Mittwoch Nachmittag habe ich mich für bescheuert erklärt. Zumindest während ich im strömenden Regen Richtung Dortmunder U-Bahn-Haltestelle stapfte. Und, was selten bei mir vorkommt, ich fand den Gedanken an Pferderennen am PC äußerst verlockend. Aber ein echter Indianer kennt bekanntlich kein Schmerz und außerdem lockte der Kölner Abendrenntag – Ich liebe Abendrenntage! – mit einem besonderen Highlight, das wir auf keinen Fall verpassen wollten. Aber dazu später mehr. Zunächst einmal war die Deutsche Bahn nicht so ganz auf meiner Seite – andererseits, war der Duisburger Kreisverkehr am Bahnhof auch nicht auf frewens – aber dafür war es dann ganz offensichtlich die Straßenlage. Wir kamen ohne Stau nach Köln.
Eigentlich hatte ich was den Andrang betraf, eher mit einem Aktivenabend gerechnet, doch weit gefehlt, für einen Abendrenntag mit einem Ausgleich III als Highlight war die Bahn echt gut besucht. Ich würde mal sagen, die Besucherzahl konnte es in etwa mit der am letzten Sonntag in Düsseldorf bei den 1000 Guineas aufnehmen. Freundlicherweise hatte auch Petrus am Abend ein Einsehen und drehte den Wasserhahn ab. Zwar war das Geläuf tagsüber mehr als gründlich bewässert worden, der Bodenwert ging von 4,4 auf 5,0 und letzter Wert war bestimmt nicht übertrieben, aber so wurden alle Beteiligten wenigstens nicht auch noch von oben nass. Also alles rosa ;)
Und dann kam das sehnlichst erwartete Rennen mit Chapman, für den wir vermutlich auch weiter als bis nur nach Köln gefahren wären. Ich hatte ja schon in Frankreich begeisterte Schilderungen dieses Pferdes vernommen, sodass der Name nur noch das I-Tüpfelchen war. Und ja, Chapman (also der vierbeinige) ist genau meine Kragenweite. Leider war im Auto nicht mehr genug Platz... Im Ernst, die vier Babys benahmen sich alle vorbildlich. Chapman fielen zwar im Führring fast die Augen aus dem Kopf, aber eher vor Neugier denn vor Angst. Im Übrigen sahen auch alle vier Hengste fantastisch aus, wenn da nicht Zweijährigenrennen dran gestanden hätte, wären sie auch als Dreijährige durchgegangen. Das Rennen dürfte der eine oder andere selbst gesehen haben. Herzlich gelacht haben wir über Manfred Chapmans Rennkommentar: „Ein Chapman lässt sich so was doch nicht nehmen“. Der gute Andrasch hätte vermutlich was zu hören bekommen, wäre er am Pfosten nicht vorn gewesen :D
Im Anschluss ging es weiter mit dem 2008er-Jahrgang. Access war sehr aufgedreht und hing mehr im Führzügel als das er auf eigenen Beinen stand. Zack Hope wird langsam Pferd, Best Man ist noch eher knuffig als Rennpferd, der braucht erstens noch etwas Zeit und zweitens wohl auch lange Distanzen. Knock Out gefiel mir schon in Düsseldorf gut, nur hatte ich ihn aufgrund seiner Eskapaden nicht wirklich auf dem Zettel. Der Rest ging ein bisschen unter. Das Rennen selbst war in der Geraden reichlich merkwürdig, jeder behinderte irgendwie jeden, mit Geradebleiben war auch nicht so viel und dann stellte der „Sieger“ 200 Meter vor dem Ziel die Arbeit ein. Gemeint ist Zack Hope, „bitte nie wieder über 2100“. Der Jockey konnte sich quasi gar nicht mehr beruhigen und Hein Bollow kam eigens rüber, um zu fragen, warum er denn bitteschön nicht vorn gewesen sei :D
Das Amateurrennen fand am Rande meiner Aufmerksamkeit statt. Aber die Siegerin war mir sehr sympathisch. Nettes Interview mit Herrn Göntzsche.
Die Dreijährigen im folgenden Rennen waren irgendwie alle ein bisschen neben der Spur. Sehr viel Unruhe im Führring, Schritt gehen konnte so richtig keiner, hüpfen war mehr in Mode. Selbst Malachi, den ich vom letzen Mal als Schlaftablette in Erinnerung hatte, ließ sich vom allgemeinen Hibbeln anstecken. Optisch gab es mit Andex (Mordshintern) und Sexxan zwei Herausgucker, von denen ich mir für die Wette natürlich den falschen aussuchte. Lord of House steht sich weiterhin selbst im Weg und Peleador, der mir auch ganz gut gefiel, landete irgendwo im Nirgendwo. Ganz schrecklich fand ich Boshoevenscarlet, die im Führring schon nie vier Füße auf der Erde hatte und auch sonst aussah, als sei sie im Hungerstreik.
Das fünfte war das wohl merkwürdigste Rennen des Abends. Die Pferde sahen allesamt ganz ordentlich aus, da gab es mal nichts zu meckern. Aber im Rennen ging dann vorne die Post ab, als wäre es ein Rennen für Sprinter. Mit einem Mordstempo jagten Love and War und La Lune um die Bahn, erstere hatte zeitweise gut 20 Längen Vorsprung vor dem Feld. La Lune bzw. dessen Reiter kann man ja noch zu Gute halten, dass sie hinterher Zweite war, aber Love and War war schon vor dem Schlussbogen restlos geschlagen. La Lune hätte von dem Husarenritt vielleicht sogar profitieren können, wenn nicht Rebetiko anmarschiert wäre. Sah cool aus. ;) Klaus Göntzsche hatte anscheinend einen Clown zum Abendbrot bekommen. Seine Versuche, Sarah Weis zum Kommentieren des Rennens in voller Länge zu animieren, schlugen allerdings fehl. Ganz besonders lustig schien auch die Tatsache, dass es Alkoholika aller Art als Ehrenpreise gab. Selbstverständlich wurde jedes Mal ausdrücklich angemahnt, dass der jeweilige Jockey sein Glas/Flasche aber nur angucken dürfe. *augenverdreh*
Den Rest muss ich mangels Zeit, der nächste Renntag wartet ja schon, kurz zusammenfassen. Es gab allerdings auch keine besonderen Vorkommnisse mehr, abgesehen davon, dass sich Justin Novara auf dem Weg zum Geläuf im 6. Rennen verletzte, dem Vernehmen nach war der Sattel gerutscht (?) und nicht mehr reiten konnte. So schlimm wird es glücklicherweise wohl nicht gewesen sein, laufen konnte er jedenfalls noch.
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