Strahlender Sieger: Andrasch Starke mit Lucky Speed |
Das Derbymeeting 2013 ist auch schon
wieder Geschichte. Schade eigentlich, wenn das Derbywochenende erst einmal da
ist, ist es ruckzuck auch schon wieder vorbei. Einige Hoffnungen wurden
erfüllt, andere übertroffen, wieder andere enttäuscht. So ist das jedes Jahr,
so war es auch dieses wieder. Nun sind wieder 364 Tage Zeit, sich auf das
nächste Derby zu freuen, Tipps auszuarbeiten, Diskussionen zu führen usw. bis
sich die Boxen für das 145. Deutsche Derby öffnen werden.
Doch bevor sich der Blick in die Zukunft richtet, will ich
das Derbywochenende und insbesondere den Derbysonntag Revue passieren lassen. Zu
dem schrecklichen Unfall am Samstag habe ich mich bereits an anderer Stelle
geäußert, bzw. wurde und wird genügend darüber diskutiert, deshalb werde ich hier
nicht weiter darauf eingehen. Nur so viel: Wir können froh sein, dass Bohumil
Nedorostek nicht lebensgefährlich verletzt wurde, auch wenn das so ziemlich das
einzige Positive ist.
Kommen wir nun aber zum Sport. Zum mittlerweile fünften Mal
in Folge ging es für mich zum Derbymeeting nach Hamburg, für mich das
Rennereignis im Jahr, auf das ich am wenigsten verzichten wollen würde.
Baden-Baden ist auch immer wieder ein Highlight, aber trotzdem, das Derby hat
irgendwie immer noch mehr Strahlkraft, ist das Rennen, bei dem ich unbedingt
live dabei sein möchte. Das hat sicher neben der Spannung, die das Rennen, in
dem so viele hoffnungsvolle Dreijährige, die auf unterschiedlichen Routen
unterwegs waren, zum ersten Mal aufeinandertreffen, zu tun, aber es hat vor
allem auch mit den Leuten zu tun, die wir seit Jahren in Hamburg-Horn treffen.
Auf unser fast schon traditionelles Derbydinner am Samstagabend freue ich mich
fast schon mehr als auf das Derby selbst. Neben dem Essenfassen werden Tipps verglichen,
mögliche Derbysieger diskutiert und es findet – in diesem Jahr zum zweiten Mal
in dieser Form durchgeführt – die Dreierwettenauslosung fürs Derby statt. Immer
ein Heidenspaß, auch wenn bisher noch keine der ausgelosten Dreierwetten
getroffen hat. Marion hatte immerhin den Sieger dabei, Joachim und ich den
Zweitplatzierten und Uwe den Drittplatzierten. ;) Aber 2014 gibt es eine neue
Chance. Dafür haben Uwe und Jürgen (Jockeys in Deutschland) den Derbysieger
angesagt!
Aber ich will nun versuchen, das Ganze doch etwas
chronologischer anzugehen. Vom Freitag gab es ja (zumindest im Tippspielforum)
schon einen Bericht. Den Samstag lasse ich zugunsten des Sonntags weg, mehr als
einen ausführlichen Bericht schaffe ich zeitlich nicht und dann mache ich
lieber einen Tag komplett.
Der Sonntag begann früh, für uns sogar früher als früh.
Marion und ich waren dieses Mal mit dem Auto da und wollten uns nach dem
Renntag ziemlich direkt auf den Weg machen. Also beschlossen wir um eines guten
Parkplatzes willen, das Frühstück kurzerhand nach Horn zu verlagern. Und
irgendwie kamen wir, obwohl es mit Dinner und Auswerten am Samstag recht spät
geworden war, so gut aus dem Bett und fanden so schnell einen Parkplatz in
einer Seitenstraße, dass wir vor Öffnen der Tore schon am Eingang standen. Um
10.30 Uhr ging’s dann aber doch hinein, Kaffee gab es auch schon, also war das
Frühstück gerettet, nebenbei wurden die Wetten für den Tag ausgearbeitet.
Netter Nebeneffekt war, dass wir durch das Rennbahnfrühstück schon einen netten
Tisch vor der großen Leinwand besetzt hatten, den wir später in wechselnder
Besetzung bis vor dem Derby hielten. War auch mal sehr nett, zwischendurch
sitzen zu können. Werden wir fürs nächste Jahr – sofern das Wetter wieder so
toll mitspielt – wieder anpeilen. Sehr nett waren auch die beiden HSV-Fans, die
uns später am Tisch Gesellschaft leisteten. Hat sehr viel Spaß gemacht, auch
wenn ich immer noch nicht ganz sicher bin, was Joachim und Marion den beiden
erzählt haben, dass sie danach immer mich nach meinen Tipps fragten… ;) Mit
wechselndem Erfolg übrigens. Aber es hätte schlechter sein können :D
Um 12.15 Uhr erfolgte der erste Start des Mammutprogramms,
zwölf Rennen, wie fast immer am Derbysonntag. Elf davon haben wir auch gesehen,
bevor wir uns auf den Weg gen Ruhrgebiet machten. Es begannen die Dreijährigen
über 1800 Meter. Qualitativ war das Feld sicher eher übersichtlich, was im Juli
aber auch keine Überraschung ist. Immerhin zwei Debütanten waren im Feld,
Aitutaki aus dem Vovcenko-Stall, der sich auch genauso gebärdete und Fort
Greely, die zweite Wöhler-Farbe. Der kräftige Fuchshengst fand das alles enorm
interessant, ließ den Hengst heraus und konnte kaum mehr mit dem Wiehern
aufhören. Dabei war der Braune allerdings staubtrocken. Das, gepaart mit dem
tollen Aussehen, hätte eine Warnung sein können, denn im Rennen war Fort Greely
auf den letzten Metern dann doch sehr souveräner Sieger. Stallgefährtin
Guinnevre unter Eddie Pedroza, die mir auch nicht so zusagte, blieb da nur der
zweite Platz. Die übrigen Starter hatten keine Chance auf mehr.
Ach ja, Marion und ich hatten noch ein Head-to-Head „Wer vor
wem“ (nicht Sieger) über den gesamten Renntag laufen. Stand nach dem ersten Rennen: (Marion immer zuerst genannt) 1 (Magnifique)
– 0 (Marju Prince)
Im 2. ging es los mit den Handicaps, ein Agl. IV über 1800
Meter. Am Führring war ich auch kurz, an Fort de Vaux kann ich mich auch noch
erinnern. Der gefiel mir gut, ging allerdings stiften, als Jozef Bojko
aufsitzen wollte. Der Führer der davor gehenden Taruma reagierte noch großartig
und hätte Fort de Vaux fast noch gehabt, griff aber leider neben den Zügel,
sodass der Wallach einen Ausflug aufs Geläuf machte, nach wenigen Metern jedoch
direkt wieder dingfest gemacht wurde. Optischer Pick war übrigens Concordia,
die wirklich fantastisch aussah, daneben ist Incognito zu nennen, den konnte
aber selbst ich nicht wirklich ernstnehmen. Die Favoritin und spätere Siegerin
Oggetta gehört wahrlich nicht zu den pferdischen Schönheiten, was sie aber am
erfolgreichen Laufen nicht hinderte.
Head to Head: 2 (Oggetta) – 0 (Concordia)
Im folgenden Rennen waren wir uns ziemlich einig in unserem
Sitzgrüppchen, Siempre Manduro und Jackobo. Am Führring war ich allerdings hier
nicht.
Head to Head: 2 (Shamrock) – 1 (Timorow)
Danach die erste Viererwette des Tages. Für meine Projekt „Verrückte
Viererwette“ hatte ich mir am Morgen das Kriterium „Jockeys, die am längste
nicht mehr in Hamburg gewonnen haben“ ausgesucht. Leider wurde mein Pferd für
Platz eins (Clijmans, Rückstand 18) Escroc Nichtstarter, da Bolte mit seinen
Pferden auf der A1 im Stau stand, Nichtstarter, sodass ich meine Wette auf 13-4-5-1
(natürlich geradeaus) abändern musste. Erinnere mich nicht mehr, ob ich am
Führring war… Bromix (4) und Kimbar (1), der erst gar keine Lust auf den
Aufgalopp hatte und nur rückwärts marschierte, waren immerhin drin. :D Samstag
waren in beiden VWs sogar drei drin gewesen, für völlig bekloppte Kriterien
finde ich das gar keine schlechte Bilanz ;) Macht Spaß, wird auf jeden Fall
weitergeführt. Ist ja auch nicht wirklich ernst gemeint… Aber vielleicht treffe
ich in 30 Jahren ja mal.
Head to Head: 3 (La Gospa) – 1 (Wanderlust)
Ein Ausgleich II über 2200 Meter war das erste Rennen
höherer Kategorie an diesem Tag. Am besten sah – wie immer – Manolito aus,
toller Typ, gelassen und für mich ein Muss in Hamburg seit ich ihn vor zwei
Jahren aus Versehen gewettet habe und eine hohe Platzquote hatte. Ein Platz
wurde es auch heute wieder, auch wenn die Quote natürlich deutlich schlechter
war. Fair Boss war im Führring schon tropfnass, bei ihm aber auch nicht
untypisch, wenn ich mich recht erinnere. Nachdem das komplette letzte Jahr
nichts zusammenlief, scheint sich der Hengst nun aber wieder gefangen zu haben,
auch wenn er an diesem Tag Wellkanto vor sich dulden musste.
Head to Head: 4 (Wellkanto) – 1 (Foreign Hill)
Der Lange Hamburger ist neu am Derbytag. In den letzten
Jahren wurde das Rennen für die Extremsteher immer unter der Woche gelaufen,
das Rennen zog dieses Jahr auf den Sonntag. Neun Pferde waren ursprünglich
genannt, All for You war jedoch am Morgen abgemeldet worden und nach einem
Ausflug ins Grüne sollte dann auch noch Leopardin dem Rennen fern bleiben. Also
noch sieben Starter übrig. Trip to Rhodos erinnerte mich im Führring mit seinen
gelben Bandagen und den gelben und blauen Perlen im Schweif zugegebenermaßen eher
an ein Zirkuspferd, also direkt mal sträflich unterschätzt. Über Lucarelli muss
ich, glaube ich, kein Wort mehr verlieren, sonst muss ich schon wieder so viele
Superlative bemühen. Zu Andreas fällt mir nur ein: imposant. Tja und das
Rennen? Holly Polly bewies einmal mehr, dass man Pantall-Pferde ungeachtet
ihrer Form immer auf der Rechnung haben muss, Trip to Rhodos gewann verblüffend
leicht. Slowfoot bestätigte wohl seinen zweiten Platz aus Köln, dagegen war
Lucarelli völlig geschlagen, nachdem er eingangs der Geraden versprechend
aufmarschiert war. (Und ich schreibe den Satz, den einige erwarten, jetzt
nicht! :P)
Head to Head: 5 (Caudillo) – 1 (Lucarelli)
Zweite Viererwette des Tages, dieses Mal mit dem Kriterium “deutsche
Namen alphabetisch”, also 2-10-5-11, als auch immerhin zwei dabei. Da waren mir
irgendwie auch zu viele Pferde im Führring und irgendwie war ich mit den
Gedanken auch schon ein Rennen weiter – komisch. Mit irgendjemandem (Joachim?
Uwe?) habe ich noch über Tahiras Chancen gesprochen, nach Form im Ausgleich
schätzten wir die nämlich sehr gut ein. Ansonsten kann ich mich daran erinnern,
dass uns Seewolf gefiel. Ideal hatte eventuell doch noch am harten Rennen in
England zu knabbern, jedenfalls hatte der 22:10-Favorit nichts zu melden.
Head to Head: 5 (Zaunkönig) – 2 (Ideal)
Eine Stunde früher als im vergangenen Jahr stand dann das
Rennen der Rennen an. Derbytime. Keine Nichtstarter trübten die Vorfreude.
Ivanhowe und die Hickst-Pferde wurden im Stall gesattelt, zumindest liefen die
Trainer Giedt und Hickst schon vor dem Auktionsrennen mit dem Sattelzeug gen
Stallungen. Die beiden ersten Pferde im Führring waren die beiden Starter von
Jens Hirschberger. Quinzieme Monarque könnte, wie Marion treffend formulierte,
auch Model für ein Reiterstandbild sein, ein Bild von einem Pferd, für ein
dreijähriges Vollblut hat der Amerikaner auch ein beeindruckendes Stockmaß,
Limario ist nichts dagegen. Auch wenn Schulz vielleicht noch eine Nummer größer
ist, Quinzieme Monarque ist definitiv zusätzlich auch noch Muskelprotz. Bei
Ivanhowe gingen zumindest Marions und meine Meinung auseinander. Ich empfand
ihn als genauso gut aussehend wie vor der Union, Marion nicht. Absoluter
Vollstreicher war Probably, da waren Joachim und ich uns einig. Vom Bau her
erinnerte er eher an Sprinter als an Steher und sah auch an sich nicht
sonderlich gut aus. Ad acta legten wir am Führring stehend ferner noch Flamingo
Star, See the Rock, Erlkönig, Noble Galileo und auch – hier lagen wir falsch –
Saratino und Nordvulkan.
Bermuda Reef sieht zwar gut aus, ist aber entweder nur spät
oder doch Blender. Positiv hervorzuheben sind noch Global Bang, der immer ein
wenig irre aussieht, der aber ein toller Typ ist, Très Blue, der sehr gelassene
und noch völlig trockene Lucky Speed natürlich und auch Limario und Nicolosio.
Letzterer ist allerdings eine Nummer kleiner geraten. Das Derby selbst sahen
wir wie in jedem Jahr vor der Leinwand stehend. Immer wieder toll, wenn
eingangs der Geraden alle lautstark ihre Favoriten anfeuern! Und es wurde ein
durchaus spannendes Derby. Was hatten wir am Samstag geunkt, dass von hinten
nichts kommen würde, doch am Sonntag ging diese Taktik im Gegensatz zu den
Tagen zuvor, gleich mehrfach auf. So auch im Rennen der Rennen. Lucky Speed
machte seinem Namen wie in München schon alle Ehre und zog auf den letzten
Metern unwiderstehlich an. Auch wenn es am Ende nur eine ¾ Länge Vorsprung auf
Trés Blue war, konnte man doch auf den letzten 150 Metern deutlich sehen, dass
weder innen noch außen einer an Lucky Speed vorbeikommen würde. Und so wird das
Derby 2013 als der sechste Derbysieg für Andrasch Starke, als der vierte für
Peter Schiergen und der erste für Stall Hornoldendorf in die Galoppsportannalen
eingehen. Und auch wenn Jockey und Trainer das Gefühl des Derbysieges nicht zum
ersten Mal genossen, konnte man allen Beteiligten die große Freude deutlich
anmerken. Auch Roland Dzubasz, der mit dem krassen Außenseiter Nordvulkan den
drittplatzierten stellte, strahlte natürlich.
Head to Head: 5 (Ivanhowe) – 3 (Très Blue)
4.: Quinzieme Monarque |
Lucky Speed im Porträt |
2.: Très Blue und Fabrice Veron |
3.: Nordvulkan und Jozef Bojko |
Lucky Speed und Andrasch Starke |
Die Geschlagenen |
Platz zwei für Très Blue und Fabrice Veron |
Dusche für Très Blue |
Dusche für? |
Blitzlichtgewitter |
...und der Sieger bekommt auch seine Abkühlung. |
Dem neunten Rennen konnten wir erst einmal nicht mehr so
viel Spannung abgewinnen. Erst einmal wieder runterkommen nach dem Derby und was
zu essen suchen. Das Frühstück war mittlerweile doch lange her. An dieser
Stelle ein Lob an das Essen auf der Bahn! Das, was ich gegessen habe, war
richtig gut. Von der Wurst habe ich mich ferngehalten, aber sowohl die
Riesenwaffel mit Beeren am Samstag und die Cannelloni am Sonntag waren richtig
gut. Gefiel mir deutlich besser als in den Vorjahren. Am Führring war ich
nicht, aber das Finish war richtig spannend. Ich hab zwar Olesko vorn gesehen,
aber das lag wohl eher am Winkel der Kamera.
Head to Head: 6 (Clever Man) – 3 (Glengoyne)
Das zehnte Rennen, Auktionsrennen für die Steher. Viele top
aussehende Pferde im Führring, mein optischer Favorit, der gleichzeitig auch
mein Überzeugungsfavorit war, hieß Arango. Die Gegnerschaft in Dortmund zuletzt
war sicher überschaubar, der Stil dafür versprechend. Dies stellte er in
Hamburg auch eindrücklich unter Beweis. Auch wenn die Qualität in den
Auktionsrennen oft eher mäßig ist, glaube ich, dass hier ein richtig gutes
Pferd gewonnen hat. Ich bin sehr gespannt, wo und wie es mit ihm weitergeht.
Head to Head: 6 (Baroness Daniela) – 4 (Arango)
Danach sind wir Richtung Ausgang marschiert und haben uns
das elfte Rennen von außen angesehen. Dementsprechend waren wir auch nicht mehr
am Führring. Die Theorie, das nach dem Derby im Ausgleich das dreijährige Pferd
mit dem niedrigsten Gewicht gewinnt, bestätigte sich hier noch nicht, Wahajama
wurde nur Siebte.
Head to Head: 7 (Alberto Hawaii) – 4 (Wahajama)
Als das letzte Rennen entschieden wurde, waren wir schon
unterwegs, daher nur noch der Head to Head-Endstand und die Ankündigung, dass
wir auch 2014 natürlich wieder da sein werden, wenn es heißt: 145. Deutsches
Derby.
Head to Head: 8 (Godot) – 4 (My Beauty)
Und wer immer noch nicht die Nase voll hat, ein mehr als halbstündiges Interview mit Eugen Andreas Wahler und Andrasch Starke: http://www.ndr.de/ndrkultur/audio165961.html
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