Dienstag. 6. August
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Mal wieder Morgenwolkennebel, dieses Mal in die andere Richtung zur Festung Königstein geschaut
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Erneut bestes Wanderwetter, wenn auch mit angesagten 26°
Celsius wieder ein wenig wärmer als am Vortag. Es stand – aufmerksame Leser
sind im Vorteil – die fünfte Etappe des Malerwegs von der Neumannmühle im
Kirnitzschtal bis nach Schmilka am Elbufer an. Papa kümmerte sich einmal mehr
ums Broteschmieren. Schon eingeübt im Ablauf, brachen wir erneut gegen acht Uhr
morgens auf. Ein wenig Vorausplanung ist hier schon von Vorteil. Man kommt
super überall mit ÖPNV hin, aber in der Regel „nur“ einmal pro Stunde. Also
gilt es, das Weckerläuten entsprechend zeitlich zu planen. Wir wollten den
direkten Bus von Königstein nehmen, irgendwie passte es nicht ganz von den
Zeiten oder ich hatte falsch geschaut. Jedenfalls mussten wir in Bad Schandau
dann doch umsteigen, allerdings blieb die Ankunftszeit davon unberührt, also
passte es doch. Der Bus war wie am Vortag auf dem Rückweg sehr gut mit
Wanderern gefüllt. An der Neumannmühle stieg dann auch 80 Prozent der
Busbesetzung aus. Wir zockelten gemütlich los und dachten eigentlich, wir
könnten erst einmal gemütlich hinterherlaufen. Aber schon nach wenigen Metern
kam uns die eingeschlagene Route falsch vor, was ein Blick in die Komoot-App
bestätigte. Puh. Also abgebogen von der Straße und hinauf auf den Waldweg
bergan. Schon bald waren wir fast allein auf dem Weg. Doch wie auch am Vortag
schon, begegneten wir vielen anderen, die auf der Strecke waren, mehrfach. Als
ersten Gipfel erreichten wir das Große Pohlshorn, natürlich mit schönem Blick
ins Elbtal versehen.
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Los geht's, die ersten Höhenmeter sind schon absolviert
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Pilzkollektion I
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Pilzkollektion II - gab's übrigens nur im Nationalpark zu sehen. Ab Etappe 6 auf der anderen Seite der Elbe gab es kaum Totholz und entsprechend keine pilzbevölkerten Baumstümpfe mehr.
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Räumichtmühle |
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mit "SB-Wandertränke"
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Ausblick vom Großen Pohlshorn
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Von dort ging es weiter, zunächst eher bergab bzw. eben am
Zeughaus vorbei, allerdings war dort Ruhetag. Dann ging es ein Stück steil
bergan, denn der Große Winterberg war zu erklimmen. Auf etwa Zweidrittelhöhe
bogen wir ab zur Goldsteinaussicht und die lohnte sich mal richtig mit einem
spektakulären Ausblick. Am Anstieg sahen wir zum ersten Mal auch Flächen, die
vom Waldbrand vor zwei Jahren betroffen waren – markiert sowohl durch verkohlte
Baumstämme als auch durch einen wahren Teppich von Birkenschößlingen, die die
einstmals abgebrannten Flächen zahlreich bewachsen. Anschließend ging es weiter
hoch zum Gipfel. Die dort gelegene Gaststätte war ebenfalls geschlossen, jedoch
gab es etwas zu gucken, im daneben gelegenen Eishaus war eine
Informationsstelle zum Nationalpark Sächsische Schweiz. Dort wurden zum einen
die historische Entwicklung der Gegend erläutert, aber auch die Rolle der
Wälder und des Sandsteingebirges – sowohl im Sinne seiner natürlichen
Entwicklung, aber auch mit besonderem Fokus auf die Rolle des Menschen im Laufe
der Jahrhunderte.
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Einmal über die Kirnitzsch
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Nationalparkwaldpanorama |
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Den nächsten Gipfel im Blick
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Da geht's lang!
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Wahrlich goldig: Die Goldsteinaussicht
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Brandschäden und Nachwuchs-Birken zwei Jahre danach
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Mit freundlichen Grüßen
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Danach ging es „nur noch“ steil bergab Richtung Schmilka. Wir
machten noch einen Abstecher zur Kipphornaussicht, bevor wir dem Fremdenweg
folgten, der sich quasi direkt an der deutsch-tschechischen Grenze
entlangschlängelt. Papa und ich nutzen die Gelegenheit, um mal kurz auf die
andere Seite zu hüpfen. Etwas weiter kehrten wir zurück auf den Malerweg, der
hier sehr steil einem historischen kopfsteingepflasterten Weg folgte – der war
jetzt nicht so mein Fall. Zum Glück war es jedoch nicht mehr weit bis Schmilka,
wo wir auf ein kühles Bier in einer Bio-Brauerei und -Bäckerei einkehrten. Ein
winziges Stückchen Kuchen durfte nicht fehlen. Wir erstanden noch Brot und
Brötchen fürs Frühstück, dann setzten wir mit der Fähre über und fuhren mit der
S-Bahn zurück nach Königstein. Dort sprangen wir alle schnell unter die Dusche
und gingen anschließend im Gewölbekeller „Happy End“ essen, bevor wir den Abend
in der Gartenlaube der Ferienwohnung ausklingen ließen.
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Kipphornaussicht |
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Dekoratives Heidekraut
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Kurzer Abstecher nach Tschechien (oder drei oder vier)
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Nicht mein bevorzugtes Geläuf, auch wenn's hier harmlos anmutet
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Nur Deko oder Zaunschutz ?
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Belohnung für müde Wanderer
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Schmilk'sche Mühe
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Der Sheriff sagt: Stimmt! <3
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Ein letzter Blick von der Fähre nach Schmilka - der Bahnhof liegt auf der anderen Elbseite
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Lecker Krautwickel
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Laufleistung: 15,5 Kilometer (nur Wanderung) zzgl. Wege zum
Bahnhof bzw. zum Restaurant
Mittwoch, 7. August
Same procedure as every morning, Aufstehen gegen zwanzig vor
sieben, dann Frühstück mit dem am Vortag in Schmilka gekauften Backwerk und
Aufbruch inkl. der Papa-geschmierten Brote um kurz vor acht. Mit der S-Bahn nach
Schmilka und ab auf Etappe Nummer 6. Das war dann auch die letzte Etappe, die
wir uns fest vorgenommen hatten. Etappe 7 beinhaltet Königstein und die
Festung, Etappe 8 schlägt den Bogen zurück nach Pirna und beinhaltet deutlich
weniger Höhenmeter.
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Wir fuhren wie jeden Morgen mit dem ÖPNV zum Etappenstart - die Nutzung ist bei der Gästekarte inklusive. Sehr praktisch.
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Dieses Mal ging es nach wenigen Metern direkt steil bergauf
über in den Abhang eingelassene Stufen. Da kam der Kreislauf direkt ordentlich
in Wallung. Daniel berichtete von 190 verarbeiteten kcal nach den ersten 700
Metern der heutigen Etappe. Danach ging es allerdings erst einmal soft weiter:
erst einmal über Felder, an Pferdekoppel vorbei, dann durch die Städtchen Schöna
und Reinhardtsdorf-Schöna immer den Caspar-David-Friedrich-Weg entlang. Im
Ortsteil Krippenberg stießen wir auf ein Hinweisschild für lokalen Honig. Wir
landeten bei einem örtlichen Metzger (Falk Häntzschel), für den hiermit eine
absolute Empfehlung ausgesprochen wird. Fünf Sterne bei Google waren eine
Selbstverständlichkeit. Lokale Erzeugnisse von Fleisch und Wurst über Honig,
Backwaren bis hin zu Weinen warteten auf Käufer, garniert mit absolut
begeisternder Beratung und Empfehlung vom Personal. Besser geht’s nicht. Kein
Wunder, dass neben dem Honig auch Nussecke, Ochsenauge und Wildschwein-Knacker
den Weg in den Rucksack fanden. Wir folgten einer straßenbaubedingten Umleitung
und besichtigten die örtliche Barock-Kirche, erbaut bereits im 14. Jahrhundert,
in der sich die ältesten künstlerischen Darstellungen der Sächsischen Schweiz
befinden. Anschließend verließen wir die befestigten Wege so langsam wieder. Bei
der ersten Aussicht wurden die Teilchen verspeist, dann ging es erst einmal
recht eben weiter.
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Im Schatten: Der ehemalige Grenzübergang Duetschland - Tschechien
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Die Kaiserkrone
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Reinhardtsdorf-Schöna |
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Die Nachzügler kommen auch
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barocke Kirche in Reinhardtsdorf
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Erinnerung an Etappe 4: links die Schrammsteine, rechts die Affensteine
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Hätten wir nicht kurz zuvor lokalen Honig gekauft, hätten wir hier zugeschlagen
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Vor dem nächsten Anstieg legten wir eine Mittagpause ein und
genossen unter anderem die fantastisch-aromatischen Wildschwein-Knacker. Danach
ging es bergan Richtung Papststein, ein weiterer der Tafelberge in der
Sächsischen Schweiz. Bei heißen Wetter neigten sich unsere Wasservorräte
langsam dem Ende, doch wir hatten schon am Fuße des Berges den Hinweis auf eine
Gaststätte am Gipfel erhascht. Dort gönnten wir uns alkoholfreies Radler und
Cappuccino, bevor wir den Aussichtspunkt enterten. Doch wir waren noch nicht
fertig. Zwar ging es etwas hinab, doch nur, um anschließend noch einmal steil
bergauf zu führen, mit dem Gohrisch wartete noch ein zweiter Tafelberg darauf,
von uns erklommen zu werden. Hier gab es noch einmal einige steile Stiegen und
Leitern durch den Fels zu erklimmen, bevor wir dann bergab nach Gohrisch
wanderten. Von dort hätten wir auch den Bus nehmen können, doch da es nur noch 2,5
Kilometer bis nach Königstein waren, zogen wir es vor die Etappe per pedes zu
beenden.
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Wildschweinknacker |
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Bogenbirke |
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Und hoch geht's
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Aussicht vom Papststein
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Der Gohrisch, letzter Tafelberggipfel des Tages
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Etappenziel, der Kurort Gohrisch
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Regen kündigt sich an - die Mücken fanden es super
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Wir gingen direkt zur Ferienwohnung, die letzten Meter
bereits begleitet von Donnergrollen. Während wir alle nacheinander durch die
Dusche wanderten, zog ein ausgewachsener Regenschauer durch. Gut, dass wir so
zeitig gestartet waren. Nach dem Duschen war der Regen schon schwächer
geworden, sodass wir fix einkaufen konnten. Danach Nudeln Bolognese und
gemütlicher Ausklang.
Laufleistung: 21,1 km
Donnerstag, 8. August
Der letzte Wandertag. Weckerklingeln wie gewohnt um 6:40 Uhr.
Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück brachen Annette und Werner auf zurück
nach Beelen. Daniel und ich machten uns zeitgleich auf den Weg zur
Bushaltestelle Mittelweg, um zurück nach Gohrisch, dem Finale der sechsten Malerwegetappe
zu fahren. Wir wollten noch die Hälfte der siebten Etappe laufen und auf den
zweiten Teil verzichten, denn nach etwa acht Kilometern trifft diese Etappe auf
Königstein und führt dort an der Festung vorbei. Diesen Teil hatten wir ja schon
in der Woche zuvor absolviert und wollten dies kein zweites Mal tun. Die achte
Etappe wollten wir mangels vieler Höhenmeter sowieso auslassen, aus ähnlichen
Gründen waren wir ja bereits bei der ersten Etappe später eingestiegen.
Der Bus kam pünktlich und wir waren zunächst die einzigen
Fahrgäste, zumindest eine Haltestelle lang, dann stieg ein Herr dazu. Wenige
Minuten später hatten wir aber Gohrisch schon erreicht und stiegen aus. Wir
folgten zunächst der Pfaffendorfer Straße, bevor wir in den Wald abbogen, denn
wir hatten darauf verzichtet, den Wiesenweg vom Vortag zurück zum offiziellen
Ausgangspunkt zu laufen. Frei nach dem Motto: Lieber etwas Neues sehen. Nach
einem soften Einstieg bis nach Pfaffendorf sahen wir das dicke Ende, namentlich
Pfaffenstein, schon kommen. Kaum waren wir im Wald, umschwirrten uns bei
feucht-schwülem Wetter die Mücken. Gut, mussten wir halt schneller sein. Der
Anstieg war steil und stufig, wie fast immer hier. Entsprechend dem Wetter
waren wir schnell schweißgebadet. Frei dem Spruch mit dem frühen Vogel nach
störten wir damit aber niemanden, denn wir blieben auch auf dem Gipfel allein
und ungestört. Die Gaststätte am Gipfel war morgens natürlich noch nicht
geöffnet, umso mehr Einsamkeit für uns. Als wir uns am Panorama sattgesehen hatten,
ging es zunächst nur ein paar Meter bergab und dann weiter am Kamm entlang zur
Barbarine, die berühmteste Felsnadel der Sächsischen Schweiz – nur erreichbar nach
Durchquerung eines Felsspalts – so eng, dass wir die Rucksäcke herunternehmen
mussten. Die Barbarine selbst war früher ein beliebtes Kletterziel, wegen
zahlreicher Beschädigungen (Klettersport ist nur einer von vielen Gründen) aber
bereits seit 46 Jahren gesperrt. Seitdem versucht man, die Felsnadel zu
stabilisieren und so lang wie möglich zu erhalten. Anschließend führte uns der
Weg weiter in Richtung Quirl, den wir aber nur umwanderten. Dann ging es runter
bis Königstein, wo wir am Marktplatz eine Sitzpause einlegten und die mitgebrachten
Brote verzehrten.
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Das Ziel schhon vor Augen: der Pfaffenstein
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Der Lilienstein durch die Felsspalte betrachtet
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Festung Königstein
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Und schon wieder der Lilienstein
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Barbarine |
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Anders geht's nicht hin und nicht zurück
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rund um den Quirl
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Gestärkt gingen wir zum Fähranleger und setzten über auf die
andere Elbseite nach Königstein-Halbestadt – passender Name, wie wir fanden. Als
letzten Berg dieses Urlaubs hatten wir den Lilienstein auserkoren, den wir nun
mehr als eine Woche lang aus den Fenstern der Ferienwohnung erblickt hatten. An-
und Abstieg inkl. Rundweg über den Gipfel waren mit noch einmal rund sechs
Kilometer Strecke und knapp 300 Höhenmetern veranschlagt. Wir nahmen den
Südaufstieg, der uns zunächst steil bergan, dann recht sanft über Wiesen
führte, um dann nochmals richtig steil über Treppen, Stiegen und Leitern auf
den Gipfel zu führen. Die 47 als „gefährlich“ eingestuften Meter (laut Komoot)
habe ich allerdings nicht gefunden. Ich argwöhne allerdings sowieso, dass die
App andere Maßstäbe an die Kriterien Gefährlichkeit und Anspruch anlegt als
ich. Mit Höhe oder steilen Abschnitten habe ich keinerlei Probleme, so lange
sie in irgendeiner Form gesichert sind oder man sich festhalten kann. Die als
schwierig deklarierten Passagen fand ich daher allesamt gut machbar, ich
bekomme immer dann Probleme, wenn es glitschig und über glatte Flächen bergab
geht und ich nichts zum festhalten habe. Man gebe mir Stufen und ich bin
glücklich 😉 Die Aussicht vom Lilienstein war phänomenal,
besonders toll war die Möglichkeit oben einmal rum zu laufen und das Panorama
in alle Richtungen zu genießen. So konnten wir auch die Stadt Königstein und
unsere Ferienwohnung mal von oben bewundern. Kurz bevor wir runter laufen
wollten, zog plötzlich ein kurzer, aber kräftiger Regenschauer über uns hinweg,
der auf dem Regenradar nicht auftauchte. Nass war’s trotzdem. Wir gingen über
den Nordabstieg runter, trotz der Nässe war es glücklicherweise nicht übermäßig
rutschig. Wir hatten aber auch keine Eile und gingen langsam runter, auf den
letzten Wanderkilometern will man sich schließlich nicht mehr auf die Nase
(oder den Allerwertesten) legen. Untern angekommen gingen wir zur Belohnung ins
„Steingut“, eine Gaststätte in einem alten Bauernhaus, die wir uns schon vor
der Anreise ausgeguckt hatten. Die Erwartungen wurden mehr als erfüllt: Wir
genossen lokales Bier (in meinem Fall gebraut in Lohmen), hausgemachte
Wildschweinbratwurst und gönnten uns auch noch eine Nachtisch. Wir hätten
nirgends schöner sitzen können als in diesem wildromantischen Bauerngarten mit
um uns herumwatschelnden Gänsen, vielen Blumen und einigen zaghaft
hervorlukenden Sonnenstrahlen. Danach nahmen wir die Fähre zurück und gingen
geradewegs zurück zur Ferienwohnung. Feierabend und gemütlicher Ausklang bei
Olympia und den Resten aus dem Kühlschrank.
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Schaufelraddampferromantik |
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Vorfreude ist die schönste Freude ;)
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Die Motivation stimmt: Da soll's hingehen
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Miniteich |
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Karina an Festung
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Fenster ins Tal, Blick auf Königstein
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Blick Richtung Bad Schandau
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Jetzt aber endlich die Einkehr
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Wildschweinbratwurst |
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Und zum Ende noch einmal ein paar Sonnenstrahlen
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Laufleistung: 15,2 km. Höhenmeter: 835 m (hoch)
Freitag, 9. August
Leider schon wieder Abreisetag. Da gibt es nicht viel zu
berichten – außer das unsere Zugverbindung ausfiel und wir später fahren
mussten. Aber auch die Zeit ging um.
Persönlich Bilanz: Für mich die perfekten Wanderwege in
Sachen Schwierigkeitsgrad und Abwechslungsreichtum. Mal hoch, mal runter, mal
durch Wälder, Dörfer, schroffe Felsen. Es gab quasi alles und immer mal wieder
was Neues. Immer wenn man dachte, alles gesehen zu haben, kam etwas Neues,
Anderes.
Gesamtbilanz des Urlaubs: 140 Wanderkilometer und 5.800
Höhenmeter (Basis: Meter nach oben)