Wenn eine Woche
(zumindest gefühlt) sechs Regentage hat, welcher ist dann der Rennbahntag?
Genau, man nehme den, wobei der Name das Wetter direkt vollmundig mit
ankündigt, der SONNtag selbstverständlich. Das klappt, wenn ich durchweichte Schuhe denke, die am Folgetag
immer noch unbequeme Feuchte verströmten – Hamburg 2011 olé – zugegebenermaßen nicht
immer, aber man muss ja zwischendurch auch mal Glück haben. Gestern jedenfalls
war Petrus auf Seiten aller Freiluftsportler und Rennbahngänger und bescherte
meinem Heimspiel perfektes Wetter. Das war allerdings nicht das einzig Positive
am Renntag, nein, die Ergebnisse konnten aus meiner völlig subjektiven
Perspektive durchaus mithalten.
Ich muss allerdings zu meiner Schande gestehen, dass ich den
Biergarten auf „meiner“ Bahn bisher noch nie wahrgenommen habe. Das mag zum
Teil an der nicht unerheblichen Anzahl an Sandbahnrenntagen liegen, bei denen
die Umstände in der Regel nicht zum Verweilen in einem solchen einladen und zum
anderen wohl auch daran, dass ich im letzten Jahr auch nur einen der Dortmunder
Grasbahnrenntage besuchen konnte. Wie auch immer, gestern haben wir den
Biergarten das erste Mal genutzt, wir waren nämlich mal wieder mehr als zeitig
in Wambel. Fazit des Biergarten-Checks: Wenn man „groß“ bestellt, bekommt man
auch GROSS – in Marions Fall einen Halbliterhumpen Cola light. Danke, mir
reichte meine normalgroße Apfelschorle...
Noch eine Randnotiz bevor ich mich mit den immerhin neun
Rennen der Tageskarte befasse. Seit letztem (?) Jahr gibt es ja überall
Programmhefte im Corporate Identity-Layout. Überall, außer in einem kleinen,
gallischen Dorf einer westfälischen Großstadt, um genau zu sein. In
Dortmund gab es nämlich Hefte im Din A4-Format ohne Adlerflug und Quijano,
würde gern mal wissen, warum. Ich persönlich mag ja Hefte im Hosentaschenformat
lieber, aber sei’s drum, das Wichtigste stand da auch drin.
Die ersten Trainersichtungen waren heute ein brauchbares
Orakel, meine war Kevin Woodburn, Marions Markus Klug. Jockeys haben wir keine
gesehen, höhö. Doch, natürlich schon den einen oder anderen, aber das erst im
Führring und das zählt nicht.
Erstes Rennen: Marion hatte im wahrsten Sinne des Wortes noch
mit ihrer Cola zu kämpfen, wurde aber von Stephie dabei unterhalten, also bin
ich alleine zum Führring getapert. Ich gebe zu, besonders aufregend war die
Besetzung nicht. Aber bei so vielen Debütanten in einem E-Rennen für 4j. und ältere
wollte ich doch einen Blick riskieren. Wer zahlt mir Provision für die
Vermittlung künftiger Steeplechaser? Wenn einer das Potenzial dazu hat, dann
Russian Khan, der schlappte schon daher wie einer, sehr großrahmig und
irgendwie tauchten vor meinen inneren Auge gleich Hindernisse auf. Oro
Americana war leider Nichtstarterin, da blieb dann noch weniger vermeintlich
Chancenreiches übrig. Earl Of Dreams sah ebenfalls ordentlich aus, war
allerdings an beiden Vorderbeinen bandagiert, was bei mir im Falle von Flachpferden
gleich ein kleines Warnglockenläuten auslöst. Nunja, die Zukunft wird es
zeigen, er lief jedenfalls direkt sehr ordentlich. Diyalani mochte ich
ebenfalls, allerdings lenkte mich da die grellrote Trense mal wieder etwas vom
Pferd drunter ab. Beim Anblick vom leicht kugeligen Ernest musste ich an den
kürzlich in Mülheim gelaufenen England-Import aus dem gleichen Quartier denken.
Sagen wir so, Ernest lief genau so, nur mit weniger Abstand zum Vorletzten.
Anschließend ging es für dreijährige Stuten über 1400 Meter.
Die Favoritinnen kamen aus den Kölner Quartieren von Schiergen und Hickst. Bei
Enide war ich wegen der 3 Kilo Siegaufgewicht skeptisch, zu Recht, wie sich
später herausstellen sollte, wobei die Stute durchaus ansprechend lief, nur die
Kilos waren dann offenbar doch zu spüren. Das bestärkt mal wieder meine
Meinung, dass in der Regel nur etwas bessere Dreijährige es schaffen, ein
zweites D-Rennen zu gewinnen. Aus der Ferne gefiel mir Soprana richtig gut. Die
gehört ebenfalls nicht gerade zu den Zwergen, war aber durchaus harmonisch und
hat durchaus Fundament. Nur habe ich dann die Formen gesehen und habe mir
selbst nicht mehr geglaubt. Umgehauen hat mich ohnehin keine der sieben Mädels.
Zayrocca hat ein sehr hübsches Köpfchen, nur leider ist dahinter nicht mehr
viel Pferd. Der Rest war in Ordnung, nicht mehr, nicht weniger.
Über die gleiche Distanz ging der folgende Ausgleich III mit
immerhin zehn Startern. Galante ist einfach der ultimative Beweis dafür, dass
Aussehen nicht läuft. An dem Pferd ist einfach nichts dran und schön ist die
auch nicht, was sie aber nicht dran hindert, dauerplatziert zu sein. Aber ein
Sieg will und will ihr nicht gelingen. Erinnert ein bisschen an Dwemira oder
auch Mariston, der mich vor 2-3 Jahren fast zur Verzweiflung getrieben hat.
Galante hat es jetzt auch schon geschafft, 8 Platzierungen bei 13 Starts
herauszuholen. Bin mal gespannt, ob und wann der Sieg fällig ist. Richtig gut
sah dagegen Lady La Belle aus. For Pro könnte ich jedes Mal klauen, aber der
schreit auch Hengst aus jeder Pore, allerdings nur, was das Aussehen anbetrifft,
nicht das Verhalten. Touch Of Time konkurrierte frisurentechnisch mit seiner
Führerin. Der Sieg nach Punkten gib aber klar an die Zweibeinerin. Red Marling
war offenbar der Ansicht, zwei Beine reichten aus zum Vorwärtsbewegen, der
hintere Teil befand sich die meiste Zeit in der Luft. Klatschnass war er auch
schon. Und der lief dann auch genauso, wie er vorher ausgesehen hatte. Der Sieg
ging an die unauffällige Key To Passion. Hab mir das Rennvideo noch einmal
angesehen, das ging sehr leicht, händevoll in die Gerade hinein. Die Lücke,
durch die sie dann von Andrasch Starke bugsiert wurde, war allerdings
bestenfalls halbexistent ;)
Ganze 14 Starter kamen im Rennen für Dreijährige über 2000
Meter an den Ablauf. Gab es in den letzten Wochen keine Rennen über diese
Distanz oder warum waren das so viele? Man kann noch nicht einmal sagen, dass
das Rennen nach Klasse schlecht besetzt gewesen wäre. Uns sollte es nicht
stören, so gab es mehr zu gucken. Allerdings musste man sich da schon
überlegen, wohin man gucken wollte, denn es waren ein paar tolle Pferde dabei.
Diadema finde ich extrem toll, sehr dunkel, groß, eher schlank als massig. Nur
irgendwie hatte sie noch nicht den durchschlagenden Erfolg. Möglichweise
braucht sie auch einfach noch ein bisschen, obwohl ihre große Schwester Dalarna
früh war. Ein Abbild seines Vaters ist Laeyos geworden, zum Niederknien.
Zweijährig sah der noch gar nicht so elegant und eindrucksvoll aus, der hat
sich echt gemacht, seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Seinen fünften
Platz von vor einigen Wochen an gleicher Stelle machte er jedenfalls Vergessen,
das sah richtig gut aus, er dürfte sich nicht überanstrengt haben. Dagegen war
der Zweitplatzierte eine extreme Überraschung, Songan. Der hatte den weiten Weg
nicht umsonst gemacht. Vielleicht hatte er mich aber auch gehört. Ich war
nämlich der festen Überzeugung, der könne gar kein Englisches Vollblut sein. Im
Ernst, hätte mir einer gesagt, das sei ein Araber, ich hätte es sofort
geglaubt.
Anschließend bescherte mein Freund Manguinho Eugen Frank den
zweiten Tagestreffer. Ich mag das Füchschen ja. So langsam scheint der auch den
Spaß am Rennen laufen gefunden zu haben, hat ja auch lang genug gedauert.
Durchaus imposant, wenn auch nicht unbedingt schön, kam Lezar daher, der die
recht happige Marke bestimmt auf Dauer kann, gestern war es vielleicht noch
einen Tacken zu viel. Adriana, die zweite Dreijährige im Feld, hatte dagegen
anscheinend schon im Führring alle Kräfte verpulvert. Vielleicht war sie
rossig, jedenfalls mischte sie die Übrigen im Führring ganz schön auf.
Noch ein Ausgleich IV über die Meile stand vor dem
Hauptrennen an. Cosinus darf seit gestern die Ehre für sich beanspruchen, dass er
das erste Pferd ist, an dem mir eine bunte – in seinem Fall hellblaue – Trense gefällt.
Es geschehen doch noch Zeichen und
Wunder. Sonst war ich relativ abgelenkt oder ich hab es vergessen, ich weiß nur
noch, dass mir Warolino (wie immer) und Ocean Chat zusagten. Möglicherweise
waren wir auch von unserem Thema des Tages, Startmaschinen und ihre
Auswirkungen auf den Menschen (*kicher*), abgelenkt. Krambambuli kam jedenfalls
ziemlich locker zum ersten Saisonsieg.
Dann endlich das Hauptrennen. Da es ja nur sechs Pferde
waren, gab es auch keine Überforderung. Scalo sieht noch genauso toll aus, wie
immer, zumindest optisch waren die 17:10 denn auch gerechtfertigt. Das soll
aber keinesfalls besagen, dass die anderen sich verstecken mussten, im
Gegenteil. Gut sahen sie alle aus, mit Abstrichen allenfalls Perfect Son, der optisch
ein klein wenig abfiel, was bei der für ein Gruppe III-Rennen enorm hohen
qualitativen Besetzung aber ein Meckern auf höchstem Niveau ist. All Shamar
habe ich zum ersten Mal live gesehen. Nun, der sieht aus wie ein „richtiger“
Shamardal :D Eher groß, weder massig noch dünn, gut bemuskelt, nicht unbedingt
klassisch schön, aber gutaussehend und natürlich eine leicht zackige Blesse.
Tja, irgendwie typisch Shamardal, in allen Belangen, wie ein Rennpferd halt
aussehen muss. Und wenn ich in der Rückschau so drüber nachdenke, er lief auch
so. Vor meinem inneren Augen läuft gerade ein Rennfilm mit Shamardal himself,
Zazou, Elle Shadow und Co. ab, die Verwandtschaft lässt sich nicht verleugnen.
Aber zurück zum Rennen, dass All Shamar
souverän nach Hause lief, eingangs der Gerade an die Front und dann immer
weiter durchgezogen, nicht unbedingt mit Riesenspeed, aber auch nicht, dass man
das Gefühl gehabt hätte, es kommt noch einer von hinten. Das mag unter
Umständen auch am kleinen Feld, den ominösen fünf Kilo und an der Tatsache
gelegen haben, dass das Speedpferd Scalo keinen Speed zeigte, aber das ist
Spekulation. Der Sieg sah, um seinen Reiter beim Überqueren der Ziellinie zu
zitieren, schon „geil“ aus.
Ich würde jetzt die letzten beiden Rennen auch noch
zusammenfassen, aber ich habe keine Zeit mehr, habe mich zu lange mit den
anderen Rennen aufgehalten... Nächstes Mal wieder. Am kommenden Wochenende ist
rennbahnfrei und dann geht’s nach Hamburg!!
Im letzten Rennen siegte Anna Bellamy mit Filip Minarik. |
Du warst DURCHAUS zufrieden??? Durchaus?
AntwortenLöschen;-)
Okay, ich war total zufrieden. Hat man wahrscheinlich auch gemerkt, oder?
Wir wollen das mit der Begeisterung mal nicht gleich übertreiben, Westfalen und so. Das höchste westf. Lob für kulinarische Genüsse is ja bekanntlich: "Kann man essen", gleichbedeutend mit 5 Sternen ;)
AntwortenLöschenAuch wieder wahr...
AntwortenLöschenUnd wenn man bedenkt, dass die Westfalen bei der Siegerehrung nach dem Hauptrennen sogar geklatscht haben... also, hörbar... und gleich zweimal... und länger als drei Millisekunden, dann muss man das ja schon fast als westfälische Extase einstufen. ;-)
Das WAR westfälische Extase :D (Für alle Mitlesenden: Ich darf das sagen, ich bin ja selbst Westfälin *g*)
AntwortenLöschenJa das war der Hammer! Klatschen bei der Siegerehrung, dann sogar noch länger - ich dachte, ich bin beim BVB. Um mich herum gab es auch einige ungläubige Mienen.
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