Sonntag, 11. August 2024

Reisebericht Malerweg/Sächsische Schweiz Teil 3

Dienstag. 6. August

Mal wieder Morgenwolkennebel, dieses Mal in die andere Richtung zur Festung Königstein geschaut

Erneut bestes Wanderwetter, wenn auch mit angesagten 26° Celsius wieder ein wenig wärmer als am Vortag. Es stand – aufmerksame Leser sind im Vorteil – die fünfte Etappe des Malerwegs von der Neumannmühle im Kirnitzschtal bis nach Schmilka am Elbufer an. Papa kümmerte sich einmal mehr ums Broteschmieren. Schon eingeübt im Ablauf, brachen wir erneut gegen acht Uhr morgens auf. Ein wenig Vorausplanung ist hier schon von Vorteil. Man kommt super überall mit ÖPNV hin, aber in der Regel „nur“ einmal pro Stunde. Also gilt es, das Weckerläuten entsprechend zeitlich zu planen. Wir wollten den direkten Bus von Königstein nehmen, irgendwie passte es nicht ganz von den Zeiten oder ich hatte falsch geschaut. Jedenfalls mussten wir in Bad Schandau dann doch umsteigen, allerdings blieb die Ankunftszeit davon unberührt, also passte es doch. Der Bus war wie am Vortag auf dem Rückweg sehr gut mit Wanderern gefüllt. An der Neumannmühle stieg dann auch 80 Prozent der Busbesetzung aus. Wir zockelten gemütlich los und dachten eigentlich, wir könnten erst einmal gemütlich hinterherlaufen. Aber schon nach wenigen Metern kam uns die eingeschlagene Route falsch vor, was ein Blick in die Komoot-App bestätigte. Puh. Also abgebogen von der Straße und hinauf auf den Waldweg bergan. Schon bald waren wir fast allein auf dem Weg. Doch wie auch am Vortag schon, begegneten wir vielen anderen, die auf der Strecke waren, mehrfach. Als ersten Gipfel erreichten wir das Große Pohlshorn, natürlich mit schönem Blick ins Elbtal versehen. 

Los geht's, die ersten Höhenmeter sind schon absolviert

Pilzkollektion I

Pilzkollektion II - gab's übrigens nur im Nationalpark zu sehen. Ab Etappe 6 auf der anderen Seite der Elbe gab es kaum Totholz und entsprechend keine pilzbevölkerten Baumstümpfe mehr.

Räumichtmühle

mit "SB-Wandertränke"

Ausblick vom Großen Pohlshorn
 

Von dort ging es weiter, zunächst eher bergab bzw. eben am Zeughaus vorbei, allerdings war dort Ruhetag. Dann ging es ein Stück steil bergan, denn der Große Winterberg war zu erklimmen. Auf etwa Zweidrittelhöhe bogen wir ab zur Goldsteinaussicht und die lohnte sich mal richtig mit einem spektakulären Ausblick. Am Anstieg sahen wir zum ersten Mal auch Flächen, die vom Waldbrand vor zwei Jahren betroffen waren – markiert sowohl durch verkohlte Baumstämme als auch durch einen wahren Teppich von Birkenschößlingen, die die einstmals abgebrannten Flächen zahlreich bewachsen. Anschließend ging es weiter hoch zum Gipfel. Die dort gelegene Gaststätte war ebenfalls geschlossen, jedoch gab es etwas zu gucken, im daneben gelegenen Eishaus war eine Informationsstelle zum Nationalpark Sächsische Schweiz. Dort wurden zum einen die historische Entwicklung der Gegend erläutert, aber auch die Rolle der Wälder und des Sandsteingebirges – sowohl im Sinne seiner natürlichen Entwicklung, aber auch mit besonderem Fokus auf die Rolle des Menschen im Laufe der Jahrhunderte. 

Einmal über die Kirnitzsch

Nationalparkwaldpanorama

Den nächsten Gipfel im Blick

Da geht's lang!

Wahrlich goldig: Die Goldsteinaussicht


Brandschäden und Nachwuchs-Birken zwei Jahre danach


Mit freundlichen Grüßen


 

Danach ging es „nur noch“ steil bergab Richtung Schmilka. Wir machten noch einen Abstecher zur Kipphornaussicht, bevor wir dem Fremdenweg folgten, der sich quasi direkt an der deutsch-tschechischen Grenze entlangschlängelt. Papa und ich nutzen die Gelegenheit, um mal kurz auf die andere Seite zu hüpfen. Etwas weiter kehrten wir zurück auf den Malerweg, der hier sehr steil einem historischen kopfsteingepflasterten Weg folgte – der war jetzt nicht so mein Fall. Zum Glück war es jedoch nicht mehr weit bis Schmilka, wo wir auf ein kühles Bier in einer Bio-Brauerei und -Bäckerei einkehrten. Ein winziges Stückchen Kuchen durfte nicht fehlen. Wir erstanden noch Brot und Brötchen fürs Frühstück, dann setzten wir mit der Fähre über und fuhren mit der S-Bahn zurück nach Königstein. Dort sprangen wir alle schnell unter die Dusche und gingen anschließend im Gewölbekeller „Happy End“ essen, bevor wir den Abend in der Gartenlaube der Ferienwohnung ausklingen ließen.

Kipphornaussicht


Dekoratives Heidekraut

Kurzer Abstecher nach Tschechien (oder drei oder vier)

Nicht mein bevorzugtes Geläuf, auch wenn's hier harmlos anmutet

Nur Deko oder Zaunschutz ?

Belohnung für müde Wanderer

Schmilk'sche Mühe

Der Sheriff sagt: Stimmt! <3


Ein letzter Blick von der Fähre nach Schmilka - der Bahnhof liegt auf der anderen Elbseite

Lecker Krautwickel

 Laufleistung: 15,5 Kilometer (nur Wanderung) zzgl. Wege zum Bahnhof bzw. zum Restaurant

 



Mittwoch, 7. August

Same procedure as every morning, Aufstehen gegen zwanzig vor sieben, dann Frühstück mit dem am Vortag in Schmilka gekauften Backwerk und Aufbruch inkl. der Papa-geschmierten Brote um kurz vor acht. Mit der S-Bahn nach Schmilka und ab auf Etappe Nummer 6. Das war dann auch die letzte Etappe, die wir uns fest vorgenommen hatten. Etappe 7 beinhaltet Königstein und die Festung, Etappe 8 schlägt den Bogen zurück nach Pirna und beinhaltet deutlich weniger Höhenmeter. 

Wir fuhren wie jeden Morgen mit dem ÖPNV zum Etappenstart - die Nutzung ist bei der Gästekarte inklusive. Sehr praktisch.
 

Dieses Mal ging es nach wenigen Metern direkt steil bergauf über in den Abhang eingelassene Stufen. Da kam der Kreislauf direkt ordentlich in Wallung. Daniel berichtete von 190 verarbeiteten kcal nach den ersten 700 Metern der heutigen Etappe. Danach ging es allerdings erst einmal soft weiter: erst einmal über Felder, an Pferdekoppel vorbei, dann durch die Städtchen Schöna und Reinhardtsdorf-Schöna immer den Caspar-David-Friedrich-Weg entlang. Im Ortsteil Krippenberg stießen wir auf ein Hinweisschild für lokalen Honig. Wir landeten bei einem örtlichen Metzger (Falk Häntzschel), für den hiermit eine absolute Empfehlung ausgesprochen wird. Fünf Sterne bei Google waren eine Selbstverständlichkeit. Lokale Erzeugnisse von Fleisch und Wurst über Honig, Backwaren bis hin zu Weinen warteten auf Käufer, garniert mit absolut begeisternder Beratung und Empfehlung vom Personal. Besser geht’s nicht. Kein Wunder, dass neben dem Honig auch Nussecke, Ochsenauge und Wildschwein-Knacker den Weg in den Rucksack fanden. Wir folgten einer straßenbaubedingten Umleitung und besichtigten die örtliche Barock-Kirche, erbaut bereits im 14. Jahrhundert, in der sich die ältesten künstlerischen Darstellungen der Sächsischen Schweiz befinden. Anschließend verließen wir die befestigten Wege so langsam wieder. Bei der ersten Aussicht wurden die Teilchen verspeist, dann ging es erst einmal recht eben weiter. 

Im Schatten: Der ehemalige Grenzübergang Duetschland - Tschechien

Die Kaiserkrone

Reinhardtsdorf-Schöna


 

Die Nachzügler kommen auch


barocke Kirche in Reinhardtsdorf

Erinnerung an Etappe 4: links die Schrammsteine, rechts die Affensteine

Hätten wir nicht kurz zuvor lokalen Honig gekauft, hätten wir hier zugeschlagen

Vor dem nächsten Anstieg legten wir eine Mittagpause ein und genossen unter anderem die fantastisch-aromatischen Wildschwein-Knacker. Danach ging es bergan Richtung Papststein, ein weiterer der Tafelberge in der Sächsischen Schweiz. Bei heißen Wetter neigten sich unsere Wasservorräte langsam dem Ende, doch wir hatten schon am Fuße des Berges den Hinweis auf eine Gaststätte am Gipfel erhascht. Dort gönnten wir uns alkoholfreies Radler und Cappuccino, bevor wir den Aussichtspunkt enterten. Doch wir waren noch nicht fertig. Zwar ging es etwas hinab, doch nur, um anschließend noch einmal steil bergauf zu führen, mit dem Gohrisch wartete noch ein zweiter Tafelberg darauf, von uns erklommen zu werden. Hier gab es noch einmal einige steile Stiegen und Leitern durch den Fels zu erklimmen, bevor wir dann bergab nach Gohrisch wanderten. Von dort hätten wir auch den Bus nehmen können, doch da es nur noch 2,5 Kilometer bis nach Königstein waren, zogen wir es vor die Etappe per pedes zu beenden. 

Wildschweinknacker

Bogenbirke



Und hoch geht's



Aussicht vom Papststein




Der Gohrisch, letzter Tafelberggipfel des Tages

Etappenziel, der Kurort Gohrisch

Regen kündigt sich an - die Mücken fanden es super

 Wir gingen direkt zur Ferienwohnung, die letzten Meter bereits begleitet von Donnergrollen. Während wir alle nacheinander durch die Dusche wanderten, zog ein ausgewachsener Regenschauer durch. Gut, dass wir so zeitig gestartet waren. Nach dem Duschen war der Regen schon schwächer geworden, sodass wir fix einkaufen konnten. Danach Nudeln Bolognese und gemütlicher Ausklang.

Laufleistung: 21,1 km 


 

Donnerstag, 8. August

Der letzte Wandertag. Weckerklingeln wie gewohnt um 6:40 Uhr. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück brachen Annette und Werner auf zurück nach Beelen. Daniel und ich machten uns zeitgleich auf den Weg zur Bushaltestelle Mittelweg, um zurück nach Gohrisch, dem Finale der sechsten Malerwegetappe zu fahren. Wir wollten noch die Hälfte der siebten Etappe laufen und auf den zweiten Teil verzichten, denn nach etwa acht Kilometern trifft diese Etappe auf Königstein und führt dort an der Festung vorbei. Diesen Teil hatten wir ja schon in der Woche zuvor absolviert und wollten dies kein zweites Mal tun. Die achte Etappe wollten wir mangels vieler Höhenmeter sowieso auslassen, aus ähnlichen Gründen waren wir ja bereits bei der ersten Etappe später eingestiegen.

Der Bus kam pünktlich und wir waren zunächst die einzigen Fahrgäste, zumindest eine Haltestelle lang, dann stieg ein Herr dazu. Wenige Minuten später hatten wir aber Gohrisch schon erreicht und stiegen aus. Wir folgten zunächst der Pfaffendorfer Straße, bevor wir in den Wald abbogen, denn wir hatten darauf verzichtet, den Wiesenweg vom Vortag zurück zum offiziellen Ausgangspunkt zu laufen. Frei nach dem Motto: Lieber etwas Neues sehen. Nach einem soften Einstieg bis nach Pfaffendorf sahen wir das dicke Ende, namentlich Pfaffenstein, schon kommen. Kaum waren wir im Wald, umschwirrten uns bei feucht-schwülem Wetter die Mücken. Gut, mussten wir halt schneller sein. Der Anstieg war steil und stufig, wie fast immer hier. Entsprechend dem Wetter waren wir schnell schweißgebadet. Frei dem Spruch mit dem frühen Vogel nach störten wir damit aber niemanden, denn wir blieben auch auf dem Gipfel allein und ungestört. Die Gaststätte am Gipfel war morgens natürlich noch nicht geöffnet, umso mehr Einsamkeit für uns. Als wir uns am Panorama sattgesehen hatten, ging es zunächst nur ein paar Meter bergab und dann weiter am Kamm entlang zur Barbarine, die berühmteste Felsnadel der Sächsischen Schweiz – nur erreichbar nach Durchquerung eines Felsspalts – so eng, dass wir die Rucksäcke herunternehmen mussten. Die Barbarine selbst war früher ein beliebtes Kletterziel, wegen zahlreicher Beschädigungen (Klettersport ist nur einer von vielen Gründen) aber bereits seit 46 Jahren gesperrt. Seitdem versucht man, die Felsnadel zu stabilisieren und so lang wie möglich zu erhalten. Anschließend führte uns der Weg weiter in Richtung Quirl, den wir aber nur umwanderten. Dann ging es runter bis Königstein, wo wir am Marktplatz eine Sitzpause einlegten und die mitgebrachten Brote verzehrten. 

Das Ziel schhon vor Augen: der Pfaffenstein

Der Lilienstein durch die Felsspalte betrachtet

Festung Königstein

Und schon wieder der Lilienstein

Barbarine


Anders geht's nicht hin und nicht zurück


rund um den Quirl


Gestärkt gingen wir zum Fähranleger und setzten über auf die andere Elbseite nach Königstein-Halbestadt – passender Name, wie wir fanden. Als letzten Berg dieses Urlaubs hatten wir den Lilienstein auserkoren, den wir nun mehr als eine Woche lang aus den Fenstern der Ferienwohnung erblickt hatten. An- und Abstieg inkl. Rundweg über den Gipfel waren mit noch einmal rund sechs Kilometer Strecke und knapp 300 Höhenmetern veranschlagt. Wir nahmen den Südaufstieg, der uns zunächst steil bergan, dann recht sanft über Wiesen führte, um dann nochmals richtig steil über Treppen, Stiegen und Leitern auf den Gipfel zu führen. Die 47 als „gefährlich“ eingestuften Meter (laut Komoot) habe ich allerdings nicht gefunden. Ich argwöhne allerdings sowieso, dass die App andere Maßstäbe an die Kriterien Gefährlichkeit und Anspruch anlegt als ich. Mit Höhe oder steilen Abschnitten habe ich keinerlei Probleme, so lange sie in irgendeiner Form gesichert sind oder man sich festhalten kann. Die als schwierig deklarierten Passagen fand ich daher allesamt gut machbar, ich bekomme immer dann Probleme, wenn es glitschig und über glatte Flächen bergab geht und ich nichts zum festhalten habe. Man gebe mir Stufen und ich bin glücklich 😉 Die Aussicht vom Lilienstein war phänomenal, besonders toll war die Möglichkeit oben einmal rum zu laufen und das Panorama in alle Richtungen zu genießen. So konnten wir auch die Stadt Königstein und unsere Ferienwohnung mal von oben bewundern. Kurz bevor wir runter laufen wollten, zog plötzlich ein kurzer, aber kräftiger Regenschauer über uns hinweg, der auf dem Regenradar nicht auftauchte. Nass war’s trotzdem. Wir gingen über den Nordabstieg runter, trotz der Nässe war es glücklicherweise nicht übermäßig rutschig. Wir hatten aber auch keine Eile und gingen langsam runter, auf den letzten Wanderkilometern will man sich schließlich nicht mehr auf die Nase (oder den Allerwertesten) legen. Untern angekommen gingen wir zur Belohnung ins „Steingut“, eine Gaststätte in einem alten Bauernhaus, die wir uns schon vor der Anreise ausgeguckt hatten. Die Erwartungen wurden mehr als erfüllt: Wir genossen lokales Bier (in meinem Fall gebraut in Lohmen), hausgemachte Wildschweinbratwurst und gönnten uns auch noch eine Nachtisch. Wir hätten nirgends schöner sitzen können als in diesem wildromantischen Bauerngarten mit um uns herumwatschelnden Gänsen, vielen Blumen und einigen zaghaft hervorlukenden Sonnenstrahlen. Danach nahmen wir die Fähre zurück und gingen geradewegs zurück zur Ferienwohnung. Feierabend und gemütlicher Ausklang bei Olympia und den Resten aus dem Kühlschrank.

Schaufelraddampferromantik

Vorfreude ist die schönste Freude ;)

Die Motivation stimmt: Da soll's hingehen




Miniteich

Karina an Festung

Fenster ins Tal, Blick auf Königstein


Blick Richtung Bad Schandau


Jetzt aber endlich die Einkehr

Wildschweinbratwurst


Und zum Ende noch einmal ein paar Sonnenstrahlen

Laufleistung: 15,2 km. Höhenmeter: 835 m (hoch)




 

Freitag, 9. August

Leider schon wieder Abreisetag. Da gibt es nicht viel zu berichten – außer das unsere Zugverbindung ausfiel und wir später fahren mussten. Aber auch die Zeit ging um.

Persönlich Bilanz: Für mich die perfekten Wanderwege in Sachen Schwierigkeitsgrad und Abwechslungsreichtum. Mal hoch, mal runter, mal durch Wälder, Dörfer, schroffe Felsen. Es gab quasi alles und immer mal wieder was Neues. Immer wenn man dachte, alles gesehen zu haben, kam etwas Neues, Anderes.

Gesamtbilanz des Urlaubs: 140 Wanderkilometer und 5.800 Höhenmeter (Basis: Meter nach oben)