Donnerstag, 27. Oktober
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen – so könnte das Motto
des Donnerstags lauten, zumindest für mich und Simon, der Rest hatte schon die
ganze Woche Urlaub. Während Simon den ganzen Tag ran musste, war es für mich
nur ein kurzer Ausflug ins Büro oder vielmehr den Seminarraum. Früh aus dem
Bett gefallen, mit Daniel zur Uni gesaust und ab ins Seminar Politische
Kommunikation. Anschließend holten wir schnell noch Kaffee und trafen uns mit
Mama und Papa auf dem Parkplatz. Dann konnte es losgehen.

Nach etwa zwei Stunden Fahrt erreichten wir Treis-Karden, wo
wir uns im hervorragend sortierten Edeka mit Nahrungsmitteln für Abendbrot und
Frühstück eindeckten. Dann fuhren wir in unseren Zielort Müden (ca. 690 Einwohner).
Um Punkt 14 Uhr tauchte pünktlich unsere Ferienwohnungsvermieterin auf. Die „Villa
Modena“ erwies sich als Volltreffer, sehr geräumig, super eingerichtet mit drei
Schlafzimmern, Wohnzimmer, Küche und zwei Bädern ließ sie eigentlich nur zwei
Wünsche übrig: Spülmaschine und WLAN. Dass es letzteres nicht gab, hatten wir
irgendwie verpeilt. Ich hatte noch nicht mal Handyempfang. Gut, dass die
wichtigsten Dinge erledigt waren. Da war das für mich gut zu verschmerzen.
Nach dem Beziehen zog es uns hinaus ins herrliche
Herbstwetter. Die Sonne lachte vom wolkenlosen Himmel, also ab in die
Weinberge. Der Buchsbaumwanderweg begann direkt hinter dem Haus und führte ins
gut 4 Kilometer moselaufwärts gelegene Treis-Karden. Zunächst ging es auf einem
bequemen Spazierweg durch die Weinberge – im T-Shirt übrigens! Da dachten wir
noch, wir hätten die Wanderschuhe umsonst angezogen. Wir probierten hier und da
ein paar Träubchen, lasen fleißig Infoschilder und genossen die Aussicht aufs
Tal.
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Aufmerksamer Bewacher des Buchsbaumwanderwegs |
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Der Herbst kommt! |
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Vielmehr ist er schon da! |
Irgendwann bog der Weg aber in den Wald ab, da warnte dann auch ein
Hinweisschild vor steilen Wegen und Treppen. So ganz ernst nahm ich das noch
nicht, sollte mich aber bald getäuscht sehen, die Wege hatten bisweilen fast
schon alpine Qualität. Beim Aufstieg über ca. 40 Zentimeter hohe Treppenstufen
kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Anschließend führte der Weg auf und ab
durch den Wald, hier fanden wir auch den namensgebenden Buchsbaum. Papa fand
zwischendurch heraus, dass wir uns in ca. 250m über NN befanden, Müden liegt
auf ca. 90m. Der Weg führte schließlich auf einen Rastplatz auf dem Kompuskopf
(glaube ich). Dort genossen wir einen grandiosen Blick auf Treis-Karden, die
Mosel und die weitere Umgebung. Ein Düsenjet flog auch noch vorbei. Schließlich
machten wir uns an den Abstieg und kehrten in Karden noch in einer Weinstube
ein. Nachdem die erste Flasche Moselriesling gelehrt war, liefen wir an der
Hauptstraße entlang zurück nach Müden und machten uns hungrig an die Zubereitung
des Abendessens. Währenddessen trudelte auch Simon ein. Nach dem Essen machten
wir uns an die Weinprobe. Simon hatte neben unseren Einkäufen aus dem
Supermarkt noch zwei Flaschen vom benachbarten Winzer beigesteuert… Ich habe
allerdings schon vor der letzten Flasche aufgegeben…
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Aussicht vom Rastplatz |
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Ein wahres Wort |
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Spaß muss sein! |
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Spiegeleien |
Freitag, 28. Oktober
Der Wecker klingelte gar nicht erst, es wurde ein wenig
später, so genau weiß ich es gar nicht. Papa hatte schon fleißig Obst fürs
Müsli geschnippelt, dazu gab’s Brötchen und es war auch noch Brot zum Mitnehmen
übrig. Gegen kurz nach zehn hatten wir es in die Wanderschuhe geschafft und
marschierten los. Ziel war die Burg Eltz, die in ein paar Kilometer Entfernung
in nördlicher Richtung lag. Wir liefen los wie am Vortag, bogen dann aber nicht
in Richtung Westen ab sondern liefen geradeaus den Berg hoch statt daran
entlang zu laufen. Die Beschilderung war bisweilen etwas dürftig, wir verliefen
uns trotzdem nicht. Wir folgten einem Kreuzweg, an dessen Ende der Weg einen
Schlenker macht und einen letzten Blick auf Müden erlaubt. Ein Wegekreuz
markierte diese Stelle zusätzlich. Früher war dieser steile Pfad die
Hauptstraße und ein Ort für Wanderer zu Einkehr und zum Gebet, um entweder um
eine gute Reise zu bitten oder aber für die Rückkehr zu danken.
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Endlich mal eine treffende Wettervorhersage! |
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Letzter Blick auf Müden |
Ein Stückchen
weiter erreichten wir die Siedlung Müdener Berg. Dort besichtigten wir die
sorgfältig gepflegte Kapelle, bevor wir unseren Weg erst etwas die Straße
entlang, dann durch Mischwälder fortsetzten.
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Kapelle in Müdener Berg |
Nach einer ganzen Weile über eine
Hochebene wurde es wieder hügeliger und schließlich eröffnete sich rechter Hand
der Blick auf ein Tal mit der Burg Eltz auf der nächsten Anhöhe. Von dort war
es nicht mehr weit, einmal runter und wieder rauf und schon waren wir gegen 12
Uhr da. Wir machten eine Burgführung mit anschließender Besichtigung der
Schatzkammer. Die Burg Eltz ist eine der wenigen unzerstörten Burgen der
Region, primär dem diplomatischen Geschick der Eigner sowie deren Beziehungen
zu verdanken. Die Schatzkammer offenbarte ein Sammelsurium der
unterschiedlichsten Gegenstände von Waffen bis zu Trinkbechern.
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Burg Eltz in Sicht! |
Danach stärkten
wir uns mit Broten und Kaffee, bevor wir uns wieder auf den Weg machten und
wieder primär durch Wälder einen Bogen Richtung Moselkern schlugen. Dort wäre
eigentlich der rechte Zeitpunkt für Kuchen gewesen, aber wir fanden keine
Lokalität und mussten unverrichteter Dinge nach Müden zurückspazieren. Dort
angekommen war später Nachmittag und wir teilten uns auf. Mama, Papa und Daniel
fuhren Abendessen einkaufen, Simon und ich klapperten die anderen örtlichen
Winzer ab. Das war erst skurril und dann (Weingut Dehen) sowohl informativ als
auch unterhaltsam. Im Endeffekt brauchten wir länger als die anderen drei zum
Einkaufen, was aber nicht zuletzt daran lag, dass wir genötigt wurden, die
Probiergläser auch zu leeren. „Viel zu schade. Das kommt auch nicht mehr in
meine Weincreme.“ Dem Argument konnten wir uns nicht verschließen.
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Baumstämme im Gegenlicht |
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Gruppenfoto |
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Moselkern |
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Wein von dem Berg haben wir auch gekostet. |
Nach dem Abendbrot kamen die Doppelkopfkarten und
anschließend das Memoryspiel auf den Tisch. Wir schafften allerdings nur noch
drei Flaschen Wein und zwei vom Federweißen, aber der zählt ja kaum.
Samstag, 29. Oktober
Dieses Mal habe ich auf die Uhr geschaut, Frühstück gab’s um
neun, neben dem Müsli heute mit Brötchen vom örtlichen Bäcker. Um zehn kamen
wir los, dieses Mal jedoch mit dem Auto. Papa hatte am Vorabend einen Prospekt
von Deutschlands längster Hängeseilbrücke in Mörsdorf entdeckt. Das klang
spannend. Also ging es in den Hunsrück in ein Dorf ähnlich groß oder klein wie
Müden, aber ohne Wein. Die Brücke Geierlay wurde im September 2015
fertiggestellt, ist 360 Meter lang und unter ihr geht es 100m in die Tiefe. Als
wir kamen waren die zugehörigen Parkplätze recht leer. Als wir wiederkamen,
waren sie voll. Keine Ahnung, ob das noch der Reiz des Neuen ist oder ob das
immer so ist – ich vermute angesichts der Professionalisierung letzteres – auf jeden
Fall hätte ich das so nicht erwartet. Uns war es schon zu voll. Das gilt nicht
für den 1,7km langen Hinweg, wo wir den Wander- und nicht den Spazierweg
wählten. Dort waren wir fast allein, dafür schoben sich dann gefühlt mehrere
Busladungen über die Brücke. Interessant war’s trotzdem, ein paar mehr
Hinweisschilder mit technischen Details wären noch nett gewesen.



Danach fuhren wir zurück an die Mosel, genauer gesagt nach
Cochem. Dort holten wir uns erst mal einen Kaffee, dann waren wir gestärkt
genug für die nächste Erkundung. Wir liefen durch die Altstadt mit ihren vielen
Lädchen und noch mehr Weinhandlungen zur Reichsburg. Auch in Cochem war
ziemlich was los, gerade auch touristisch. Überhaupt waren extrem viele
Holländer und Belgier unterwegs. Bei der touristischen Orientierung glaubt man
gar nicht, dass Cochem nur 5300 Einwohner hat, dabei ist Cochem immerhin
Kreisstadt, wenn auch die zweitkleinste Deutschlands. Bei unserem Weg durch die
Stadt statteten wir der Pfarrkirche einen Besuch ab, der sich wegen der Fenster
wirklich lohnte. Die Reichsburg besichtigten wir natürlich. Die im 12.
Jahrhundert errichtete Burg wurde 1689 von den Franzosen nach langer Belagerung
gesprengt und ab 1868 durch den Kaufmann Ravené wiederaufgebaut. Heute gehört
sie der Stadt.
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Fenster der Pfarrkirche |
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Die Reichsburg |
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Die Dame machte eine launige, klasse Führung! |
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Blick vom Schlossbalkon |
Nach der Besichtigung streiften wir noch etwas durch die
Stadt, aßen ein Stück Kuchen, kauften Wein und machten uns schließlich gegen 17
Uhr auf den Rückweg, hielte aber in Treis-Karden wieder an und erwischten mit
Glück im Weingut Otto Knaup den letzten freien Tisch. Dort aßen wir gut und
günstig zu Abend. In meinem Fall gab’s Saumagen, nachdem ich gelernt hatte,
dass es sich dabei nicht um Saumagen im Wortsinne handelt.
Wieder in der Ferienwohnung ließen wir den Abend sehr
gemütlich (3 Flaschen) ausklingen.
Sonntag, 30. Oktober
Durch die Uhrenumstellung hatten wir eine Stunde mehr
Schlaf. Simon und Papa gingen morgens laufen, ich war erkältet und fand das
Bett ohnehin auch recht gemütlich. Zum Frühstück trafen wir uns alle um 8.45
Uhr. Anschließend hieß es packen und Autos einräumen. Um zehn tingelten wir
dann ein letztes Mal zu den örtlichen Winzern Oskar J. Müller – dessen Frau wir
aus dem Bett warfen, er selbst war schon aktiv – und Dehen, um den Kofferraum
des Volvos ordentlich voll zu machen. Ich
für meinen Teil beschränkte mich aufs Fachsimpeln, zum Wein probieren war es
mir einfach zu früh. Bei Dehen hielten wir es lange aus, quatschten ausgiebig
mit der Dame des Hauses, diskutierten und ich glaube nicht, dass wir damit zum
letzten Mal Kontakt hatten.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Zwischenstopp in
Koblenz und besichtigten die Festung Ehrenbreitstein, bevor wir uns am
Nachmittag auf die letzte Etappe des Heimwegs machten. Den Abschluss fand das
Wochenende im Ristorante Villa San Andrea in Dortmund, danach trennten sich
leider die Wege schon wieder.
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Bilanz ;) |
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Blick von der Festung |
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