Montag, 16. Juni 2014

Menorca Reisebericht Teil 3


Mittwoch, 11. Juni 


Heute stand der erste richtige Ausflug an, Inseltour. Wir konnten die Vorzüge der Pauschalreise genießen. Um zwanzig vor elf holte uns halbwegs pünktlich der Bus ab und los ging’s. Erster Stopp war Ciutadella, das wir also dieses Mal nicht ganz unbedarft durchstolperten, sondern mit zahlreichen Infos versorgt wurden. Unsere Reiseführung in Gestalt von Santi sorgte den ganzen Tag für stetigen Erkenntnisgewinn. Die Tour führte uns zunächst in die Altstadt und begann direkt mit einer Sehenswürdigkeit, die wir tags zuvor – Stichwort Labyrinth – nicht gesehen hatte: dem Frischmarkt. Dessen Besonderheit ist, dass dort neben den üblichen Marktwaren natürlich auch Fisch verkauft wird. Das ist natürlich noch nichts Außergewöhnliches, schließlich ist Menorca eine Insel, wo naturgemäß viel Fisch verkauft und gegessen wird. Der Fisch wird auf dem Markt in Ciutadella in einer kleinen Markthalle verkauft. Traditionell bieten dort die Frauen der Fischer ihre Ware an. Stets ist der Name des Fischerbootes über dem Stand angeschlagen. Wer hungrig Fisch ersteht, muss jedoch nicht erst nach Hause laufen, den Fisch ausnehmen und ihn mühevoll zubereiten. Nein, der Hungrige kann den gekauften Fisch in die Bar gegenüber tragen und ihn sich direkt zubereiten lassen. Leider reicht dafür unsere Zeit nicht. Dafür konnten wir einem anderen Spektakel beiwohnen. Zunächst wunderten wir uns über den Trommler und die Flötenspielerin in der Markthalle, doch wenig später wurden wir über das Treiben aufgeklärt. Am 24. Juni ist nämlich St. Johannes – DAS Fest schlechthin auf Menorca. Wochen vorher fiebert alles auf dieses Fest hin. Ich spare mir die Details, das Protokoll des dreitägigen Fests ist seit 450 Jahren unverändert, das wichtigste ist jedoch, dass sich Hinz und Kunz trifft, jeder bei jedem einkehrt und ein riesiges Fest auf den Straßen feiert, im Prinzip also wie Schützenfest ;)

Europa-, Spanien-, Balearen- und Hotelfahne

Fischmarkt in Ciutadella

St. Johannes steht vor der Tür



Der nächste Stopp war an der Kathedrale. Gegenüber liegt übrigens die älteste Bäckerei Ciutadellas, in der nach wie vor Gebäck aller Art, vor allem aber Ensamaïda verkauft wird. Als VIP-Paket (muhaha)-Inhaber bekamen wir noch eine Führung durch die Kathedrale, die ebenfalls sehr interessant war. Menorca wurde im Laufe seiner Geschichte von 14 verschiedenen Zivilisationen beeinflusst. Diese durchaus wechselhafte Geschichte lässt sich auch an der Kathedrale ablesen. Anders als an vielen anderen Orten wurde die arabische Moschee, die sich vorher dort befunden hatte, nicht abgerissen, sondern um- und überbaut. Die Kuppeln der Moschee sind nach wie vor vorhanden, das Minarett wurde kurzerhand zum Kirchturm umfunktioniert. Auch hat man verschiedenste Baustile vereint. Der größte Teil ist gotisch, aber es gibt auch eine „romanischen Flügel“ und auch arabische Bögen und Verzierungen sind noch zu finden. Eine menorquinische Besonderheit ist die Tatsache, dass sich eine große Uhr im Kirchenraum befindet. Ich kann mich nicht erinnern, das schon einmal irgendwo gesehen zu haben: eine Uhr, von der quasi jedermann ablesen kann, wie lange die Messe (noch) dauert. Erklären kann es aber wohl keiner. Santi konnte es nicht und seiner Info nach, habe es auch der örtliche Priester nicht gekonnt. Nach dem Kirchenbesuch hatten wir noch eine Dreiviertelstunde zur Verfügung, bis der Bus weiterfuhr. Diese nutzten wir, um in einer alten Mühle Kaffee zu trinken.

Früher Minarett, heute Kirchturm: Kathedrale

Eingang zum Bischofspalast


Die nächste Station der Tour war der Hof Sant Patrici in Ferreries. Aus diesem ehemaligen Gutshof haben die heutigen Inhaber ein kleines Paradies gemacht. Unter anderem stellen sie die neben dem Gin zweite berühmte Spezialität Menorcas her, den Queso Mahón. Den wollten wir dort probieren. Wir bekamen neben einem mittelalten Käse (mindestens 2 Monate Reifezeit) auch einen alten Käse vorgesetzt (min. 6 Monate). Dazu wurde hauseigener Rotwein gereicht. Santi zufolge gestaltet sich die Weinlese jeden Herbst zum Dorfevent. Alle Rentner des Dorfes Ferreries helfen und dafür gibt’s Wein und Essen. Klang nach jeder Menge Spaß, zumal das Weingut nach Größe betrachtet ziemlich niedlich ist. Da artet die Weinlese wohl nicht in einen Riesenberg Arbeit aus, sondern scheint gut zu schaffen zu sein. Der Wein schmeckte uns ebenso ausgezeichnet wie der Käse, sodass wir beides im Hofladen kauften. 




Weiter ging die Fahrt in Richtung Fornells, ein Fischerdorf im Norden der Insel. Etwa 600 Menschen leben dort, zumindest im Sommer, in den Wintermonaten ist es etwa die Hälfte. Berühmt ist Fornells insbesondere für seine Langusten. Die große, lang gezogene Bucht bietet optimale Bedingungen für Langusten. So ist es nicht verwunderlich, dass die Fischrestaurants in Fornells für ihre Langustensuppe bekannt sind. Eine Suppe ist zu Preisen ab 70 Euro aufwärts zu haben. Nicht unbedingt etwas für unseren Geldbeutel, mehr etwas für Betuchte und Blaublütige – so soll der spanische Noch-König gern einmal vorbeisegeln, um in Fornells zu speisen. Wir beschränkten uns auf Bodenständigeres in Gestalt eines Spaziergangs zum Torres de Fornells, ein Aussichtspunkt mit einem alten Verteidigungsturm, den die Briten irgendwann dort an der Küste auf den Klippen errichtet hatten – fantastischer Ausblick, nicht nur in die Bucht von Fornells, sondern auch in die Nachbarbucht Cala Tirand. Das gleichnamige Dorf ist übrigens fast komplett wie ein botanischer Garten gestaltet. Aber zurück zu Fornells. Als wir uns satt gesehen hatten, liefen wir noch die 20 Minuten in den Naturhafen Fornells zurück. Leider war es dort etwas sehr war, weil der ansonsten allgegenwärtige Wind nicht durch die engen Gassen strich. Da waren wir hinterher ausnahmsweise dankbar, wieder in den kühlen Bus einsteigen zu können. Sonst waren die Temperaturen nämlich durchweg angenehm, immer zwischen 26 und 29 Grad, was bei leichtem Wind optimal war. 

Die Bucht von Fornells






Der letzte Stopp der Tour war dem Monte El Toro vorbehalten, dem höchsten „Berg“ Menorcas mit knapp 360 Metern. El Toro befindet sich genau auf dem geografischen Mittelpunkt der Insel und bietet somit beste Übersicht, auch wenn man Ciutdella im Westen und Mahón im Osten allenfalls erahnen kann. Der Berg hat übrigens nichts mit einem Stier zu tun, sondern beruht auf einem phonetischen Missverständnis, das auf die Besatzungszeit der Araber zurückgeht. Nach einem kleinen Snack (Eis) und einer kurzen Stippvisite in der auf dem Berg befindlichen Klosterkirche (Messe jeden Sonntag um 11 Uhr, die wohl immer gut besucht ist) ging es dann zurück nach Sa Caleta zum Hotel und zum Abendessen, selbstverständlich nicht ohne den obligatorischen Poolgang zum Abkühlen. 




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