Samstag, 8. August 2020

Niko erobert... endlich wieder Rennen hautnah (359)

Lang, lang ist's her, der letzte Bericht von einer Rennbahn. So lange, dass es schon fast nicht mehr wahr ist. Doch die Durststrecke war lang, so lang, wie noch nie seit schätzungsweise 2008. Woran das lag, muss wohl nicht erwähnt werden. Wie lang die unfreiweillige Abstinenz dauert, vermag ich gar nicht genau zu sagen, bin mir aber recht sicher, dass ich dieses Jahr noch nicht auf der Rennbahn war. Das letzte Mal könnte im Dezember gewesen sein. Wow. 

Und als das Ende der Durststrecke dann endlich, endlich absehbar war, habe ich mich tagelang vorgefreut. Nur Basisprogramm? Egal. Eintritt bezahlen? Egal. Nur sieben Rennen? Egal. 35 Grad? Egal. Stau? Lass uns schon um 14 Uhr losfahren, ich will kein Rennen verpassen! Machten wir dann auch, der Stau war schon weg und wir entsprechend zeitig in Mannheim, Aber es gibt da ja ausreichend Schatten. Wie schon einmal versuchte uns das Navi bei der Anfahrt in die Irre zu schicken, das war aber nicht das erste Mal, wir waren daher gewarnt und tricksten Google aus. Beim Überqueren der A 656 bescherte uns der kleine Umweg die erste Jockeysichtung, Tommaso Scardino auf dem Marsch zur Bahn. 

Erst mal die Lage sondieren, natürlich aus dem Schatten heraus. Dann wurde es ernst, das erste Rennen und zum ersten Mal dieses Jahr Dreijährige gucken. Nicht die Crème de la Crème, aber: EGAL. Das Team von der Recke hatte es sich an den Rails bequem gemacht.

 


Und begutachtete die Konkurrenz aus Köln. Die Kölner hatten allerdings heute wenig Chancen vor allem gegen die einheimische Konkurrenz, die sich als deutlich geübter mit der wendigen Bahn erwies.
 

In Petunie aus dem Recke-Quartier habe ich mich ein wenig verliebt, so ein schönes Pferd. Leider wird die Farbe nicht bleiben, der Schweif offenbarte es, eines Tages wird sie weiß sein. Petunie wurde ordentliche Vierte, den Sieg aber machten die Mannheimer Vertreter Inchiquin und Candy Sweet unter sich aus, erster Tagessieg direkt für Tommaso Scardino und natürlich auch für Trainer Marco Klein.

Horst Rudolph haderte danach mit dem zweiten Platz von Candy Sweet, der Inchiquin eingangs der Geraden in die Spur gelaufen war. Die Rennleitung beließ es bei dem Einlauf. In Anbetracht der Tatsache wie leicht Inchiquin gewann im Sinne der Rennordung eine vertretbare Entscheidung, aber das half Trainer Rudolph natürlich nicht. Der war entsprechend zunächst etwas grummelig, allerdings nur so lange, bis sein Furous das zweite Rennen für sich entschied. 

Das dritte Rennen versprach sehr interessant zu werden, ein Agl. IV über sehr weite 3000 m, da war gleich mal Spannung drin. So viele Rennen auf Extremdistanzen gibt es ja nun nicht, daher sind auch immer mal wieder Neulinge auf diesen Distanzen dabei, die für die nötige Würze sorgen. Ich hatte mir vorher Bergadler ausgeguckt, aber irgendwie landeten wir dann sympathietechnisch sehr schnell bei Fascianata, die neun Monate nicht mehr am Start gewesen war. Das sprach zwar nicht unbedingt für einen direkten Erfolg, allerdings gab es da andere Faktoren. 1) Sie hatte den Stall gewechselt. Meiner Statistik zufolge hat das oftmals einen positiven Effekt und 2) Fascianata stammt aus einer Monsun-Mutter. Kleiner Fun Fact am Rande: Wer hatte die Rennen 1 und 2 gewonnen? Genau, Pferde aus Monsun-Müttern. Logisch, oder? 

Es wurde dann richtig schön und emotional, denn Fascianata gewann tatsächlich nach einem Ritt von Lilli-Marie Engels, der nicht ganz der Order entsprach, aber das Pferd entschied (und wurde letztlich auch nach vorn gelassen). In der Gerade schon passiert, offenbarte sie Kampfgeist und raufte sich erneut vorbei. Ganz nebenbei bescherte sie ihrem Trainer Gordan Batistic den ersten Sieg seiner noch jungen Laufbahn. Er und sein Team waren zunächst sicher Zweiter geworden zu sein, entsprechend groß war die Freude dann nach Auswertung des Zielfotos. Gefeiert wurde anschließend mit einer Runde Cola. Prost!



Anschließend gab es ein kleines Déjà vu im vierten Rennen. Es setze sich fort, denn wie 1. respektive 2. Rennen wurde der "Pechvogel" des 3. Rennens direkt entschädigt. Der Stall Weißmeier hatte zuvor knapp das Nachsehen gehabt, nun machte es Incorruptible besser als sein Trainingsgefährte Golden Boy und fuhr den ersehnten ersten Grasbahnsieg fürs Quartier ein.

Anschließend gönnten wir uns ein süddeutsches Kaltgetränk ;) Um die Viererwette endlich mal zu treffen, reichte die Kühlung allerdings nicht. Ich hatte den Großteil des im Eintrittspreis inbegriffenen Wettgutscheins dafür eingesetzt, für den Erfolg hätte ich allerdings neben der Siegerin Arionna auch noch Oseleta weiter vorn benötigt, so war's mal wieder ein Satz mit X. Diamond Gold hatte ich übrigens in der Wette natürlich auch nicht, der war dafür in meiner zweiten Wette... Daniel hatte da mehr Erfolg beim Wetten (allerdings auch nicht mit der Viererwette). Da weiß ich direkt wieder, warum ich das sonst auch nicht mache :D

Im sechsten Rennen gewann mit Nordgold der größte Außenseiter. Ich habe das Feld kurz nach dem Start fotografiert. Na, und wer ist nicht drauf? Klar, der Sieger natürlich. Läuft. Aber das war voll ok, ich hatte angesichts der Temperaturen aufs Kameraschleppen verzichtet und nur das Handy dabei.

Zwischendurch schnabulierten wir noch eine Rennbahnpommes als Abendbrot. Uwe Schwinn war im Führring sehr optimistisch, was die Chancen seines Starters Polarstern im Rausschmeißer des Tages anbetraf. Vermutlich hatte er sich da vorgestellt etwas weniger schwitzen zu müssen (haha!), denn es wurde noch einmal richtig spannend, als drei Pferde Kopf-Kopf-Kopf über die Ziellinie stürmten. Die längste Nase gehörte allerdings tatsächlich Polarstern, der gleichzeitig den dritten Tagestreffer von Fabian Xaver Weißmeier im Sattel markierte. Irukandji und Adeliz mussten sich mit den Plätzen zwei und drei begnügen.

Das Thermometer zeigte auch um 19.10 Uhr immer noch 33°C. Welche Temperaturen im Auto herrschten, weiß ich zum Glück nicht. Schön war's endlich mal wieder mit Gras und Galoppern. Wir visieren dann mal vorsichtig den nächsten Mannheimer Renntag an und hoffen, dass die Lage dann wieder einen Ausflug zulässt!

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