Mittwoch, 11. Juni
Heute stand der erste richtige
Ausflug an, Inseltour. Wir konnten die Vorzüge der Pauschalreise genießen. Um
zwanzig vor elf holte uns halbwegs pünktlich der Bus ab und los ging’s. Erster
Stopp war Ciutadella, das wir also dieses Mal nicht ganz unbedarft
durchstolperten, sondern mit zahlreichen Infos versorgt wurden. Unsere
Reiseführung in Gestalt von Santi sorgte den ganzen Tag für stetigen
Erkenntnisgewinn. Die Tour führte uns zunächst in die Altstadt und begann
direkt mit einer Sehenswürdigkeit, die wir tags zuvor – Stichwort Labyrinth –
nicht gesehen hatte: dem Frischmarkt. Dessen Besonderheit ist, dass dort neben
den üblichen Marktwaren natürlich auch Fisch verkauft wird. Das ist natürlich
noch nichts Außergewöhnliches, schließlich ist Menorca eine Insel, wo
naturgemäß viel Fisch verkauft und gegessen wird. Der Fisch wird auf dem Markt
in Ciutadella in einer kleinen Markthalle verkauft. Traditionell bieten dort
die Frauen der Fischer ihre Ware an. Stets ist der Name des Fischerbootes über
dem Stand angeschlagen. Wer hungrig Fisch ersteht, muss jedoch nicht erst nach
Hause laufen, den Fisch ausnehmen und ihn mühevoll zubereiten. Nein, der
Hungrige kann den gekauften Fisch in die Bar gegenüber tragen und ihn sich
direkt zubereiten lassen. Leider reicht dafür unsere Zeit nicht. Dafür konnten
wir einem anderen Spektakel beiwohnen. Zunächst wunderten wir uns über den
Trommler und die Flötenspielerin in der Markthalle, doch wenig später wurden
wir über das Treiben aufgeklärt. Am 24. Juni ist nämlich St. Johannes – DAS
Fest schlechthin auf Menorca. Wochen vorher fiebert alles auf dieses Fest hin.
Ich spare mir die Details, das Protokoll des dreitägigen Fests ist seit 450
Jahren unverändert, das wichtigste ist jedoch, dass sich Hinz und Kunz trifft,
jeder bei jedem einkehrt und ein riesiges Fest auf den Straßen feiert, im
Prinzip also wie Schützenfest ;)
Europa-, Spanien-, Balearen- und Hotelfahne |
Fischmarkt in Ciutadella |
St. Johannes steht vor der Tür |
Der nächste Stopp war an der
Kathedrale. Gegenüber liegt übrigens die älteste Bäckerei Ciutadellas, in der
nach wie vor Gebäck aller Art, vor allem aber Ensamaïda verkauft wird. Als
VIP-Paket (muhaha)-Inhaber bekamen wir noch eine Führung durch die Kathedrale,
die ebenfalls sehr interessant war. Menorca wurde im Laufe seiner Geschichte
von 14 verschiedenen Zivilisationen beeinflusst. Diese durchaus wechselhafte
Geschichte lässt sich auch an der Kathedrale ablesen. Anders als an vielen
anderen Orten wurde die arabische Moschee, die sich vorher dort befunden hatte,
nicht abgerissen, sondern um- und überbaut. Die Kuppeln der Moschee sind nach
wie vor vorhanden, das Minarett wurde kurzerhand zum Kirchturm umfunktioniert. Auch
hat man verschiedenste Baustile vereint. Der größte Teil ist gotisch, aber es
gibt auch eine „romanischen Flügel“ und auch arabische Bögen und Verzierungen
sind noch zu finden. Eine menorquinische Besonderheit ist die Tatsache, dass
sich eine große Uhr im Kirchenraum befindet. Ich kann mich nicht erinnern, das
schon einmal irgendwo gesehen zu haben: eine Uhr, von der quasi jedermann
ablesen kann, wie lange die Messe (noch) dauert. Erklären kann es aber wohl
keiner. Santi konnte es nicht und seiner Info nach, habe es auch der örtliche
Priester nicht gekonnt. Nach dem Kirchenbesuch hatten wir noch eine
Dreiviertelstunde zur Verfügung, bis der Bus weiterfuhr. Diese nutzten wir, um
in einer alten Mühle Kaffee zu trinken.
Früher Minarett, heute Kirchturm: Kathedrale |
Eingang zum Bischofspalast |
Die nächste Station der Tour war
der Hof Sant Patrici in Ferreries. Aus diesem ehemaligen Gutshof haben die
heutigen Inhaber ein kleines Paradies gemacht. Unter anderem stellen sie die
neben dem Gin zweite berühmte Spezialität Menorcas her, den Queso Mahón. Den
wollten wir dort probieren. Wir bekamen neben einem mittelalten Käse
(mindestens 2 Monate Reifezeit) auch einen alten Käse vorgesetzt (min. 6
Monate). Dazu wurde hauseigener Rotwein gereicht. Santi zufolge gestaltet sich
die Weinlese jeden Herbst zum Dorfevent. Alle Rentner des Dorfes Ferreries
helfen und dafür gibt’s Wein und Essen. Klang nach jeder Menge Spaß, zumal das
Weingut nach Größe betrachtet ziemlich niedlich ist. Da artet die Weinlese wohl
nicht in einen Riesenberg Arbeit aus, sondern scheint gut zu schaffen zu sein.
Der Wein schmeckte uns ebenso ausgezeichnet wie der Käse, sodass wir beides im
Hofladen kauften.
Weiter ging die Fahrt in Richtung
Fornells, ein Fischerdorf im Norden der Insel. Etwa 600 Menschen leben dort,
zumindest im Sommer, in den Wintermonaten ist es etwa die Hälfte. Berühmt ist
Fornells insbesondere für seine Langusten. Die große, lang gezogene Bucht
bietet optimale Bedingungen für Langusten. So ist es nicht verwunderlich, dass
die Fischrestaurants in Fornells für ihre Langustensuppe bekannt sind. Eine
Suppe ist zu Preisen ab 70 Euro aufwärts zu haben. Nicht unbedingt etwas für
unseren Geldbeutel, mehr etwas für Betuchte und Blaublütige – so soll der
spanische Noch-König gern einmal vorbeisegeln, um in Fornells zu speisen. Wir
beschränkten uns auf Bodenständigeres in Gestalt eines Spaziergangs zum Torres
de Fornells, ein Aussichtspunkt mit einem alten Verteidigungsturm, den die
Briten irgendwann dort an der Küste auf den Klippen errichtet hatten –
fantastischer Ausblick, nicht nur in die Bucht von Fornells, sondern auch in
die Nachbarbucht Cala Tirand. Das gleichnamige Dorf ist übrigens fast komplett
wie ein botanischer Garten gestaltet. Aber zurück zu Fornells. Als wir uns satt
gesehen hatten, liefen wir noch die 20 Minuten in den Naturhafen Fornells
zurück. Leider war es dort etwas sehr war, weil der ansonsten allgegenwärtige
Wind nicht durch die engen Gassen strich. Da waren wir hinterher ausnahmsweise
dankbar, wieder in den kühlen Bus einsteigen zu können. Sonst waren die
Temperaturen nämlich durchweg angenehm, immer zwischen 26 und 29 Grad, was bei
leichtem Wind optimal war.
Die Bucht von Fornells |
Der letzte Stopp der Tour war dem
Monte El Toro vorbehalten, dem höchsten „Berg“ Menorcas mit knapp 360 Metern.
El Toro befindet sich genau auf dem geografischen Mittelpunkt der Insel und
bietet somit beste Übersicht, auch wenn man Ciutdella im Westen und Mahón im
Osten allenfalls erahnen kann. Der Berg hat übrigens nichts mit einem Stier zu
tun, sondern beruht auf einem phonetischen Missverständnis, das auf die
Besatzungszeit der Araber zurückgeht. Nach einem kleinen Snack (Eis) und einer
kurzen Stippvisite in der auf dem Berg befindlichen Klosterkirche (Messe jeden
Sonntag um 11 Uhr, die wohl immer gut besucht ist) ging es dann zurück nach Sa
Caleta zum Hotel und zum Abendessen, selbstverständlich nicht ohne den
obligatorischen Poolgang zum Abkühlen.
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