Sonntag, 25. Oktober
So weit, so irreführend, denn erst einmal ging es keineswegs
in den Osten, sondern in Richtung Norden. Der Wecker klingelte für einen
Sonntag zu unchristlicher Zeit um kurz nach sechs. Immerhin hatten wir, der
Uhrumstellung sei Dank, eine Stunde mehr von der Nacht gehabt, da fiel das
Aufstehen nicht ganz so schwer. Wir kochten auch mehr oder minder nur Kaffee
zum Mitnehmen und machten uns um viertel vor sieben auf den Weg nach Hannover
bzw. nach Langenhagen zur Neuen Bult. Der erst dritte Renntag für uns live vor
Ort in diesem Jahr! Wir kamen sehr entspannt und verkehrsarm durch und
trudelten gegen 10.30 Uhr auf dem Gelände ein. Insgesamt 11 Rennen gab es zu
bestaunen und zu bewetten, darunter mit zwei Gruppe- und zwei Listenrennen auch
ein sportlich hochwertiges Programm. Glück mit dem Wetter hatten wir auch noch.
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Turandot - Sieger im ersten Rennen
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Sea Shepherd gewann das zweite Rennen für Zweijährige
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Wonderful Moon nach dem Sieg im GP der Besitzervereinigung (Gr. III)
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Ab 14 Uhr war Regen angesagt, es tropfte aber eher als dass man es richtigen
Regen nennen konnte. Der kam dann erst ab 16.45 Uhr nach den Rennen. Da waren
wir dann schon auf dem Weg zum Hotel. Wir nächtigten im „Leonardo“ am
Tiergarten. Abends gingen wir noch quasi direkt gegenüber in der „Taverne“, ein
Italiener, essen. Dort gab es eine derart ansprechende Karte, dass wir beide
uns gegen Pizza (das kommt bei mir in ca. einem von zwanzig Fällen beim
Italiener vor) und für Lamm entschieden und das war absolut genial. Dazu gab es
leckeren Syrah aus Sizilien und wir waren danach dick, satt und glücklich – und
dann so müde, dass wir kaum bis 22 Uhr die Augen offen halten konnten.
Entsprechend lagen wir zu der Zeit dann auch im Bett.
Montag, 26. Oktober
So ganz verdaut hatten wir die Zeitumstellung noch nicht,
ich war schon gegen sechs Uhr wach und auch Daniel war schon vor acht am Start.
Daran hatte vielleicht aber auch die Baustelle in der Nähe inkl. des
LKW-Lieferverkehrs eine Mitschuld. Sei’s drum, um 9 Uhr gab’s ein sehr gutes
Frühstück. Das gab es sogar als Büffet, wenn auch coronaoptimiert mit
Einbahnstraße, Handschuhen und allem nötigen Pipapo. Danach checkten wir aus
und drehten noch eine große Runde durch den Tiergarten, dessen Haupteingang
direkt hinter dem Hotel lag. Dort waren wir eine gute Stunde im herbstlichen
Wald unterwegs, genossen den Naturwald und bestaunten vor allem das Damwild. Dort
war High Life, denn offensichtlich hatten wir genau die Brunft erwischt.


Gegen 11.30 Uhr brachen wir dann im Nieselregen auf, der
schnell stärker wurde und so begleitete uns der Regen die nächsten zwei Stunden
mal stärker mal schwächer. In Magdeburg verließen wir die A2 und wechselten
über Bundesstraße auf die A14, zumindest bis zum derzeitigen Ende der
Ausbaustrecke. Besonders beeindruckend waren da die Wildbrücken, die derzeit
noch gebaut werden. Die A 14 soll eines Tages bis an die Ostsee führen, da sind
noch einige Kilometer Straße und einige Wildbrücken zu bauen.
Passend zu unserem geplanten Zwischenstopp in Stendal hörte
es auf zu regnen und so stand unserer kleinen Stippvisite in der Hansestadt
nichts entgegen. Wir parkten Kuno und schauten uns zunächst das Uengelinger
Tor, dabei handelt es sich um eins der ehemaligen Stadttore, an, bevor wir
weiter Richtung Altstadt marschierten. Unverhofft kamen wir an einer
Minibrauerei namens Taubentanz vorbei. Es war geöffnet und so erstanden wir in
einem Bauwagen sechs Stendaler Biere und zwei Miniflaschen „Ödeldödel“ – der
Aquavit musste allein schon wegen des Namens mit.



Die Stendaler Altstadt präsentierte sich sehr gepflegt mit
vielen alten Häusern, wir waren sehr begeistert und warfen u.a. noch einen
Blick in den Dom, bevor wir unseren Rundgang beendeten und weiter nach
Strodehne fuhren. Dort erreichten wir nach einer Fahrt durchs idyllische
Havelland gegen 15.30 Uhr unsere Ferienwohnung. Wir drehten eine kleine
Kennenlernrunde durch das 240 Einwohner große Dorf, liefen bis an die Havel und
bekamen einen glutroten Sonnenuntergang geboten. Anschließend fuhren wir nur
noch nach Rhinow zum Einkaufen und ließen den Abend mit Spaghetti Carbonara ausklingen.
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Neben der Ferienwohnung
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Erster Blick auf die herbstliche Havel |
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Kleine Frau in Kleindorf...
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Dienstag, 27. Oktober
Wir starteten gemütlich in den Tag mit Kaffee, leckerem
Vollkornbrot und Müsli mit Obst. Abends zuvor hatten wir bereits fleißig
Prospekte mit hiesigen Sehenswürdigkeiten studiert, was ich morgens im Bett im
Internet weitergeführt hatte. So brachen wir um zehn auf zum Gülper See. Wir
fuhren erst nur etwa fünf Kilometer um einen Sternbeobachtungsposten auszukundschaften,
bei dem ich mir nicht so sicher war, ob ich da im Dunklen mit dem Auto
hinfahren wollte. Der Weg stellte sich jedoch als gut befahrbar heraus. Wir
liefen eine Weile dort durch die Natur, bevor wir zum Auto zurückkehrten. Das
nächste Ziel sollte das Südufer des Sees sein. Doch noch auf dem Weg zurück zur
Hauptstraße mussten wir einen Stopp einlegen, denn auf einem Feld hatten sich
an die 1000 Graugänse versammelt. Da mussten wir erstmal schauen und Fotos
machen, bevor es weiter ging.







In Prietzen hielten wir an der dortigen
Bockwindmühle und wanderten etwa 2 Kilometer über den Deich am Südufer des
Gülper Sees entlang. Auch dort machten zahlreiche Vögel Pause: Wir sahen vor
allem Grau- und Saatgänse, aber auch Enten, Möwen usw. Unterwegs hatten wir auch
Libellen und Silberreiher erspäht.
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Blick auf Prietzen
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Gegen eins hatten wir fertig geschaut und
fuhren dann weiter in die Kreisstadt Rathenow. Dort erkundeten wir die
Altstadtinsel mit der dort gelegenen St. Marien Andreas Kirche. Einst als
katholische Kirche gebaut, wurde sie um 1530 umgewidmet und war fortan
evangelisch. Glücklicherweise entsorgte man den ausgedienten katholischen Altar
nicht, so kann man ihn heute wieder nutzen und bewundern. Er stammt immerhin
aus dem 14. Jahrhundert. Ein Küster (?) vor Ort versorgte uns mit allen
möglichen Infos, auch zum Wiederaufbau der Kirche, die nach dem Weltkrieg nur
sehr notdürftig geflickt wurde. Erst nach der Wende machte man sich daran, den
Kirchturm wiederherzustellen. Auch heute stehen noch einige Projekte aus, die
Wiederherstellung der Orgel ist nur eins von vielen. Da sieht man dann doch,
dass viele Jahrzehnte des Nichtstuns im Sinne der Wiederherstellung nicht von
heute auf morgen aufgeholt werden können.
Nach dem Kirchenbesuch liefen wir durch eine Parklandschaft
zum Bismarckturm, einem Aussichtsturm, der leider geschlossen hatte. Aber er
war auch von unten nett anzusehen. Danach genehmigten wir uns einen Cappuccino
und tingelten noch ein wenig durchs Stadtzentrum. Dabei bewunderten wir am
Alten Hafen die „Schleusenspucker“. Dabei handelte es sich um Tagelöhner, die
am Hafen auf die Ankunft der Lastkähne warteten, um sich beim Entladen etwas
Geld zu verdienen. Die Wartezeit vertrieben sie sich u.a. mit
Weitspuckwettbewerben – daher der Name. Danach wurde es langsam dunkel, also
machten wir uns auf den Rückweg zur Ferienwohnung. Gegen 21 Uhr machten wir uns
noch einmal auf den Weg aus dem Dorf heraus. Denn das Havelland ist der erste
Sternenpark Deutschlands. Heißt: Wenig Lichtverschmutzung und ein besonders
dunkler Nachthimmel. Wir hatten immerhin einen sternenklaren Himmel, aber
leider einen zunehmenden Mond wenige Tage vor Vollmond, sodass wir zwar einen
schönen Sternenhimmel hatten, ohne Mond wäre es aber noch besser gewesen.
Laufleistung: 12 km
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Der alte katholische Flügelaltar
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Rathenower Kirche
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Bismarckturm
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Rathenower Schleusenspucker
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Mittwoch, 28. Oktober
Frühstück gabs um neun. Etwa eine Stunde später brachen wir
zu Fuß auf, erneut Richtung Gülper See, allerdings dieses Mal durch Strodehne
hindurch unweit der Havel entlang zu einer weiter westlich gelegenen Stelle als
am Vortag. Nach etwa drei Kilometern fanden wir den Aussichtspunkt – sogar mit
Bank und Tisch ausgestattet. Wir sahen zwar nicht so viele Gänse wie am
Dienstag, doch kamen immer mal wieder einige Kraniche vorbei und wir erspähten
einen Silberreiher. Highlight waren dieses Mal jedoch die Greifvögel, die sich
einen Baum unweit des Sees als Ansitz erkoren hatten und immer wieder große
Runden über das Wasser segelten. Wir hielten es bei bestem Wetter bis fast um
12 Uhr dort aus, bevor wir uns erneut auf den Weg machten und dem Fischer des
Orts einen Besuch abstatteten. Dort erstanden wir Räucherfischsalat und
genehmigten uns als Mittagsmahl einen Brassenburger – viel frischer und lokaler
(aus dem Gülper See) geht’s nicht.
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Ausblick von der Einfahrt
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Bester Blick
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Gespottet: Silberreiher
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Strohdener Kunstscheune
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Zeit für Brassenburger beim örtlichen Fischer
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Frisch gestärkt liefen wir zurück zu Ferienwohnung und
stiegen dort ins Auto um. Wir fuhren ins nahe gelegene Stölln und beschäftigten
uns mit Fluggeschichte. Denn in Stölln befindet sich das
Otto-Lilienthal-Zentrum. Denn der Flugpionier selbst hatte zwischen 1890 und
1896 zahlreiche seiner Testflüge auf dem Gollenberg in Stölln durchgeführt –
darunter auch seinen letzten Flug, bei dem er aufgrund einer Böe abstürzte und
tags darauf verstarb. Zuvor hatte er jedoch bereits einen Flugplatz gegründet
und war dabei eine Flugschule aufzubauen – was Stölln zu der Ehre verhilft,
sich als ältesten Flugplatz der Welt bezeichnen zu können. Nach dem Besuch des
Zentrums fuhren wir knapp zwei Kilometer weiter zum Gollenberg, also dem
Flugplatz selbst. Dort befindet sich auch eine Iljuschin IL-62, die 1989 von
der Interflug ausgemustert und auf dem Gollenberg gelandet wurde. Seitdem steht
sie, nach der Frau von Otto Lilienthal, Lady Agnes, benannt, dort und kann
besichtigt werden. Nachdem wir das getan hatten, liefen wir noch schnell auf
die Spitze des Berges, wo sowohl die Absprungstelle für die Flugversuche als
auch die Absturzstelle Lilienthals markiert sind.
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Otto-Lilienthal-Museum in Stölln
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Stöllner Geschichte als Wandgraffiti
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Blick vom Gollenberg
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Dann wurde es auch schon wieder dunkel und wir fuhren über
Rhinow zum Einkaufen wieder zurück nach Strodehne. Der Abend war dann mal
wieder vom Umplanen der Reise geprägt – öfter mal was Neues…
Donnerstag, 29. Oktober
Ich hatte mir vorgenommen, mindestens einmal pro Woche auch
im Urlaub laufen zu gehen. Die Umgebung an der Westhavel lädt sowieso dazu ein
– also nichts wie los vor dem für Freitag anstehenden Ortswechsel. Nachts hatte
es geregnet, aber morgens um 7 Uhr war erklomm gerade die Morgensonne den
Horizont. Ich schnürte also mein Laufschuhe und lief eine gut 10 km lange Runde,
natürlich zum Gülper See. Anschließend gab’s Frühstück und Tagesplanung. Das gestaltete
sich dieses Mal etwas komplizierter, ich war ja Laufen gewesen und hatte noch
nicht im Bett liegend vorrecherchiert. Um 10 Uhr kamen wir aber dann doch los.
Wir fuhren zunächst nach Dreetz. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Feld
vorbei, auf dem sich Hunderte Kraniche versammelt hatten. Leider gab es keine
Haltemöglichkeit und daher auch keine Fotos. In Dreetz parkten wir nahe des
Arboretum. So richtig spektakulär war dieses allerdings nicht, immerhin gab es
ein WC. Aber wir hatten ohnehin vor, den Dreetzer See zu umrunden. Laut Website
sollte das auch funktionieren, dafür wurde es mitunter recht abenteuerlich. Oder
um es anders zu formulieren: Wir waren nicht immer nur auf offiziellen Wegen
unterwegs. Mitunter hatten wir keine andere Wahl als querwaldein bzw.
querfeldein zu marschieren. Insgesamt brauchten wir etwa zwei Stunden für die
11,6 Kilometer. Eventuell haben wir auch einen Seeadler gesehen, es soll am
Dreetzer See zumindest einen geben und verschiedene Greifvögel konnten wir auf
jeden Fall beobachten.
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Der Rhinkanal
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Zwar kein Seeadler, aber ein Graureiher ist auch nicht schlecht
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Herbststimmung
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Wieder zurück am Auto gab es eine wohlverdiente Stulle,
bevor wir weiter nach Neustadt/Dosse fuhren. Mangels vernünftiger
Internetverbindung in Lütgendreetz hatten wir nicht wirklich recherchieren
können und die Größe des Orts stark überschätzt. Aber wer vermutet schon, dass
eine Stadt mit Landgestüt nur 3000 Einwohner hat? Wir jedenfalls nicht. Das
erklärte jedenfalls, warum wir weder ein „Stadtzentrum“ noch ein Café fanden. Immerhin
fanden wir einen Bäckerstand, wo uns eine freundliche Dame Kuchen verkaufte,
nur der Kaffee fiel aus. Gestärkt ließen wir die „Stadt“ Stadt sein und
kümmerten uns lieber um die Pferde, indem wir uns die Neustädter Gestüte
ansahen. Wir begannen mit dem Hauptgestüt und stellten dann nach einer Weile
erst fest, dass die eine (riesige) Anlage noch längst nicht alles war, sondern
anderthalb Kilometer weiter auch noch die Anlage des Landgestüts liegt. Das
sahen wir uns dann natürlich auch noch an. Leider durften wir nicht in die
Stallungen, aber das eine oder andere Pferd bekamen wir dennoch zu Gesicht, sei
es unter dem Reiter oder auf der Weide. Daniel fand darunter auch noch einen
neuen Freund – in Gestalt eines etwas übermotivierten Dunkelbraunen, der auf
seinem Paddock wohl lieber mehr Gesellschaft gehabt hätte.



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Daniels neuer Kumpel
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Als wir die weitläufigen Anlagen ausreichend begutachtet
hatten, war 16 Uhr durch, also schon wieder kurz vor Dunkelwerden. Wir machten
uns also auf dem Rückweg, um dann wenige Meter später schon wieder einen
Zwischenstopp einzulegen, denn wir hatten ein Schild mit Hinweis auf einen Weinhandel
entdeckt. Allerdings stellte sich dieser als Vertriebspartner eines
rheinhessischen Winzer heraus, also weniger spannend für uns. Einen Glühwein
nahmen wir aber trotzdem mit, als wir uns dann endgültig auf den Weg zur
Ferienwohnung machten.
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