Montag, 18. Juni 2012

1:0 für den Nachwuchs: All Shamar siegt im Preis der Wirtschaft

Wenn eine  Woche (zumindest gefühlt) sechs Regentage hat, welcher ist dann der Rennbahntag? Genau, man nehme den, wobei der Name das Wetter direkt vollmundig mit ankündigt, der SONNtag selbstverständlich. Das klappt, wenn ich  durchweichte Schuhe denke, die am Folgetag immer noch unbequeme Feuchte verströmten – Hamburg 2011 olé – zugegebenermaßen nicht immer, aber man muss ja zwischendurch auch mal Glück haben. Gestern jedenfalls war Petrus auf Seiten aller Freiluftsportler und Rennbahngänger und bescherte meinem Heimspiel perfektes Wetter. Das war allerdings nicht das einzig Positive am Renntag, nein, die Ergebnisse konnten aus meiner völlig subjektiven Perspektive durchaus mithalten.

Ich muss allerdings zu meiner Schande gestehen, dass ich den Biergarten auf „meiner“ Bahn bisher noch nie wahrgenommen habe. Das mag zum Teil an der nicht unerheblichen Anzahl an Sandbahnrenntagen liegen, bei denen die Umstände in der Regel nicht zum Verweilen in einem solchen einladen und zum anderen wohl auch daran, dass ich im letzten Jahr auch nur einen der Dortmunder Grasbahnrenntage besuchen konnte. Wie auch immer, gestern haben wir den Biergarten das erste Mal genutzt, wir waren nämlich mal wieder mehr als zeitig in Wambel. Fazit des Biergarten-Checks: Wenn man „groß“ bestellt, bekommt man auch GROSS – in Marions Fall einen Halbliterhumpen Cola light. Danke, mir reichte meine normalgroße Apfelschorle...

Noch eine Randnotiz bevor ich mich mit den immerhin neun Rennen der Tageskarte befasse. Seit letztem (?) Jahr gibt es ja überall Programmhefte im Corporate Identity-Layout. Überall, außer in einem kleinen, gallischen Dorf einer westfälischen Großstadt, um genau zu sein. In Dortmund gab es nämlich Hefte im Din A4-Format ohne Adlerflug und Quijano, würde gern mal wissen, warum. Ich persönlich mag ja Hefte im Hosentaschenformat lieber, aber sei’s drum, das Wichtigste stand da auch drin.
Die ersten Trainersichtungen waren heute ein brauchbares Orakel, meine war Kevin Woodburn, Marions Markus Klug. Jockeys haben wir keine gesehen, höhö. Doch, natürlich schon den einen oder anderen, aber das erst im Führring und das zählt nicht.

Erstes Rennen: Marion hatte im wahrsten Sinne des Wortes noch mit ihrer Cola zu kämpfen, wurde aber von Stephie dabei unterhalten, also bin ich alleine zum Führring getapert. Ich gebe zu, besonders aufregend war die Besetzung nicht. Aber bei so vielen Debütanten in einem E-Rennen für 4j. und ältere wollte ich doch einen Blick riskieren. Wer zahlt mir Provision für die Vermittlung künftiger Steeplechaser? Wenn einer das Potenzial dazu hat, dann Russian Khan, der schlappte schon daher wie einer, sehr großrahmig und irgendwie tauchten vor meinen inneren Auge gleich Hindernisse auf. Oro Americana war leider Nichtstarterin, da blieb dann noch weniger vermeintlich Chancenreiches übrig. Earl Of Dreams sah ebenfalls ordentlich aus, war allerdings an beiden Vorderbeinen bandagiert, was bei mir im Falle von Flachpferden gleich ein kleines Warnglockenläuten auslöst. Nunja, die Zukunft wird es zeigen, er lief jedenfalls direkt sehr ordentlich. Diyalani mochte ich ebenfalls, allerdings lenkte mich da die grellrote Trense mal wieder etwas vom Pferd drunter ab. Beim Anblick vom leicht kugeligen Ernest musste ich an den kürzlich in Mülheim gelaufenen England-Import aus dem gleichen Quartier denken. Sagen wir so, Ernest lief genau so, nur mit weniger Abstand zum Vorletzten.

Anschließend ging es für dreijährige Stuten über 1400 Meter. Die Favoritinnen kamen aus den Kölner Quartieren von Schiergen und Hickst. Bei Enide war ich wegen der 3 Kilo Siegaufgewicht skeptisch, zu Recht, wie sich später herausstellen sollte, wobei die Stute durchaus ansprechend lief, nur die Kilos waren dann offenbar doch zu spüren. Das bestärkt mal wieder meine Meinung, dass in der Regel nur etwas bessere Dreijährige es schaffen, ein zweites D-Rennen zu gewinnen. Aus der Ferne gefiel mir Soprana richtig gut. Die gehört ebenfalls nicht gerade zu den Zwergen, war aber durchaus harmonisch und hat durchaus Fundament. Nur habe ich dann die Formen gesehen und habe mir selbst nicht mehr geglaubt. Umgehauen hat mich ohnehin keine der sieben Mädels. Zayrocca hat ein sehr hübsches Köpfchen, nur leider ist dahinter nicht mehr viel Pferd. Der Rest war in Ordnung, nicht mehr, nicht weniger.
Soprana
Über die gleiche Distanz ging der folgende Ausgleich III mit immerhin zehn Startern. Galante ist einfach der ultimative Beweis dafür, dass Aussehen nicht läuft. An dem Pferd ist einfach nichts dran und schön ist die auch nicht, was sie aber nicht dran hindert, dauerplatziert zu sein. Aber ein Sieg will und will ihr nicht gelingen. Erinnert ein bisschen an Dwemira oder auch Mariston, der mich vor 2-3 Jahren fast zur Verzweiflung getrieben hat. Galante hat es jetzt auch schon geschafft, 8 Platzierungen bei 13 Starts herauszuholen. Bin mal gespannt, ob und wann der Sieg fällig ist. Richtig gut sah dagegen Lady La Belle aus. For Pro könnte ich jedes Mal klauen, aber der schreit auch Hengst aus jeder Pore, allerdings nur, was das Aussehen anbetrifft, nicht das Verhalten. Touch Of Time konkurrierte frisurentechnisch mit seiner Führerin. Der Sieg nach Punkten gib aber klar an die Zweibeinerin. Red Marling war offenbar der Ansicht, zwei Beine reichten aus zum Vorwärtsbewegen, der hintere Teil befand sich die meiste Zeit in der Luft. Klatschnass war er auch schon. Und der lief dann auch genauso, wie er vorher ausgesehen hatte. Der Sieg ging an die unauffällige Key To Passion. Hab mir das Rennvideo noch einmal angesehen, das ging sehr leicht, händevoll in die Gerade hinein. Die Lücke, durch die sie dann von Andrasch Starke bugsiert wurde, war allerdings bestenfalls halbexistent ;)

Ganze 14 Starter kamen im Rennen für Dreijährige über 2000 Meter an den Ablauf. Gab es in den letzten Wochen keine Rennen über diese Distanz oder warum waren das so viele? Man kann noch nicht einmal sagen, dass das Rennen nach Klasse schlecht besetzt gewesen wäre. Uns sollte es nicht stören, so gab es mehr zu gucken. Allerdings musste man sich da schon überlegen, wohin man gucken wollte, denn es waren ein paar tolle Pferde dabei. Diadema finde ich extrem toll, sehr dunkel, groß, eher schlank als massig. Nur irgendwie hatte sie noch nicht den durchschlagenden Erfolg. Möglichweise braucht sie auch einfach noch ein bisschen, obwohl ihre große Schwester Dalarna früh war. Ein Abbild seines Vaters ist Laeyos geworden, zum Niederknien. Zweijährig sah der noch gar nicht so elegant und eindrucksvoll aus, der hat sich echt gemacht, seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Seinen fünften Platz von vor einigen Wochen an gleicher Stelle machte er jedenfalls Vergessen, das sah richtig gut aus, er dürfte sich nicht überanstrengt haben. Dagegen war der Zweitplatzierte eine extreme Überraschung, Songan. Der hatte den weiten Weg nicht umsonst gemacht. Vielleicht hatte er mich aber auch gehört. Ich war nämlich der festen Überzeugung, der könne gar kein Englisches Vollblut sein. Im Ernst, hätte mir einer gesagt, das sei ein Araber, ich hätte es sofort geglaubt.
Laeyos siegt mit Andrasch Starke
Anschließend bescherte mein Freund Manguinho Eugen Frank den zweiten Tagestreffer. Ich mag das Füchschen ja. So langsam scheint der auch den Spaß am Rennen laufen gefunden zu haben, hat ja auch lang genug gedauert. Durchaus imposant, wenn auch nicht unbedingt schön, kam Lezar daher, der die recht happige Marke bestimmt auf Dauer kann, gestern war es vielleicht noch einen Tacken zu viel. Adriana, die zweite Dreijährige im Feld, hatte dagegen anscheinend schon im Führring alle Kräfte verpulvert. Vielleicht war sie rossig, jedenfalls mischte sie die Übrigen im Führring ganz schön auf.
Tribunal?
Noch ein Ausgleich IV über die Meile stand vor dem Hauptrennen an. Cosinus darf seit gestern die Ehre für sich beanspruchen, dass er das erste Pferd ist, an dem mir eine bunte – in seinem Fall hellblaue – Trense gefällt. Es geschehen doch noch Zeichen  und Wunder. Sonst war ich relativ abgelenkt oder ich hab es vergessen, ich weiß nur noch, dass mir Warolino (wie immer) und Ocean Chat zusagten. Möglicherweise waren wir auch von unserem Thema des Tages, Startmaschinen und ihre Auswirkungen auf den Menschen (*kicher*), abgelenkt. Krambambuli kam jedenfalls ziemlich locker zum ersten Saisonsieg.
Schon wieder Andrasch: Dieses Mal auf Krambambuli
Dann endlich das Hauptrennen. Da es ja nur sechs Pferde waren, gab es auch keine Überforderung. Scalo sieht noch genauso toll aus, wie immer, zumindest optisch waren die 17:10 denn auch gerechtfertigt. Das soll aber keinesfalls besagen, dass die anderen sich verstecken mussten, im Gegenteil. Gut sahen sie alle aus, mit Abstrichen allenfalls Perfect Son, der optisch ein klein wenig abfiel, was bei der für ein Gruppe III-Rennen enorm hohen qualitativen Besetzung aber ein Meckern auf höchstem Niveau ist. All Shamar habe ich zum ersten Mal live gesehen. Nun, der sieht aus wie ein „richtiger“ Shamardal :D Eher groß, weder massig noch dünn, gut bemuskelt, nicht unbedingt klassisch schön, aber gutaussehend und natürlich eine leicht zackige Blesse. Tja, irgendwie typisch Shamardal, in allen Belangen, wie ein Rennpferd halt aussehen muss. Und wenn ich in der Rückschau so drüber nachdenke, er lief auch so. Vor meinem inneren Augen läuft gerade ein Rennfilm mit Shamardal himself, Zazou, Elle Shadow und Co. ab, die Verwandtschaft lässt sich nicht verleugnen. Aber zurück zum  Rennen, dass All Shamar souverän nach Hause lief, eingangs der Gerade an die Front und dann immer weiter durchgezogen, nicht unbedingt mit Riesenspeed, aber auch nicht, dass man das Gefühl gehabt hätte, es kommt noch einer von hinten. Das mag unter Umständen auch am kleinen Feld, den ominösen fünf Kilo und an der Tatsache gelegen haben, dass das Speedpferd Scalo keinen Speed zeigte, aber das ist Spekulation. Der Sieg sah, um seinen Reiter beim Überqueren der Ziellinie zu zitieren, schon „geil“ aus.
All Shamar - Sieger im Preis der Wirtschaft
Zweiter, oder was? Theo Danon
Ich würde jetzt die letzten beiden Rennen auch noch zusammenfassen, aber ich habe keine Zeit mehr, habe mich zu lange mit den anderen Rennen aufgehalten... Nächstes Mal wieder. Am kommenden Wochenende ist rennbahnfrei und dann geht’s nach Hamburg!!

Im letzten Rennen siegte Anna Bellamy mit Filip Minarik.

5 Kommentare:

  1. Du warst DURCHAUS zufrieden??? Durchaus?

    ;-)

    Okay, ich war total zufrieden. Hat man wahrscheinlich auch gemerkt, oder?

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  2. Wir wollen das mit der Begeisterung mal nicht gleich übertreiben, Westfalen und so. Das höchste westf. Lob für kulinarische Genüsse is ja bekanntlich: "Kann man essen", gleichbedeutend mit 5 Sternen ;)

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  3. Auch wieder wahr...

    Und wenn man bedenkt, dass die Westfalen bei der Siegerehrung nach dem Hauptrennen sogar geklatscht haben... also, hörbar... und gleich zweimal... und länger als drei Millisekunden, dann muss man das ja schon fast als westfälische Extase einstufen. ;-)

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  4. Das WAR westfälische Extase :D (Für alle Mitlesenden: Ich darf das sagen, ich bin ja selbst Westfälin *g*)

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  5. Ja das war der Hammer! Klatschen bei der Siegerehrung, dann sogar noch länger - ich dachte, ich bin beim BVB. Um mich herum gab es auch einige ungläubige Mienen.

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