Sonntag, 30. April
Wenn der Wecker an einem Sonntag zur gleichen Zeit klingelt
wie werktags (5:43 Uhr), dann muss etwas besonderes anstehen, denn auch wir
(ich) sind nicht so verrückt, den Wecker auch an freien Tagen zu so einer
Uhrzeit klingeln zu lassen. Es hieß raus aus den Federn, in die Klamotten,
Rucksack gegriffen und losmarschiert zum Bahnhof. Um 7 Uhr fuhr unser ICE
Richtung Leipzig am Frankfurter Hauptbahnhof ab. Wegen zahlreicher Bauarbeiten
auf der S-Bahn-Strecke nahmen wir lieber eine S-Bahn mit Puffer und nutzten die
Aufenthaltszeit am Bahnhof dann für den ersten Kaffee.
Die Zugfahrt war angenehm ereignislos, ein höheres Lob für
die Bahn ist ohnehin kaum denkbar. Wir kamen entsprechend planmäßig um kurz
nach 10 in Daniels Geburtsstadt an und starteten den Kurzurlaub mit einem
zünftigen Frühstück im Café Feinschmaus am Johannisplatz. Gut gesättigt
schmiedeten wir Pläne für den weiteren Tagesverlauf und machten uns dann
zunächst auf den Weg zum Hotel, um unsere Rucksäcke loszuwerden. Wir hatten
dieses Mal kein „Kettenhotel“, sondern mit dem Philippus-Hotel eine
Besonderheit in zweierlei Hinsicht erwischt. Zum einen handelte es sich um ein
Inklusionshotel, zum anderen ist es in einem ehemaligen Pfarrhaus (mit Kirche
daneben) untergebracht. Falls mal wer nach Leipzig kommt, absolute Empfehlung.
„Zwangsweckung“ um 8 Uhr morgens inklusive, denn da legen die Glocken los.
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Unser Hotel
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Wir hatten Glück und kamen schon aufs Zimmer. Nach kurzer
Pause zogen wir los Richtung Clara-Zektin-Park, denn auf dem Weg vom Café zum
Hotel hatte ich Plätze für eine Bootsfahrt auf der Elster reserviert und die
sollte um 15 Uhr starten. Der Bootsanleger (Veranstalter Elsterboot) befindet
sich direkt am Eingang der Rennbahn. Und weil wir schon einmal dort waren,
nutzten wir die Gelegenheit für einen Gang über das Rennbahngelände und lasen
beispielsweise schon einmal die Infotafeln zur Geschichte des Rennsports in
Leipzig seit 1863.
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Bärlauch satt
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Die Ruhe vor dem (An-)Sturm |
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Um kurz vor 15 Uhr konnten wir dann auf Boot. Und wenn ich
das Hotel schon empfohlen habe, ist die Bootstour – aber nur mit Elsterboot –
ein absolutes Muss. 90 Minuten Kanal- und Flusstour, super Infos durch den
Kapitän und Getränke (Kaffee, Bier, Prosecco und auch Antialkoholisches) im
Fahrpreis inklusive, der Plural ist kein Zufall, sondern Programm. Alle anderen
Anbieter fahren weniger lang und haben keine Getränke. Die Erklärungen vom
Kapitän waren das Sahnehäubchen: extrem viel Wissenswertes, sehr differenzierte
Darstellung, bewusstes Nicht-Bedienen von Klischees, wir hätten es uns nicht
besser wünschen können. Tipp: Unbedingt im Vorfeld buchen (telefonisch oder per
Mail), wenn man nicht im April unterwegs ist, bekommt man sonst eher keinen
Platz mehr.
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Fahrt durchs Elsterflutbett |
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Blick aufs Elsterwehr
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Ehemalige Sächsische Wollgarnfabrik an der Weißen Elster
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Könneritzbrücke
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Anschließend liefen wir gemütlich zurück Richtung
Lindenau-Plagwitz, aßen noch ein Eis an einem mobilen Verkaufstand. Eigentlich
wollten wir noch ein hauseigenes Philippus-Bier am Hotel probieren, doch war
der Biergarten bereits voll besetzt. So liefen wir noch eine Runde durchs
Viertel, aßen beim Vietnamesen zu Abend. Der Verdauungsspaziergang führte uns
an der Spinnerei vorbei, das heute ein Kunst- und Kulturzentrum ist.
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Das Hotel von der anderen Seite, die Kirche in Szene gesetzt
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Karl-Heine-Kanal im Abendlicht
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Montag, 1. Mai
Renntag! Nach einem sehr guten und ausgiebigen Frühstück im
Hotel zogen wir recht bald los, machten noch einen Spaziergang durch den
Palmengarten, warfen einen Blick auf die (leider geschlossene) Leipziger
Frühlings-Kleinmesse, lernten, dass der Bundesgerichtshof Außenstellen hat und
genossen ganz allgemein das herrliche Wetter und das frische Frühlingsgrün. Dann
bewegten wir uns langsam wieder Richtung Clara-Zetkin-Park (der Name deutet
schon darauf hin, was ihre Lebensleistung darstellt: eine sozialistisch-kommunistische
Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin). An einem Bauwagen am Elsterflutbett
erstanden wir noch einen Eistee bzw. ein Radler zur Erfrischung, bevor wir uns
ins Getümmel der Rennbahn stürzten.
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Frühling im Palmengarten
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Elsterbecken |
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Das Elsterwehr von der anderen Seite
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Stärkung zwischendurch
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Daniel hatte vorgewarnt, der 1. Mai ist in Leipzig nicht nur
in Sachen Demonstrationen ein absoluter Großkampftag, auch die Rennbahn ist
proppenvoll, frei nach dem Motto, erst demonstrieren, dann in den Scheibenholz. Er hatte nicht übertrieben,
die Bahn wurde rappelvoll. Entsprechend früh waren wir vor Ort, erst einmal
einen Überblick verschaffen, danach verkrümelten wir uns in den im Innenraum
rar gesäten Schatten), testeten zwischendurch das Bier und schauten uns Land
und Leute an. Ich muss ein uneingeschränktes Lob an die Orga loswerden. Obwohl
sich die Leute teilweise förmlich auf den Füßen standen, eine absolut
effiziente Gastronomie. Ich habe nirgendwo extreme Schlangen gesehen, außer an
den Wettkassen. Überhaupt ein sehr stimmungsvoller, entspannter und schöner
Renntag mit vielen netten Menschen und herausragendem Fischbrötchen.





Abends waren wir Sauerteigpizza essen – sehr lecker, ich
fürchte, ich muss noch etwas üben, damit ich mithalte. Im Späti erstanden wir
dann noch eine Flasche Wein und ließen den Abend ausklingen.
Dienstag, 2. Mai
Frühstück und Abfahrt. Weil wir noch etwas Zeit hatten, verzichteten
wir auf die Straßenbahn und nahmen Schusters Rappen zum Bahnhof, es waren nur
4,5 km und wir erlaufen uns Städte ja ohnehin sehr gern. Auf den letzten Metern
wurde es allerdings zunehmend feucht von oben. Im Bahnhof verschickten wir
schnell noch eine Postkarte und ich kaufte noch Sonnencreme. Tags zuvor war es
zwar nur bis zum dritten Rennen sonnig gewesen, doch das war schon mehr als
genug für die Winterblässe – also eine bessere Vorbereitung für die weiteren
geplanten Aktivitäten erforderlich!
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Einen guten Wunsch zum Mitnehmen gab's zum Abschied im Hotel.
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