Donnerstag, 8. August 2024

Reisebericht: Wandern auf dem Malerweg Teil 1

Mittwoch, 31. Juli

Der Wecker klingelte vor sechs Uhr, wir hatten einen Zug zu erwischen. Der frühe Vogel fängt den Wurm, auch beim Start in den Urlaub. Die Züge waren uns gewogen, wir kamen pünktlich mit dem ICE in Dresden und ebenso mit der S-Bahn gegen Mittag in Königstein an. Ein schneller Abstecher zur Ferienwohnung zum Gepäck abstellen und Einkaufszettel schreiben, dann zogen wir bei muckeligen 30 °C los, um Königstein zu erkunden. Bevor wir den Festungsberg erklommen, erfrischten wir uns zunächst mit einem Eis. Danach irrten wir ein wenig durch die Innenstadt, bis wir endlich den schmalen Weg hoch auf den Felsen fanden. Wir waren dann doch erfolgreich und absolvierten die ersten Meter auf dem „Malerweg“, der wohl bekannteste Wanderweg in der Sächsischen Schweiz und auch der Grund, warum wir uns Anfang des Jahres für einen Urlaub hier entschieden hatten. Der Weg hinauf war schon einmal ganz schön schweißtreibend, ein Vorgeschmack auf den Donnerstag. Oben angekommen, erstanden wir für sportliche 15 Euro die Nase Eintrittskarten. Allerdings bekommt man auch einiges für sein Geld: mehrere Ausstellungen, zahlreiche Gebäude und eine riesige Festungsanalage mit spektakulärem Rundblick auf die Elbe, die Umgebung und natürlich die verschiedenen Erhebungen und Felsen in der Sächsischen Schweiz. Wir verbrachten etwa drei Stunden dort und wenn das Ende der Öffnungszeit nicht nahe gewesen wäre, hätten wir uns die Ausstellung zur Geschichte der Festung wohl noch ein klein wenig länger angesehen. Die Festung selbst hat ihre Ursprünge im 13. Jahrhundert. Sie wurde im Laufe der Zeit immer weiter vergrößert, erweitert und perfektioniert und verlor erst Anfang des 20. Jahrhunderts ihre militärische Bedeutung. 240 Meter über der Elbe praktisch solitär auf einem Felsen gelegen, verwundert es nicht, dass die Festung nicht nur als uneinnehmbar galt – es hat auch niemand je versucht, sie einzunehmen. Da gab es wohl einfachere Opfer. 

 









Auf dem Rückweg von der Festung kauften wir noch schnell im örtlichen Edeka ein und schleppten unsere Errungenschaften dann 1,4 km zur Ferienwohnung, das ist dann der Nachteil, wenn man ohne Auto unterwegs ist. Zurück in der Ferienwohnung gab es eine wohlverdiente Dusche und dann Pizza und Salat.


 Laufleistung: 11,5 Kilometer

 


Donnerstag, 1. August

Wandertag, der erste. Für Freitag sagte der Wetterbericht Dauerregen an, da nimmt man doch mit Freuden erneute 30 °C für die erste Wanderung. Wir hatten die Zugfahrt am Vortag für die Recherche genutzt und beschlossen, zunächst einmal bei dem Plan, den Malerweg abzulaufen zu bleiben. Der Weg umfasst acht Etappen mit insgesamt 107 Kilometern und führt entlang einer der berühmtesten Felsen und Ausblicken der Sächsischen Schweiz. Der Name ist angelehnt an die zahlreichen Maler und Künstler, die sich von den Panoramen und Felsformationen des Elbsandsteingebirges haben inspirieren lassen – der bekannteste ist wohl Caspar David Friedrich. Aber auch die sächsischen Könige haben ihre Spuren hinterlassen. August der Starke beispielweise war einige Male dort unterwegs, wenn auch eher jagend als wandernd. Da wir uns nicht sicher waren, ob wir wirklich acht Tage wandern würden, beschlossen wir, die ersten drei Kilometer der noch nicht ganz so spektakulären ersten Etappe wegzulassen und statt in Pirna in Lohmen loszulaufen. Ziel war, 2/3 der ersten und die zweite Etappe an einem Tag zu laufen. Klappte in Teilen. Aber von vorn. 

Panoramablick aus der Ferienwohnung



Nach dem Frühstück verließen wir die Ferienwohnung um 8:30 Uhr und nahmen die S-Bahn nach Pirna und von dort aus die Regionalbahn nach Lohmen. Dort bogen wir ab auf den Malerweg. Wir starteten über Feldweg, an Kornfeldern vorbei und bewegten uns langsam in Richtung Elbsandsteingebirge. Wir kamen etwa 5 Kilometer weit, bis mein linker Schuh nach einer Trinkpause anfing, komische Geräusche zu machen. Außerdem flappte auf einmal irgendetwas. Circa 50 Meter später verabschiedete sich die Schuhsohle. Tja. Die kurze Inspektion führte zu nichts. 


 




Also befragten wir Google Maps hinsichtlich des nächsten Wandershops und liefen zur nächsten Bushaltestelle. Die kleinen Glücksritter hatten Glück. Der nächste Bus nach Pirna kam 7 Minuten später, auf den nächsten hätten wir anderthalb Stunden warten müssen. Etwa eine halbe Stunde später standen wir in der Pirnaer Altstadt und enterten den Wanderladen. Eine weitere halbe Stunde danach hatte ich neue Wanderschuhe an den Füßen und wir planten neu. Wir ließen den Rest der ersten Etappe weg, nahmen die S-Bahn nach Stadt Wehlen, den Startort der zweiten Etappe. Von da an lief es reibungslos, auch wenn wir den Rat, mit neuen Schuhen nicht gleich eine mittelgroße Wanderung zu machen, gepflegt in den Wind schlugen. Freitag würde ja Zwangspause sein. Es ging steil hinauf Richtung Rathen zur Bastei, eine DER Sehenswürdigkeiten der Sächsischen Schweiz. Die Wanderwege waren trotz Ferienzeit gut zu laufen ohne alle naselang auf weitere Wanderer zu stoßen. Die Bastei selbst, die auch mit Bus und Auto anzufahren ist, war natürlich eine Ausnahme, aber auch dort stand man sich nicht auf den Füßen. Vielleicht war es dem einen oder anderen auch einfach zu heiß. Wir hatten uns jedenfalls am „Steinernen Tisch“ (den hat übrigens auch August der Starke errichten lassen) sehr über das sächsische Bier bzw. alkoholfreie Radler aus dem Kühlschrank an der Hütte gefreut. 


Erst einmal ging's mit der Fähre rüber

Baumwurzelstudien

Steinromantik

Blick von der Bastei

New shoes





 

Am Amselsee ein paar Kilometer hinter der Bastei gab es noch eins und wir vernichteten trotzdem jeweils noch 1,5 Liter Wasser auf der Wanderung ohne aufs Klo zu müssen. Jo, war wirklich heiß. Über Rathewalde führte uns die Etappe schließlich nach Hohnstein – vorbei an spektakulären Blicken, einzigartigen Felsformationen, über Treppen und Hänge, einmal sogar eine schmale Eisentreppe durch einen Fels. Wenn es hoch oder runter ging, dann war es steil, sanfte Hänge gibt es hier nicht. Absolutes Plus: Eine sehr abwechslungsreiche Landschaft. Denn es geht zwar steil hoch und runter, aber nie ewig lang. Hat man die Nase voll von Treppen, kann man sicher sein, gleich kommt was anderes: mal Felsen, mal Felder und Wiesen, das hat was.

Trotzdem reichte es, als wir nach etwa 18 Kilometern Fußmarsch Hohnstein erreichten und dort in den Bummelbus die Berge hinunter steigen konnten. Man braucht ein wenig Muße. Die Fahrt nach Pirna allein dauert eine knappe Dreiviertelstunde. Danach mussten wir noch die S-Bahn nach Königstein nehmen. Schnelles Einkaufen und zurück zur Ferienwohnung. Laufleistung insgesamt: 23 Kilometer. Anschließend Penne Carbonara und die wohlverdiente Dusche.

Pausenbrot am Amselsee


Baumpilze

Verwunschen: Rathenwalder Mühle

Pause gefällig? Einladung an müde Wanderer. "Bekommt ja sonst alles der Fiskus."

Und ich fragte noch, wer da wohl langgehen darf...

Wenig später war die Frage beantwortet




 
Die geraden Striche sind Pausen bzw. Fahrten mit ÖPNV

Freitag, 2. August

Angesichts der eher verheerenden Wetterprognosen für diesen Tag hatten wir gleich darauf verzichtet einen Wecker zu stellen. Beim Aufstehen war es zwar trocken von oben, doch der nächste Regen nach nachts ließ nicht lange auf sich warten. So frühstückten wir gemütlich und wechselten mehr oder minder nahtlos auf die Couch und schauten vorerst anderen beim Sporttreiben (Olympia) zu. Es regnete dann auch bis zum Mittag durch. Die Regenpause reichte für den Hinweg zum Supermarkt, wo wir versuchten, für den Rest der Woche einzukaufen. Rechtzeitig zum Rückweg hatte es wieder angefangen und Daniel hatte keine Regenjacke dabei. Also erst mal eine Mohn-Streusel-Schnecke. Als es weniger wurde, zogen wir los. In der Ferienwohnung dann Essensvorbereitung für den Abend sowie für den Folgetag (Tomatensauce kochen) und mehr Olympia. Gegen kurz nach 16 Uhr hörte der Regen dann endlich auf. Angesichts der späten Stunde liefen wir „nur“ elbaufwärts nach Bad Schandau, dem nächsten Ort in östlicher Richtung. Unterwegs begegneten uns sehr viele Schnecken, kein Wunder bei dem feuchten Tag. Deutlich spektakulärer war die Sichtung eines Seeadlers, der von den Felsen kam und hinunter zum Fluss segelte. Wir waren uns erst nicht ganz sicher, doch Google bestätigte uns die vermutete Sichtung. Beim Bad Schandauer Bahnhof nahmen wir die Fähre zum anderen Ufer. Wir drehten eine Runde durch die Altstadt und kehrten dort auf ein Gläschen sächsischen Wein ein. Pünktlich übrigens, um einen weiteren Regenschauer trocken auszusitzen. Anschließend liefen wir trockenen Fußes zum Ortsschild des benachbarten Rathmansdorf, schossen ein Foto und überquerten die Elbe per Brücke. Am Bahnhof erstanden wir im „Proviantomat“ Käse aus Stadt Wehlen und nahmen dann die S-Bahn zurück nach Königsstein. In der Ferienwohnung gab’s leckeren Tortelloniauflauf.

So sah es den Großteil des Tages aus
Nur noch Wolken am Lilienstein, aber kein Regen mehr

Schlechtes Bild, aber dafür mit Seeadler

Den Schnecken gefiel das Wetter

Mit der Fähre nach Bad Schandau

Marktplatz Bad Schandau
Schönes Licht zum Abend
Darauf einen Absacker

 

Laufleistung immerhin knapp 14 Kilometer.


 Fortsetzung folgt

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