Sonntag, 6. April 2014

Ein rennender Riesenkessel debütiert und im Listenrennen dominiert die Nacht

Wenn es in Köln wieder losgeht mit den Pferderennen, beginnt irgendwie das Rennjahr auch so richtig. Der Renntag versprach von Vornherein interessante Felder und spannende Rennen mit dem Bonus des ersten Black Type-Rennen des Jahres. Das musste entsprechend feierlich begangen werden und so verschlug es uns heute Vormittag in unsere allerliebste Frühstückslokalität überhaupt, das Adolphs an der Neusser Straße. Aus nicht mehr ganz rekonstruierbaren Gründen haben wir es 2013 nicht ein einziges Mal dorthin geschafft. Das wird uns in diesem Jahr nun nicht mehr passieren. 

Sehr gut abgefüttert betraten wir also um kurz nach halb eins die Rennbahn, wo uns auch gleich der erste Jockey in Gestalt von Daniele Porcu (im sehr, sehr schicken Anzug, aber hey, er ist ja schließlich auch Italiener) entgegen kam. Aus der Nachschau lässt sich nun natürlich bilanzieren: Das war ein gutes Omen!

Das Wetter spielte mit, die Moderation (Ulli Potofski) war launig (wenn auch bisweilen leicht verwirrt), die Menschen nett, alles gut. Dann mussten ja "nur noch" die Vierbeiner "richtig" laufen. Los ging das Spektakel am heutigen Tag mit einem zwar quantitativ schwach besetzten, aber nichtsdestotrotz hochinteressanten Ausgleich II über weite 2400 Meter. Mit dabei zwei vierjährige Stuten aus dem Schiergen-Stall, mit denen man auf Dauer sicher Black Type anpeilt. Nach Reiterverteilung war Guajara das vermeintlich chancenreichere Pferd, natürlich wurde sie auch am Toto gleich zur Favoritin gekürt. Das größte Pferd im Rennen war die Fährhoferin mit Sicherheit. So wuchtig und kraftvoll hatte ich die gar nicht in Erinnerung. Bella Duchessa fand ich letztes Jahr schon toll, allerdings hatte ich die 2013 schon im Verdacht, etwas kraftvollere Ermutigung von oben zu benötigen. Mal sehen, was das noch so gibt. Floresco gefiel mir ansonsten noch sehr gut. Optische Ausfälle gab es aber ohnehin nicht. 
 
Guajara


Guajara siegt vor Initiator und Floresco
Anschließend ging es mit einem Altersgewichtrennen für 4j. u. ält. über die Meile weiter. Der Schlenderhaner Debütant Strike ist ein Riesentier, hinter dem der auch nicht gerade als Hemd bekannte Anaximenes sich schon fast niedlich ausnahm. Könnte daher sein, dass Strike den Start noch benötigte, außerdem war die Distanz sicher auch etwas kurz für ihn, 2000 Meter passen auf Dauer vielleicht besser. Sehr knuffig kam der neueste van der Meulensche Englandimport Semai daher. Auf die alten Bekannten habe ich nicht so geachtet, Gambadino fiel mir daher nicht auf, zumal ich schon mit einem Sieg Strikes oder Anaximenes' gerechnet hatte. Letzterer zeigte beim (nicht vollzogenen) Aufgalopp, warum er im Winter gewallacht wurde und gebärdete sich ordentlich rotzlöffelig. Schaukelpferd war drin, der Vorwärtsgang ausverkauft. Peter Schiergen durfte mehrfach hüpfend Vorder- und Hinterhufen ausweichen, Daniele Porcu wurde gleich mehrfach abgesetzt, zwischenzeitlich sehr zum Leidwesen gewisser Körperregionen. Schließlich gings dann im Trab am Führzügel zum Start. Ab da war dann Strike für die Spirenzchen zuständig. Naja, und es gewann dann mit Gambadino einer, der sich aufs Wesentliche konzentrierte oder so :D

Gambadino


Das erste Rennen für den Derbyjahrgang folgte. Zwei der Kandidaten weisen noch eine Nennung fürs Blaue Band auf. Zum einen Silvery Moon, der mal wieder viele Blicke auf sich zog und der kleine Bruder von Russian Tango, nämlich Russian Bolero. Letzterer kann die Verwandtschaft wahrlich nicht leugnen, er ist genauso ein großes Kraftpaket, hat nur deutlich weniger Weiß. So richtig durchschlagkräftig präsentierte er sich aber (noch) nicht, er wurde zwar relativ locker Zweiter, konnte den Sieger aber nicht ernsthaft gefährden. Es gewann der zweitlängste Außenseiter Der Graue (ok 42:10 rechtfertigt diese Aussage nicht wirklich, aber es waren ja auch nur 5 Pferde) und damit ein Sohn des Ammerländer "Experiments" Kandahar Run. Der Schimmel sah auch wirklich manierlich aus, auch schon recht fertig und hatte auch nicht so viel Masse durch die Gegend zu tragen. Allerdings war er recht schwitzig. Die Ullmann-Stute Extravaganza gefiel mir nicht, ein ganz zierliches Mäuschen, an der mir einfach zu wenig dran war.

Der Graue

Russian Bolero


Vorm vierten Rennen waren wir Hoppegarten beim Buchmacher gucken und anschließend sind wir direkt zum Führring gegangen und haben uns das Rennen auf der Leinwand angesehen.

Denn danach kam ja unser heimliches Hauptrennen, bis zum Derby sind es ja schließlich auch nur noch gut drei Monate ;) Von den neun Kandiaten waren immerhin acht mit einer Derbynennung ausgestattet. Gut sahen sie alle aus. 
Ich hatte mich vor allem auf den Riesenkessel (=Giant's Cauldron, aber den Namen hat er bei uns jetzt weg) gefreut, den hatte ich vor einem guten Monat schon mal bewundern dürfen. Vor dem Rennen war zunächst einmal etwas Aufregung vor den Sattelboxen, aber kein Wunder bei neun halbstarken Hengsten. Die Rückkoppelungen der Lautsprecheranlage taten ihr Übrigens dazu, allerdings beruhigten sich die Herren dann aber doch recht schnell wieder. Witzig fand ich die Schiergensche Fuchsparade: drei Füche relativ ähnlicher Färbung - wenn man vom unterschiedlich verteilten Weiß absieht. Hinzu kamen mit Amorous Adventure und Time of my Life noch zwei ähnlich gefärbte Füchse, die sich noch dazu im Körperbau mit Ausnahme des etwas zierlicheren Time of my Life glichen. Allen drei relativ großrahmigen Schiergen-Startern dürfte der Start aber gut getan haben. Auch wenn der Riesenkessel als Zweiter sehr gut lief, sah er durchaus so aus, als wäre das heute auch noch eine Nummer zum Lernen gewesen. Pucco fiel eher in die Kategorie niedlich. Captain Dino war zwischen den auffälligen Füchsen eher einer für den zweiten Blick, machte dann aber viel her. Guardini ist sehr schick, kam in puncto Typ eher den Füchsen näher, wirkte aber schon etwas abgeklärter und lief dann auch so. Die ersten drei Pferde wird man - so vermute ich - sicher noch mal in besserer Gesellschaft wiedersehen. 

Guardini
Borneo

Amorous Adventure

Captain Dino

Giant's Cauldron

Raoul

Guardini gewinnt vor Giant's Cauldrom, Captain Dino und Hi Finn
Danach hab ich nicht viel von den Pferden gesehen, die kreisten die ganze Zeit vor den Startboxen, während Novellist als Galopper des Jahres (wie überraschend) geehrt wurde. Aber ich sag mal so, es hat nicht das schönste Pferd gewonnen. ;)

Fujiyama Danon
Das Listenrennen war für uns das letzte Rennen des Tages. Man hatte immerhin auch schon eine halbe Stunde Verspätung angesammelt, wofür Köln und Hoppegarten so in etwa paritätisch verantwortlich gewesen sein dürften. Der Grand Prix-Aufgalopp ist ja immer wieder ein Highlight, auch wenn in den letzten Jahren nicht unbedingt immer die Grand-Prix-Galopper hier erfolgreich waren. In diesem Jahr hat mit Night Wish jedoch sicher ein Pferd gewonnen, mit dem man in Laufe des Jahres nach Höherem strebt als nach Siegen in Listenrennen. Besagter Night Wish und auch der drittplatzierte Quinzieme Monarque würden sich qua Optik auch für Reiterstandbilder oder Ähnliches qualifizieren - die Hochzeitskutsche etwa :D Hach, so müssen Pferde aussehen (wenn sie mir gefallen wollen jedenfalls :D) Im Ernst, es ist doch immer wieder schön, wenn im Frühling die besseren Rennen so langsam beginnen und man sich schon beim bloßen Anschauen der Pferde verwöhnt fühlt. So macht das Spaß. Aber das waren ja nicht die einzigen tollen Pferde. Kitco. Ideal. Nicolosio. Gut, es gab auch noch Monolite, die bisher ja sowieso noch keinen berühmt-berüchtigten Zielrichter belästigt hat, aber es war trotzdem schön. Danach haben wir uns auf den Heimweg gemacht. 


Night Wish

Quinzieme Monarque


 

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