Starke/Schiergen-Festival mit Chopin-Crescendo
Ein sehr interessanter und möglicherweise auch aufschlussreicher
Renntag liegt hinter uns. Krefeld für Marion und mich sowieso irgendwie
ein gutes Pflaster, was „Entdeckungen“ anbetrifft. Entdeckungen, das
heißt nicht zwangsläufig, dass dies immer künftige Cracks waren, aber
doch oft interessante Pferde, die aus verschiedenen Gründen für uns
wichtig waren oder sind. Technokrat war so ein Fall, um mal nur einen zu
nennen. Der neueste Fall dieser Kategorie könnte Ay no Digas sein, aber
schauen wir mal, wie sich das alles so entwickelt. Ich beginne mal von
vorn.
Begonnen hat der Tag für uns mit – scheint ein neues Ritual
zu werden – einem gemeinsamen Frühstück in Moers. Mal ein ganz anderer
Ort, wir kommen mittlerweile frühstückstechnisch gut in NRW rum, Köln,
Krefeld, Duisburg, Dortmund, Moers, alles war schon dabei. Falls also
irgendwer Tipps braucht…
Trotzdem
waren wir recht früh im Stadtwald, so etwa gegen 12.30 Uhr, Zeit für
ein ausgedehntes Pläuschchen mit Stephie und Jürgen (Jockeys in
Deutschland). Die beiden zogen dann irgendwann los, um Ponys zu gucken.
Wir haben beschlossen, dass Montini auch ohne unsere Unterstützung
gewinnen würde und sind schließlich schon einmal entspannt zu den
Sattelboxen gezogen und haben uns dabei über den Witzbold amüsiert, der
den Namen für A. P. McCoy ausgesucht hat, das Pony wohlgemerkt. Der
Namenspate liegt dem Vernehmen nach ja noch im Krankenhaus. Aber ich
komme leicht vom Thema ab. Marions erste Trainersichtung war übrigens
Peter Schiergen, Volltreffer würde ich mal sagen.
Es sollte auch
gleich gut losgehen. Zunächst ging es für die Dreijährigen über 1700
Meter. Mit dabei unter anderem Commander Kirk aus dem Löwe-Stall, der
immerhin noch eine Derbynennung hat. Nach Abmeldung von Abonito
herrschten paritätische Geschlechterverhältnisse, zumindest, wenn man
die Wallache zu den Männern zählt
Besagter Commander Kirk gefiel mir wirklich gut, sehr harmonisch
gebaut, wacher Blick und wohlproportioniert. Elsie’s Indian konnte ich
nicht wirklich ernstnehmen. Ein Brocken von Pferd, das offensichtlich
seine Kraft noch nicht in Effektivität umsetzen kann. Elsie’s Indian
konzentrierte sich auf seine Vorzüge als Schaukelpferd und verpulverte
fröhlich Kraft. Nach spätestens einer Runde vor den Sattelboxen wusste
ich auch, warum ihm zwei Führer zur Seite gestellt waren. Mit den Bogen
hatte er es im Rennen später dann ja auch nicht so, warten wir mal noch
ein paar Starts, hat bei Jukebox Hero damals auch geklappt
Nightdance Rose sah richtig nett aus, allerdings hatte ich da schon so
meine Zweifel, die Geschwister waren zwar alle nicht schlecht, aber
beileibe keine Frühstarter. Sieht so aus, als würde Nightdance Rose sich
da einreihen. Artemisia hat durchaus Ecken und Kanten, gefiel mir aber
nach Commander Kirk am zweitbesten. Die letzten Reste des Winterfalls
ließen sie an den Beinen etwas struppig daherkommen, nichtsdestotrotz
schwitzte sie vor dem Rennen kein bisschen – im Gegensatz zu einigen
anderen Aspiranten. Im Rennen war sie souverän und fackelte in der
Geraden nicht lange, wobei Commander Kirk aber auch noch deutlich grüner
agierte als die Schiergen-Stute. Hart angefasst wurden die beiden
Vorderen aber auch nicht. Da dürfte sicher noch das eine oder andere zu
erwarten sein.
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Artemisia |
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Commander Kirk |
Anschließend waren noch einmal die Dreijährigen an
der Reihe und das Rennen fand ich noch viel spannender als das
vorherige. Das größte Problem: Wohin gucken? Ich konnte mich gar nicht
recht entscheiden und schon gar keine Rangliste machen, wen ich denn nun
rein optisch am ansprechendsten fand. Mein Vorausfavorit war dennoch
ganz klar Ay no Digas gewesen. An dieser Stelle muss mal gesagt sein;
man stelle sich eine Fusionierung von Black Beauty und Fury vor, heraus
kommt Ay no Digas! Ein wunderschönes Pferd, dem man die Nervosität
allerdings ansah, hatte was von gespannter Stahlfeder. Er beruhigte sich
nach dem Satteln zunehmend. Da ich ja bekanntlich ohnehin auf schwarze
Pferde stehe, machte Ay no Digas selbstverständlich keine Ausnahme. Aber
da es ja bekanntlich auch Pferde gibt, die nur gut aussehen, aber nicht
schnell laufen können, blieb ich erst einmal vorsichtig, die Konkurrenz
war ja beileibe auch nicht von schlechten Eltern. Die Tatsache, dass
alle Starter außer Major Hollow (Wallach) noch eine Derbynennung
besitzen, spricht wohl für sich. Ebenfalls ein schicker Typ ist Saint
and Sinner, der Favorit des Rennens. Ich hatte ja besagten Ay no Digas
als Favorit erwartet, vielleicht lag’s ja an der positiven Besprechung
auf der Wöhler-Website. Umgehauen hat mich Saint and Sinner aber nicht.
Sehr kraftvoll kam Magaluf daher, eine ordentliche Hinterhand hat er auf
jeden Fall mitbekommen. Major Hollow und Nordsommer fielen durch mein
persönliches Aufmerksamkeitsraster, erst einmal zu Recht, wie sich
herausstellen sollte. Die beiden Schiergens… Das auffälligere Pferd ist
Arrabiato, der mich optisch an Girolamo erinnert, allerdings deutlich
mehr Substanz hat als sein Halbbruder. Die Dai Jin-Kopfform haben sie
aber auch beide mitbekommen. Empoli, im Führring eins der ruhigsten
Pferde, fiel weniger auf, was aber auch an den weniger großen und
unregelmäßigen Abzeichen gelegen haben mag. Dabei sah der Halling-Sohn
gut aus, allerdings war da ja noch Ay no Digas … as said… Die einzige
Stute im Feld, Wild Silva, hatte natürlich gegen die geballte
Hengstpower einen schweren Stand, zog sich in allen Belangen aber
achtbar aus der Affäre.
Empoli erledigte die ihm gestellte Aufgabe
souverän von vorne weg, allerdings setzte sich der Eindruck aus dem
SW-Video fort, der ist trotzdem noch ein ziemliches Baby, hing auch in
der Geraden nach innen. Ay no Digas reihte sich irgendwie nahtlos in die
Riege der Hickstschen Zweitplatzierten ein, aber auch von dem dürften
wir noch einiges sehen.
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Empoli |
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Ay no Digas |
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Empoli |
Danach waren wir Hoppegarten gucken,
wenn ich mich recht erinnere. Der Buchmacher in Krefeld war geschlossen,
aber netterweise zeigte man die Rennen aus Hoppegarten und Zweibrücken
auf einem der Bildschirme in der Wetthalle. Am Führring war ich daher
nur ganz kurz, allerdings war mir da auch vorher schon klar gewesen,
dass rein nach Optik sowieso keiner Nordic Truce das Wasser würde
reichen können. War auch so. Positive Eindrücke hinterließen ansonsten
Layer Cake, Nareion und Hammer Home. Alles wenig überraschend, aber
schließlich waren die Gemeinten auch vorne. Über das Aussehen von eins,
zwei Konkurrenten sage ich an dieser Stelle mal besser nichts.
Im
fünften Rennen waren quasi nur alte Bekannte dabei. Leider war auch
hier einer dabei, der gar nicht gut aussah und dann auch so lief. Der
Paddock Pick war hier eindeutig Lips Dancer, der sah so aus, als müsste
er nicht zwangsläufig im Ausgleich II stehen bleiben, aber schauen wir
mal, die Saison ist noch jung. Postillion, der ja eher zu den klein
geratenen Pferden gehört, dürfte sich ziemlich gut im Griff des
Handicappers befinden, ist da aber wohl nicht der einzige. Andrasch
Starke mit 54 Kilo sieht man aber auch nicht alle Tage. Überhaupt
scheint der Handicapper gute Arbeit geleistet haben, nimmt man die
geringen Abstände.
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Lips Dancer |
Zum sechsten Rennen kann ich nichts sagen, da
waren wir das Listerennen in Hoppegarten gucken und sind danach
quatschenderweise in der Wetthalle geblieben, weil wir das
Dreijährigenrennen mit Nuntius auch noch sehen wollten, weshalb es vom
7. ebenfalls keine Führringseindrücke gibt.
Das ist natürlich
vor dem achten Rennen anders gewesen, denn nur war schließlich das
Busch-Memorial an der Reihe, die erste Gruppeprüfung für den
Derbyjahrgang. Ich war vorher eigentlich der Meinung, dass das Rennen
fürs Derby nicht so unglaublich aufschlussreich sein würde, was ich nun
aber doch wohl etwas revidieren muss. Wo anfangen? Ich starte mal mit
Gobal Bang, der im Führring mit die meisten Faxen machte. Wobei Faxen
etwas zu hart ist, er war die meiste Zeit einfach mit Tänzeln,
Rumzappeln und Augenrollen beschäftigt, das aber durchaus nicht auf
aggressive Art und Weise. Insgesamt war er mir aber trotzdem etwas zu
nervig. Seinen Auenqueller Kollegen Anatol Artist mochte ich schon
letztes Jahr sehr gut leiden, ohne die Gründe dafür wirklich genau
nennen zu können, vielleicht, weil er einfach ein sehr sympathisches,
harmonisches Pferd ist. Er ist aber eventuell eher doch was für die
Kategorie darunter, war wohl etwas schwer für ihn heute. Ideal fand ich
wie schon in Köln ganz nett, haute mich aber immer noch nicht so aus den
Socken. Dass er unter den ersten Vier zu finden sein würde, hatte mir
allerdings schon gedacht. Bestärkt auch meine Ansicht, dass Leve dieses
Jahr extrem gute Pferde hat. Tja, dann Limario, der immer noch zwei
Etagen größer ist als die anderen. Der wirkte weniger wie ein Pferd und
mehr wie eine Naturgewalt im Führring, zumal er durchaus durchblicken
lässt, dass er schließlich Hengst ist. Er hatte nichts Beeindruckendes
über den Winter verloren – allerdings nur optisch. Im Rennen trug die
Naturgewalt einen französischen Namen, Chopin. Und da war er dann auch
wieder, der Wow-Effekt. Gegner hatte der Graditzer letztlich keine und
demonstrierte er mit zunehmender Distanz eindrücklich. Vor dem Rennen
hatte er ein klein wenig im Schatten seines Stallkollegen Wake Forest
gestanden, der auch wirklich klasse aussah. Chopin stand dem aber nichts
nach, sich hier zu entscheiden, ist reine Geschmackssache. Für Eddie
Pedroza tat es mir fast schon leid, er saß mal wieder auf dem falschen
Pferd und so konnte Andrasch Starke seinen vierten Tageserfolg feiern.
Aber mal sehen, ob Chopin auch die 2400 Meter schafft, überzeugt bin ich
davon zwar noch nicht, aber ausschließen würde ich das auch nicht… Mal
sehen, bis zum Derby ist es ja noch eine Weile.
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Wake Forest |
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Ideal |
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Global Bang |
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Chopin |
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Im Blitzlichtgewitter ;) |
Das neunte Rennen
haben wir noch mitgenommen, auch hier allerdings erst nach einem
Abstecher in die Wetthalle, wir wollten schließlich Zenturios sehen.
Festzuhalten bleibt, dass alle Kinder von Salve Regina fast haargenau
gleich aussehen. Für Salve Hibernia hätte der Weg jedenfalls noch weiter
sein dürfen, Alberto Hawaii profitierte womöglich auch von seiner
Kondition.
Danach ging’s nach Hause und kommendes Wochenende geht’s, ACHTUNG, nach Mannheim (!) und Frankfurt.
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