Mal wieder ein Reisebericht, das Erlebnis York muss verewigt werden. Ich splitte mal wieder, sonst wird das bei Weitem zu viel für das Lesen in einem Rutsch. Vermutlich werden es drei Teile.
Dienstag, 16. August
Mitten in der Nacht ging es los. Der Wecker klingelte zur
absolut perversen Zeit von 3.13 Uhr. Brötchen hatten wir abends schon
geschmiert, sodass wir nur aus dem Bett in unsere Klamotten fallen und nach
draußen torkeln mussten. Dort wartete das Taxi zum Bahnhof schon. Der RE sollte
um 3.45 Uhr abfahren und hatte natürlich Verspätung, Zeit genug also, schnell
noch einen Kaffee zu organisieren. So ausgestattet, ging es dann schon
halbwegs. Wach waren wir bis dahin dann, auch dank einer offenbar vom Feiern
kommenden Truppe, die uns mit lauten Gesängen wie „Ich geh mit meiner Laterne“
beglückte. Sie hielten allerdings nicht einmal bis Bochum durch. Unser Flieger
startete schließlich halbwegs pünktlich gegen 6.55 Uhr gen Manchester, der Flug
war gerade mal viertelvoll, wenn überhaupt. So kam es dann, dass unser Gepäck
schon da war, als ich in Manchester vom Klo wiederkam. Das führte dann dazu,
dass wir noch fast zwei Stunden Zeit hatten, bis der Zug nach York um 9.06 Uhr
abfuhr. Wir vertrieben uns die Wartezeit mit einer erfolglosen Suche nach einer
Racing Post und Cappuccino. Im Zug spielten wir dann Rennbahnen nennen, was
annähernd unentschieden ausging.
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Erster Blick auf Minster |
Die britische Eisenbahn war besser als ihr Ruf, keine
Beanstandungen hier zu machen. In York angekommen, stürmten wir erst einmal das
Tourist Office und deckten uns mit Stadt- und Busplänen ein. Letztgenannter
wurde direkt eingesetzt, um herauszufinden, welche Linie noch gleich zu
Heather’s Guest House fuhr. Der Bus der Linie 2 sorgte dann allerdings für
leichte Irritationen, da eine Haltestelle trotz gegenteiliger Angaben im Bus
nicht angefahren wurde. Egal, also eine danach ausgestiegen und zurückgelaufen,
war auch kein Problem. Im Heather’s wurden wir sehr nett empfangen, konnten
auch gleich aufs Zimmer. Graham gab uns dann erst einmal eine generelle
Einführung a) York und b) die Rennen betreffend. Seiner Ansicht nach hatten wir
einen fatalen Fehler dadurch begangen, angesichts des Meetings keine Restaurants
im Voraus reserviert zu haben. Nun gut. Ansonsten war aber alles gut. Wir
machten kurz Pause (u.a. reservierte ich zumindest für zwei Abende schon einmal
Lokalitäten, was völlig problemlos funktionierte) und zogen dann zu Fuß los
Richtung Innenstadt. Um 14.15 Uhr sollte an der Art Gallery eine kostenlose
Stadtführung starten. Dort wollten wir mitgehen. Leider fiel uns erst um halb
auf, dass meine innere Uhr noch nicht umgestellt und wir eine Stunde zu früh
vor Ort waren. Die Pause nutzten wir für einen kleinen Rundgang auf eigene
Faust und eine Portion Fish and Chips zu Füßen des Minster.
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Erst mal Pause! |
Zur richtigen
Uhrzeit klappte dann auch die Führung und wir genossen zwei Stunden spannende
Berichte und Geschichten aus Yorks bewegter Geschichte. Danach waren wir ziemlich
platt und machten am Kings Square eine Sitzpause, schauten „York Fire Eater“
bei seiner wirklich spektakulären Show zu, liefen dann noch durch die Shambles,
kehrten auf ein Half-Pint in einem Pub ein. Anschließend beschlossen wir, für
diesen ersten Tag genug gemacht zu haben, kauften uns noch im Sainsbury’s Salat
und Wein und kehrten zurück zum Guest House.
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Art Gallery |
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St. Mary's Cathedral |
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Westfenster oder Heart of Yorkshire |
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Micklegate - Aufgang zur Mauer |
Mittwoch, 17.08.
Der Wecker klingelte schon vor 8 trotz des Urlaubs, was auf
die Frühstückszeit von 7.45-8.45 Uhr zurückzuführen ist. Schon eher früh, aber
wir beschlossen, die Zeitumstellung einfach nicht mitzumachen, nach MEZ ins
Bett zu gehen, um das zu kompensieren. Es ist ja schließlich Urlaub. Der
Frühstücksraum ist das ultimative Klischee, das englische (!) Frühstück nicht
minder. Ich hätte mich kringelig lachen können. Daniel muss dann immer alles
essen, was ich nicht schaffe und so werden wir beide ganz gut satt. Ich habe ja
immer den Hang, Sachen zu probieren, die ich nicht kenne. Manchmal ist das ja
nicht eine so gute Idee. Marmite schmeckt auf jeden Fall überhaupt nicht, keine
Ahnung, wer sich das freiwillig auf den Toast schmiert…
Nach dem Frühstück zogen wir los Richtung Stadt. Auf dem Weg
dorthin kauften wir uns dann endlich die Racing Post, die erst einmal studiert
werden musste. Das Ebor-Wettprojekt besteht aus Dreierwetten nach dem
unfehlbaren Prinzip 3., 8. und 6. nach Alphabet (bei weniger als 8 Pferden wird
wieder vorn angefangen). Die mussten dann schon mal in der Zeitung verewigt
werden. Bevor wir zur Rennbahn aufbrachen, machten wir noch einen Spaziergang
über die Stadtmauern, die noch relativ gut erhalten sind. Nur an zwei Stellen
gibt es sie nicht mehr. Allerdings sind wir an einer dieser Lücken falsch
abgebogen und fanden die Mauer nicht wieder. War aber auch nicht schlimm, der
Weg am Flüsschen entlang war auch sehr hübsch.
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Gesehen auf dem Weg in die Stadt |
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Auf der Mauer, auf der Lauer... |
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Das Minster ist Dreh- und Angelpunkt |
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Am River Foss |




Gegen kurz nach 11 liefen wir
dann zu Bahnhof, von wo der Shuttlebus zur Rennbahn abfahren sollte. Ein Ordner
wies uns dann auch den Weg zur richtigen Bushaltestelle. Er sprach sogar ein
paar Brocken Deutsch, wie verblüffend viele Engländer, die wir so treffen
sollten. Ein uneingeschränktes Lob sei an dieser Stelle der absolut
professionellen Organisation und Abwicklung des Rennzirkus ausgesprochen. So
eine Effizienz und Professionalität habe ich noch nicht erlebt. Die Briten sind
ja schon diszipliniert im Schlangestehen, aber die „Personenorganisation“ war
absolut beeindruckend, auch in Bezug auf Freundlichkeit und Unaufgeregtheit.
Mich würde mal interessieren, wie viele Ordner und Personal unterwegs ist, nur
um Leute zu transportieren und organisieren. Das ging auf der Rennbahn selbst
nahtlos weiter, fing bei der Taschenkontrolle an und hörte bei den Leuten auf,
die einzig und allein dafür zuständig waren, im Führring Sponsorentafeln auf-
und abzunehmen. Der absolute Wahnsinn und einfach nur beeindruckend im Sinne
von Professionalität und Effizienz.
Wir waren so früh da, dass wir uns erst einmal alles in Ruhe
ansehen konnten. Essen und Trinken waren weit weniger unbezahlbar, als ich
dachte. Klar, billig ist was Anderes, aber man bezahlt sich auch nicht dumm und
dämlich. Dann spielten wir noch Head to Head und fanden uns zu gegebener Zeit
am Führring ein. Dort wurde es auch nie extrem voll, wir bekamen immer einen
guten Platz zum Schauen, das war richtig klasse. Auch an den Rails fanden wir
immer ein Plätzchen, viele Leute bewegten sich wohl einfach auch nur im Bereich
der Tribünen, gut für uns. Die Pferde waren übrigens genauso professionell wie
das Drumherum, sowohl vom Aussehen als auch vom Verhalten her. Negative Bilder
gab es nicht. Postponed war – das als rennsportliche Bemerkung – in den
International Stakes auch optisch schon unschlagbar. Toll, mal so einen
Superstar zu Gesicht zu bekommen, auch wenn drei Grupperennen in Folge schon
fast einen visuellen Overkill darstellen, gegen ein Handicap zum runterkommen
dazwischen wäre auch nichts einzuwenden.
Stand des H2H nach Tag 1: 3:3
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Ruhe vor dem Sturm |
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Niko als Erster im Ziel! |
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Parade Ring |
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Parkplatz der Wichtigen |
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Syphax, Sieger in dem Acomb Stakes |
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Syphax (links) siegt. |
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Idaho, Sieger in den Great Voltigeur Stakes |
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Der Star schlechthin, Postponed |
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Postponed gewinnt die International Stakes, Gr. I |
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Andrea Atzeni und Postponed auf dem Weg zum Absatteln |
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The Star himself |
Anschließeng gings mit Shuttle und anschließend zu Fuß
zurück, das dauerte circa eine Stunde. Bevor wir zum Inder essen gingen,
schoben wir eine Arbeitseinheit ein. Das Essen hinterher war richtig gut,
dauerte nur etwas lang, bis es kam. Unsere Unterhaltung darüber hatte ein Herr
am Nebentisch verstanden, der uns am Ende dann auch noch auf Deutsch ansprach.
Und da sag noch einer, Engländer könnten keine Fremdsprachen.
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