Sonntag, 15. Juli 2012

Tag der Überraschungen in Hannover: Sir Oscar beschert Toni Potters ersten Gruppesieg

Zum ersten Mal in diesem Jahr sollte es heute auf die Neue Bult gehen. Wir hatten mal vor, das Schlauchboot und die Schwimmflügel, zumindest aber ein Ganzkörperkondom mitzunehmen, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, zumindest manchmal. Die einzigen Regentropfen habe ich heute auf der A2 gesichtet und das nach dem Renntag. Hannover bekam dagegen einen richtig sonnigen Renntag, so sonnig, dass ich es schon bereute, keine kurze Hose angezogen zu haben. Aber der Reihe nach. Heute war gewissermaßen Rollentausch angesagt, Marion kam mit dem Zug nach Rheda und habe sie mit dem Auto eingesammelt. Hatten wir in der Konstellation auch noch nicht. Es sind jedoch bisher keine Beschwerden ob  meines Fahrstils eingegangen ;)
Aufgrund von Zugzeiten usw. waren wir schon um 12 Uhr auf der Bahn, mit meiner Cousine hatten wir auch eine Rennbahndebütantin dabei. Sie durfte sich dann erst einmal eine knapp zweistündige Einführung in den Rennsport von uns anhören. Haben damit allerdings im Auto bereits begonnen. Dann haben wir direkt Torben aufgegabelt – auf seiner Leiter, somit war die Unterhaltung auch gesichert, auch wenn ich in Bezug auf Worthadd anderer Meinung war.

Irgendwann ging es dann auch mal los – da hatten wir schon schön Sonne getankt. Zuerst waren die Babys dran. Und die sahen durch die Bank richtig gut aus. War sehr schwer, sich zu entscheiden. Überdies waren die sieben Starter allesamt sehr ruhig, quasi abgeklärt, obwohl bis auf Gershwin alle zum ersten Mal an einem Rennen  teilnahmen. Von den vielen gutaussehenden Pferdchen kam meinen persönlichen Vorlieben Sewar am nächsten, der mich die ganze Zeit an ein anderes Litex-Pferd erinnerte, ohne dass ich jedoch darauf gekommen wäre, wer. Der bekam mal einen Euro von  mir mit. Global Bang sieht seinem älteren Bruder Global Thrill sehr ähnlich, hat jedoch überhaupt nicht dessen Niedlichkeitsfaktor. Könnte an dem Ansatz zu Fischaugen liegen. Winterzeit gefiel uns ansonsten noch gut, im Gegensatz zur zwei Jahre älteren Wolkenburg ist an ihr schon deutlich mehr dran, ist überhaupt ganz proper für eine zweijährige Stute. Global Bang sollte das Rennen jedoch sehr souverän für sich entscheiden, vor seinem ebenso gut aussehendem Quasi-Kollegen Turfjäger. Typisch Auenquelle. Dahinter kam Winterzeit ebenfalls locker auf einen dritten Platz und es wurde übrigens mal nicht außen gewonnen.
Global Bang
Das war im zweiten Rennen schon wieder anders. Wie so oft in Hannover besaß die Außenseite eine scheinbar unwiderstehliche Anziehungskraft. Nach Führringseindruck würde die Schlenderhanerin Santayana die Konkurrenz pulverisieren, so jedenfalls meine Prophezeiung. Die Stute war eine durchaus imposante Erscheinung, die teilweise durchaus hengstiges Verhalten zeigte. Man hörte sie jedenfalls eine ganze Ecke eher, als dass man sie zu Gesicht bekam. Allerdings konnte sie das beeindruckende Auftreten (noch) nicht in Rennleistung umsetzen, jedenfalls nicht, falls man sich im Hause Schlenderhan im Vorfeld noch etwas in Richtung Diana ausgemalt hatte. Dagegen hatte in erster Linie Diadema etwas, die auch wirklich mal fällig war. Allerdings wächst die rein subjektiv immer weiter. Die war ja noch nie klein, aber mittlerweile dürfte sie  an die 1,70 ranreichen. In neuen Farben am Start kämpfte sie sich mit Lacara die Zielgerade herunter und hatte am Ende das bessere Ende für sich. Da dürfte sich die Distanzumstellung gelohnt haben. Lacara dagegen fuhr den dritten Ehrenplatz in Folge ein. Mal sehen, ob sie in puncto Serie noch Labbezanga gefährlich werden kann, die ja immerhin fünf vierte Plätze in Serie vorzuweisen hat. Wir werden das beobachten. ;)

Diadema
Beim anschließenden Rennen, ebenfalls für Dreijährige, aber dieses Mal über 2000m war ich nicht am Führring. Wir sind stattdessen zur Startstelle gegangen, ist ja immer wieder nett, gerade wenn man Rennbahnneulinge dabei hat. An der Startstelle war auch gleich richtig was los. Audientia war offenbar zwischenzeitlich der Meinung, man könne sich auch ganz gut unter die Maschine legen... Das forderte Herrn Rotering zu sportlichen Einlagen heraus. Immerhin war dann zumindest an der Stelle Ruhe im Karton. Don Winner fand die Startbox aber auch generell eher unattraktiv und hüpfte lieber ein wenig durch die Gegend. Als die Strategen auf der Innenseite dann irgendwann doch verfrachtet waren, ging das Ganze dann aber doch etwas flotter vonstatten, auch wenn es dem Gelächter zufolge den einen oder anderen blöden Spruch hagelte ;) Das Rennen dagegen war dann recht schnell entschieden, Funky Mary machte kurzen Prozess mit ihren Gegnern und bescherte dem Hickst-Stall den zweiten Sieg in Serie.

Start zum dritten Rennen
Funky Mary siegt vo Zalexa und Diska
Dann schon das erste Highlight, ein Listenrennen für Stuten, von denen man die eine oder andere in drei Wochen in Düsseldorf wiedersehen dürfte. Allen voran natürlich die Schlenderhanerin Imagery (vorausgesetzt, sie wird nachgenannt), die bei ihrem erst dritten Start einen vollen Erfolg auf Black Type-Ebene verbuchte. Imagery sah aber auch klasse aus, neben Ouvea die optisch hervorstechendste Stute im Feld, allerdings heute ungleich erfolgreicher als die Hickst-Stute. Waldtraut sah aus, tja, wie Waldtraut eben, irgendwie speziell, wie genau, kann ich gar nicht beschreiben. Die beiden Görlsdorfer Klug-Stuten taten sich ebenfalls nicht viel, fielen beide eher in die Kategorie unauffällig gutaussehend, liefen jedoch beide wirklich gut. Die Enttäuschung des Rennens war wohl Wasimah, die als Sechste eher blass lief, ähnlich wie ihr letztes Abschneiden in Italien auch.
Imagery
Waldtraut
Das folgende Elfmeter-Rennen entpuppte sich als faustdicke Überraschung. Eigentlich diskutierten alle nur, mit wie vielen Längen Vorsprung Durban Thunder die Konkurrenz deklassieren würde. Wie war das noch mit dem anders kommen? Nun ja, erstes Pferd an den Sattelboxen war Next Holy. Und ich sagte noch: Die sieht aber richtig gut aus. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen die Stute als wandelndes Klappergestell daherkam und dafür ist die richtig Pferd geworden – natürlich ist sie immer noch eher ein schmales Hemd, aber sie hat sich echt gemacht. Über einige andere Pferde im Rennen schweige ich mich dagegen lieber mal aus. Quamun sieht allerdings immer noch aus wie ein Derbypferd. Und dann war da noch Durban Thunder und der triefte... Im Ernst, man konnte den Schweißtropfen beim Fallen zusehen. Dabei wirkte der Hengst nicht im Mindesten nervös oder aufgeregt, eigentlich sogar entspannt, aber auswringen konnte man ihn trotzdem. War das sonst auch immer so? Ich hab den auch seit zwei Jahren nicht mehr live gesehen, ich weiß es schlicht nicht mehr. Bis zur Zielgeraden war ich trotzdem der Überzeugung, dass Durban Thunder das Kind schon schaukeln würde, aber dann kam irgendwie außer Next Holy nicht mehr viel... Man könnte ja jetzt die These aufstellen, dass Next Holy einfach so gut ist, aber wenn ich mir den Abstand zu den Pferden dahinter ansehe, glaube ich nicht, dass es daran lag.

Next Holy
Durban Thunder
International wurde es anschließend, das Gr II-Rennen über die Meile stand an, allerdings ohne den Meilenkönig Alianthus. Die Besetzung konnte sich trotzdem sehen lassen und dennoch blieb das Rennen dem inoffiziellen Tagesmotto „Überraschung“ treu. Ganimed und Gereon waren meine Streicher gewesen, die habe ich einfach mal außen vor gelassen. Von Worthadd war ich nicht überzeugt, der sah aber echt gut aus. Ich war ja absolut für „meinen“ Amarillo, aber den habe seit Düsseldorf eh adoptiert ;) Wer sehr zu gefallen wusste, war Dauerbrenner Neatico, der nun wirklich kein klassisch schönes Pferd ist, aber heute fantastisch aussah. Gleiches galt für Godolphins Hoffnung Sandagiyr, der einen sehr interessanten Nasenpuschel mit sich rumtrug, nämlich mit wohl extra herausgeschnittenem Loch, damit das Ding auch auf Mexikanisches Reithalfter passt – très chic :D Wäre was für einen gewissen Kölner Stall ;) Sir Oscar ist mir, wie ich ehrlicherweise zugeben muss, nicht wirklich aufgefallen. Aber was war das ein geniales Rennen mit einem Adrie de Vries in Höchstform, ein Augenschmaus wie er Worthadd mit den letzten Galoppsprüngen „vernaschte“. Fand ich super, vor allem Toni Potters, der anschließend zum Interview mit Klaus Göntzsche genötigt wurde, hat es uns alle sehr gefreut. Dichtauf wurde mein Amarillo hinter Worthadd Dritter vor einem toll gelaufenen Neatico. Amarillo dürfte jetzt allerdings auch mal dran sein, finde ich ;)
Sir Oscar

Amarillo
Anschließend ging man dann zum Basissport über. Die Kinder-Hutwettbewerbe und sonstigen Späßchen habe ich wie immer gepflegt ignoriert bzw. mich derweil am Führring (K. G.: „Wir sind ja autark.“) aufgehalten. Ich gebe zu, meine Aufmerksamkeit war eher auf meinen Fladen mit Gyros – sehr zu empfehlen – gerichtet, als auf die Pferde. Kann mich dunkel daran erinnern, dass mir Golden Tough und Kidman gefielen. Aber das Rennen war sowieso mal wieder sehr überraschend. Dass die Viererwette nicht getroffen wurde, sagt eigentlich alles.

Das achte Rennen war dann unser Rausschmeißer, wir mussten ja auch noch wieder nach Hause, außerdem wurde der Himmel dann doch so langsam dunkler. Das Beste war eigentlich, dass vier der sechs Pferde veritable Kandidaten für Ellen und meinen geplanten Vierspänner mit vier dunklen Pferden waren. Hat man ja auch nicht jeden Tag. Wir hätten Oklahoma, Lucarelli, Nunzio und Foreign Hill eigentlich auch gleich mitnehmen können. Vier Hengste, das wird ein Spaß :D Vor allem dann, wenn man wie Lucarelli sich seiner guten Stücke nur allzu bewusst ist. Der Herr hatte anscheinend spitzgekriegt, dass eine Stute dabei war und das fünfte Bein dauerhaft ausgefahren. Ich schiebe es mal darauf, dass er „nur“ Zweiter wurde ;)

Danach ging es dann gen Heimat, die letzten zwei Rennen fanden ohne uns statt. Was mein nächster Rennbahnbesuch sein wird, steht noch nicht fest, spätestens aber am 5. August der Diana-Renntag. We’ll see.

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