Einen leicht verspäteten Saisonauftakt konnten wir am
heutigen fast schon frühsommerlichen Tag genießen. Die letzten zwei Wochen
mussten die Rennbahnen umzugsbedingt noch ohne unsere Anwesenheit auskommen.
Aber der Umzug ist nun zum Glück geschafft, sodass die Wochenenden nun wieder
frei sind für Pferderennen. Wenn es da überhaupt noch ein Argument gebraucht hätte,
das Wetter hätte es geliefert, über 20 Grad bekommt man zu diesem frühen
Zeitpunkt der Saison wahrlich nicht jeden Tag. Möge dies für die Saison prophetisch
sein! Obwohl wir ja nun eine gemeinsame Wohnung haben, erfolgte die Anreise getrennt,
denn ich kam aus dem Münsterland angefahren. Daniels Zug hatte leider Verspätung,
sodass er erst nach dem ersten Rennen eintraf. Ich war pünktlich um kurz nach
eins auf der Bahn und traf dort gleich auf die üblichen lieben Verdächtigen. Der
Winter war mal wieder lang, da freut man sich doch, wenn es wieder losgeht.
Das erste Rennen bestritten dreijährige Stuten über schon
recht weite 2100 Meter. Entsprechend besaß das Gros der Starterinnen eine
Nennung für den Preis der Diana. Die großen Ställe waren gut vertreten, die
Favoritenbürde trug die Fährhoferin Santa Maximina, die als Zweijährige schon zwei
Rennen bestritten hatte. Ein Rennen mehr im Bauch hatte die Röttgenerin Unikat,
zusammengenommen kamen beide auf insgesamt fünf dritte Plätze, auch mal ein
Wert. Da es meist nur einen dritten Platz gibt, war es nur folgerichtig, dass
eine der beiden dieses Mal einen anderen Platz belegte, aber auch nur sehr
knapp, viel trennte die Zweite Unikat nicht von der drittplatzierten Santa
Maximina. Es gewann das Pferd, welches wohl die wenigsten auf der Rechnung
hatten, die Lokalmatadorin Come on City aus dem kleinen Kurdu-Stall düpierte
die Konkurrenz. Dabei kam sie noch eher plüschig daher, Stephie und ich hatten
sie auch entsprechend schnell „aussortiert“, aber es sollte nicht das einzige
Mal an diesem Tag sein, dass ein Pferd aus Düsseldorf mit reichlich langem Fell
vorn sein sollte. Überhaupt war ich richtig schlecht heute mit dem Aussuchen
der Pferde am Führring, der optische Eindruck täuschte des Öfteren. Die
Ittlingerin Dana wurde Vierte, zog aber auch (noch) nicht so richtig durch,
überhaupt nichts zu bestellen hatte Russian Eria, die weit hinter dem Feld
etwas staksig durchs Ziel kam.
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Come on City |
Es folgte ein Ausgleich IV, in dem viele Saisondebütanten auf
Pferde mit Sandbahnaktivitäten trafen. Am Führring waren wir nicht, den Grund
weiß ich nicht mehr, vermutlich sind wir quatschenderweise am Absattelring
hängen geblieben, es lag zumindest nicht an der Nahrungsaufnahme in Form von
Dippel-Waffeln, das war erst später dran. Favorisiert waren – zumindest meiner
Erinnerung nach, ich kann gerade nicht nachsehen, da ich diese Zeilen im Auto
auf dem Beifahrersitz sitzend schreibe –Pferde mit Konditionsvorteil wie Iniesta,
doch hatte dieser nichts mit den vorderen Plätzen zu tun. Perfect Pitch aus dem
Bolte-Quartier sicherte sich ihren ersten Sieg durch einen schönen Endspurt auf
der Geraden an einem Tag, an dem die Taktik des Wartens oft die erfolgreiche
war. Unter Nicola Secchi gewann die Vierjährige beim Handicapdebüt und verwies die
gleichaltrige Shoshona un den alten Haudegen Dutch Master auf die Plätze,
möglicherweise ein Fall Klasse schlägt Kondition? Wir werden es vermutlich
sehen.
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Perfect Pitch |
Anschließend waren erneut die Dreijährigen gefragt. Solid Gold war hier der einzige mit Derbynennung, Agent Excel besitzt Engagements u.a.
fürs Busch-Memorial und fürs Mehl-Mülhens-Rennen, hinzu kamen mit Lafilia und
Lips Ability zwei Stuten mit Diananennung, sodass auch in diesem Rennen davon
auszugehen war, dass bessere Vertreter des Jahrgangs dabei sein könnten. Eins
so große Überraschung wie im ersten Rennen gab es dieses Mal nicht. Solid Gold
gefiel durchaus, er trug jedoch noch ein kleines Bäuchlein durch die Gegend, dass
erst einmal noch zur Vorsicht anmahnte. La Kabbale trug noch viel Pelz, Agent
Excel und Nahayan sahen sehr ordentlich aus, letztgenannter ist aber durchaus ein
ordentliches Kaliber, der gegebenenfalls das Rennen noch gebraucht haben
könnte. Lafilia fiel in die Kategorie niedliche, aber nicht besonders
auffällige Stute, praktische Größe – also so das typisch Pferd, das gut
aussieht, aber dann doch nicht sonderlich auffällt. Unsere Favoritin war Lips
Ability, aber die war dann irgendwie völlig indisponiert, das passte so gar
nicht zum Aussehen. Als wir schon dachten, Solid Gold stiefelt nun davon, kam
Lafilia angerauscht und schnappte sich das Rennen in sehr ansehnlicher Manier.
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Lafilia |
Vor der Viererwette war dann tatsächlich Waffelpause
angesagt und weil ich natürlich noch meine Standard-Viererwette abgeben musste,
waren wir nicht am Führring. Grundsätzlich war es aber trotz des Wetters nicht
sonderlich gut besucht, sodass man sich nicht beeilen musste, am Führring noch
einen guten Platz zu bekommen, ob der eher spärliche Besuch am Ferienende lag? Aber
zum Rennen: In der Rückschau fällt mir nun auf, dass auch diesen Ausgleich II
ein Pferd gewann, das seinen letzten Start im September 2017 hatte, nämlich Lijian.
Ähnliches gilt für Dancing Hawk und Waldpfad auf Rang zwei und drei – auf der
anderen Seite sind dies natürlich auch Pferde, die bereits zuvor gezeigt oder
zumindest angedeutet hatten, dass sie Ausgleich II können. Diaphora auf Platz
vier war auch nicht weit weg, sie und Waldpfad kamen sich etwas ins Gehege,
weshalb die Rennleitung sich das Rennen auch nochmals ansah, aber alles beim ursprünglichen
Einlauf beließ.
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Lijian |
Dann stand das erste Highlight mit dem Kalkmann Derby Trial
auf Listenebene an. Hier waren dann tatsächlich auch die Pferde vorn, die
optisch den besten Eindruck hinterließen, aus meiner Perspektive zwar in der
falschen Reihenfolge, aber dazu gleich mehr. Daniel und ich waren uns einig, dass
Alounak am heutigen Tag der bei weitem überzeugendste Sieger war, das sah schon
richtig gut und auch für die Zukunft versprechend aus, wie der Camelot-Sohn vor
das Feld ging und davon zog, einen ernsthaften Konkurrenten, der ihm den Sieg
heute hätte streitig machen können, gab es nicht. Aber er war natürlich auch
nach Vorleistungen das gemeinte Pferd gewesen, hatte auch die meiste Erfahrung
im Feld – dennoch, er hätte nicht überzeugender gewinnen können. Ich hatte mich
am Führring etwas in Valajani verguckt, auch wenn der aktuell etwas auffällig
ausschimmelt, ein richtig schönes Pferd, bei dem ich schon glaube, dass er auf
Dauer auch ein gutes Pferd sein könnte – seinen Vater kann er auch vom Typ her nicht
verleugnen. Dem Ungarn Jaro hätten wir mehr zugetraut, der sah gar nicht übel
aus, wenn man mal an den neongrünen Bandagen und blauen Scheuklappen vorbei sah,
doch der hatte rein gar nichts mit den vorderen Plätzen zu tun und war völlig
chancenlos. Aronius hatte bereits einen Start in diesem Jahr im Bauch, hatte
auf der Sandbahn gewonnen, doch sah er auch in dieser Konkurrenz sehr ordentlich
aus.
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Alounak |
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Valiani |
Der folgende Ausgleich III war dann wieder was zum Durchschnaufen,
so richtig machte uns hier keiner an, zumal auch noch einige Pferde mit dem
Fellwechsel noch nicht durch waren, Yeah Cool sei als Beispiel für die
Plüschfraktion genannt. Und wir haben es auch irgendwie wieder nicht zum
Führring geschafft. Wir standen anders als sonst, deshalb waren die Laufwege
anders als gewohnt und in diesem Fall kamen wir nicht weiter als bis zum Kaffeestand
und hatten dann anschließend keine Lust uns mit den vollen Bechern an den Leuten
vorbei zu drängen. Es folgte der quasi obligatorische „Holland-Sieg“ durch Heavensfield,
die passenderweise auch von Adrie de Vries geritten wurde. Allerdings hätte das
Rennen beinahe ein böses Ende genommen, denn die Siegerin bekam auf dem Rückweg
zum Absattelring dermaßen Kreislaufprobleme, dass sie wohl mehrfach umkippte
und es über eine halbe Stunde dauerte, bis sie wieder richtig auf dem Damm war.
Wir hatten schon schlimmeres befürchtet, als das siebte Rennen nach hinten verschoben
wurde und immer noch eine Gruppe Leute unverwandt in die nämliche Richtung
starrten. Immerhin waren viele Helfer mit Wassereimern direkt zur Stelle und
zum Glück ist es gut ausgegangen. Lob an dieser Stelle auch für die sachliche
und gute Information auf der Bahn.
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Heavensfield |
Nun aber zum Hauptereignis, der Frühjahrsmeile über logischerweise
1600 Meter, das erste Grupperennen der diesjährigen Grasbahnsaison. Und
eigentlich dachten wir wie fast alle anderen auch der Sieger könne nur Noor Al
Hawa heißen. Optisch hatte er zumindest schon einmal keinen Gegner, vor allem
aber nicht Wonnemond, der noch ziemlich lang im Fell war, deutlich mehr als
seine Konkurrenten auf jeden Fall. Degas war noch nie mein Fall, daran änderte
sich auch heute nichts, Millowitsch und Cashman waren so diejenigen, die wir
neben Noor Al Hawa allenfalls noch auf der Rechnung hatten. Millowitsch ging wie
bei seinem letzten Sieg in Düsseldorf von der Spitze, gefolgt vom Cashman und
bis eingangs der Geraden sah das auch sehr gut aus. Ob ihm die 1600 Meter zu
weit wurden oder ob einfach noch Kondition fehlte, sei dahingestellt, doch dann
kam erst Noor Al Hawa heran und dann außen zunehmend vor allem Wonnemond, auf
dem Andrasch Starke fast nur noch den Knopf drücken musste. Und so verteidigte
Wonnemond nicht nur seinen Titel als Düsseldorfs Galopper des Jahres, sondern wiederholte
auch seinen Vorjahressieg in der Frühjahrsmeile. Sein Besitzer war so aus dem Häuschen,
dass er sich kurzerhand – sehr sportlich – über die Rails schwang, um auf
kürzestem Weg zu seinem „unglaublichen Pferd“ zu kommen. Und auf der Tribüne kam
beim Heinsieg sogar richtig Stimmung auf.
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Wonnemond siegt vor Millowitsch und Noor Al Hawa |
Als Rausschmeißer folgte noch ein nicht unbedingt fesselndes
Kat- E-Rennen über 1400 Meter mit einem klaren Favoriten, der, anders als im
Hauptrennen zuvor, auch so lief wie die Quote. Simon de Vlieger, noch Hengst,
hat zwar nicht die allerlängsten Beine abbekommen, doch hatte er hier nicht
wirklich eine Konkurrenz. Roi de Soleil errang dahinter sich Platz zwei, konnte
Simon de Vlieger, der Andrasch Starke Tagestreffer Nr. drei bescherte, aber
nicht beeindrucken. Mal schauen, wie viel Luft da nach oben ist, Trainer
Kleinkorres hat ja durchaus ein Händchen für solche Kandidaten.
Wir warteten danach noch die Wettnietenverlosung ab, bekamen
aber kein Fass Altbier, dann gings auf den Heimweg.
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