Mittwoch, 21. November 2018

Niko erobert... Halali in Dresden (296)



Wenn der Wecker an einem Tag, an dem wir nicht arbeiten müssen, um 5:05 Uhr klingelt, muss etwas Besonderes anstehen. Es kommt zwar des Öfteren vor, dass ich ohne Wecker früh bis sehr früh wach bin, aber das war dieses Mal nicht der Fall. Ich hatte mir diesen Mittwoch schon vor einigen Wochen frei genommen, bei Daniel hieß es bibbern und hoffen bis Dienstag. Dann kam aber auch aus Höchst Grünes Licht und wir konnten Prämienpunkte in Freifahrten umtauschen. In meinem Fall ging das (Prämienpunkt-)Produkt von zwei Jahren Fernbeziehung quasi dabei drauf. Nach dem Aufwachen direkt erst einmal geschaut, was die Schienenlage sagte: Signalstörung in Frankfurt Hauptwache – super, das braucht man direkt nach dem Aufwachen. Also die Hufe geschwungen, rein in die Klamotten, die abends geschmierten Brote in de Rucksack gepackt, den Kaffee Kaffee sein lassen und ab durch die Mitte. 21 Minuten nach dem Weckerklingeln waren wir in der S-Bahn – eine früher als geplant, aber bei Signalstörungen geht man lieber auf Nummer Sicher. Dafür konnten wir es dann am Hauptbahnhof ruhiger angehen lassen: Kaffee holen und Daniel hatte auch noch Zeit, einen Lottoschein auszufüllen. Um 6:14 Uhr rollte dann pünktlich unser ICE los. Auf in den Osten. Die Zugfahrt war unspektakulär. Wir machten in Ruhe unsere Tipps. In Leipzig stiegen wir um, ab Dresden Hbf waren es dann nur noch zwei S-Bahnstationen. Dadurch, dass der Rennverein zwei Rennen aufgrund des Starteransturms geteilt hatte, hatte man den Start des ersten Rennens auf 11.15 Uhr statt 11.30 Uhr vorgezogen. Für uns wurde des dadurch etwas eng, denn wir hatten schon die frühestmögliche Verbindung gewählt. Zum Führring schafften wir es daher nicht, wir kamen ziemlich genau nach dem Aufgalopp an. Leider verpassten wir dadurch die Zweijährigen, bekamen aber immerhin das Rennen noch mit. In Anbetracht der frühen Startzeit das Ultimo herausgeholt.
Mit Ormuz gewann eine von drei Stuten im Feld. Mit Blick auf die Vorschau der Wöhler-Website hatte man im Vorfeld schon so etwas ahnen können. Wir hatten das Thema im Zug schon gehabt, als wir über Trainer und Jockeys für den Renntag diskutierten. Ich hatte in dem Zusammenhang festgestellt, dass Wöhler eine gute Wahl sein könnte, weil die Vorhersage eine typische für den Fall ist, wenn der Trainer Mumm auf ein Pferd hat, es aber nicht so richtig herausposaunen möchte. Genauso lief Ormuz dann auch. Ganz sicher lief aber auch der eine oder andere Kandidat, dem man im kommenden Jahr Größeres zutraut, um kurz vor Toreschluss schnell noch mal den Ort des Geschehens gezeigt zu bekommen. Es mag also gut sein, dass das Pferde hinterher hoppelten, die ihr Potenzial erst 2019 zeigen können.



Anschließend bekam ich erst einmal eine kurze Rennbahnführung. Das kulinarische Angebot war ziemlich ordentlich – von Langos über Waffeln und die obligatorische Wurst bis hin zu ungarischem Street Food, dessen Namen ich vergessen habe, aber im Grunde waren es gemischte Minibratwürstchen unterschiedlichen Typus mit verschiedenen Saucen in einem tütenförmigen Brötchen. Kannte ich zumindest noch nicht. Cool fand ich zwei Bäckerwagen und restlos begeistert waren wir von einem Weinstand. Um nicht falsch verstanden zu werden: Nicht irgendein Stand, der irgendwelche Supermarktplörre ausschenkt, sondern der Stand eines Weinguts, wo die eigenen Erzeugnisse ausgeschenkt werden. Damit war für Leib und Wohl auch schon mal gesorgt. Wir waren vermutlich die einzigen Bekloppten, die an diesem Tag (ca. 2 Grad) keinen Glühwein wollten, sondern den gekühlten Weißwein nahmen. Zumindest waren wir zum Zeitpunkt der Bestellung tatsächlich die ersten, viel mehr werden es in Anbetracht des Wetters wohl auch nicht geworden sein.
Die Unterschiede im Preis von Karl Köhler Recycling (Kat. E) waren hinsichtlich des Teddyfaktors schon recht hoch. Hinzu kam der eine oder andere Kandidat, der einen Start für die künftige Erteilung eines Handicaps absolvierte. Dazu zählt beispielsweise der noch etwas rundliche und ebenso riesige Pompeii. Wie leicht es in diesem Rennen war, die Dreierwette zu treffen, offenbarte anschließend die Quote (45:10). Aber auch der Eindruck vor dem Rennen ließ schlicht nicht den Hauch eines Zweifels daran, dass Sieg und Plätze unter Waikita, Irish Dickens und Alte Lady England ausgemacht würden. So kam es dann auch.

Einmal "Johanniter" und einmal "Schieler" vom Ökoweingut Hoflößnitz
Den anschließenden Ausgleich IV schnappte sich die Neu-Dresdnerin Osumi, erst vor Kurzem in den Stall von Stefan Richter eingerückt. Sie fügte meinem aktuellen Statistikprojekt (Hypothese grob gesagt: Leistungssteigerung nach Trainerwechsel) einen Positivtreffer hinzu, indem sie beim ersten Start für ihren neuen Trainer siegte. Die aus München angereiste Mitfavoritin Lady Vivian war durch Bügelverlust der Reiterin leider früh aus dem Rennen um mehr. 

Dann gab es noch einmal Zweijährige, der Teilung des Rennens sei Dank. Tja, was fällt mir zu Nubbel ein, außer, dass ich den Namen unpassend finde? Bei „Nubbel“ erwarte ich der Phonetik nach ein niedliches Pferd – oder zumindest irgendetwas, was im entferntesten Sinne kuschelig oder was in der Richtung ist. Nubbel ist aber nicht süß, das fand ich enttäuschend. Nicht falsch verstehen, er ist nicht hässlich, sondern im Grunde recht unscheinbar. Gut, das sind auch andere Pferde, aber zumindest bei mir wird mit dem Namen eine gewisse Erwartungshaltung geweckt. Die hielt er dann aber im Rennen, wo er sich souverän seine Konkurrenz vom Leib hielt. Man könnte jetzt natürlich streiten, ob und wie das zu der durch den Namen geweckten Erwartungshaltung passt (oder eben nicht), aber ich lasse das jetzt, er kann ja schließlich auch nichts dafür. Die Favoritin Loyalität kam sicher auf Platz zwei. Secret Potion endete in durchaus versprechender Manier deutlich gesteigert auf Platz drei, da muss man noch nicht alles gesehen haben.



Wir legten eine kleine Pause zur Nahrungsaufnahme ein – an dieser Stelle ein ausgesprochenes Lob an die Eintöpfe – wir hatten Makkaronieintopf bzw. Sächsische Linsensuppe – wirklich lecker und wärmend. Danach waren wir dann auch wieder bereit für die Pferde. Tom Tom Chap entführte das fünfte Rennen nach Österreich. Überhaupt sind die österreichischen Trainer in letzter Zeit sehr erfolgreich mit ihren Ausflügen nach Deutschland, sind ja schon einige Kilometer.

Dass dieses Rezept aber natürlich auch nicht immer funktioniert, zeigte das 6. Rennen, ein Agl. IV über 2200 Meter, in dem sich eins der Pferde mit der kürzesten Anreise durchsetzte und die beiden Gäste aus Österreich und Tschechien nur die letzten Plätze belegten. Palace King schaffte auf den buchstäblich letzten Drücker noch seinen ersten Saisonsieg. 

Dann stand das letzte Listenrennen des Jahres im deutschen Rennkalender an. In den letzten Jahren fiel ja durchaus mal ein Affe aus dem Nest, zumindest auf den Plätzen. Nicht so 2018. Die gemeinten Pferde machten das Rennen nahezu unter sich aus, auch wenn weder der letztjährige Derbysieger Windstoß noch der am Toto fast mit ihm gleichauf liegende Itobo am Pfosten vorn war. Nein, das war ein Pferd, welches vor Kurzem einen Trainerwechsel hinter sich hatte. Seitdem wieder auf längeren Distanzen unterwegs zeigte Be My Sheriff das Vermögen, welches er schon als Zweijähriger gezeigt hatte, dann aber vermissen ließ. Seinen Anteil am Erfolg hatte sicher auch Lukas Delozier, der den Vierjährigen ganz an der Außenseite einsetzte. Dieses Rezept führte heute des Öfteren zum Erfolg. Und zu Henk Grewe kann man eigentlich nur sagen: Wenn’s läuft, läuft’s!


Wenn der Knoten einmal geplatzt ist, nach diesem Motto schien auch Queens Street zu operieren, die immer länger wurde. Das Halali folgte dann schon leider auf dem Fuße und die Saison fand ihr Ende. Mit Viva la Corsa gewann zum Abschluss immerhin mal ein Pferd, das nicht (mit) vorn gegangen war, sondern aus dem Mitteltreffen kam und ihren Angriff aus der Bahnmitte gegen das außen gehende Pferd erfolgreich gestaltete. Was mit Theo am 25.03. begann, endete heute mit Viva la Corsa. Hoffen wir auf einen erträglichen (= schnell vorbei gehenden) Winter und eine spannende Saison 2019!


Wir machten uns dann, kaum dass das Horn verklungen war, auf den Weg zur S-Bahn: Wohl dem, der 10 Stunden Zug fährt für 4,5 Stunden Rennen. :D

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