Donnerstag, 28. Oktober
Zur Abwechslung hatten wir uns heute tatsächlich mal einen
Wecker gestellt, allerdings eher einen Wecker der Kategorie „sicher ist sicher“
(8:08 Uhr und ich hatte natürlich schon eine halbe Stunde gelesen). Nach dem
Frühstück schnappten wir uns unsere eigens mitgenommenen Fahrradhelme und machten
uns auf zur Fahrradvermietung. Wie liehen uns für jeweils acht Euro zwei
Trekkingräder und radelten an der Küste entlang gen Osten. Vorgenommen hatten
wir uns die sogenannte „Natur-Route“, eine von mehreren vorgeschlagenen Routen
durch die Probstei. Laut Website der Stadt Laboe sollten die Routen gut
ausgeschildert sein. Das war nicht der Fall. Ums kurz zu machen, sie waren
nirgends ausgeschildert. In Laboe selbst konnte man mit viel guten Willen ein
paar Wegweiser entdecken, deren Aussage habe ich aber auch nach vier Tagen noch
nicht verstanden, daher kann man das nicht werten. Außerhalb von Laboe habe ich
noch zwei Schilder der gleichen Machart gesehen, die Aufschrift genauso wenig
verstanden. Ich hatte mir ja versprochen, einfach nach Symbolen fahren zu
können, das hätte ich bequem gefunden. Stattdessen mussten wir mehr oder minder
von Ort zu Ort navigieren, war zwar nicht schwierig, aber nicht das, was ich
von einer angeblich ausgeschilderten Tour erwarte.
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So hätte es überall sein können, dann hätten wir einfach dem Baumsymbol folgen können. |
Wir folgten zunächst etwa 20 Kilometer der Küste: von Laboe über
Stein mit Umweg in das Barsbeker Naturschutzgebiet, Kalifornien, Brasilien,
Schönberger Strand bis zum Hohenfelder Strand. Ab dort ging es dann ins
Landesinnere, leider erst einmal mit Gegenwind und – das sollte sich fast bis
zum Ende der Tour fortsetzen – mit verdammt vielen Hügeln. Die waren nun
wirklich nicht in meinem münsterländisch geprägten Erwartungshorizont gewesen.
Im Ernst jetzt, wer erwartet denn in einer deutschen Küstenregion Hügel?
Jedenfalls wurde mir schnell klar, dass die 250 m Höhenunterschied kein
Blödsinn waren. Die Strecke Hohenfelde – Schwartbuck – Köhn war recht
langweilig: Dörfer und dazwischen Äcker, nichts, was ich bei einer Naturroute
erwartete. Richtung Pratjau, Stoltendorf und Passade wurde es dann wieder
deutlich abwechslungsreicher und vor allem führte der Weg auch nicht mehr
parallel zur Straße. Im Passade machten wir dann nahe des Passader Sees Pause
beim Passader Backhaus, eine reine Biobäckerei mit sehr leckeren Backwaren und
ebenfalls gutem Kaffee. Danach variierten wir die Route etwas. Statt zurück gen
Norden zu fahren, radelten wir zunächst gen Westen durch Probsteierhagen, Schönkirchen
nach Heikendorf (sehr schöne Landschaft zwischen beiden letztgenannten Orten).
In Heikendorf trafen wir dann wieder auf die Küstenlinie und fuhren die letzten
Kilometer dann wieder ostwärts die Kieler Förde entlang bis nach Laboe. Nach
gut 58 Kilometern gaben wir dort die Räder wieder ab, genossen noch etwas am
Strand sitzend die Sonne, bevor wir zum Duschen und Frischmachen in die
Ferienwohnung zurückkehrten.
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Unsere geliehenen Drahtesel: waren voll ok
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Hinterm Deich bei Stein
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Passader See bei Stoltenberg
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Mittagspause beim Biobäcker in Passade
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Passade |
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Heikendorf |
Anschließend waren wir in der Laboer Fischküche
grandios gut Fisch essen und den Sonnenuntergang über der Förde genießen. Als
es dann richtig dunkel geworden war, machten wir uns noch einmal auf zum Strand,
zum Sternegucken und Glühweintrinken.
Freitag, 29. Oktober
Nach dem Frühstück ging’s runter zum Hafen, um von dort aus
– leider nicht mit dem Schiff – mit dem Bus nach Kiel zu fahren. Sehr gern
wären wir Fähre gefahren, doch leider verkehrt diese seit dem vergangenen
Wochenende nach dem Winterfahrplan und somit nicht auf der Strecke Laboe –
Kiel. Das zieht sich übrigens durch so einige touristische Attraktionen durch,
wir sind quasi eine Woche zu spät hier.
Der Schnellbus 102 brachte uns in 25 Minuten bis zum Kieler
Hauptbahnhof, von dort ging es dann zu Fuß weiter. Wir liefen an der Förde
entlang, starteten an der Hörnbrücke, liefen am Schwedenkai und am Ostseekai
vorbei bis zum Geomar Aquarium. Auf dem Weg dorthin bestätigte sich die These,
eine Woche zu spät hier zu sein ein weiteres Mal, sämtliche Schiffe, die
Rundfahrten anbieten, hattem die Saison bereits beendet. Leider setzte sich
unser „Glück“ insofern fort, dass es freitags auch keine öffentliche
Seehundfütterung gibt – das hatte immerhin keine saisonalen Gründe. Ach und
Stadtführungen gibt’s Ende Oktober auch nicht mehr, das finde ich dann schon
etwas merkwürdig. So klein ist Kiel nun auch wieder nicht, dass man sämtliche
Angebote über Winter einstellen müsste. Immerhin war das Aquarium ganz nett,
auch wenn ein paar Erklärtafeln mehr schön gewesen wären. So blieb man als
Besucher teilweise etwas ratlos vor den Aquarien, wenn man wissen wollte,
welche Bewohner diese beherbergten. Keine Ahnung, ob Google Lense immer die
richtigen Suchergebnisse lieferte.




Wieder draußen in der Sonne war es Zeit fürs mittägliche
Fischbrötchen. Dies erstanden wir bei Matjes Lange am Fördeufer. Der macht
übrigens erst im November Saisonschluss… Schwein, äh, Fisch gehabt. Beim
Verzehr meines Kräutermatjesbrötchen gab ich meinen Plan, ein
Fischbrötchenranking zu erstellen, dann mangels Abstufbarkeit der verspeisten
Brötchen auf. Langes Fischbrötchen war super: krosses Brötchen, sehr
aromatischer Fisch, viele Zwiebeln: alles top.
Nach der Fischpause durchquerten wir den Alten Botanischen
Garten, liefen an der Kieler Uniklinik vorbei, besichtigten Skulpturen der
Kieler Nobelpreisträger und erreichten dann die Altstadt. Am Alten Markt
genehmigten wir uns Kaffee und Kuchen (bzw. Currywurst), statteten dann der
Nikolaikirche einen Besuch ab und bummelten dann noch ein wenig. Anschließend
hatten wir keine rechte Lust mehr auf einen Museumsbesuch, es war auch schon
etwas spät dafür. Wirklich sehr schade, dass keine Stadtführung angeboten
wurde, das hätten wir sehr gern gemacht. So wollten wir tatsächlich mangels
weiterer Ideen den Bus um 16.18 Uhr zurück nach Laboe nehmen – nur kam der einfach
nicht und wir standen eine Dreiviertelstunde an der Bushaltestelle, bis der
nächste Bus kam. Wieder in der Ferienwohnung gab’s dafür dann leckere Spaghetti
Carbonara und einen gemütlichen Fernsehabend.
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Nobelpreisträger mit Marienkäfern (Kurt Edler)
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Nikolaikirche |
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Es herbstelt... Mein Rucksack fügt sich gut ins Ensemble ein
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Samstag, 30. Oktober
Letzter Tag in Laboe, das war insofern auch okay, dass wir die
Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung auch so langsam abgegrast hatten –
zumindest zu dieser Jahreszeit. Baden in der Ostsee empfiehlt sich Ende Oktober
ja nicht unbedingt. Wenn man leidenschaftlicher Segler, Surfer usw. ist, mag
das auch noch etwas anders gelagert sein. Eigene Fahrräder mitzunehmen wäre für
längere Aufenthalte auch eine Idee. Die Leihräder waren völlig in Ordnung, aber
das eigene Fahrrad passt dann bei längeren Touren noch etwas besser. Da wir die
To Do-Liste abgearbeitet hatten, entschieden wir uns für eine kleine Wanderung
durch die Barsbeker Salzwiesen. Dazu parkten wir das Auto in Wisch und liefen
erst Richtung Barsbek, um dann nach Norden in die Salzwiesen abzubiegen. Der
Weg führte uns unter anderem über eine Rinderweide, deren Bewohner sich aber
von uns nicht beim Wiederkäuen im Liegen stören ließen. Etwa zwei Stunden
dauerte unsere Tour. Anschließend mussten wir uns entscheiden: Heckenlabyrinth
in Probsteierhagen oder Rennen gucken (aus Halle) und noch einmal Fischbrötchen
testen? Das Heckenlabyrinth erschien uns dann nicht spektakulär genug und so
fuhren wir uns Leergut wegbringen und holten uns im Laboer Hafen Fischbrötchen
bei der Mobilen Fischräucherei. Preislich waren dies deutlich die günstigsten
(mit Fischfrikadelle 2,20 Euro, mit Matjes o.ä. 2,80 €). Wir hatten
Fischfrikadelle und Bückling. Geschmacklich sortierten sich die Fischbrötchen
als Gesamtkomposition aufgrund leichter Abstriche beim Brötchen knapp hinter
der Spitzengruppe ein.
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Herbststimmung in den Salzwiesen
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Krokauer Mühle
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Die Rinder ließen sich nicht stören
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Hat nichts mit der Wanderung zu tun, ist aber ein Beispiel für die typischen alten Häuser in Laboe
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Sehr alte Scheune in Wisch
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Abends gingen wir zum Abschluss noch einmal in der
Fischküche Laboe essen. Es gab natürlich Fisch, in meinem Fall Scholle und
Hering gebraten und es war genauso lecker wie beim ersten Mal. Morgen geht’s in
aller Frühe raus – zum Glück ist Zeitumstellung – und dann noch zum Renntag
nach Verden.