Gast-)Boxen. Auf dem Weg zur Rennbahn muss die gut befahrene Straße überquert werden. |
 |
Sieger im ersten Rennen über 1000 Meter: Live |
 |
Mechanische Anzeige des Einlaufs |



.jpg) |
Midnight Spirit siegt im Amateurrennen |
 |
Und Bundeskanzler (rote Kappe) macht den Abschluss |
Insgesamt sammelten wir rund 20 Minuten Verspätung zusammen,
die fast ausschließlich auf das Konto der Zweijährigen gingen. Ein Pferd
weigerte sich circa zehn Minuten lang standhaft aufzugaloppieren oder sich
überhaupt nur ansatzweise in die Nähe der Startstelle führen zu lassen. Es
wurde schließlich zum Nichtstarter. Auch das Einrücken der übrigen Starter
dauerte ziemlich und schon hatten wir die entsprechende Verspätung zusammen.
Dafür war der Ablauf ansonsten reibungslos.
 |
Fußmarsch zur Rennbahn: ein Weg = 3 Kilometer |
Auf dem Rückweg machten wir beim Penny an der Hauptstraße
Halt, hauptsächlich aus Neugier auf das dortige Sortiment und wurden bei der
Gelegenheit noch ein wenig Kleingeld los. Anschließend kehrten wir zurück zum
Hotel und gingen ein paar Meter weiter im Restaurant „Parlament“ noch einmal
tschechisch essen: Krautsuppe zur Vorspeise, Ente mit Kraut und Knödel für
Daniel und Rindergulasch mit Knödel für mich. Anschließend Feierabend und
gemütlicher Tagesausklang.
Montag, 18. August
Abreisetag: morgens noch ein letztes Frühstück, dann hieß es
noch ein wenig Zeit zu vertrödeln, unser Zug zurück nach Hause fuhr erst
mittags. Wir setzten unsere letzten tschechischen Kronen in Karlsbader Oblaten
als Mitbringsel um und relaxten noch ein wenig auf einer Bank in der Karlsbader
Kurstadt, bevor es hieß: Koffer einsammeln und ab zum Bahnhof. In Cheb gaben wir
80 unserer letzten 81 Kronen Bargeld aus (Mehrkorncroissants, Bier). Der
Heimweg war ähnlich unspektakulär wie der Hinweg. Das spannendste war noch,
dass der ICE von Nürnberg nach Frankfurt morgens als „ausgebucht / extrem hohe
Auslastung“ deklariert war. Glücklicherweise fuhr er sich dann ausreichend Verspätung
ein, dass wir die geplante S-Bahn nicht mehr bekommen hätten und folglich die
Zugbindung aufgehoben wurde. Besten Dank. Wir nahmen dann sehr gern den 20
Minuten später abfahrenden, deutlich leereren ICE, der dann quasi zeitgleich
mit dem eigentlich geplanten in Frankfurt ankam. Da auf die Verspätung der
S-Bahn Verlass ist, schafften wir dann sogar noch die avisierte S-Bahn. Auf den
letzten Metern sprangen wir noch schnell in den Supermarkt und kauften uns ein Abendessen.
Auspacken. Feierabend. Schön war’s!



 |
Und tschüß! |