Der Tag fing schon kurios an. Kurios, weil ich fast
vergessen hätte, ein Ticket für die S-Bahn nach Langenhagen zu kaufen und uns
das natürlich in dem Moment einfiel, als die S-Bahn einfiel. Gut, dann halt die
nächste Bahn. Die Zwischenzeit wurde u.a. auch zum Kartenkauf genutzt. Naja,
was man nicht im Kopf hat und so. Da die Zeitplanung großzügig war, stellte das
jedoch kein Problem dar und wir waren rechtzeitig auf der Bahn, als die Pferde
fürs erste Rennen im Führring waren. Das ist am Sonntag nach der Zeitumstellung
ja immer etwas gewöhnungsbedürftig, zumal Hannover mal wieder zehn Rennen
veranstalten musste. Klar, dass der erste Start dann mittags war, blieb halt
weniger Zeit fürs Frühstück.
Das erste Rennen war allerdings auch nicht sonderlich aufregend
mit der 11:10 Favoritin Quenby am Start. Wer dieses Jahr noch in ein
Listenrennen soll, der durfte in einem Kat. D-Rennen mit übersichtlicher
Besetzung ja eigentlich keine Probleme haben. Der Eindruck, den die Stute im
Führring hinterließ, sprach nicht dagegen. Erste Winterfellansätze waren zwar
erkennbar, aber ansonsten sah Quenby bestechend aus. Fidelberta, das
Höchstgewicht, hatte Quenby beim letzten Start schon sehr locker abgefertigt,
für eine Formumkehr sprach nichts. Fidelberta benahm sich zwischenzeitlich
etwas daneben: Sobald Jack Mitchell im Sattel war, wurde der Rückwärtsgang
eingelegt, ohne Rücksicht auf Verluste. Roland Dzubasz versuchte sich dann
selbst am Führzügel. Ohne Jockey ging es dann leidlich. Nach dem Aufgalopp war
dann glücklicherweise Ruhe im Karton. Noch etwas rundlich kam Virginia Boy
daher, der davon abgesehen, als großrahmiges Pferd sicher noch
Entwicklungspotenzial gehabt hätte, doch leider verletzte sich der Auenqueller
in der Zielgeraden. Sah nicht gut aus. Vorne hatte derweil Quenby
erwartungsgemäß überhaupt keine Probleme mit der Konkurrenz und verabschiedete
sich sozusagen grußlos.
Das zweite Rennen richtete sich an zweijährige Stuten, das
erste von gleich drei Rennen für die Jüngsten in Folge. Aus für uns nicht ganz
nachvollziehbaren Gründen wurde Wiesenlerche zunächst einmal am Wettmarkt in
die Favoritenposition gehoben, trotz der recht unmissverständlichen Ankündigung
auf der Wöhler-Website, die Stute bekomme einen Lernstart fürs nächste Jahr.
Optisch sah Wiesenlerche auch eindeutig danach aus, dass ihr der Winter sicher
noch gut tun wird. Absolute Hingucker waren dagegen die einzige an diesem Tag
startende Brümmerhoferin Wild Approach und die
fast ganz schwarze Lopera. Ich hatte kurzzeitig mit einem „schwarzen
Einlauf“ bestehend aus Lopera und Maua geliebäugelt, aber Maua war dann sehr
kurzfristig Nichtstarterin. Warum Maua als schwarzbraun und Lopera als
dunkelbraun geführt wird, erschloss sich mir nicht. Lopera war dunkler und
weniger braun, aber egal. Absolute Überraschung des Rennens war natürlich
Zawadi aus dem Quartier von Vera Henkenjohann, die ich kaum wahrgenommen hatte.
Allerdings gucke ich bei bunten Trensen auch einfach schon automatisch weg, das
schreit für mich nach Agl. IV. Wild Approach gab dann ein hervorragendes Debüt
und fing die schon fast wie die Siegerin aussehende Zawadi noch ab, Lopera
wurde dahinter Dritte. Da dürften einige tolle Stuten für das kommende Jahr
drin gewesen sein.
Im folgenden dritten Rennen gelang Nimrod das Kunststück,
auch beim dritten Start genau einen Bezwinger zu finden. Der Nizza-Hengst sah
bestechend aus, völlig abgeklärt und im Vergleich zu einigen seiner
Konkurrenten schon deutlich austrainierter, man dachte auch schon, er könnte es
endlich schaffen, doch dann flog noch Swinging Duke heran und an ihm vorbei –
mit Blick auf dem Vater Duke of Marmalade kann man fast schon sagen: war ja
klar, bei den Erfolgen seiner Nachkommen in diesem Jahr, aber hinterher ist man
bekanntlich meist klüger. Mein Führringsfavorit neben Nimrod war Madelio
gewesen, den ich todschick fand. Etwas überbaut war Prince Apache, ich hoffe,
das verwächst sich noch etwas. Global Storm führte noch ein kleines Bäuchlein
spazieren, gefiel mir als großrahmiger Typ aber ebenfalls.
Das erste Listenrennen des Tages richtete sich an
zweijährige Stuten. Blumenfees Sieg zuvor durch Serieholdes dritten Platz in
der Winterkönigin sowie La Merceds dritten Platz in einem Listenrennen in
Mailand gestern aufgewertet worden. Und dann war da natürlich noch Shy Witch,
zuletzt Zweite hinter Dessertoflife und vor Millowitsch in Baden-Baden. Die
beiden standen schon etwas über dem Feld, auch wenn sich so etwas bei
Zweijährigen ja immer etwas schwerer prophezeien lässt. Ich war nicht so
aufmerksam am Führring, muss ich in der Rückschau feststellen, ich weiß nur
noch, dass mir Calantha und Donna Doria gefielen, sonst setzt die Erinnerung
aus *hust* ;) Blumenfee und Shy Witch lieferten dankenswerterweise das erwartet
spannende Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem besseren Ende für die Lokalmatadorin Shy
Witch.
Das fünfte Rennen – ein Agl
III – bot dann etwas Zeit zum Durchatmen und um sich etwas zu trinken zu
organisieren. Was die Führringseindrücke anbetrifft, kann ich mich in erster
Linie daran erinnern, dass wir uns über die sehr merkwürdige Art des Abfußens
von Sandrine unterhalten haben. Auf harten Untergrund drehte die Stute den Fuß
bisweilen extrem stark nach außen, sobald der Untergrund weicher war, wurde es
besser. Master Dan gefiel mir, als ein Pferd, das noch kaum Winterfell durch
die Gegend trug. Nura konnte dann immerhin im Rennen unter Beweis stellen, dass
sie beim letzten Mal wirklich am ungünstigen Rennverlauf gescheitert war.
Im Hauptereignis, dem Großen Preis des Gestüt Fährhof, Gr.
III – wurde jahreszeitgemäß Black Type an Stuten verteilt. Okay, das ist ein
wenig unfair, denn das Rennen war wirklich nicht schlecht besetzt. Mit Techno
Queen, North Mum, Virginia Sun, Weltmacht und Shivajia hatte bereits die
Mehrzahl der Starterinnen gezeigt, dass sie auf dieser Ebene mitmischen kann. Early
Morning kam als erste zum Satteln, was man hätte als Omen nehmen können. Aber
das die Stute aus dem Bolte-Quartier weichen Boden kann, wusste man ja.
Virginia Sun sah wie immer absolut bombig aus, wir hatten nur die Befürchtung,
die Distanz könnte ihr zu kurz sein. North Mum war im Führring recht zappelig,
gefiel vom Fell aber noch sehr gut. Die beiden Röttgenerinnen Weltmacht und
Damour sind und bleiben einfach nicht mein Fall, ohne dass ich das genau
begründen könnte. Techno Queen sah eigentlich gut aus, nur muss da in der
Startmaschine irgendwas schief gelaufen sein. Schon wenige Meter nach dem Start
war klar, dass da etwas nicht stimmte, so schlecht galoppierte die Stute, sie
wenig später angehalten wurde, dem Vernehmen nach aber mit einer Zerrung
davongekommen sein soll. Vorn entspann sich ein spannender Endkampf zwischen
North Mum, Virgina Sun und Early Morning. Filip Minarik gelang es buchstäblich
auf den letzten Galoppsprüngen, Early Morning noch an Virgina Sun vorbei zu
bugsieren.
Das siebte Rennen spare ich mir mal in der Schilderung, ich
habe eh keine Fotos gemacht.
Das zweite Listenrennen des Tages richtete sich an Meiler,
was zwei gute alte Bekannter anzog, nämlich
den unverwüstlichen und treuen Gereon, der auch heute wieder seine Form auslief
und hervorragender Zweiter wurde sowie meinen speziellen Freund Laeyos, den ich
schon immer toll fand – allerdings wird ihm wohl die Distanz zu weit geworden
sein. Eine Rehabilitation sondergleichen legte die bestechend aussehende Ajaxana
hin. Die Stute aus dem Hickst-Stall meldete sich nach schwächeren Leistungen im
Sommer eindrücklich zurück und gewann trotz Höchstgewicht überlegen.
Vor dem neunten Rennen haben wir uns was zu essen
organisiert, mir hatte Wameera gefallen, aber das war so gar nichts. Polarstern
trat mehr oder minder nach allem und jedem, sprang die ganze Zeit in der Gegend
rum, ansonsten gabs keine Auffälligkeiten. Der frisch verkaufte Glad Libero
wirkte deutlich aufgeweckter als beim Debüt und war letztlich auch nur knapp
geschlagen von der Favoritin Memel, die Jens Hirschberger nach einem weniger
guten Tag doch noch einen Sieg bescherte.
Das letzte Rennen kann ich ganz kurz machen: Zitat sah am
besten aus, war völlig zu Recht Favoritin und gewann zwar nicht überlegen, sie
brauchte jeden der 1750 Meter, aber die Art und Weise ihres Sieges wusste zu
gefallen.
Besonders toll finde ich die Fotos der Pferde, wie im Bilderbuch. Weiter so !
AntwortenLöschenBesonders treffend finde ich die Bemerkung bzgl. der bunten Trensen und die damit verbundene Erwartungshaltung. Mir geht es eigentlich genau so, klasse Formulierung!
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