Sonntag, 21. April 2013

Starke/Schiergen-Festival mit Chopin-Crescendo

Ein sehr interessanter und möglicherweise auch aufschlussreicher Renntag liegt hinter uns. Krefeld für Marion und mich sowieso irgendwie ein gutes Pflaster, was „Entdeckungen“ anbetrifft. Entdeckungen, das heißt nicht zwangsläufig, dass dies immer künftige Cracks waren, aber doch oft interessante Pferde, die aus verschiedenen Gründen für uns wichtig waren oder sind. Technokrat war so ein Fall, um mal nur einen zu nennen. Der neueste Fall dieser Kategorie könnte Ay no Digas sein, aber schauen wir mal, wie sich das alles so entwickelt. Ich beginne mal von vorn.

Begonnen hat der Tag für uns mit – scheint ein neues Ritual zu werden – einem gemeinsamen Frühstück in Moers. Mal ein ganz anderer Ort, wir kommen mittlerweile frühstückstechnisch gut in NRW rum, Köln, Krefeld, Duisburg, Dortmund, Moers, alles war schon dabei. Falls also irgendwer Tipps braucht… ;)

Trotzdem waren wir recht früh im Stadtwald, so etwa gegen 12.30 Uhr, Zeit für ein ausgedehntes Pläuschchen mit Stephie und Jürgen (Jockeys in Deutschland). Die beiden zogen dann irgendwann los, um Ponys zu gucken. Wir haben beschlossen, dass Montini auch ohne unsere Unterstützung gewinnen würde und sind schließlich schon einmal entspannt zu den Sattelboxen gezogen und haben uns dabei über den Witzbold amüsiert, der den Namen für A. P. McCoy ausgesucht hat, das Pony wohlgemerkt. Der Namenspate liegt dem Vernehmen nach ja noch im Krankenhaus. Aber ich komme leicht vom Thema ab. Marions erste Trainersichtung war übrigens Peter Schiergen, Volltreffer würde ich mal sagen.

Es sollte auch gleich gut losgehen. Zunächst ging es für die Dreijährigen über 1700 Meter. Mit dabei unter anderem Commander Kirk aus dem Löwe-Stall, der immerhin noch eine Derbynennung hat. Nach Abmeldung von Abonito herrschten paritätische Geschlechterverhältnisse, zumindest, wenn man die Wallache zu den Männern zählt ;) Besagter Commander Kirk gefiel mir wirklich gut, sehr harmonisch gebaut, wacher Blick und wohlproportioniert. Elsie’s Indian konnte ich nicht wirklich ernstnehmen. Ein Brocken von Pferd, das offensichtlich seine Kraft noch nicht in Effektivität umsetzen kann. Elsie’s Indian konzentrierte sich auf seine Vorzüge als Schaukelpferd und verpulverte fröhlich Kraft. Nach spätestens einer Runde vor den Sattelboxen wusste ich auch, warum ihm zwei Führer zur Seite gestellt waren. Mit den Bogen hatte er es im Rennen später dann ja auch nicht so, warten wir mal noch ein paar Starts, hat bei Jukebox Hero damals auch geklappt :D Nightdance Rose sah richtig nett aus, allerdings hatte ich da schon so meine Zweifel, die Geschwister waren zwar alle nicht schlecht, aber beileibe keine Frühstarter. Sieht so aus, als würde Nightdance Rose sich da einreihen. Artemisia hat durchaus Ecken und Kanten, gefiel mir aber nach Commander Kirk am zweitbesten. Die letzten Reste des Winterfalls ließen sie an den Beinen etwas struppig daherkommen, nichtsdestotrotz schwitzte sie vor dem Rennen kein bisschen – im Gegensatz zu einigen anderen Aspiranten. Im Rennen war sie souverän und fackelte in der Geraden nicht lange, wobei Commander Kirk aber auch noch deutlich grüner agierte als die Schiergen-Stute. Hart angefasst wurden die beiden Vorderen aber auch nicht. Da dürfte sicher noch das eine oder andere zu erwarten sein.

Artemisia


Commander Kirk

Anschließend waren noch einmal die Dreijährigen an der Reihe und das Rennen fand ich noch viel spannender als das vorherige. Das größte Problem: Wohin gucken? Ich konnte mich gar nicht recht entscheiden und schon gar keine Rangliste machen, wen ich denn nun rein optisch am ansprechendsten fand. Mein Vorausfavorit war dennoch ganz klar Ay no Digas gewesen. An dieser Stelle muss mal gesagt sein; man stelle sich eine Fusionierung von Black Beauty und Fury vor, heraus kommt Ay no Digas! Ein wunderschönes Pferd, dem man die Nervosität allerdings ansah, hatte was von gespannter Stahlfeder. Er beruhigte sich nach dem Satteln zunehmend. Da ich ja bekanntlich ohnehin auf schwarze Pferde stehe, machte Ay no Digas selbstverständlich keine Ausnahme. Aber da es ja bekanntlich auch Pferde gibt, die nur gut aussehen, aber nicht schnell laufen können, blieb ich erst einmal vorsichtig, die Konkurrenz war ja beileibe auch nicht von schlechten Eltern. Die Tatsache, dass alle Starter außer Major Hollow (Wallach) noch eine Derbynennung besitzen, spricht wohl für sich. Ebenfalls ein schicker Typ ist Saint and Sinner, der Favorit des Rennens. Ich hatte ja besagten Ay no Digas als Favorit erwartet, vielleicht lag’s ja an der positiven Besprechung auf der Wöhler-Website. Umgehauen hat mich Saint and Sinner aber nicht. Sehr kraftvoll kam Magaluf daher, eine ordentliche Hinterhand hat er auf jeden Fall mitbekommen. Major Hollow und Nordsommer fielen durch mein persönliches Aufmerksamkeitsraster, erst einmal zu Recht, wie sich herausstellen sollte. Die beiden Schiergens… Das auffälligere Pferd ist Arrabiato, der mich optisch an Girolamo erinnert, allerdings deutlich mehr Substanz hat als sein Halbbruder. Die Dai Jin-Kopfform haben sie aber auch beide mitbekommen. Empoli, im Führring eins der ruhigsten Pferde, fiel weniger auf, was aber auch an den weniger großen und unregelmäßigen Abzeichen gelegen haben mag. Dabei sah der Halling-Sohn gut aus, allerdings war da ja noch Ay no Digas … as said… Die einzige Stute im Feld, Wild Silva, hatte natürlich gegen die geballte Hengstpower einen schweren Stand, zog sich in allen Belangen aber achtbar aus der Affäre.
Empoli erledigte die ihm gestellte Aufgabe souverän von vorne weg, allerdings setzte sich der Eindruck aus dem SW-Video fort, der ist trotzdem noch ein ziemliches Baby, hing auch in der Geraden nach innen. Ay no Digas reihte sich irgendwie nahtlos in die Riege der Hickstschen Zweitplatzierten ein, aber auch von dem dürften wir noch einiges sehen. 



Empoli

Ay no Digas

Empoli


Danach waren wir Hoppegarten gucken, wenn ich mich recht erinnere. Der Buchmacher in Krefeld war geschlossen, aber netterweise zeigte man die Rennen aus Hoppegarten und Zweibrücken auf einem der Bildschirme in der Wetthalle. Am Führring war ich daher nur ganz kurz, allerdings war mir da auch vorher schon klar gewesen, dass rein nach Optik sowieso keiner Nordic Truce das Wasser würde reichen können. War auch so. Positive Eindrücke hinterließen ansonsten Layer Cake, Nareion und Hammer Home. Alles wenig überraschend, aber schließlich waren die Gemeinten auch vorne. Über das Aussehen von eins, zwei Konkurrenten sage ich an dieser Stelle mal besser nichts.

Im fünften Rennen waren quasi nur alte Bekannte dabei. Leider war auch hier einer dabei, der gar nicht gut aussah und dann auch so lief. Der Paddock Pick war hier eindeutig Lips Dancer, der sah so aus, als müsste er nicht zwangsläufig im Ausgleich II stehen bleiben, aber schauen wir mal, die Saison ist noch jung. Postillion, der ja eher zu den klein geratenen Pferden gehört, dürfte sich ziemlich gut im Griff des Handicappers befinden, ist da aber wohl nicht der einzige. Andrasch Starke mit 54 Kilo sieht man aber auch nicht alle Tage. Überhaupt scheint der Handicapper gute Arbeit geleistet haben, nimmt man die geringen Abstände.


Lips Dancer
Zum sechsten Rennen kann ich nichts sagen, da waren wir das Listerennen in Hoppegarten gucken und sind danach quatschenderweise in der Wetthalle geblieben, weil wir das Dreijährigenrennen mit Nuntius auch noch sehen wollten, weshalb es vom 7. ebenfalls keine Führringseindrücke gibt.

Das ist natürlich vor dem achten Rennen anders gewesen, denn nur war schließlich das Busch-Memorial an der Reihe, die erste Gruppeprüfung für den Derbyjahrgang. Ich war vorher eigentlich der Meinung, dass das Rennen fürs Derby nicht so unglaublich aufschlussreich sein würde, was ich nun aber doch wohl etwas revidieren muss. Wo anfangen? Ich starte mal mit Gobal Bang, der im Führring mit die meisten Faxen machte. Wobei Faxen etwas zu hart ist, er war die meiste Zeit einfach mit Tänzeln, Rumzappeln und Augenrollen beschäftigt, das aber durchaus nicht auf aggressive Art und Weise. Insgesamt war er mir aber trotzdem etwas zu nervig. Seinen Auenqueller Kollegen Anatol Artist mochte ich schon letztes Jahr sehr gut leiden, ohne die Gründe dafür wirklich genau nennen zu können, vielleicht, weil er einfach ein sehr sympathisches, harmonisches Pferd ist. Er ist aber eventuell eher doch was für die Kategorie darunter, war wohl etwas schwer für ihn heute. Ideal fand ich wie schon in Köln ganz nett, haute mich aber immer noch nicht so aus den Socken. Dass er unter den ersten Vier zu finden sein würde, hatte mir allerdings schon gedacht. Bestärkt auch meine Ansicht, dass Leve dieses Jahr extrem gute Pferde hat. Tja, dann Limario, der immer noch zwei Etagen größer ist als die anderen. Der wirkte weniger wie ein Pferd und mehr wie eine Naturgewalt im Führring, zumal er durchaus durchblicken lässt, dass er schließlich Hengst ist. Er hatte nichts Beeindruckendes über den Winter verloren – allerdings nur optisch. Im Rennen trug die Naturgewalt einen französischen Namen, Chopin. Und da war er dann auch wieder, der Wow-Effekt. Gegner hatte der Graditzer letztlich keine und demonstrierte er mit zunehmender Distanz eindrücklich. Vor dem Rennen hatte er ein klein wenig im Schatten seines Stallkollegen Wake Forest gestanden, der auch wirklich klasse aussah. Chopin stand dem aber nichts nach, sich hier zu entscheiden, ist reine Geschmackssache. Für Eddie Pedroza tat es mir fast schon leid, er saß mal wieder auf dem falschen Pferd und so konnte Andrasch Starke seinen vierten Tageserfolg feiern. Aber mal sehen, ob Chopin auch die 2400 Meter schafft, überzeugt bin ich davon zwar noch nicht, aber ausschließen würde ich das auch nicht… Mal sehen, bis zum Derby ist es ja noch eine Weile.

Wake Forest
Ideal

Global Bang

Chopin

Im Blitzlichtgewitter ;)
 
Das neunte Rennen haben wir noch mitgenommen, auch hier allerdings erst nach einem Abstecher in die Wetthalle, wir wollten schließlich Zenturios sehen. Festzuhalten bleibt, dass alle Kinder von Salve Regina fast haargenau gleich aussehen. Für Salve Hibernia hätte der Weg jedenfalls noch weiter sein dürfen, Alberto Hawaii profitierte womöglich auch von seiner Kondition.

Danach ging’s nach Hause und kommendes Wochenende geht’s, ACHTUNG, nach Mannheim (!) und Frankfurt. ;)

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