Dieser eine traditionelle
Sonntag in Krefeld ist und bleibt ein Phänomen. Dies war auch in diesem Jahr
wieder festzustellen. Bei Lichte betrachtet, ist das Programm nicht wirklich
berauschend, weder aus quantitativer noch aus qualitativer Sicht. Fände der gleiche
Renntag im Mai statt, gäbe es vermutlich nur Gemecker und man würde sich
überlegen, ob man dafür wirklich in den Zug respektive ins Auto steigen wollte.
Nicht so an diesem einen Sonntag, der eigentlich mehr symbolischen Wert hat.
Denn: endlich wieder Gras! Völlig egal, wer oder was läuft, ob das Wetter doch
eher winterlich anmutet, hin! Dieses Phänomen war auch in diesem Jahr wieder zu
beobachten, Mann und Maus, so gut wie alle kamen sie aus ihren Löchern
gekrochen. Einschließlich uns, was insbesondere für mich gilt, da ich diesen
Winter selbst kaum auf der Sandbahn unterwegs war. Anno 2016 dürfte es heute
erst der dritte Rennbahnbesuch gewesen sein, einmal Dortmund, einmal Grosseto,
nun Krefeld. Das Hallo fällt dann natürlich immer entsprechend groß aus. Leider
mussten wir den Grasbahnauftakt dieses Mal ohne mein “Rennbahn-Alter-Ego”
begehen, aber Marion ist hoffentlich in der kommenden Woche wieder fit. Das
Wetter spielte besser mit als prophezeit, zwischendurch ließ sich sogar mal die
Sonne blicken. Die Winterjacke war zwar ein notwendiges Utensil, aber da ist
Besserung ja nun wirklich absehbar. :)
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Leider nicht meine Rennfarben, obwohl man es meinen könnte ;) So Soon |
Eine gute Stunde vor dem
ersten Start betraten wir die Bahn und mussten erst einmal einen Kaffeestand
suchen, da die Gastronomie sich offensichtlich über den Jahreswechsel geändert
hat. Schließlich wurden wir aber fündig und genossen in anwachsender Runde unser
Heißgetränk. Neu ist auch das Geschirr- und Tassenpfandsystem mit zentraler
Abgabestelle. Scheint mir eine sinnvolle Neueinführung zu sein, vor allem
perspektivisch, wenn es dann noch voller wird. Obwohl auch über den Besuch beim
Saisonauftakt nicht gemeckert werden kann, das war schon sehr ordentlich. Aber
wir waren wohl nicht die einzigen Süchtlinge, die es von der sprichwörtlichen
Ofenbank trieb.
Wie sich das für einen
Renntag im Frühling (!) gehört, begann das Programm mit einem Dreijährigenrennen.
Über 1400 Meter schickten sich fünf Stuten, ein Wallach und ein Hengst an, die
Saison einzuläuten. Klar, dass wir uns bei den Dreijährigen auf zu den
Sattelboxen machten. Dort drehte schon die in Krefeld heimische Secret ihre
Runden. Was die Starter des ersten Rennens anbetrifft, war diese Stute aus dem
Hofer-Quartier mein optischer Favorit. Sie präsentierte sich aufmerksam und
hellwach, verkörperte überhaupt ein schickes, eher schlankes Modell. Die
männliche Entsprechung dessen fand sich in Danish King, der mit Kondition von
der Sandbahn antrat, auch gleich mal in die Favoritenposition am Wettmarkt
gehoben wurde, die er dann jedoch an die Löwe-Stute Dynamic Lips abtreten
musste. Besagte Dynamic Lips kam mit Monty Roberts-Halfter daher und stellte
eher einen unscheinbaren Typ Pferd dar. Wäre sie nicht so positiv besprochen
worden und die Löwe-Frühform nicht so herausragend, hätte ich ihr wohl weniger
Beachtung geschenkt. Erwähnenswert ist noch die Wuchtbrumme Admiral, bei dem
aber sofort klar war, dass er diesen Start noch benötigen würde und wohl auch
auch ein bis zwei weitere. Der muss sich sicher erst noch formieren, bis der
wirklich aussieht wie ein Rennpferd – ein Riesenbaby sozusagen. Er war dann
auch angesichts der weiblichen Übermacht ziemlich aufgeregt, was sich aber
legte, als er ein paar Meter mehr Luft zwischen sich und den Damen hatte.
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Dynamic Lips |
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Secret |
Das folgende
Altersgewichtsrennen sah schlappe fünf Pferde am Ablauf, darunter aber mit
Guignol ein Pferd mit einem GAG von 91 Kilo und einer geradezu bombastischen
Besprechung in der Stallparade. Kein Wunder, dass der Hengst auf 11:10
heruntergewettet wurde. Die Optik stand diesem auch alles andere als entgegen.
Der würde auch in einem Grupperennen nicht abfallen, lediglich der Hechtkopf
ist nicht mein Fall, aber damit läuft er ja nicht. Vom Erscheinungsbild her
konnten Königsadler – sehr abgeklärt und schon glänzend wie eine Speckschwarte
– und mit Abstrichen Wind Chill mithalten. Genauso spiegelte es der Toto
wieder. Die anderen schienen nur Feldfüller zu sein, wobei zumindest Ognjan am
Ende noch mit Königsadler um den dritten Platz kämpfte. Guignol aber brachte
seinen großen Anhang auf sicher zu kurzer Distanz nicht ins Schwitzen, sodass
man gespannt sein darf, wo die Reise künftig hinführt. Vom Typ her erinnerte er
mich durchaus an Ito. Schauen wir mal, was da noch so alles geht.
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Guignol |
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Guignol im Porträt |
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Königsadler |
Schon wieder eine klare
Favoritin dabei, schon wieder schien alles auf einen Sieg für Andreas Löwe
hinzudeuten, der Salve Venezia ins Rennen schickte, die noch dazu vier Kilo
Erlaubnis ihres Reiters Robin Weber bekam. Für die Kategorie Form schlägt
Klasse schien sich dagegen der beständige Cassilero anzubieten. Es sollte auch
ein Pferd mit Sandkondition gewinnen, doch Kazzira hatte ich persönlich nicht
auf dem Schirm. Sicherlich profitierte sie auch nicht unerheblich davon, dass
Salve Venezia zuerst nach außen driftete und anschließend mangels Anlehnung
weniger geradeaus lief als durch die Gegend schwankte. Win Coiff konnte man
dabei zusehen, wie er minütlich nasser und nasser wurde. Der kam trocken zu den
Sattelboxen und hatte dann, noch bevor er den Führring betrat, Schaum am Hals –
und das bei ca. sieben Grad im März… Unglaublich, aber wahr, man hat es in
Krefeld jetzt endlich eingeführt, dass nach dem Rennen sofort zwischen Tribüne
und Absattelring abgesperrt wird. Das ist ja seit Jahren schon bisweilen gemeingefährlich.
Aber das zeigt mal wieder, dass immer erst einmal die Haftpflicht des
Rennvereins bemüht werden muss, bis sich das ändert. Beim dritten Rennen hatte
der neue Sicherheitsdienst dann auch raus, wie es funktioniert. Wir laufen dann
halt ab jetzt durch die Wetthalle, um nicht warten zu müssen ;)
Das zweite Rennen für den
Derbyjahrgang führte immerhin über 1700 Meter, was dazu führte, dass sich
bereits der eine oder andere Kandidat mit Derbynennung einfand. Favorisiert
wurde natürlich Guizot, der im letztjährigen Winterfavoriten immerhin Dritter
geworden war. Der Tertullian-Sohn gefiel als sehr nicht zu großer, kräftiger und
athletischer Typ. Izzo aus dem Hofer-Stall kam da deutlich größer und schmaler
daher, gefiel mir sehr, er zeigte sich aber vom Drumherum doch sehr
beeindruckt. Jarahi brachte Kondition von der Sandbahn mit. Der Hengst hatte
zwar nicht die allerlängsten Beine im Feld, doch bringt er viel Kaliber und vor
allem einen Mordsschritt mit. Zudem war er sehr abgeklärt. Zanini fiel nicht
sonderlich auf, war halt ein Brauner, an dem nichts verkehrt ist, der aber auch
nicht hervorstach. Molly King gefiel mir sehr, der war fast sogar mein
Liebling, auch wenn er auch noch nicht ganz austrainiert wirkte, der kann
sicherlich muskulär noch etwas aufpacken. Lustig ist aber, dass alle Pferde aus
dieser Linie gleich aussehen, völlig wurscht, wer der Vater ist. Ich sah die
ganze Zeit Molly Le Clou vor mir.
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Jarahi |
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Izzo |
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Izzo |
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Molly King |
Das sportlich wichtigste
Rennen war der anschließende Ausgleich II über 1700 Meter. Das Rennen sollte
ein schönes Beispiel für die Bedeutung des Biorhythmus werden, denn mit Seewolf
gewann das Pferd, welches das gleiche Rennen auch schon vor Jahresfrist für
sich entscheiden konnte. Zwar legte er dieses Mal keine sechs Längen zwischen
sich und den Zweitplatzierten, doch überzeugend fiel der Sieg dennoch allemal
aus. Der Favorit Dreamworks dahinter mühte sich vergebens, war aber immerhin
für den zweiten Platz dann ungefährdet.
Es folgte die Wettchance
des Tages, man könnte es auch als das Pleiten-Pech-und-Pannen-Rennen betiteln,
denn hier lief ziemlich wenig nach Plan. Ausgerechnet die alten Kämpen unter
den Rennpferden benahmen sich bisweilen gründlich daneben und sorgten für fluffige
gut zwanzig Minuten Verspätung. Im Führring war noch alles normal verlaufen,
allerdings zeigte das Rennen mal wieder wunderschön die Unterschiede, wie weit
man schon mit dem Fellwechsel ist oder auch eben nicht. Der eine oder andere
dicke Pelz wurde da noch zur Schau getragen, wobei das nicht unbedingt eine
Aussage über die Leistungsfähigkeit erlaubte, wie eindrucksvoll am Sieger
Fladin zu sehen war. Bis es soweit war, dass Fladin als Sieger die Ziellinie
überqueren konnte, sorgte erst einmal Bordino für Unterhaltung. Der Hengst war
offensichtlich der Meinung, in der Startmaschine stehen zu bleiben, sei völlig
inakzeptabel und marschierte einfach hindurch. Leider war er dann auch nicht zu
regulieren und legte erst einmal eine halbe Runde zurück, bis Trab nicht mehr
ausverkauft war. Leider war er auch beim erneuten Versuch noch der Meinung,
nicht stehen zu können und entledigte sich bei der Wiederholung des Kunststücks
auch noch seines Reiters. Joa, als dann Bordino wieder eingesammelt war und
alles dachte, es könnte endlich losgehen, quittierte die Startmaschine ihren
Dienst und schickte das Feld ohne Dutch Master auf den Weg. Dieses Mal war dann
Lezar nicht zu bremsen und absolvierte eine Dreiviertelrunde. Der Rest war
immerhin spätestens im ersten Bogen wieder zum Umkehren zu bewegen. So kamen
wir dann bereits beim Saisonauftakt in den Genuss eines außerplanmäßigen
Flaggenstarts, der sogar in Anbetracht der Umstände halbwegs manierlich
ausfiel. Leider hatten wir dann so viel Verspätung angesammelt, dass wir vor
dem Hindernisrennen los mussten. Aber das macht ja nichts, die Saison fängt ja
zum Glück gerade erst an.
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