Montag, 2. Juli
In der Nacht konnten wir glücklicherweise etwas Schlaf
nachholen, aber wir waren trotzdem um halb acht schon wieder aktiv. An dieser
Stelle muss ich eine Hotelempfehlung loswerden. Wer mal nach Göteborg kommt,
dem sei das Hotel Royal in der Drottninggatan ans Herz gelegt, seit 1852 ist es
ein Hotel, keiner Kette zugehörig und daher auch in vielerlei Hinsicht
individuell, was ausdrücklich positiv zu verstehen ist. Besonders herausragend
ist das Frühstück, sowohl von Auswahl als auch vor allen Dingen in puncto
Qualität. Das Highlight ist dabei definitiv die Möglichkeit selbstgebackene
Waffeln mit leckeren Toppings zu frühstücken. Da ist es direkt bitter, dass wir
am Mittwoch so früh aus den Federn müssen, sodass uns dieses Frühstück verwehrt
bleibt.
Trotz des längeren Schlafs waren wir an diesem Montag beide
ziemlich müde und wenig motiviert. Wir wollten als erstes eine Kanaltour
machen, waren jedoch eine Dreiviertelstunde zu früh, also liefen wir erst
einmal so durch die Stadt, folgten dem Kanal und warfen einen Blick in die
Fischhalle. Um zwei Minuten vor halb elf waren wir dann wieder am Anleger und
konnten quasi direkt aufs Boot und los auf die 50minütige Tour durch die Kanäle
sowie den Göteborger Hafen. Auch in Göteborg wird an allen Ecken und Enden
gebaut. Zum Beispiel ist man gerade dabei eine neue Brücke über den Göta älv zur
Insel Hisingen – die fünftgrößte Insel Schwedens, auf der ein Viertel der
Göteborger Bevölkerung lebt – zu bauen. Anschließend soll die alte Brücke
abgerissen werden. Läuft alles nach Plan, ist das Bauwerk 2021 fertig,
pünktlich zum 400. Geburtstag Göteborgs.
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Morgensonne am Kanal |
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Eine der vielen niedrigen Brücken unter denen die Boote durchfahren |
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Hafen |
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Die Kräne im Hintergrund die Überbleibsel aus der Zeit des Schiffbaus in Göteborg. Seit wenigen Jahren ist auch die letzte der ehemals vier Göteborger Werften geschlossen. |
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Die Fischhalle, wörtlich "Fischkirche" - kein Wunder bei der Bauart |
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Pferde mit Pötten auf dem Kopf, es sollen wohl Lampen sein. |
Nach der Bootstour liefen wir nach Haga, ein ehemaliges
Arbeiterviertel, in dem noch die alte Bebauung bestehend aus dem unteren aus
Stein und den oberen aus Holz gefertigten Stockwerken intakt ist. In den
übrigen Teilen gibt es diese alten Häuser kaum noch. Im Café Husaren gönnten
wir uns eine der vielleicht größten Zimtschnecken der Welt, die einen
Durchmesser von gut 20 Zentimetern hatte. Da reichte uns auch eine! Wir
spazierten dann weiter zur Linnégatan und am Skansen Kronan vorbei. Danach
waren wir so müde, dass wir eine Pause im Hotel einlegten. Am Nachmittag
schafften wir es aber doch noch mal, uns aufzuraffen. Wir steuerten den
sogenannten Lippenstift an, ein Gebäude, das zwar den Preis als hässlichstes
Gebäude Europas erhalten hat, aber in 86 Metern Höhe trotzdem eine tolle
Aussicht bietet, die man für 40 Kronen genießen darf. Vor allem war es dort
nicht voll, wir hatten die Plattform fast für uns und wir waren über eine
Stunde dort oben. Im Anschluss waren wir noch einkaufen und haben uns abends
mit einer Flasche Wein an den Kanal gesetzt.
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Die vielleicht größte Zimtschnecke der Welt |
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Haga |
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Der Lippenstift |
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Und die Aussicht von oben |
Dienstag, 3. Juli
Leider schon wieder der letzte Tag für uns in Schweden,
bevor es weiter nach Hamburg zum Derby geht. Wir hatten ja mittlerweile
gelernt, dass es in Göteborg nicht ganz so früh losgeht und das Stadtmuseum
machte auch erst um 10 Uhr auf, also waren wir erst gegen kurz vor neun beim
Frühstück und konnten die Waffeln zumindest noch ein zweites Mal genießen. Um
kurz nach zehn tauchten wir dann wie geplant in die Historie Göteborgs ein. Zunächst
geht es jedoch weit zurück vor die Stadtgründung, denn die erste Ausstellung
ist der Steinzeit und den Funden aus dieser Zeit gewidmet. Dann geht es weiter
mit den Wikingern, auch mal ganz nett, so ganz umfassend ist mein Wissen
darüber nämlich bisher nicht, insbesondere bei den Sagen und Mythen habe ich
echt Lücken. Die Ausstellung ist aber gut gemacht und kompakt mit einem alten
Wikingerschiff als Höhepunkt – eins der wenigen, dessen Überreste man gefunden
hat. Die 60 Kronen waren überhaupt gut investiert. Danach geht es dann nämlich
wirklich mit der Stadt Göteborg bzw. ihres Vorgängers Nya Lödöse weiter. Nach
dem sich Dänen, Norweger und Schweden von 1200-1600 im Prinzip ständig um die
Gegend gestritten hatten, wurde das heutige Göteborg 1621 als geplante Stadt
gebaut und errichtet. Als Einwohner holte man sich die Leute aus dem nahe
gelegenen Nya Lödöse sowie warb quasi Leute aus Dänemark und Deutschland an, um
sich dort niederzulassen. Nya Lödöse wurde danach mehr oder minder
plattgemacht. Der erste Anlauf aus dem Jahre 1607, Göteborg auf der Insel
Hisingen zu errichten, hatte nicht lange Erfolg gehabt, denn die Stadt wurde
ziemlich schnell von den Dänen zerstört. Der zweite Versuch war dann von mehr
Erfolg gekrönt. Als wir das Museum verließen, war es schon kurz vor drei,
spricht für die Qualität. Wir schauten uns dann noch die Deutsche Kirchen und
das älteste noch existierende Gebäude Göteborgs, das Kronhuset, an. Dort
machten wir dann auch eine kurze Pause.
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Im Stadtmuseum |
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Die deutsche Kirche von innen |
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Kronhuset |
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Unser Hotel, schon seit 1852 als ein solches aktiv und damit das älteste in Göteborg |
Anschließend ging es weiter zum Rosengarten und zum
Palmenhaus im Botanischen Garten. Das Palmenhaus ist im Stile des Londoner
Crystal Palace gebaut. Vor dem Anpfiff des WM-Achtelfinales Schweden gegen die
Schweiz schauten wir uns noch schnell die Markthallen an und schauten dann nach
einem Proviantkauf für morgen gemeinsam mit vier Norwegern in der Hotellobby
die Hälfte des Spiels. Gegen Mitte der zweiten Halbzeit verabschiedeten wir uns
dann aber und sicherten und vor dem Ansturm der schwedischen Partymeute einen
Platz in einem Thairestaurant. Für schwedische Verhältnisse speisten wir dort
sogar günstig. Abends schauten wir noch das zweite Spiel und gingen dann zeitig
ins Bett, denn der Wecker klingelt am Mittwoch wieder früh – zwar nicht um
vier, sondern um fünf, aber das ist auch früh…
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Im botanischen Garten |
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Rosengarten |
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Palmhuset |
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