Montag, 8. Juli 2013

144. Deutsches Derby - Lucky Speed. Bericht vom Derbysonntag



Strahlender Sieger: Andrasch Starke mit Lucky Speed
Das Derbymeeting 2013 ist auch schon wieder Geschichte. Schade eigentlich, wenn das Derbywochenende erst einmal da ist, ist es ruckzuck auch schon wieder vorbei. Einige Hoffnungen wurden erfüllt, andere übertroffen, wieder andere enttäuscht. So ist das jedes Jahr, so war es auch dieses wieder. Nun sind wieder 364 Tage Zeit, sich auf das nächste Derby zu freuen, Tipps auszuarbeiten, Diskussionen zu führen usw. bis sich die Boxen für das 145. Deutsche Derby öffnen werden. 
Doch bevor sich der Blick in die Zukunft richtet, will ich das Derbywochenende und insbesondere den Derbysonntag Revue passieren lassen. Zu dem schrecklichen Unfall am Samstag habe ich mich bereits an anderer Stelle geäußert, bzw. wurde und wird genügend darüber diskutiert, deshalb werde ich hier nicht weiter darauf eingehen. Nur so viel: Wir können froh sein, dass Bohumil Nedorostek nicht lebensgefährlich verletzt wurde, auch wenn das so ziemlich das einzige Positive ist.  

Kommen wir nun aber zum Sport. Zum mittlerweile fünften Mal in Folge ging es für mich zum Derbymeeting nach Hamburg, für mich das Rennereignis im Jahr, auf das ich am wenigsten verzichten wollen würde. Baden-Baden ist auch immer wieder ein Highlight, aber trotzdem, das Derby hat irgendwie immer noch mehr Strahlkraft, ist das Rennen, bei dem ich unbedingt live dabei sein möchte. Das hat sicher neben der Spannung, die das Rennen, in dem so viele hoffnungsvolle Dreijährige, die auf unterschiedlichen Routen unterwegs waren, zum ersten Mal aufeinandertreffen, zu tun, aber es hat vor allem auch mit den Leuten zu tun, die wir seit Jahren in Hamburg-Horn treffen. Auf unser fast schon traditionelles Derbydinner am Samstagabend freue ich mich fast schon mehr als auf das Derby selbst. Neben dem Essenfassen werden Tipps verglichen, mögliche Derbysieger diskutiert und es findet – in diesem Jahr zum zweiten Mal in dieser Form durchgeführt – die Dreierwettenauslosung fürs Derby statt. Immer ein Heidenspaß, auch wenn bisher noch keine der ausgelosten Dreierwetten getroffen hat. Marion hatte immerhin den Sieger dabei, Joachim und ich den Zweitplatzierten und Uwe den Drittplatzierten. ;) Aber 2014 gibt es eine neue Chance. Dafür haben Uwe und Jürgen (Jockeys in Deutschland) den Derbysieger angesagt!

Aber ich will nun versuchen, das Ganze doch etwas chronologischer anzugehen. Vom Freitag gab es ja (zumindest im Tippspielforum) schon einen Bericht. Den Samstag lasse ich zugunsten des Sonntags weg, mehr als einen ausführlichen Bericht schaffe ich zeitlich nicht und dann mache ich lieber einen Tag komplett.

Nikos Dreierwette
Der Sonntag begann früh, für uns sogar früher als früh. Marion und ich waren dieses Mal mit dem Auto da und wollten uns nach dem Renntag ziemlich direkt auf den Weg machen. Also beschlossen wir um eines guten Parkplatzes willen, das Frühstück kurzerhand nach Horn zu verlagern. Und irgendwie kamen wir, obwohl es mit Dinner und Auswerten am Samstag recht spät geworden war, so gut aus dem Bett und fanden so schnell einen Parkplatz in einer Seitenstraße, dass wir vor Öffnen der Tore schon am Eingang standen. Um 10.30 Uhr ging’s dann aber doch hinein, Kaffee gab es auch schon, also war das Frühstück gerettet, nebenbei wurden die Wetten für den Tag ausgearbeitet. Netter Nebeneffekt war, dass wir durch das Rennbahnfrühstück schon einen netten Tisch vor der großen Leinwand besetzt hatten, den wir später in wechselnder Besetzung bis vor dem Derby hielten. War auch mal sehr nett, zwischendurch sitzen zu können. Werden wir fürs nächste Jahr – sofern das Wetter wieder so toll mitspielt – wieder anpeilen. Sehr nett waren auch die beiden HSV-Fans, die uns später am Tisch Gesellschaft leisteten. Hat sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich immer noch nicht ganz sicher bin, was Joachim und Marion den beiden erzählt haben, dass sie danach immer mich nach meinen Tipps fragten… ;) Mit wechselndem Erfolg übrigens. Aber es hätte schlechter sein können :D

Um 12.15 Uhr erfolgte der erste Start des Mammutprogramms, zwölf Rennen, wie fast immer am Derbysonntag. Elf davon haben wir auch gesehen, bevor wir uns auf den Weg gen Ruhrgebiet machten. Es begannen die Dreijährigen über 1800 Meter. Qualitativ war das Feld sicher eher übersichtlich, was im Juli aber auch keine Überraschung ist. Immerhin zwei Debütanten waren im Feld, Aitutaki aus dem Vovcenko-Stall, der sich auch genauso gebärdete und Fort Greely, die zweite Wöhler-Farbe. Der kräftige Fuchshengst fand das alles enorm interessant, ließ den Hengst heraus und konnte kaum mehr mit dem Wiehern aufhören. Dabei war der Braune allerdings staubtrocken. Das, gepaart mit dem tollen Aussehen, hätte eine Warnung sein können, denn im Rennen war Fort Greely auf den letzten Metern dann doch sehr souveräner Sieger. Stallgefährtin Guinnevre unter Eddie Pedroza, die mir auch nicht so zusagte, blieb da nur der zweite Platz. Die übrigen Starter hatten keine Chance auf mehr.
Ach ja, Marion und ich hatten noch ein Head-to-Head „Wer vor wem“ (nicht Sieger) über den gesamten Renntag laufen. Stand nach dem ersten Rennen: (Marion immer zuerst genannt) 1 (Magnifique) – 0 (Marju Prince)

Im 2. ging es los mit den Handicaps, ein Agl. IV über 1800 Meter. Am Führring war ich auch kurz, an Fort de Vaux kann ich mich auch noch erinnern. Der gefiel mir gut, ging allerdings stiften, als Jozef Bojko aufsitzen wollte. Der Führer der davor gehenden Taruma reagierte noch großartig und hätte Fort de Vaux fast noch gehabt, griff aber leider neben den Zügel, sodass der Wallach einen Ausflug aufs Geläuf machte, nach wenigen Metern jedoch direkt wieder dingfest gemacht wurde. Optischer Pick war übrigens Concordia, die wirklich fantastisch aussah, daneben ist Incognito zu nennen, den konnte aber selbst ich nicht wirklich ernstnehmen. Die Favoritin und spätere Siegerin Oggetta gehört wahrlich nicht zu den pferdischen Schönheiten, was sie aber am erfolgreichen Laufen nicht hinderte.
Head to Head: 2 (Oggetta) – 0 (Concordia)

Im folgenden Rennen waren wir uns ziemlich einig in unserem Sitzgrüppchen, Siempre Manduro und Jackobo. Am Führring war ich allerdings hier nicht.
Head to Head: 2 (Shamrock) – 1 (Timorow)

Jackobo siegt mit Eddie Pedroza


Danach die erste Viererwette des Tages. Für meine Projekt „Verrückte Viererwette“ hatte ich mir am Morgen das Kriterium „Jockeys, die am längste nicht mehr in Hamburg gewonnen haben“ ausgesucht. Leider wurde mein Pferd für Platz eins (Clijmans, Rückstand 18) Escroc Nichtstarter, da Bolte mit seinen Pferden auf der A1 im Stau stand, Nichtstarter, sodass ich meine Wette auf 13-4-5-1 (natürlich geradeaus) abändern musste. Erinnere mich nicht mehr, ob ich am Führring war… Bromix (4) und Kimbar (1), der erst gar keine Lust auf den Aufgalopp hatte und nur rückwärts marschierte, waren immerhin drin. :D Samstag waren in beiden VWs sogar drei drin gewesen, für völlig bekloppte Kriterien finde ich das gar keine schlechte Bilanz ;) Macht Spaß, wird auf jeden Fall weitergeführt. Ist ja auch nicht wirklich ernst gemeint… Aber vielleicht treffe ich in 30 Jahren ja mal.
Head to Head: 3 (La Gospa) – 1 (Wanderlust)

Ein Ausgleich II über 2200 Meter war das erste Rennen höherer Kategorie an diesem Tag. Am besten sah – wie immer – Manolito aus, toller Typ, gelassen und für mich ein Muss in Hamburg seit ich ihn vor zwei Jahren aus Versehen gewettet habe und eine hohe Platzquote hatte. Ein Platz wurde es auch heute wieder, auch wenn die Quote natürlich deutlich schlechter war. Fair Boss war im Führring schon tropfnass, bei ihm aber auch nicht untypisch, wenn ich mich recht erinnere. Nachdem das komplette letzte Jahr nichts zusammenlief, scheint sich der Hengst nun aber wieder gefangen zu haben, auch wenn er an diesem Tag Wellkanto vor sich dulden musste.
Head to Head: 4 (Wellkanto) – 1 (Foreign Hill)

Der Lange Hamburger ist neu am Derbytag. In den letzten Jahren wurde das Rennen für die Extremsteher immer unter der Woche gelaufen, das Rennen zog dieses Jahr auf den Sonntag. Neun Pferde waren ursprünglich genannt, All for You war jedoch am Morgen abgemeldet worden und nach einem Ausflug ins Grüne sollte dann auch noch Leopardin dem Rennen fern bleiben. Also noch sieben Starter übrig. Trip to Rhodos erinnerte mich im Führring mit seinen gelben Bandagen und den gelben und blauen Perlen im Schweif zugegebenermaßen eher an ein Zirkuspferd, also direkt mal sträflich unterschätzt. Über Lucarelli muss ich, glaube ich, kein Wort mehr verlieren, sonst muss ich schon wieder so viele Superlative bemühen. Zu Andreas fällt mir nur ein: imposant. Tja und das Rennen? Holly Polly bewies einmal mehr, dass man Pantall-Pferde ungeachtet ihrer Form immer auf der Rechnung haben muss, Trip to Rhodos gewann verblüffend leicht. Slowfoot bestätigte wohl seinen zweiten Platz aus Köln, dagegen war Lucarelli völlig geschlagen, nachdem er eingangs der Geraden versprechend aufmarschiert war. (Und ich schreibe den Satz, den einige erwarten, jetzt nicht! :P)
Head to Head: 5 (Caudillo) – 1 (Lucarelli)

Holly Polly

und der Sieger Trip to Rhodos von hinten

Zweite Viererwette des Tages, dieses Mal mit dem Kriterium “deutsche Namen alphabetisch”, also 2-10-5-11, als auch immerhin zwei dabei. Da waren mir irgendwie auch zu viele Pferde im Führring und irgendwie war ich mit den Gedanken auch schon ein Rennen weiter – komisch. Mit irgendjemandem (Joachim? Uwe?) habe ich noch über Tahiras Chancen gesprochen, nach Form im Ausgleich schätzten wir die nämlich sehr gut ein. Ansonsten kann ich mich daran erinnern, dass uns Seewolf gefiel. Ideal hatte eventuell doch noch am harten Rennen in England zu knabbern, jedenfalls hatte der 22:10-Favorit nichts zu melden.
Head to Head: 5 (Zaunkönig) – 2 (Ideal)

Eine Stunde früher als im vergangenen Jahr stand dann das Rennen der Rennen an. Derbytime. Keine Nichtstarter trübten die Vorfreude. Ivanhowe und die Hickst-Pferde wurden im Stall gesattelt, zumindest liefen die Trainer Giedt und Hickst schon vor dem Auktionsrennen mit dem Sattelzeug gen Stallungen. Die beiden ersten Pferde im Führring waren die beiden Starter von Jens Hirschberger. Quinzieme Monarque könnte, wie Marion treffend formulierte, auch Model für ein Reiterstandbild sein, ein Bild von einem Pferd, für ein dreijähriges Vollblut hat der Amerikaner auch ein beeindruckendes Stockmaß, Limario ist nichts dagegen. Auch wenn Schulz vielleicht noch eine Nummer größer ist, Quinzieme Monarque ist definitiv zusätzlich auch noch Muskelprotz. Bei Ivanhowe gingen zumindest Marions und meine Meinung auseinander. Ich empfand ihn als genauso gut aussehend wie vor der Union, Marion nicht. Absoluter Vollstreicher war Probably, da waren Joachim und ich uns einig. Vom Bau her erinnerte er eher an Sprinter als an Steher und sah auch an sich nicht sonderlich gut aus. Ad acta legten wir am Führring stehend ferner noch Flamingo Star, See the Rock, Erlkönig, Noble Galileo und auch – hier lagen wir falsch – Saratino und Nordvulkan.
Bermuda Reef sieht zwar gut aus, ist aber entweder nur spät oder doch Blender. Positiv hervorzuheben sind noch Global Bang, der immer ein wenig irre aussieht, der aber ein toller Typ ist, Très Blue, der sehr gelassene und noch völlig trockene Lucky Speed natürlich und auch Limario und Nicolosio. Letzterer ist allerdings eine Nummer kleiner geraten. Das Derby selbst sahen wir wie in jedem Jahr vor der Leinwand stehend. Immer wieder toll, wenn eingangs der Geraden alle lautstark ihre Favoriten anfeuern! Und es wurde ein durchaus spannendes Derby. Was hatten wir am Samstag geunkt, dass von hinten nichts kommen würde, doch am Sonntag ging diese Taktik im Gegensatz zu den Tagen zuvor, gleich mehrfach auf. So auch im Rennen der Rennen. Lucky Speed machte seinem Namen wie in München schon alle Ehre und zog auf den letzten Metern unwiderstehlich an. Auch wenn es am Ende nur eine ¾ Länge Vorsprung auf Trés Blue war, konnte man doch auf den letzten 150 Metern deutlich sehen, dass weder innen noch außen einer an Lucky Speed vorbeikommen würde. Und so wird das Derby 2013 als der sechste Derbysieg für Andrasch Starke, als der vierte für Peter Schiergen und der erste für Stall Hornoldendorf in die Galoppsportannalen eingehen. Und auch wenn Jockey und Trainer das Gefühl des Derbysieges nicht zum ersten Mal genossen, konnte man allen Beteiligten die große Freude deutlich anmerken. Auch Roland Dzubasz, der mit dem krassen Außenseiter Nordvulkan den drittplatzierten stellte, strahlte natürlich. Head to Head: 5 (Ivanhowe) – 3 (Très Blue)

4.: Quinzieme Monarque
Lucky Speed im Porträt

2.: Très Blue und Fabrice Veron

3.: Nordvulkan und Jozef Bojko

Lucky Speed und Andrasch Starke

Die Geschlagenen

Platz zwei für Très Blue und Fabrice Veron

Dusche für Très Blue

Dusche für?
Blitzlichtgewitter
 
...und der Sieger bekommt auch seine Abkühlung.



Dem neunten Rennen konnten wir erst einmal nicht mehr so viel Spannung abgewinnen. Erst einmal wieder runterkommen nach dem Derby und was zu essen suchen. Das Frühstück war mittlerweile doch lange her. An dieser Stelle ein Lob an das Essen auf der Bahn! Das, was ich gegessen habe, war richtig gut. Von der Wurst habe ich mich ferngehalten, aber sowohl die Riesenwaffel mit Beeren am Samstag und die Cannelloni am Sonntag waren richtig gut. Gefiel mir deutlich besser als in den Vorjahren. Am Führring war ich nicht, aber das Finish war richtig spannend. Ich hab zwar Olesko vorn gesehen, aber das lag wohl eher am Winkel der Kamera.
Head to Head: 6 (Clever Man) – 3 (Glengoyne)

Das zehnte Rennen, Auktionsrennen für die Steher. Viele top aussehende Pferde im Führring, mein optischer Favorit, der gleichzeitig auch mein Überzeugungsfavorit war, hieß Arango. Die Gegnerschaft in Dortmund zuletzt war sicher überschaubar, der Stil dafür versprechend. Dies stellte er in Hamburg auch eindrücklich unter Beweis. Auch wenn die Qualität in den Auktionsrennen oft eher mäßig ist, glaube ich, dass hier ein richtig gutes Pferd gewonnen hat. Ich bin sehr gespannt, wo und wie es mit ihm weitergeht.
Head to Head: 6 (Baroness Daniela) – 4 (Arango)

Danach sind wir Richtung Ausgang marschiert und haben uns das elfte Rennen von außen angesehen. Dementsprechend waren wir auch nicht mehr am Führring. Die Theorie, das nach dem Derby im Ausgleich das dreijährige Pferd mit dem niedrigsten Gewicht gewinnt, bestätigte sich hier noch nicht, Wahajama wurde nur Siebte.
Head to Head: 7 (Alberto Hawaii) – 4 (Wahajama)

Als das letzte Rennen entschieden wurde, waren wir schon unterwegs, daher nur noch der Head to Head-Endstand und die Ankündigung, dass wir auch 2014 natürlich wieder da sein werden, wenn es heißt: 145. Deutsches Derby.

Head to Head: 8 (Godot) – 4 (My Beauty)

Und wer immer noch nicht die Nase voll hat, ein mehr als halbstündiges Interview mit Eugen Andreas Wahler und Andrasch Starke: http://www.ndr.de/ndrkultur/audio165961.html

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