Die Vorzeichen waren denkbar ungünstig. Beim Aufstehen heute
Morgen war es immerhin nur Einheitsgrau gewesen. Eine Stunde später nach der
Laufrunde sah das Ganze dann schon bedeutend schlechter aus, es fing an zu
schütten und hörte die nächsten 3 Stunden nicht mehr auf. Super. Ich überlegte
zwischenzeitlich schon, nach einer Bastelanleitung für Schlauchboote zu
googlen. Ist ja nicht so, als hätte es in den letzten beiden Tagen nicht auch
schon ergiebige Regenfälle in Dortmund gegeben. Später las ich dann, dass
zeitweise sogar Busse und Bahnen wegen der Wassermassen nicht fahren konnten.
Wenn das kein Rennbahnwetter ist, weiß ich es auch nicht. Traditionell läuteten
wir den St. Leger-Tag mit Frühstück im Kreuzviertel ein. In Bezug auf die
Uhrzeit war es jedoch eher ein Mittagessen. Obwohl ich meinen Teller nicht
leeraß, hatte Petrus wohl ein Einsehen mit mir. Gegen Mittag klarte es auf. Ich
wurde natürlich direkt mutig und ließ den Regenschirm gleich zu Hause ;) Frei
nach dem Motto: Lieber geduscht werden, als einen Schirm schleppen zu müssen.
In Wambel angekommen, wurde erst einmal das Parkplatzgeläuf begutachtet:
eindeutig schwer. Am Eingang erwartete uns zunächst ein wahres Trainerknäuel.
Die erste Sichtung meinerseits war Schiergen, allerdings hatte das wohl nur für
Hannover Wirkung. Gleiches galt für Markus Klug als die Nr. 2. Vielleicht hätte
sich Andreas Wöhler, Nr. 3, einfach etwas vordrängeln sollen.
Kaum hatten wir die Bahn betreten, die erste Überraschung:
eine neue Lautsprecheranlage. An die muss sich Pan Krischbin aber noch etwas
gewöhnen, man hört ihn nun auch, wenn er nicht so laut spricht. So war’s an
einigen Stellen schon etwas viel des Guten. Immerhin kann man nun auch am
Führring tatsächlich zuhören, wenn man denn möchte. Vorher war das eher
mühselig bis unmöglich. Kulinarisch war auch etwas größere Auswahl als sonst am
Start. Man hatte Pflanzenkübel angekarrt, Sitzbänke aufgestellt UND es gab
Leinwände! Gut, die eine funktionierte nicht, aber die hing vor der Wettinfo
rum, das war dann auch nicht ganz so wichtig, aber das Monsterding am Ziel:
klasse! Scheint so, als wolle man zumindest schon mal im Kleinen was tun.
Sollen sie mal so weiter machen.
Wechseln wir mal die Perspektive weg vom Drumherum hin zu
den Hauptfiguren. Eins noch vorab. Der Boden war mittlerweile nachgemessen und
als weich bis schwer angegeben, was sicher realistisch war. Meiner Meinung nach
war er auch eher auf der schweren Seite von weich ;) Insbesondere beim Aufgalopp
hörte man das Kwatschen der Hufe bei jedem Galoppsprung.
Los ging es mit dem Nachwuchs über die Meile. Sieben
Kandidaten kamen an den Ablauf, davon 4 Debütanten. Mit Kamaran, Areo,
Jungleboogie, Lips Areios und Sottovento wies die Mehrzahl auch eine
Derbynennung auf. Mit dabei
waren sicher auch einige Kandidaten, für die die 1600 Meter von heute viel zu
kurz waren. Sottovento und Lips Areios zählen nach heutigem Auftreten sicher in
diese Kategorie. Insbesondere Sottovento schien der Boden auch so gar nicht zu
behagen. Insgesamt tat ich mich recht schwer mit dem Feld. So wirklich stach
für mich keiner raus. Lips Areios ist lackschwarz, interessierte sich aber mehr
für den Boden als alles andere, sodass gute Fotos nicht drin waren. Incantator
ist schon sehr groß und schrie für mich irgendwie nach Hindernispferd. Den
Rahmen hat er in jedem Fall. Sehr langbeinig und in dieser Hinsicht noch etwas
unharmonisch kam der Ittlinger Areo daher. Kamaran dagegen wirkte von allen
noch am fertigsten. Generell waren die meisten am Hampeln, allen voran
Jungleboogie, der wohl seinem Namen Ehre machen wollte. Das Rennen war richtungsweisend
für den Renntag. Wie unschwer zu erraten, kam von hinten so gut wie nichts. Mit
Incantator gewann das Pferd, welches das ganze Rennen gemacht hatte. Areo war
der einzige Gegner, der jedoch zu grün agierte und eigentlich schon vorbei
gewesen war. Sehr zur Freude des hinter uns stehenden Andreas Wöhler ließ sich
Incantator die Butter nicht vom Brot nehmen und ging wieder vorbei. Dahinter
wurde der gut endende Lips Areios Dritter vor dem schon etwas enttäuschenden Kamaran.
Sottovento war auf den letzten Metern überhaupt das erste Mal gesehen.
|
Incantator |
|
Incantator siegt vor Areo |
Der folgende Ausgleich II über 1750 Meter versprach
Spannung, da mit Island Storm und Stanley gleich zwei Dreijährige antraten, die
zuletzt den Eindruck hinterließen, sie könnten noch so einiges im Tank haben.
Entsprechend deutlich waren die beiden auch in den Favoritenpositionen am
Wettmarkt. Zudem hatten beide bereits auf weichem Boden gewonnen. Optisch zu
deuteln war auch nichts, die beiden standen raus. Stanley als todschicker fast
schwarzer Hengst ist ja ohnehin ein Kleinmädchentraum. Ein ganz anderer Typ,
nicht minder schick, ist dagegen der rahmige Island Storm, der seitdem ich ihn
zuletzt sah, noch einmal aufgepackt hat und mittlerweile sehr harmonisch
daherkommt. Am wenigsten sagte mir Spicy zu. Die war doch etwas sehr struppig
und kantig. Das Rennen ist schnell erzählt: Stanley von vorn und der Drops war
gelutscht, wobei das Rennen auch nicht mehr viel länger hätte sein dürfen,
Island Storm kam zuletzt noch ran.
|
Stanley |
|
Island Storm |
Altersgewichtsrennen für Dreijährige bieten um diese
Jahreszeit im Normalfall nicht mehr sonderlich viel Klasse. Dafür war das
Dortmunder Angebot noch recht interessant besetzt. Mit Captain Dino war
immerhin ein Pferd dabei, dem Anfang des Jahres größere Hoffnungen galten. Er
gab nach der Kastration sein Comeback, welches er dann auch siegreich gestalten
konnte. Eine sehr deutliche Steigerung zeigte Saraceno, der beim Debüt
schlichtweg überfordert war. Das sah heute dann schon ganz anders aus. Der
zweite Platz war aller Ehren wert. Der Sieg dürfte da nun auch nicht mehr lange
auf sich warten lassen. Eine ähnliche Steigerung zeigte das zweite
Hickst-Pferd, die Bona-Stute Landeck, die von weit hinten (!) kam und Dritte
wurde. Der Röttgener Erato hatte dagegen rein gar nichts zu bestellen. Über die
Abstände dahinter brauche ich nichts mehr zu sagen.
|
Captain Dino |
|
Saraceno |
Als erstes Highlight wartete das BBAG-Auktionsrennen für
zweijährige Stuten. Tolle Stuten dabei! Insgesamt ging es deutlich gesitteter
zu als im Meilenrennen zu Beginn des Tages. Nur die Recke-Stute Petite Paradise
bekam nach zwei Runden eine zweite Führerin an die Seite gestellt. Dann war
aber auch da Ruhe im Karton. Aus rein optischen Gesichtspunkten gab’s für mich
genau ein Pferd, das zwei Kilometer über dem Rest stand: Pearl Diamond – ein Bild
von Pferd. Ich hatte sie zunächst irrtümlich für Nymeria gehalten – war halt
Radek Hennig am Führzügel :D Nun ja, irgendwann hab ich es dann auch noch
bemerkt, vor dem Rennen. Das soll nicht heißen, dass die anderen schlecht
aussahen, ganz im Gegenteil. Pearl Diamond ist einfach nur besonders schick
und, was erschwerend hinzukommt, genau mein Typ Pferd. Nur den Namen mag ich
nicht… Damour gliederte sich nahtlos in das diesjährige Röttgenmotto mit den
wenig eleganten Köpfen ein, schon irgendwie witzig, gefiel aber ansonsten. Sehr
positiv vielen mir weiterhin Peace of Paradise und Peri auf. Eher in die
Kategorie „unscheinbares Mäuschen“ fielen Neve und Noble Colonia, dafür liefen
alle beide aber ausgezeichnet. Letztere war vielleicht etwas sehr früh vorn.
Keine Opposition jedoch gab es gegenüber Nymeria, die so leicht gewann, dass
ich mir gut vorstellen kann, dass die Soldier Hollow-Stute in drei Wochen auch
Winterkönigin wird.
|
Nymeria |
|
Pearl Diamond |
|
Damour |
|
Neve |
|
Nymeria |
|
Peri mit Dreck im Gesicht |
|
Noch mehr Dreck |
|
Nymeria |
Vorm 5. war ich genau so lange am Führring, bis ich
Königsadler gesehen hatte, weil ich davon abhängig machen wollte, ob ich auf
meinem Wettschein Sieg oder Sieg/Platz ankreuzen würde. Ich hab mich dann auf
Sieg beschränkt. Im Ernst: sah richtig gut aus – groß, kraftvoll, wach. Tolles
Pferd, toller Sieg, mehr hab ich zu dem Rennen nicht zu sagen.
|
Königsadler und Eduardo Pedroza |
Danach war Kaffeepause angesagt, Führring haben wir uns
gespart. Ich möchte aber an dieser Stelle erwähnen, dass in meiner Viererwette
Quantum of Solace war – dafür passte ein Teil vom Rest nicht :D Ansonsten war
ich von Tivolis Sieg nicht wirklich überrascht. Dass das heute ihr Boden war,
stand ja sogar auch in der Sport-Welt. Am schönsten war aber, wie Teile des
Teams Tränen vor Freude geweint haben und das schon 300 Meter vor dem Ziel. Runder
Werningscher Erfolg, würde ich sagen.
|
1. Mal rum.. |
|
Tivoli und Pascal Werning auf dem Weg zum Sieg |
Einen gibt’s noch, das St. Leger natürlich. Fünf Dreijährige
gegen fünf Ältere oder vier Stuten gegen drei Stuten und drei Wallache. Am
Führring angekommen, wunderte ich mich erst einmal über den Ittlinger
Führerblouson, der hatte da doch gar nichts zu suchen. Spätestens als de Vries
ebenso in weiß-rot auftauchte, war aber klar, dass Firestorm einen neuen Besitzer
hat. Am besten gefiel mir – wie schon so oft Virginia Sun. Ephraim ist nicht
mein Fall. Die beiden Engländer waren schick, Rock of Romance als kleiner
Schwarzer sowieso, auch wenn der Hengst nun nicht gerade ein der kräftigste
ist. Firestorm sieht ja immer etwas gewöhnungsbedürftig aus, wenn man ihn von
links sieht – auf der Seite ist er ja blind – außerdem könnte er mal zum
Ponyschneiden ;) Kaldera war wie immer wenig auffällig, zu dem Eindruck trug
aber auch die Decke bei, die viel verbarg. Das galt genauso für den
französischen Gast Best Fouad. Pipita fiel in der Gesellschaft erwartungsgemäß
ab, befand sich auch später das ganze Rennen über in hintersten Regionen. A
propos Rennen, kurz vorher ließ eine herannahende Wolkenwand Böses ahnen. Aber
wir waren ja bis dahin trocken geblieben, was ich vormittags nicht für möglich
gehalten hätte. Der folgende Schauer beschränkte sich dann aber auf nicht viel länger
als fünf Minuten. Reichte aber dafür, dass die Bilder vom Leger alle sehr
mittelmäßig sind, war wohl doch dunkler als gedacht. Kaldera bewies dann in der
Folge, dass man zwar nicht unbedingt von hinten, zumindest aber doch aus dem
Mitteltreffen kommend gewinnen konnte. Unter Eddy Hardouin bescherte sie
Trainer Paul Harley den ersten Gruppesieg des Jahres (oder nicht sogar als
Trainer überhaupt? Ich konnte keinen finden, bin mir aber gerade nicht sicher).
Virginia Sun, die zwischenzeitlich schon enteilt schien – aber die Dortmunder
Gerade ist laaang – wurde Zweite vor Rock of Romance.
Anschließend ging’s nach Hause. Auf Wiedersehen auf Sand…
oder so ;)
|
Virginia Sun |
|
Kaldera |
|
Rock of Romance |
|
Achtung, gemeingefährlicher Grupperegen im Anmarsch! |
|
Noch führt Special Mening vor Ephraim, Macbeth und Rock of Romance |
|
Das beste Ende für Kaldera und Eddy Hardouin |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen