Freitag, 30. Oktober
Der letzte Morgen in Strodehne. Immerhin machte uns das
Wetter den Abschied leicht, denn es regnete Bindfäden. Wir waren recht früh
wach, aßen die Reste auf und uns dann gegen kurz vor zehn auf den Weg in
Richtung Sachsen. Der Weg dorthin führte uns lange, lange übers Land und dann
kurz vor Schluss auf die Autobahn. Gegen halb eins erreichten wir Halle,
suchten dort etwas nach einem Parkplatz, hatten dann aber in einer Seitenstraße
Glück und konnten sogar kostenlos parken. Wir liefen dann die letzten zwei
Kilometer zum Marktplatz und hatten dort noch Zeit für eine Wurst, bevor unsere
Stadtführung losging. Immerhin 10 Leute erschienen zum Altstadtbummel und wir erfuhren
in knapp zwei Stunden extrem viel Neues. Das war nicht so schwer, denn über
Halle wusste ich vorher so gut wie nichts – jedenfalls nichts über die
Geschichte der Stadt in der Salzgewinnung und auch nicht, wie hübsch man
Plattenbauten renovieren kann.
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Die Marktkirche vom Marktplatz aus
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In diesem Taufbecken wurde u.a. Händel getauft
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Hinter diesem Hauseingang verbirgt sich der letzte noch erhaltene Salzbrunnen
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Marktkirche vom Hallmarkt aus
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Aus alt...
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...mach wie neu
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Händels Geburtshaus
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Im Anschluss an die Führung schickten wir
schnell noch eine Geburtstagskarte Richtung Dortmund und kauften im Halloren
Fabrikverkauf ein. Die Stracciatellakugeln sind sehr zu empfehlen. Danach fuhren
wir Richtung Delitzsch, denn es war schon wieder 16 Uhr durch und die
Dunkelheit nahte schon wieder. Um kurz nach 17 Uhr erreichten wir die Grüne Linde
und checkten ein. Nach einem kurzen Abstecher zum Aldi und zum Rewe
Getränkemarkt suchten wir uns was zu essen und fanden dies im Athos, einem
griechischen Restaurant. Das war noch einmal ein ganz interessanter Besuch,
denn dort ging es zu wie im Taubenschlag. Das Restaurant war bis auf den
letzten Platz besetzt (wir bekamen den letzten an der Bar…) und quasi im Minutentakt
holten dazu noch Leute ihr bestelltes Essen ab. Das Essen war aber auch
entsprechend hervorragend.
Samstag, 31. Oktober
Nach dem sehr guten Frühstück im Hotel – wir sind fast die
einzigen Gäste hier, könnten nach der Abreise eines anderen Paars heute auch wirklich
die letzten Mohikaner sein – schmiedeten wir Pläne für den Tag. Ursprünglich
hatten wir vor, am Reformationstag in Halle und an Allerheiligen in Hoppegarten
auf die Rennbahn zu gehen. Dann wurde der Renntag in Halle ganz abgesagt und in
Hoppegarten nur noch Aktive zugelassen. Da wir in Delitzsch aber schon gebucht
hatten und wir in diesem schon sehr alten und familiengeführten Hotel bis
Dienstagmorgen bleiben können, was uns logistisch hilft, beließen wir es bei
diesem Reiseziel.
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Blick aus dem Hotelzimmer auf Delitzsch, unten rechts chillt Kuno
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Unser Hotel
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Liebevoll dekorierte Frühstückseier
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Statue des Genossenschaftsbegründers Hermann Schulze Delitzsch |
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Postmeilensäule von 1730: Ihr kann man die Entfernungen zu anderen Städten und die zurückzulegenden Kutschenstunden entnehmen.
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Wir entschieden uns dafür, den Fokus am Samstag auf Delitzsch
selbst zu legen und begannen mit einem Bummel durch die Altstadt, u.a. am
Schulze Delitzsch-Haus vorbei, denn der Gründer der ersten Genossenschaft ist
ein Sohn der nordsächsischen Kreisstadt. Die nächste Station war dann das
Barockschloss Delitzsch, einer der Sitze und zeitweise vor allem Witwensitz der Herzöge von Sachsen-Merseburg. Wir besichtigten das dort untergebrachte
Museum, das vor allem die ausgestatteten bzw. wiederhergestellten Zimmer des
Schlosses zeigt, aber auch immer Sonderausstellungen zeigt. Bei unserem Besuch
stand das 120jährige Bestehen des Museumvereins im Mittelpunkt und das war der
eigentliche Höhepunkt des Besuchs. 120 Ausstellungsstücke aus der Sammlung des
Vereins wurden gezeigt. Was wie eine relativ willkürliche Sammlung klingt, war
mitsamt der Geschichten, die darum erzählt wurden, höchst spannend und total
faszinierend. Jedes einzelne der 120 Stücke erzählte eine Geschichte für sich
und bot Einblicke in die Geschichte der Stadt und auch in die Zeit weit davor,
wie durch einen Mammutzahn und ein Skelett von mehreren Tausend Jahren vor
Christus.
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Blick auf die Lober
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Der Dicke Turm...
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...schon "besetzt"
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Barockschloss Delitzsch
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Ausstellung des Heimatmuseums
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Nach einer kurzen Tour durch den Schlossgarten liefen wir
weiter Richtung Tiergarten. Dort stärkten wir uns – passend zum Reformationstag
- mit Reformationsbrötchen und Kaffee, bevor wir den Tiergarten selbst
erkundeten. Als wir mit Affen, Ziegen, Zebras und zahlreichen Vögeln fertig
waren, liefen wir auch nur noch kreuz und quer durch die Stadt zurück zum Hotel
und beschlossen, es für diesen Tag gut sein zu lassen. Wir schauten uns
gemütlich die Rennen aus Dortmund an und ließen den Tag mit einem Gläschen Wein
ausklingen.
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Original Reformationsbrötchen
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Was guckst du?
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Sonntag, 01. November
Eine Woche unterwegs, irgendwie fühlt es sich sogar länger
an als es tatsächlich der Fall ist – eigentlich ja untypisch für Urlaub. Aber
vielleicht liegt es an Corona und der damit verbundenen Tatsache, dass wir
immer wieder Nachrichten verfolgen müssen und unsere Reisepläne an die
Gegebenheiten anpassen müssen. So wird unser Urlaub im Osten auch nur noch bis
Montag dauern, bevor es dann Dienstagfrüh nach Beelen geht. Damit wird dann
wohl auch der Reisebericht sein Ende finden, denn dann ist es ja kein
„richtiger Wegfahrurlaub“ mehr. Ich hoffe, es dauert dann keine Ewigkeiten, bis
wir uns mal wieder auf den Weg machen können. Denn auch diesen Urlaub hatten
wir uns anders vorgestellt.
Nach dem Frühstück planten wir den Tag wetterbedingt um.
Eigentlich hatten wir nach Bitterfeld fahren wollen und eine Wanderung machen
wollen, aber dafür regnete es uns zu sehr. Also ging es kurzerhand ins nahegelegene
Leipzig. Daniel hatte das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig auserkoren, das
sich im Alten Rathaus befindet. Wir ließen das Auto am Hotel und nahmen die
S-Bahn. Gegen 11 Uhr kamen wir dort an und starteten mit der Entstehung der
Stadt im 9. Jahrhundert, wohl als slawische Siedlungsorte an einer Kreuzung von
Handelswegen. Die Stadt erlebte dann ab dem 11. Jahrhundert eine schnelle
Entwicklung, bereits im 14. Jahrhundert erhielt sie Messerechte und
prosperierte mit nur wenigen Unterbrechungen. Natürlich wurde auch die Moderne nicht
ausgespart. Zwar gab es ein paar coronabedingte Einschränkungen, die meisten
Multimediastationen waren nicht aktiv, doch es waren einen Tag vor dem
„Lockdown light“ nur sehr wenige Menschen dort, Abstand halten war so gar kein
Problem. Insgesamt waren wir gute drei Stunden dort, dann hatten wir aber auch
fast alles angesehen und waren entsprechend hungrig. Wir deckten uns mit
Leipziger Lerchen für den Abend ein uns gingen im Romanushof essen. Das
Restaurant kannten wir noch vom letzten Leipzigbesuch. Wir hätten auch etwas
anderes ausprobiert, doch so gegen 15 Uhr an einem Nachmittag sind die
Möglichkeiten essen zu gehen nun nicht unbegrenzt. Es gab leckere deutsche
Küche und noch einmal etwas Unterstützung für die Gastronomie, bevor es ab morgen
wieder „Urlaub“ heißt, wie der Kellner es mit einer guten Portion Galgenhumor
bezeichnete.
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Kirchentür von 1200
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Im Alten Rathaus
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Kunst mal anders: Druckvorlagen verstrickt
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Anschließend war 16 Uhr durch und die Dämmerung machte sich
langsam, aber sicher schon wieder bemerkbar. Wir statteten daher noch der
Gründungsstätte des DFB einen kurzen Besuch zum Fotomachen ab, zogen noch ein
wenig durch die Leipziger Altstadt und machten uns dann alsbald auf den Rückweg
nach Delitzsch.
Montag, 2. November
Der erste Tag im Lockdown light, also keine Museums- oder
Restaurantbesuche mehr möglich. Zum Glück gibt es noch die Möglichkeit in die
Natur auszuweichen, zumindest, wenn das Wetter mitspielt. Das war
glücklicherweise der Fall und so brachen wir nach dem Frühstück auf Richtung
Neuhauser See. Der See ist einer von vielen ehemaligen Braunkohletagebauen. Ende
der 1980er Jahre war Schluss mit den Kohleabbau und der ehemalige Tagebau wurde
von 1993 bis 2005 geflutet. Der See gehört zum Sächsischen Seenland und
befindet sich zwischen Delitzsch und dem Landschaftsschutzgebiet Goitzsche.
Dort wollten wir noch eine letzte kleine Wanderung unternehmen. Wir umrundeten
den 150 ha großen See einmal. Wir begannen mit Asphalt, auf der zweiten Hälfte
wurde es dann aber wegetechnisch interessanter. Ich war allerdings an einem
Umweg schuld, ich hatte dummerweise zwischen Maps und Komoot herumgewechselt,
das war keine gute Idee, ich hätte bei Komoot bleiben sollen. So liefen wir ein
kleines Wegstück dreimal. Upsi. Die zweite Weghälfte belohnte uns nach den
Regenfällen der vergangenen Tage mit reichem Pilzwuchs. Es gab jede Menge
verschiedene lustig geformte Pilze zu betrachten. Gegen Ende des Rundwegs
liefen wir noch in irgendeine Bundeswehrübung. Allerdings machten die Soldaten
gerade Pause und saßen in Gruppen herum. Wir waren offensichtlich nicht von
Interesse und blieben unbehelligt. Zuvor hatte man immer mal wieder
Schießübungen vom nahen Kasernengelände (hoffentlich) gehört. Nach knapp 10
Kilometern kamen wir wieder am Auto an.


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Tierische Spuren
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An dieser Stelle stand die Kirche von Paupitzsch, dann kam der Tagebau
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Pilze
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Nachwuchspilze
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Nasser Pilz
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Noch ein Pilz
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Zur Abwechslung... Pilze?!
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Neuhäuser See mit so etwas wie einem Sandstrand |
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Nach einer kurzen Pause (Corny und Bier
– war noch da) fuhren wir weiter über die Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt bis
nach Bitterfeld (korrekterweise Bitterfeld-Wolfen, die beiden Städte haben 2017
fusioniert). Dort erklommen wir den Bitterfelder Bogen, eine 2006 errichtete
Aussichtsplatzform auf einem – wie könnte es anders sein – ehemaligen
Braunkohletagebau. Aus 126 Metern Höhe genossen wir den hervorragenden
Ausblick: Halle und Leipzig waren in der Ferne zu erahnen, Bitterfeld von oben und
der Goitzschesee in der Nähe zu betrachten. Anschließend durchquerten wir die
Stadt, um zum See selbst zu kommen und dort den Pegelturm zu besteigen. Das war
fast Küstenfeeling, weil direkt am See und quasi schon maritim. Sehr schade,
dass unser Urlaub nach diesem Tag ein etwas abruptes und frühes Ende fand, ich
wäre gern noch geblieben und hätte die Gegend noch länger und ausgiebiger
erkundet. Jetzt stehen noch einige unserer anvisierten Ziele aus: Spreewald,
Rhön, Weimar usw. stehen dann wohl ein anderes Mal auf dem Programm.
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Bitterfelder Bogen
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Blick auf Bitterfeld
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Alors, on marche... wohin auch immer...
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Pegelturm am Großen Goitzschesee
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Fast wie am Meer...
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Zurück in Delitzsch besuchten wir noch den Fabrikverkauf der
Delitzscher Schokoladenfabrik und besorgten noch etwas sächsisches Bier als
Mitbringsel, bevor wir für eine letzte Nacht in die Grüne Linde zurückkehrten.
Wir hatten dort noch einen sehr unterhaltsamen Plausch mit dem
Betreiberehepaar, insbesondere zum Thema Pferderennen, Geldscheine sammeln usw.
Ich bekam netterweise noch ein liebevoll zusammengestelltes Lunchpaket für
Dienstag (im Grüne Linde Turnbeutel), dann besorgten wir noch Essen und
genossen anschließend noch ein Glas Papa Luna.