Bevor es dann heute mit den Rennen in Baden-Baden weitergeht, was bestimmt auch wieder genügend Stoff für einen Bericht geben wird, stand gestern mit der Jährlingsauktion mal ein etwas anderer Programmpunkt an. Für mich, es ist ja auch dieses Mal mein Baden-Baden-Debüt, war es dementsprechend auch der erste Besuch auf einer Vollblutauktion. Bereits die Tatsache, dass wir es fast zwölf Stunden auf der Auktion ausgehalten haben, spricht dafür, dass es definitiv alles andere als langweilig war. Wir haben uns relativ früh auf die Socken gemacht und waren bereits kurz nach Beginn vor Ort. Schon um diese frühe Zeit war es, wie ich mir habe sagen lassen, gut besucht. Alles was Rang und Namen hatte, war schon anwesend.
Am liebsten hätte ich natürlich mindestens zwanzig Pferde, eher noch mehr gekauft. Und das waren keineswegs nur diejenigen, die ich mir nach Durchsicht des Auktionskataloges angekreuzt hatte. Da waren durchaus auch Pferde dabei, die nach Pedigree recht uninteressant schienen, aber optisch eine ganze andere Hausnummer waren. Mein erster Hingucker war diesbezüglich King Goofi, deren ältere Geschwister zwar eher solide Handicapper sind, der aber dennoch einiges hermachte. Er kostete auch nur 9000 Euro, möglicherweise hat da einer ein gutes Geschäft gemacht. Ungefähr zur Lotnummer 20, Kastillo, sind wir dann mal in die Halle gegangen. Der Röttgener gefiel mir auch recht gut, der Sinndar-Sohn sorgte dann auch für das zweite fünfstellige Ergebnis, das auch zugeschlagen wurde und kein Rückkauf war.
Mandayef war mit der Nummer 32 das erste Angebot des Gestüts Wittekindshof, das ja sowieso immer im besonderen Maße in meinem Fokus liegt. Der Hengst, dessen Vater kaum überraschend Nayef ist, sah zwar schick aus, hatte sich aber anscheinend das linke Vorderbein oberhalb des Vordefußwurzelgelenks angehauen, das dementsprechend verbunden und auch etwas dick war. Dieser Umstand war wohl nicht besonders zuträglich, sodass Hugo Miebach seinen Hengst zurückkaufte. Erwartungsgemäß gingen die meisten anderen Wittekindshofer zu relativ hohen Preisen weg. Nur drei wurden zurückgekauft.
Kastillo |
Für meiner Meinung nach relativ schlappe 20000 Euro ging eine Schwester von Manipura an den Stall Schloss Berg. Die nächste Markierung in meinem Katalog gehörte dem vom Gestüt am Schlossgarten gezogenen Samum-Sohn Nurit, der schon der dritte blonde Fuchs unter den ersten 40 angebotenen war. 22000 Euro kostete er und reihte sich damit nahtlos in den Samum-Reigen ein, da die „Samums“, wenn sie denn verkauft wurden, mit einer Ausnahme alle im mittelpreisigen Bereich zwischen 12000 und 40000 Euro lagen.
Mit der Nummer 46, Rosentor, kam ein Halbbruder der von mir sehr geschätzten Rosenreihe in den Ring. Der sah gut aus, allerdings ist der Hengst jedoch, wie auch seine älteren Geschwister eher unscheinbar, was aber, wie Rosenreihe 2008 in der Diana zeigte, nicht viel heißen muss. Die 40000 Euro fand ich recht wenig, ich hatte auch erst den Eindruck, der Hengst sei zurückgekauft worden, allerdings ist bei der BBAG Werner Heinz, der später auch noch Löwenthal erwarb, als Käufer vermerkt. Danach ging es erst Schlag auf Schlag. Die Halle hatte sich schon vorher merklich gefüllt. Eckhard Sauren und Mario Hofer liefen auf, was, wie ich schnell bemerkte, ein Anzeichen dafür war, dass es in, zumindest für mich, schwindelerregende Höhen gehen würde. Es wurde dann auch gleich ein Doppelschlag, bei dem neben zwei Pferden mal eben 290000 Euro den Besitzer wechselten. Das Geld konnten Gestüt Fährhof, deren noch namenlose Stute, eine Vollschwester von Querari, für 100000 Euro und das Gestüt Wittekindshof, das mit Saldenchapter einen Bruder von Saltas anbot und für den Sauren 1900000 Euro hinblättern musste, einstreichen. Überhaupt, Saldenchapter, der war das erste Pferd, bei dem ich in Comicsprache (*sabber*) verfiel. Tolles Pferd, der neben Saltas ja durchaus noch so einige Geschwister aufweisen kann, die Gruppesiege und -platzierungen wie andere Leute Briefmarken gesammelt haben. Darüber hinaus macht der auch echt was her, Saltas ist dagegen unscheinbar.
Danach war erst einmal durchatmen angesagt. Die Lotnummer 56 Tesia dann, kann ihren Bruder Theo Danon nicht verleugnen, sie sieht genauso aus, nur mehr nach Stute und nicht ganz so bullig wie ihr Bruder. Für 85000 Euro ging sie nach Frankreich. Eine Schwester von Alianthus bot das Gestüt Karlshof mit American Peony an. Die Stute habe ich leider nicht mehr im Gedächtnis, zumindest weiß ich nicht mehr, ob sie mir gefiel. Die 38000 Euro empfand ich jedoch nicht als zu viel. Bei der Antara-Schwester Andarta hätte ich vermutet, dass sie ins Ausland gehen würde, zumal sie ja sogar eine rechte Schwester ist. Hier ging es wieder über die 100000er Schallgrenze, bei 105000 Euro fiel der Hammer. Der RP nach zur urteilen, wird sie jedoch in Deutschland ins Training gehen.
Nach diesen Highlights leerte sich die Halle etwas und auch wir strebten nach draußen, Guckpause. Dummerweise habe ich dadurch den Erstling von Avanti Polonia verpasst, die ich unbedingt sehen wollte. Machte aber auch nicht so viel, da Ebbesloh laut RP Bericht den Mitbesitzer auszahlte und die Stute somit behält.
Kurze Zeit später begann es zu tröpfeln, also sind wir wieder reingegangen und haben uns das Pferd mit dem bescheuerten Namen Footballers wife angesehen. Die 3000 Euro, für die die Samum-Tochter, der Ausreißer nach unten, verkauft wurde, fand ich deutlich zu wenig, da die Stute echt gut aussah. Noch viel besser gefiel mir aber Friedrich Wilhelm, den hätte ich auch wohl mitgenommen. Da auch dieser für 850000 in Ausland ging, werde ich den wohl leider nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ganz enttäuschend fand ich, dass anscheinend keiner Issachar, das erste Fohlen von Ianapourna haben wollte, mit 3500 Euro war auch er nicht weit über dem Mindestgebot. Allerdings waren wir schon sehr neugierig, für wen Piotr Krowicki ihn wohl ersteigert haben mag.
Footballers wife |
Friedrich Wilhelm |
Sasool ging für 16000 Euro an Sascha Smrczek. |
133 NN v. Shirocco-Samara, fand ich auch toll, ging für 30000 Euro ebenfalls an Sascha Smrczek |
Richtig spannend wurde es dann wieder ab Nummer 153, die zweite Runde der Spitzenspreise wurde eingeläutet. Der noch namenlose Hengst aus der Paarung von Boccassini und Teofilo war mir zugegebenermaßen beim ersten Durchblättern des Kataloges nicht aufgefallen, dafür dann aber am Freitagmorgen. Dafür, dass ich eigentlich überhaupt keine Ahnung habe, fand ich mich generell ziemlich gut beim Preise tippen. Der Teofilo-Sohn sah aber auch klasse aus, war definitiv unter meinen Top drei, wobei sich meine Rangliste aber auch deckungsgleich mit den drei teuersten Pferden ist, kam wohl nicht von ungefähr. 220000 Euro musste Darley hinblättern, aber Darley dürfte das ja wohl locker hinlegen können. Wenn Darley einen wollte, konnte der Rest sowieso einpacken.
Wenig später kam mit Lucumon Lindenthalers kleiner Bruder in den Ring. Für 85000 Euro verabschiedet sich der kleine Hengst wohl nach England, den John Ferguson hatte den längsten Atem. Den hatte er auch beim nächsten Angebot, einem Fährhofer von Dubawi, der bei 95000 Euro an der 100000er Grenze kratzte. Schon ein Pferd später wurde selbige schon wieder überschritten. War allerdings kein Wunder, denn eine kleine Tochter von Shamardal wurde angeboten. Auch hier kam der Vater richtig durch, auch wenn die Blesse, wir haben ja am Freitag die These aufgestellt, dass Shamardal seine Blesse vererbt, nicht ganz übereinstimmte. Im Anschluss wurde es ein wenig ruhiger, wobei die meisten Preis immer noch im höheren fünfstelligen Bereich lagen. Und dann kam Night Wish. Wir hatten vermutet, dass es hier noch höher hinaus gehen könnte als bei der 153. Das war zwar nicht der Fall, aber mit 200000 Euro war es nicht weit davon entfernt. Sieger des Bieterduells war fast erwartungsgemäß Herr Wernicke, der den Bruder seiner Night Magic ganz offensichtlich unbedingt haben wollte. Das war aber auch nachvollziehbar, denn bei dem Hengst war wirklich kaum zu glauben, dass er ein Jährling ist. Das in Pose werfen braucht der jedenfalls nicht mehr zu üben, der wirkte schon wie ein Deckhengst.Wenn der jetzt auch noch laufen kann...
Direkt danach war wieder Sauren-Time. Notre Galoppier war sein zweiter Kauf vom Gestüt Wittekindshof. Mit 140000 Euro war er auch nur unwesentlich günstiger als der erste.
Anschließend haben wir noch eine längere Pause eingelegt und sind erst am Ende noch einmal in die Halle gegangen. Die meisten hochpreisigen Angebote waren da auch schon weg. Einen, den ich unbedingt noch sehen wollte, habe ich dann aber noch aufgetan, allerdings mehr durch Zufall, weil ich die Box gesehen habe und mir damit der Name Singspiel ins Auge fiel. Das Fährhofer Angebot war zwar „nur“ ein Fuchs, sah aber trotzdem toll aus, was offenbar auch Darley so empfand. Hatte beim Teofilo-Sohn Andreas Löwe den Kürzeren gezogen, so war es dieses Mal Peter Schiergen, sodass der Hengst für 180000 Euro ins Ausland geht. Wir blieben noch bis zur Lotnummer 244, weil wir den kleinen Bruder von Sommernachtstraum sehen wollten, was sich jedoch nicht wirklich lohnte, für schlappe 11000 Euro wurde der Hengst von Dai Jin zurückgekauft.
Danach hing uns der Magen in den Kniekehlen, außerdem war es auch schon fast 21 Uhr, da war das Essen dann doch wichtiger als die letzten Jährlinge. Aber schön war's!
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