Sonntag, 19. Februar 2023

Cagnes-sur-mer - schnell noch das Reisetagebuch...

 ... bevor die kommende Woche über mich hineinbricht.

Dienstag, 14. Februar

Gerade aus Hamburg zurückgekommen, einmal auspacken und direkt wieder einpacken, das allerdings mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad, denn wir hatten entschieden, kein Gepäck aufzugeben, sondern nur mit Handgepäck zu fliegen. So minimalistisch habe ich definitiv noch nie gepackt, war aber gar nicht soo schwer. Nach frühmorgendlichen Laufen, Gepäck optimieren und frühstücken, machten wir uns gegen 10 Uhr auf dem Weg zum Flughafen. Eingecheckt hatten wir tags zuvor bereits. Der Sicherheitscheck dauerte keine fünf Minuten, sodass wir ziemlich früh am Gate waren, aber wir hatten ja keinen Stress und lieber zu früh als zu spät. Also habe ich noch ein Rätselheft erstanden. Wir hoben pünktlich und passend zum Hamburg-Besuch mit einer Airbus A320-200 neo ab und landeten knapp anderthalb Stunden später ebenso unspektakulär in Nizza. Wie gut, dass wir nicht am Mittwoch flogen, denn keine 24 Stunden später sollte ein IT-Ausfall Lufthansa lahmlegen – und was war schuld? Die S-Bahn-Bauarbeiten in Frankfurt nahe des Stadions… Kabel durchgetrennt,  jo. Und Streiks sind dann ja auch noch, am Freitag keine Flüge von/nach u.a. Frankfurt. Mal schauen, ob wir dann am Sonntag planmäßig zurückkommen…


 

 
Aber zurück zum Dienstag. Wir hatten schon vorher beschlossen, zu Fuß nach Cagnes zu laufen, circa sechs Kilometer, wie wir zwischendurch feststellten. Wir liefen erst an der Hauptstraße, sobald sich die Gelegenheit ergab, dann am Meer entlang und legten zwischendurch die eine oder andere Guckpause ein. Einen Mittagssnack vom Bäcker gab es auch. Schließlich erreichten wir die Strandpromenade von Cagnes und warfen dort einen ersten Blick auf die Rennbahn, bevor wir unsere Schritte ins Stadtzentrum zum Hotel lenkten. Wie wir tags darauf von der Betreiberin eines nahen Pizzalieferdiensts erfuhren, wurde das Hotel erst vor etwa einem halben Jahr eröffnet. Ok, dass es noch nicht allzu alt sein konnte, war offensichtlich, aber so neu war dann doch überraschend. Nach dem Check-in genossen wir erst einmal einen Kaffee in der Sonne auf dem Balkon. Gegen halb sechs gingen wir noch einmal runter zum Meer, kauften auf dem Weg dorthin Baguette, Käse, Oliven und Wein und aßen rustikal – vermutlich während „alle anderen“ den Valentinstag zum Essengehen nutzten, das Restaurant im Hotel zumindest war ausgebucht – am Meer zu Abend. Abends gab’s noch Fußball und Snooker.
 
 
 


 

Mittwoch, 15. Februar

Der Tag startete mit einem sehr leckeren und reichhaltigen Frühstück. Anschließend hatten wir die mehr oder minder glorreiche Idee, die Rennbahn per pedes zu umrunden, bevor der Renntag gegen Mittag beginnen sollte. Auf dem Weg zum Meer hinunter las ich dann von der IT-Panne bei der Lufthansa. Wir starteten den Rundgang auf der Südseite der Rennbahn, also quasi parallel zur Küste. Falls jemand auf ähnliche Ideen kommen sollte: Dreht am Ende wieder um, der Rundweg ist nur für Liebhaber von mehrspurigen Straßen und Bahntrassen lohnenswert, dafür ist der Teil auf der Küstenseite hübsch, außerdem kann man durch den Zaun den Galoppern und Trabern bei der Morgenarbeit zusehen. Der Teil an der Hauptstraße war dann so naja, immerhin gab’s nen netten Blick von einer Brücke runter auf die Bahn. Positiv ist auch anzumerken, dass wir überhaupt rum gekommen sind und rechtzeitig auf der Bahn ankamen. Wir zahlten fünf Euro Eintritt pro Nase und sahen uns erst einmal um: Toll so ein Renntag mitten im Winter bei ca. 15 Grad und sonnigem Wetter.

Daniel und ich tippten gegeneinander Head to Head oder „wer vor wem“, ich gewann mit 5 zu 3. Deutsche Siege gab’s leider nicht, aber immerhin mehrere Platzierungen. Wir waren auch nicht die einzigen deutschen Besucher auf der Bahn, allerdings vermutlich die einzigen Nicht-Pferdebesitzer 😉 Zum Ende des Renntags wurde es dann doch recht frisch und so waren wir ganz froh, als wir uns wieder bewegen konnten. Wir sprangen noch schnell in den Supermarkt, um eine Flasche Rosé zu erstehen, dann gings zurück zum Hotel. Um die Ecke herum organisierten wir uns noch leckere Nudeln bzw. Gnocchi und wurden dann langsam gemütlich. Langsam vor allem deswegen, weil ich bei der Recherche der Zugverbindungen nach Nizza was feststellte? Genau, nationaler Streik morgen! Dann werden wir uns wohl morgen nochmal in Cagnes herumtreiben und Nizza auf Freitag verschieben…






 

Donnerstag, 16. Februar

Das Programm war bekanntermaßen etwas zusammengeschmolzen. Beim Frühstück gab’s interessante neue Gäste zu beobachten. Ein dänisches Radsportteam war angereist mitsamt Räderfuhrpark, Bullis, Begleitfahrzeugen, Team und allem, was so dazugehört. Die Mechaniker sollten auch mehr oder minder den ganzen Tag auf dem Hotelvorplatz an den Rädern rumschrauben. Eine kurze Recherche ergab ein dreitägiges Radrennen beginnend am 17.02. Wir werden dann mal verfolgen, wie sich die Jungs vom Team Leopard Togt so schlagen.


 Wir machten uns nach dem Frühstück auf, uns kulturell weiterzubilden und liefen ein paar Hundert Meter den Hügel hinauf zum Renoir-Museum. Auguste Renoir hat nämlich ca. 20 Jahre seines Lebens in Cagnes-sur-mer gelebt: Er kaufte das Grundstück, auf dem sich heute das Museum befindet, um die dort befindlichen uralten Olivenbäume (es wird gemutmaßt, dass sie älter als 1000 Jahre sind), vor der Begierde eines Serviettenringherstellers zu retten. Die Bäume gibt es heute noch, ebenso Villa und ein Stallgebäude. 2019 wurde zudem das Gartenatelier Renoirs rekonstruiert und wieder aufgebaut. Wir verbrachten etwa zwei Stunden dort in wirklich liebevoll gestalteten Museum. Dann war Mittagspause und die Läden wurden buchstäblich zugeklappt. Wir liefen noch ein wenig auf der erfolglosen Suche nach Ausblick in der Gegend rum, kehrten dann zurück zum Hotel und machten ebenfalls eine Mittagspause auf der Dachterrasse. Nachmittags liefen wir den steilen Anstieg zur mittelalterlichen Burg hoch. Es handelt sich um den Sitz des Cagnes-Zweigs der Grimaldi-Familie, der bekanntere (und nicht ausgestorbene) ist natürlich im nahen Monaco beheimatet. Wir schauten uns die Burg ebenso wie die aktuelle Ausstellung des Werks von Jean Villeri, ebenfalls lange wohnhaft in Cagnes, an. Highlight war aber die Aussicht vom Burgturm über die Stadt, das Mittelmeer und die nahen Ausläufer der Alpen. Anschließend warfen wir noch einen Blick ins Schmuckmuseum.

Blick auf den Renoir'schen Garten





Auf dem Weg hoch zum Schloss



Mein Highlight im Schmuckmuseum, die Idee gefiel mir.

Abends gingen wir bei „Chez David“ essen. Wir waren, typisch deutsch, um 19 Uhr natürlich die Ersten im Restaurant und blieben das auch bis viertel vor acht. Aber wir frühstücken ja immer gut im Hotel und begnügen uns mittags mit einem Happen, da hat man dann auch früh wieder Hunger. Wir bestellten beide das provenzalische 3 Gänge-Menü, Daniel hatte Salat aus gegrillter Paprika zur Vor- und Steinpilzravioli als Hauptspeise, bei mir gab’s provenzalische Krapfen (beignets) und petits farcis (gefülltes Gemüse), zum Dessert wählten wir beide die Crème brûlée mit Lavendel, dazu gab es lokalen Rotwein (von der Var).


 

Freitag, 17. Februar

Nach dem Frühstück gingen wir zum Bahnhof, um die Tagestour nach Nizza quasi nachzuholen. Der Zug kam mit gut zehn Minuten Verspätung und war derart voll, dass wir uns so gerade eben noch reinquetschen konnten. Er wurde dann auch immer voller und als wir in Nizza ausstiegen, standen so viele Leute am Bahnsteig, dass die unmöglich alle reinpassten. Da dachten wir noch, das könnte auf dem Rückweg besser werden.

Als erstes liefen wir zum Meer, um die berühmte Promenade entlang zu flanieren. Dort angekommen, machten wir noch ein Geburtstagstelefonat und ich musste meine Finger ins Mittelmeer tunken, was ich bis dato noch versäumt hatte. Anschließend liefen wir die Promenade entlang Richtung Innenstadt, bewunderten zwischendurch die Aufbauarbeiten für den Karneval von Nizza. Dann stiegen wir den Hügel zum alten Château hinauf und bewunderten die Aussicht von oben auf die Küste und dann in die andere Richtung auf den Hafen. Dort machten wir auch ein kleines Päuschen, stärkten uns zwischendurch mit Baguette, Käse und Orangina, liefen durch die Altstadt. Nach der im Winter anscheinend obligatorischen Mittagspause in Museen und Sehenswürdigkeiten, waren wir rechtzeitig zur Wiedereröffnung um 14 Uhr am Chagall-Museum. Dieses wurde 1973 eröffnet und von Chagall selbst nach dessen Wünschen mitgestaltet. Zuvor hatte er in zwei Chargen große Teile seines Werks an den französischen Staat übertragen. Der Eintritt in das Museum lohnt sich wirklich. Besonders toll sind die Erläuterungen zu den einzelnen Werken, via QR-Code am Smartphone als Audiodateien abrufbar und auch auf Deutsch verfügbar. Wir verweilten den gesamten Nachmittag dort und machten uns anschließend auf den Rückweg bzw. wollten es tun, allerdings war die Bahn nicht sonderlich kooperativ. Der Zug hatte eine halbe Stunde Verspätung, mich wunderte ehrlich gesagt, dass wir überhaupt hinein- (und auch wieder hinauskamen), aber wir hatten auch Glück, dass eine der Türen direkt vor uns hielt. Zurück in Cagnes gab’s noch eine leckere Pizza.









 
Etwas zu spät eingeschaltet, aber ein Teil unseres Wegs durch Nizza

Samstag, 18. Februar

Letzter voller Tag in Cagnes und auch der zweite Renntag für uns an der Côte d’Azur. Da das erste Rennen erst um kurz vor halb zwei starten sollte, hatten wir vormittags noch ausreichend Zeit, um mit dem Zug nach Biot, ein Vorort von Antibes, zu fahren und dort zwei Flohmärkte zu besuchen. Dort war Daniel in seinem Element, ich schaue mir da ja eher die Leute an als die dargebotene Ware. Daniel wurde auch fündig und erstand eine ganze Box voll Postkarten, die hoffentlich noch auf dem Rückflug in unsere Rucksäcke passt.



Nach etwa anderthalb Stunden traten wir die Rückfahrt an. Die Zeit reichte noch, um den Schuhkarton im Hotel abzustellen und trotzdem rechtzeitig an der Rennbahn zu sein. Es standen noch einmal acht Rennen, auch mit einigen deutschen Pferde. Einen deutschen Sieg gab es aber nicht zu feiern. Wetttechnisch waren wir auch nicht sonderlich erfolgreich, für den Schampus zum Abschluss reichte es leider nicht, aber eine Flasche Crémant holten wir uns abends trotzdem. Wir waren ja auch nicht zum Wetten (gewinnen), sondern zum Spaß haben da.

Als sportliches Highlight gab es immerhin ein Listenrennen. Ich hatte – natürlich wegen des Namens – auf die Außenseiterin Tut Tut gesetzt, die immerhin solide Fünfte wurde. Der Sieg ging jedoch an den Favoriten Hooking. Ansonsten gab es noch drei Rennen für den Derbyjahrgang, die durchaus mit Vertretern großer Ställe wie Wertheimer oder dem Aga Khan besetzt waren. Vielleicht haben wir ja das eine oder andere bessere Pferd gesehen. Bei unserem privaten Head to Head gewann ich erneut – das allein zeigt schon, besonders erfolgreich war das Wetten – bei mir ja sowieso sehr überschaubar – nicht. 

Abends begnügten wir uns mit Salat und Baguette, wir hatten uns aber mittags auch eine Rennbahnpommes gegönnt. 

 

Sonntag, 19. Februar

Happy Birthday, bester Daniel! Immerhin kurz nach dem Aufwachen an den Ehrentag gedacht, puh, ich hatte Bedenken, dass mir das in der Urlaubsamnesie untergehen könnte. Der Wecker hatte fast alltagsmäßig früh um kurz vor sieben geklingelt, um kurz nach sieben saßen wir schon beim Frühstück und um acht Uhr verließen wir das Hotel. Wir liefen die fünfeinhalb Kilometer zum Flughafen zu Fuß. Der Flug selbst war dann so voll, dass ich meinen Rucksack unter den Vordersitz quetschen musste, aber wir waren halbwegs pünktlich und alles lief reibungslos, da will ich mich nicht beschweren. Das hätte diese Woche auch anders laufen können.

 
"Sonntagsspaziergang"