Sonntag, 28. August 2016

York Reisetagebuch Teil 4



Samstag, 20. August

Daniel konnte beim Frühstück „just three winners“ vermelden, wodurch die Dame am Nebentisch sich beinahe am Essen verschluckt hätte. Ihr Gatte hatte nicht einen einzigen gehabt, die Flaute sollte sich fortsetzen. Das Gesprächsthema war ja ohnehin schon gesichert. Irgendwie war zu Graham durchgedrungen, ich sei Journalistin, was ja auch nur so halb stimmt. Egal, in seiner Statistik bin ich jetzt die erste Rennsportjournalistin in seinem Guest House. Von mir aus. Bevor wir loszogen, haben wir schon mal eingecheckt und die Unterkunft bezahlt, weil ich mir nicht 100%ig sicher war, dass meine Kreditkarte funktionieren würde. Das tat sie jedoch ohne zu mucken und so mussten wir wenigstens kein Bargeld mehr holen. Wir hatten uns vorgenommen, den Mauerspaziergang dieses Mal bis zum Ende durchzuziehen und starteten einen neuen Versuch. Das Wetterglück war uns zunächst hold und wir hatten eine weitegehend sonnige Runde. Die Mauer zog sich länger hin als gedacht, gefühlt waren es mehr als drei Kilometer und so kam es, dass wir später als sonst zur Rennbahn aufbrachen. 


Immer wieder dekorativ, das Minster






Clifford's Tower

Die Ouse mit alten Lagerhäusern

Früh genug war es immer noch, aber man merkte die spätere Uhrzeit an der Länge der Schlange am Busshuttle. Die Bahn war wieder gut gefüllt, aber der Donnerstag dürfte trotzdem der bestbesuchte Tag gewesen sein. Auf der Bahn angekommen, spielten wir wie immer zuerst Head to Head und gaben unsere Dreierwetten ab. Leider klappte es auch am vierten Tag nicht damit, dafür war Daniel sonst ziemlich gut, was die Siegwetten anbetraf. Vor dem ersten Rennen beschlossen wir spontan, einen Trip zur Startstelle auf der Gegenseite zu machen. Der Exjockey John Murray kutschierte uns und vier andere dorthin, erzählte allerlei Wissenswertes, aber das eigentliche Highlight war es, einmal über das Geläuf gegen zu dürfen. Und der Blick von der Gegenseite aus war natürlich auch nicht schlecht.

Wir auf dem Geläuf!


Die folgenden Rennen schauten wir uns dann wieder an gewohnter Stelle an, also Führring und an den Rails. Daniel hatte Scottish und den Sieger des Ebor Handicaps, Heartbreak City – dank der Tatsache, dass als Vater Lando verantwortlich zeichnete. Ansonsten war Godolphin und Buick-Tag. Das Team war gleich dreimal erfolgreich, siegte in beiden Grupperennen des Tages. Nach sieben Rennen (H2H: 12:10, das letzte Rennen haben wir wegen eines kurzfristigen Nichtstarters nicht gewertet) hieß es leider Abschied nehmen von der Rennbahn. Wir hatten immerhin noch einen Abend vor uns, fuhren zurück in die Innenstadt und aßen in der Turtle Bay zu Abend. War richtig gut, aber auch richtig scharf. Anschließend machten wir noch bei der Original Ghost Tour mit, sodass wir jetzt auch in der Geistergeschichte Yorks ganz gut bewandert sind. Danach leerten wir noch die Weinflasche und fielen ins bequeme Bett.

Scottish

Scottish (rechts) beim Sieg in den Strensall Stakes

Blue Point


 Blue Point gewinnt die Gimcrack Stakes (Gr. II) mit drei Längen.


Hammeleintopf, war scharf!

York Crown Court (rechts) und Castle Museum

Sonntag, 21. August

Nach einem letzten englischen Frühstück hieß es aufräumen, zusammenpacken und Tschüs sagen. Wir legten noch eine kurze Arbeitseinheit in der Lounge ein und nahmen dann den Bus zum Bahnhof bzw. den Zug nach Manchester. Mal schauen, wo es uns das nächste Mal hin verschlägt. Goodwood oder doch ganz woanders hin?

Goodbye, York!


Samstag, 27. August 2016

York Reisetagebuch Teil 3



Freitag, 19. August


Beim Frühstück konnten wir vermelden, am Vortag drei Sieger gehabt zu haben. Damit waren wir im inoffiziellen Gästevergleich ziemlich gut dabei. Das Pärchen im gesetzten Alter, mit dem wir uns gestern schon so gut unterhalten hatten, legte uns fürs nächste Mal Goodwood ans Herz. Mal sehen, wann das umgesetzt werden kann. Graham plauderte noch ein wenig aus dem Nähkästchen als B&B-Gastgeber, dann eisten wir uns aber doch recht zügig los, weil wir noch zum Minster wollten. Pünktlich um 9.30 Uhr kamen wir auch los und entsprechend gegen kurz nach 10 am Minster an. Wir wären sogar noch eher gewesen, wenn uns nicht Tony beim Verlassen des Sparmarkts angequatscht hätte, als er sah, dass wir die Racing Post gekauft hatten. Tony erzählte uns dann erst mal einen vom Pferd, Sir Alex Ferguson und überhaupt. Auf der Rennbahn trafen wir ihn ein paar Stunden später – er arbeitet als Ordner – auch noch wieder, da war dann eine Geschichte zu Lester Piggott bzw. dessen Tochter fällig. 

Im Minster drehten wir erst einmal eine Runde durchs Kirchenschiff. Der Turm in der Mitte allein ist schon so groß, dass der schiefe Turm von Pisa komplett darin Platz finden würde. Im Chapel Tower erklärte uns ein Angestellter die hölzerne Dachkonstruktion, schlappe 800 Jahre alt und komplett aus Eichenbalken – so einzigartig, dass die Feuerwehr die Anweisung hat, im Falle eines Feuers zuallererst diesen Turm zu retten. Nach etwa 40 Minuten mussten wir unserer Erkundung fast schon abbrechen, um rechtzeitig zu unserem Tower Trip zu kommen und auf den Turm (275 Stufen) wollten wir natürlich unbedingt. Die Wendeltreppe bzw. deren Enge machte uns dann auch klar, warum man nur gruppenweise zu bestimmten Zeit hinaufkommt, Gegenverkehr funktioniert da nicht. Der Ausblick über York war wie erwartet überragend, natürlich konnte man auch die circa 3 Kilometer entfernte Rennbahn sehen. 

Bootham Bar

Im Minster


Astronomical Clock

Chapter House

Modell der Deckenkonstruktion

Auf dem Weg nach oben...

Angekommen!

Im Hintergrund sieht man Knavesmire

Als wir wieder unten angekommen waren, war es auch schon wieder Zeit für den Shuttle zum Knavesmire. Kaum waren  wir vor Ort, da fing es an zu tröpfeln, die Wettervorhersage sollte leider recht behalten. Also suchten wir erst einmal die Tribüne zum Wetten und H2H ausarbeiten auf. Anschließend schauten wir uns einige Ausstellungsstücke des Yorker Racing Museums an, kauften ein Timeform Programm für Samstag (einmal und nie wieder, das Ding kostet 6 Pfund!). Weil es immer noch regnete, verzogen wir uns mit Programm und Kaffee wieder auf die Tribüne. Zum ersten Rennen ging es natürlich trotzdem an den Führring, u.a. lief Yorkidding, die wir ja noch aus Düsseldorf kannten. Es folgten die Lonsdale Stakes für die Extremsteher. Quest For More sorgte für eine kleine Überraschung, zumindest bei uns, das ging doch sehr leicht. Genial waren natürlich die Nunthorpe Stakes, ein Gr. I mit 19 Pferden, absoluter Wahnsinn. Netterweise hörte es davor auf zu regnen. Das dritte Rennen hatten wir auf Höhe der Tribüne geschaut, da kam echt Gänsehautfeeling auf, als der „York Roar“ die Favoritin Nemoralia ins Ziel begleitete. 
Es folgte die Demonstration Mecca's Angels, die gegen den Regen ganz sicher nichts einzuwenden hatte. Ihr Trainer hatte bis zuletzt offen gelassen, ob sie ihren Titel übrhaupt verteidigenn würde, doch sie tat es und wie. 


Vor dem Zweijährigenrennen zog es uns noch einmal zum Pre Parade Ring. Der Besitzer mit dem größten Spaß war ohne Zweifel der des zweitplatzierten Contrapposto, der als 50/1-Außenseiter auf den letzten Metern auf Platz 2 stürmte. Clive Washbourn stürmte erst jubelnd und alle möglichen Leute umarmend oder anspringend den Absattelring, um anschließend alles zu herzen, was ihm in den Weg kam, Pferd und Jockey inklusive. Der jubelt auch im Schlaf noch weiter. Das Pferd hat eine Derbynennung. Wir fragten uns, was wohl passiert, sollte Contrapposto dort siegen?


Zum letzten Rennen kam der Regen wieder. Wir hatten unsere Restaurantreservierung sowieso schon abends vorher wieder gecancelt und uns stattdessen dann doch wieder im Sainsbury’s mit Salat eingedeckt. Mal sehen, ob wir morgen zum Abschluss noch mal was Schickes zum Essen finden.
Stand H2H: 10:8



Quest For More

Das Wetter war schon mal besser...

Quest For More gewinnt unter George Baker den Lonsdale Cup, Gr. II.

Nemoralia, Siegerin in den York Stakes.

Mecca's Angel

Mecca's Angel wird unter Paul Mulrennan Doppelsiegerin in den Nunthorpe Stakes, Gr. I.

Die Frankel-Ecke im neugestalteten Bereich der Rennbahn

Der 510:10 Außenseiter Contrapposto im Pre-Parade Ring

...im Hintergrund sein völlig aufgelöster Besitzer nach demRennen