Sonntag, 21. September 2014

Kaldera gewinnt auf schwerer Bahn das 130. St. Leger



Die Vorzeichen waren denkbar ungünstig. Beim Aufstehen heute Morgen war es immerhin nur Einheitsgrau gewesen. Eine Stunde später nach der Laufrunde sah das Ganze dann schon bedeutend schlechter aus, es fing an zu schütten und hörte die nächsten 3 Stunden nicht mehr auf. Super. Ich überlegte zwischenzeitlich schon, nach einer Bastelanleitung für Schlauchboote zu googlen. Ist ja nicht so, als hätte es in den letzten beiden Tagen nicht auch schon ergiebige Regenfälle in Dortmund gegeben. Später las ich dann, dass zeitweise sogar Busse und Bahnen wegen der Wassermassen nicht fahren konnten. Wenn das kein Rennbahnwetter ist, weiß ich es auch nicht. Traditionell läuteten wir den St. Leger-Tag mit Frühstück im Kreuzviertel ein. In Bezug auf die Uhrzeit war es jedoch eher ein Mittagessen. Obwohl ich meinen Teller nicht leeraß, hatte Petrus wohl ein Einsehen mit mir. Gegen Mittag klarte es auf. Ich wurde natürlich direkt mutig und ließ den Regenschirm gleich zu Hause ;) Frei nach dem Motto: Lieber geduscht werden, als einen Schirm schleppen zu müssen. In Wambel angekommen, wurde erst einmal das Parkplatzgeläuf begutachtet: eindeutig schwer. Am Eingang erwartete uns zunächst ein wahres Trainerknäuel. Die erste Sichtung meinerseits war Schiergen, allerdings hatte das wohl nur für Hannover Wirkung. Gleiches galt für Markus Klug als die Nr. 2. Vielleicht hätte sich Andreas Wöhler, Nr. 3, einfach etwas vordrängeln sollen. 

Kaum hatten wir die Bahn betreten, die erste Überraschung: eine neue Lautsprecheranlage. An die muss sich Pan Krischbin aber noch etwas gewöhnen, man hört ihn nun auch, wenn er nicht so laut spricht. So war’s an einigen Stellen schon etwas viel des Guten. Immerhin kann man nun auch am Führring tatsächlich zuhören, wenn man denn möchte. Vorher war das eher mühselig bis unmöglich. Kulinarisch war auch etwas größere Auswahl als sonst am Start. Man hatte Pflanzenkübel angekarrt, Sitzbänke aufgestellt UND es gab Leinwände! Gut, die eine funktionierte nicht, aber die hing vor der Wettinfo rum, das war dann auch nicht ganz so wichtig, aber das Monsterding am Ziel: klasse! Scheint so, als wolle man zumindest schon mal im Kleinen was tun. Sollen sie mal so weiter machen. 

Wechseln wir mal die Perspektive weg vom Drumherum hin zu den Hauptfiguren. Eins noch vorab. Der Boden war mittlerweile nachgemessen und als weich bis schwer angegeben, was sicher realistisch war. Meiner Meinung nach war er auch eher auf der schweren Seite von weich ;) Insbesondere beim Aufgalopp hörte man das Kwatschen der Hufe bei jedem Galoppsprung. 

Los ging es mit dem Nachwuchs über die Meile. Sieben Kandidaten kamen an den Ablauf, davon 4 Debütanten. Mit Kamaran, Areo, Jungleboogie, Lips Areios und Sottovento wies die Mehrzahl auch eine Derbynennung auf. Mit dabei waren sicher auch einige Kandidaten, für die die 1600 Meter von heute viel zu kurz waren. Sottovento und Lips Areios zählen nach heutigem Auftreten sicher in diese Kategorie. Insbesondere Sottovento schien der Boden auch so gar nicht zu behagen. Insgesamt tat ich mich recht schwer mit dem Feld. So wirklich stach für mich keiner raus. Lips Areios ist lackschwarz, interessierte sich aber mehr für den Boden als alles andere, sodass gute Fotos nicht drin waren. Incantator ist schon sehr groß und schrie für mich irgendwie nach Hindernispferd. Den Rahmen hat er in jedem Fall. Sehr langbeinig und in dieser Hinsicht noch etwas unharmonisch kam der Ittlinger Areo daher. Kamaran dagegen wirkte von allen noch am fertigsten. Generell waren die meisten am Hampeln, allen voran Jungleboogie, der wohl seinem Namen Ehre machen wollte. Das Rennen war richtungsweisend für den Renntag. Wie unschwer zu erraten, kam von hinten so gut wie nichts. Mit Incantator gewann das Pferd, welches das ganze Rennen gemacht hatte. Areo war der einzige Gegner, der jedoch zu grün agierte und eigentlich schon vorbei gewesen war. Sehr zur Freude des hinter uns stehenden Andreas Wöhler ließ sich Incantator die Butter nicht vom Brot nehmen und ging wieder vorbei. Dahinter wurde der gut endende Lips Areios Dritter vor dem schon etwas enttäuschenden Kamaran. Sottovento war auf den letzten Metern überhaupt das erste Mal gesehen.
Incantator

Incantator siegt vor Areo

Der folgende Ausgleich II über 1750 Meter versprach Spannung, da mit Island Storm und Stanley gleich zwei Dreijährige antraten, die zuletzt den Eindruck hinterließen, sie könnten noch so einiges im Tank haben. Entsprechend deutlich waren die beiden auch in den Favoritenpositionen am Wettmarkt. Zudem hatten beide bereits auf weichem Boden gewonnen. Optisch zu deuteln war auch nichts, die beiden standen raus. Stanley als todschicker fast schwarzer Hengst ist ja ohnehin ein Kleinmädchentraum. Ein ganz anderer Typ, nicht minder schick, ist dagegen der rahmige Island Storm, der seitdem ich ihn zuletzt sah, noch einmal aufgepackt hat und mittlerweile sehr harmonisch daherkommt. Am wenigsten sagte mir Spicy zu. Die war doch etwas sehr struppig und kantig. Das Rennen ist schnell erzählt: Stanley von vorn und der Drops war gelutscht, wobei das Rennen auch nicht mehr viel länger hätte sein dürfen, Island Storm kam zuletzt noch ran.

Stanley

Island Storm



Altersgewichtsrennen für Dreijährige bieten um diese Jahreszeit im Normalfall nicht mehr sonderlich viel Klasse. Dafür war das Dortmunder Angebot noch recht interessant besetzt. Mit Captain Dino war immerhin ein Pferd dabei, dem Anfang des Jahres größere Hoffnungen galten. Er gab nach der Kastration sein Comeback, welches er dann auch siegreich gestalten konnte. Eine sehr deutliche Steigerung zeigte Saraceno, der beim Debüt schlichtweg überfordert war. Das sah heute dann schon ganz anders aus. Der zweite Platz war aller Ehren wert. Der Sieg dürfte da nun auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Eine ähnliche Steigerung zeigte das zweite Hickst-Pferd, die Bona-Stute Landeck, die von weit hinten (!) kam und Dritte wurde. Der Röttgener Erato hatte dagegen rein gar nichts zu bestellen. Über die Abstände dahinter brauche ich nichts mehr zu sagen.

Captain Dino


Saraceno

Als erstes Highlight wartete das BBAG-Auktionsrennen für zweijährige Stuten. Tolle Stuten dabei! Insgesamt ging es deutlich gesitteter zu als im Meilenrennen zu Beginn des Tages. Nur die Recke-Stute Petite Paradise bekam nach zwei Runden eine zweite Führerin an die Seite gestellt. Dann war aber auch da Ruhe im Karton. Aus rein optischen Gesichtspunkten gab’s für mich genau ein Pferd, das zwei Kilometer über dem Rest stand: Pearl Diamond – ein Bild von Pferd. Ich hatte sie zunächst irrtümlich für Nymeria gehalten – war halt Radek Hennig am Führzügel :D Nun ja, irgendwann hab ich es dann auch noch bemerkt, vor dem Rennen. Das soll nicht heißen, dass die anderen schlecht aussahen, ganz im Gegenteil. Pearl Diamond ist einfach nur besonders schick und, was erschwerend hinzukommt, genau mein Typ Pferd. Nur den Namen mag ich nicht… Damour gliederte sich nahtlos in das diesjährige Röttgenmotto mit den wenig eleganten Köpfen ein, schon irgendwie witzig, gefiel aber ansonsten. Sehr positiv vielen mir weiterhin Peace of Paradise und Peri auf. Eher in die Kategorie „unscheinbares Mäuschen“ fielen Neve und Noble Colonia, dafür liefen alle beide aber ausgezeichnet. Letztere war vielleicht etwas sehr früh vorn. Keine Opposition jedoch gab es gegenüber Nymeria, die so leicht gewann, dass ich mir gut vorstellen kann, dass die Soldier Hollow-Stute in drei Wochen auch Winterkönigin wird.

Nymeria

Pearl Diamond

Damour

Neve

Nymeria


Peri mit Dreck im Gesicht

Noch mehr Dreck

Nymeria

Vorm 5. war ich genau so lange am Führring, bis ich Königsadler gesehen hatte, weil ich davon abhängig machen wollte, ob ich auf meinem Wettschein Sieg oder Sieg/Platz ankreuzen würde. Ich hab mich dann auf Sieg beschränkt. Im Ernst: sah richtig gut aus – groß, kraftvoll, wach. Tolles Pferd, toller Sieg, mehr hab ich zu dem Rennen nicht zu sagen.

Königsadler und Eduardo Pedroza


Danach war Kaffeepause angesagt, Führring haben wir uns gespart. Ich möchte aber an dieser Stelle erwähnen, dass in meiner Viererwette Quantum of Solace war – dafür passte ein Teil vom Rest nicht :D Ansonsten war ich von Tivolis Sieg nicht wirklich überrascht. Dass das heute ihr Boden war, stand ja sogar auch in der Sport-Welt. Am schönsten war aber, wie Teile des Teams Tränen vor Freude geweint haben und das schon 300 Meter vor dem Ziel. Runder Werningscher Erfolg, würde ich sagen.

1. Mal rum..

Tivoli und Pascal Werning auf dem Weg zum Sieg


Einen gibt’s noch, das St. Leger natürlich. Fünf Dreijährige gegen fünf Ältere oder vier Stuten gegen drei Stuten und drei Wallache. Am Führring angekommen, wunderte ich mich erst einmal über den Ittlinger Führerblouson, der hatte da doch gar nichts zu suchen. Spätestens als de Vries ebenso in weiß-rot auftauchte, war aber klar, dass Firestorm einen neuen Besitzer hat. Am besten gefiel mir – wie schon so oft Virginia Sun. Ephraim ist nicht mein Fall. Die beiden Engländer waren schick, Rock of Romance als kleiner Schwarzer sowieso, auch wenn der Hengst nun nicht gerade ein der kräftigste ist. Firestorm sieht ja immer etwas gewöhnungsbedürftig aus, wenn man ihn von links sieht – auf der Seite ist er ja blind – außerdem könnte er mal zum Ponyschneiden ;) Kaldera war wie immer wenig auffällig, zu dem Eindruck trug aber auch die Decke bei, die viel verbarg. Das galt genauso für den französischen Gast Best Fouad. Pipita fiel in der Gesellschaft erwartungsgemäß ab, befand sich auch später das ganze Rennen über in hintersten Regionen. A propos Rennen, kurz vorher ließ eine herannahende Wolkenwand Böses ahnen. Aber wir waren ja bis dahin trocken geblieben, was ich vormittags nicht für möglich gehalten hätte. Der folgende Schauer beschränkte sich dann aber auf nicht viel länger als fünf Minuten. Reichte aber dafür, dass die Bilder vom Leger alle sehr mittelmäßig sind, war wohl doch dunkler als gedacht. Kaldera bewies dann in der Folge, dass man zwar nicht unbedingt von hinten, zumindest aber doch aus dem Mitteltreffen kommend gewinnen konnte. Unter Eddy Hardouin bescherte sie Trainer Paul Harley den ersten Gruppesieg des Jahres (oder nicht sogar als Trainer überhaupt? Ich konnte keinen finden, bin mir aber gerade nicht sicher). Virginia Sun, die zwischenzeitlich schon enteilt schien – aber die Dortmunder Gerade ist laaang – wurde Zweite vor Rock of Romance.
Anschließend ging’s nach Hause. Auf Wiedersehen auf Sand… oder so ;)


Virginia Sun

Kaldera

Rock of Romance

Achtung, gemeingefährlicher Grupperegen im Anmarsch!

Noch führt Special Mening vor Ephraim, Macbeth und Rock of Romance
Das beste Ende für Kaldera und Eddy Hardouin


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