Donnerstag, 25. August 2016

York Reisetagebuch Teil 1



Mal wieder ein Reisebericht, das Erlebnis York muss verewigt werden. Ich splitte mal wieder, sonst wird das bei Weitem zu viel für das Lesen in einem Rutsch. Vermutlich werden es drei Teile. 

Dienstag, 16. August

 

Mitten in der Nacht ging es los. Der Wecker klingelte zur absolut perversen Zeit von 3.13 Uhr. Brötchen hatten wir abends schon geschmiert, sodass wir nur aus dem Bett in unsere Klamotten fallen und nach draußen torkeln mussten. Dort wartete das Taxi zum Bahnhof schon. Der RE sollte um 3.45 Uhr abfahren und hatte natürlich Verspätung, Zeit genug also, schnell noch einen Kaffee zu organisieren. So ausgestattet, ging es dann schon halbwegs. Wach waren wir bis dahin dann, auch dank einer offenbar vom Feiern kommenden Truppe, die uns mit lauten Gesängen wie „Ich geh mit meiner Laterne“ beglückte. Sie hielten allerdings nicht einmal bis Bochum durch. Unser Flieger startete schließlich halbwegs pünktlich gegen 6.55 Uhr gen Manchester, der Flug war gerade mal viertelvoll, wenn überhaupt. So kam es dann, dass unser Gepäck schon da war, als ich in Manchester vom Klo wiederkam. Das führte dann dazu, dass wir noch fast zwei Stunden Zeit hatten, bis der Zug nach York um 9.06 Uhr abfuhr. Wir vertrieben uns die Wartezeit mit einer erfolglosen Suche nach einer Racing Post und Cappuccino. Im Zug spielten wir dann Rennbahnen nennen, was annähernd unentschieden ausging.

Erster Blick auf Minster
Die britische Eisenbahn war besser als ihr Ruf, keine Beanstandungen hier zu machen. In York angekommen, stürmten wir erst einmal das Tourist Office und deckten uns mit Stadt- und Busplänen ein. Letztgenannter wurde direkt eingesetzt, um herauszufinden, welche Linie noch gleich zu Heather’s Guest House fuhr. Der Bus der Linie 2 sorgte dann allerdings für leichte Irritationen, da eine Haltestelle trotz gegenteiliger Angaben im Bus nicht angefahren wurde. Egal, also eine danach ausgestiegen und zurückgelaufen, war auch kein Problem. Im Heather’s wurden wir sehr nett empfangen, konnten auch gleich aufs Zimmer. Graham gab uns dann erst einmal eine generelle Einführung a) York und b) die Rennen betreffend. Seiner Ansicht nach hatten wir einen fatalen Fehler dadurch begangen, angesichts des Meetings keine Restaurants im Voraus reserviert zu haben. Nun gut. Ansonsten war aber alles gut. Wir machten kurz Pause (u.a. reservierte ich zumindest für zwei Abende schon einmal Lokalitäten, was völlig problemlos funktionierte) und zogen dann zu Fuß los Richtung Innenstadt. Um 14.15 Uhr sollte an der Art Gallery eine kostenlose Stadtführung starten. Dort wollten wir mitgehen. Leider fiel uns erst um halb auf, dass meine innere Uhr noch nicht umgestellt und wir eine Stunde zu früh vor Ort waren. Die Pause nutzten wir für einen kleinen Rundgang auf eigene Faust und eine Portion Fish and Chips zu Füßen des Minster. 

Erst mal Pause!
Zur richtigen Uhrzeit klappte dann auch die Führung und wir genossen zwei Stunden spannende Berichte und Geschichten aus Yorks bewegter Geschichte. Danach waren wir ziemlich platt und machten am Kings Square eine Sitzpause, schauten „York Fire Eater“ bei seiner wirklich spektakulären Show zu, liefen dann noch durch die Shambles, kehrten auf ein Half-Pint in einem Pub ein. Anschließend beschlossen wir, für diesen ersten Tag genug gemacht zu haben, kauften uns noch im Sainsbury’s Salat und Wein und kehrten zurück zum Guest House.


Art Gallery

St. Mary's Cathedral





Westfenster oder Heart of Yorkshire

Micklegate - Aufgang zur Mauer





 

Mittwoch, 17.08.


Der Wecker klingelte schon vor 8 trotz des Urlaubs, was auf die Frühstückszeit von 7.45-8.45 Uhr zurückzuführen ist. Schon eher früh, aber wir beschlossen, die Zeitumstellung einfach nicht mitzumachen, nach MEZ ins Bett zu gehen, um das zu kompensieren. Es ist ja schließlich Urlaub. Der Frühstücksraum ist das ultimative Klischee, das englische (!) Frühstück nicht minder. Ich hätte mich kringelig lachen können. Daniel muss dann immer alles essen, was ich nicht schaffe und so werden wir beide ganz gut satt. Ich habe ja immer den Hang, Sachen zu probieren, die ich nicht kenne. Manchmal ist das ja nicht eine so gute Idee. Marmite schmeckt auf jeden Fall überhaupt nicht, keine Ahnung, wer sich das freiwillig auf den Toast schmiert… 

Nach dem Frühstück zogen wir los Richtung Stadt. Auf dem Weg dorthin kauften wir uns dann endlich die Racing Post, die erst einmal studiert werden musste. Das Ebor-Wettprojekt besteht aus Dreierwetten nach dem unfehlbaren Prinzip 3., 8. und 6. nach Alphabet (bei weniger als 8 Pferden wird wieder vorn angefangen). Die mussten dann schon mal in der Zeitung verewigt werden. Bevor wir zur Rennbahn aufbrachen, machten wir noch einen Spaziergang über die Stadtmauern, die noch relativ gut erhalten sind. Nur an zwei Stellen gibt es sie nicht mehr. Allerdings sind wir an einer dieser Lücken falsch abgebogen und fanden die Mauer nicht wieder. War aber auch nicht schlimm, der Weg am Flüsschen entlang war auch sehr hübsch. 

Gesehen auf dem Weg in die Stadt

Auf der Mauer, auf der Lauer...


Das Minster ist Dreh- und Angelpunkt

Am River Foss





Gegen kurz nach 11 liefen wir dann zu Bahnhof, von wo der Shuttlebus zur Rennbahn abfahren sollte. Ein Ordner wies uns dann auch den Weg zur richtigen Bushaltestelle. Er sprach sogar ein paar Brocken Deutsch, wie verblüffend viele Engländer, die wir so treffen sollten. Ein uneingeschränktes Lob sei an dieser Stelle der absolut professionellen Organisation und Abwicklung des Rennzirkus ausgesprochen. So eine Effizienz und Professionalität habe ich noch nicht erlebt. Die Briten sind ja schon diszipliniert im Schlangestehen, aber die „Personenorganisation“ war absolut beeindruckend, auch in Bezug auf Freundlichkeit und Unaufgeregtheit. Mich würde mal interessieren, wie viele Ordner und Personal unterwegs ist, nur um Leute zu transportieren und organisieren. Das ging auf der Rennbahn selbst nahtlos weiter, fing bei der Taschenkontrolle an und hörte bei den Leuten auf, die einzig und allein dafür zuständig waren, im Führring Sponsorentafeln auf- und abzunehmen. Der absolute Wahnsinn und einfach nur beeindruckend im Sinne von Professionalität und Effizienz. 

Wir waren so früh da, dass wir uns erst einmal alles in Ruhe ansehen konnten. Essen und Trinken waren weit weniger unbezahlbar, als ich dachte. Klar, billig ist was Anderes, aber man bezahlt sich auch nicht dumm und dämlich. Dann spielten wir noch Head to Head und fanden uns zu gegebener Zeit am Führring ein. Dort wurde es auch nie extrem voll, wir bekamen immer einen guten Platz zum Schauen, das war richtig klasse. Auch an den Rails fanden wir immer ein Plätzchen, viele Leute bewegten sich wohl einfach auch nur im Bereich der Tribünen, gut für uns. Die Pferde waren übrigens genauso professionell wie das Drumherum, sowohl vom Aussehen als auch vom Verhalten her. Negative Bilder gab es nicht. Postponed war – das als rennsportliche Bemerkung – in den International Stakes auch optisch schon unschlagbar. Toll, mal so einen Superstar zu Gesicht zu bekommen, auch wenn drei Grupperennen in Folge schon fast einen visuellen Overkill darstellen, gegen ein Handicap zum runterkommen dazwischen wäre auch nichts einzuwenden.
Stand des H2H nach Tag 1: 3:3


Ruhe vor dem Sturm

Niko als Erster im Ziel!

Parade Ring

Parkplatz der Wichtigen


Syphax, Sieger in dem Acomb Stakes


Syphax (links) siegt.

Idaho, Sieger in den Great Voltigeur Stakes


Der Star schlechthin, Postponed


Postponed gewinnt die International Stakes, Gr. I

Andrea Atzeni und Postponed auf dem Weg zum Absatteln

The Star himself

Anschließeng gings mit Shuttle und anschließend zu Fuß zurück, das dauerte circa eine Stunde. Bevor wir zum Inder essen gingen, schoben wir eine Arbeitseinheit ein. Das Essen hinterher war richtig gut, dauerte nur etwas lang, bis es kam. Unsere Unterhaltung darüber hatte ein Herr am Nebentisch verstanden, der uns am Ende dann auch noch auf Deutsch ansprach. Und da sag noch einer, Engländer könnten keine Fremdsprachen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen