Mittwoch, 8. Juli 2015

Hamburg-Bericht Teil 2: Der Rest vom Derbysonntag



Es gab ja nicht nur das Derby am Sonntag, schlappe elf weitere Rennen standen neben dem Höhepunkt auf dem Programm. Alle Rennen konnten wir nicht sehen, nach dem Derby verließen wir die Bahn und macht uns auf den Heimweg nach NRW. Wir hätten vielleicht noch das 10. Rennen schauen können, doch die bedrohlich schwarzen Wolken weckten ungute Erinnerungen an letztes Jahr, wo wir auf dem kurzen Stück vom Ausgang bis zur Bushaltestelle komplett durchweicht wurden. Weil wir keine Lust auf Wiederholung hatten, brachen wir auf, als die Pferde fürs zehnte Rennen zum Start galoppierten, was auch wohl nicht die schlechteste Entscheidung war.
Wo ich gerade schon beim Thema Wetter bin: Der Sonntag hatte grau, aber trocken begonnen, zumindest bezogen auf die Niederschläge, dafür war es schwül. Heiß war es natürlich auch, aber nach dem Samstag konnte nichts mehr schocken. Es war durchweg relativ erträglich, außer, wenn die Sonne durchkam wie kurz vorm Derby, da wurde es dann direkt wieder richtig schnuckelig.

Wie meistens am Derbytag waren wir früh auf der Bahn, um eine Bank zu besetzen. Als meist relativ große Gruppe ist das immer sehr angenehm, eine fest Station (im Schatten) zu haben. Wir bauten uns zwischen Leinwand und Getränkestand aus und arbeiteten erst einmal diverse Head to Heads und Viererwetten aus. 

Das erste Rennen der Karte richtete sich an dreijährige Sieglose bzw. Siegreiche mit Aufgewicht zwar nicht über die Derbydistanz, aber immerhin 2000 Meter. Dabei waren mit Le Tiger Still, Mister Universum und Elias auch drei Kandidaten, die einst eine Nennung für das Blaue Band hatten, alle drei bis zu diesem Tag jedoch noch keinen vollen Erfolg aufweisen konnten. Elias war dabei erst ein Mal am Start gewesen und dabei nach außen weggebrochen, sodass er folgerichtig zum Favoritenkreis zählte. Die meiste Erfahrung brachte Le Tiger Still mit. Bei zehn Starts war er durchaus schon auf höherer Ebene unterwegs gewesen, lief zwar meist mit, aber die rechte Durchschlagskraft ließ er bis dato vermissen. Ein absolut schicker Kerl ist Mister Universum, der einzige lebende Nachkomme meiner geliebten Miss Europa, die er optisch wahrlich nicht verleugnen kann. An die Leistungen seiner Mutter konnte er bisher jedoch nicht anknüpfen, an diesem Sonntag war er allerdings Favorit, wobei da auch die Verpflichtung von Andrasch Starke eine Rolle gespielt haben mag. Neben Mister Universum wusste Poolparty, die immerhin schon Listenzweite war, zu gefallen. Wer ein enges Rennen erwartet hatte, sah sich enttäuscht, Mister Universum löste sich leicht von seinen Gegner und siegte ungefährdet. Auf den Plätzen folgten die beiden anderen einstigen Derbyaspiranten Elias und Le Tiger Still vor der doch etwas enttäuschenden Poolparty.
 
Mister Universum

Elias

Mister Universum im Absattelring - man beachte auch den säuberlich korrigierten Schreibfehler XD

Im zweiten Rennen waren dann ausschließlich Stuten über die Meile gefragt. Zwar noch mit Diana-Nennung ausgestattet, doch werden sie wohl kaum dort an den Ablauf kommen, waren die Carvalho-Stute Icing Is her Name und Win For Live aus dem Wöhler-Quartier. Letztere verkörperte eher das großrahmige Modell in einer dunklen, dezenten Fuchsfärbung. Nicht unbedingt ein Pferd für den ersten Blick, auch nicht mein primäres Beuteschema, aber bei genauerem Hinsehen doch sehr ansprechend. Ich weiß noch, dass wir uns über Vanbijou unterhalten haben, Dynastie hatte den des öfteren auftretenden „Röttgen-Ramskopf“, was ja eigentlich sehr gefährlich ist, doch so ganz traute ich der Klug-Stallform nicht. Ironischerweise wurde ausgerechnet Markus Klug später Meetingschampion bei den Trainern (mit den meisten zweiten Plätzen, weil Peter Schiergen und Waldemar Hickst ebenfalls vier Siege gelangen), allerdings lag dies nicht an Dynastie. Leichter als von den meisten, Trainer wohl inklusive, erwartet, siegte schließlich die Fährhoferin Win For Life, eine kleine Kompensation für die ganzen Ausfälle der Gelb-Schwarzen in letzter Zeit vielleicht. Nach dem Eindruck dieses Tages scheint bei der Dubawi-Tochter auch noch deutlich Luft nach oben zu sein.

Vanbijou - klein. aber oho

Win For Life

Als nächstes greife ich das vierte Rennen, Preis vom Gestüt Röttgen (Ausgleich 1) heraus, auch wenn wir uns hier vorher sehr einig waren, dass der Sieger Diplomat heißen würde. Der optische Eindruck sprach auch nicht dagegen. Immer wieder mit seinem bestechenden Aussehen punkten kann Amazonit, da war dieser Tag keine Ausnahme. So langsam scheint der Kamsin-Sohn auch wieder in Tritt gekommen zu sein, er zeigte mit seinem Platz, dass er seine Marke (doch) kann. Der Dauerbrenner Gereon wurde dahinter Dritter und zeigte eine weitere gute Leistung. Nicht weit dahinter wurde Fly First, dem zuletzt zwei Siege in Folge gelangen Vierter. Besonders erwähnenswert ist bezüglich der Leve-Pferde an diesem Wochenende aber die ausgesprochen schlaue Idee mit dem nassen Schwamm unter dem Genickstück. Sowohl Fiorella am Vortag als auch die beiden Startern am Vortag waren mit dieser „automatischen Kühlung“ ausgestattet, wobei der Schwamm natürlich zum Aufgalopp entfernt wurde.

Fly First und der Schwamm

Diplomat

Dann will ich noch kurz zum Meiler-Auktionsrennen schreiben, bevor ich mich dem Samstag zuwende.
Das Meiler-Auktionsrennen sah bis auf einen Hengst ausschließlich Stuten am Ablauf. Unser persönliches Highlight war natürlich Torbens Arkia, die wir schon tags zuvor im Stall besucht hatten. Zuletzt „live“ hatten wir Arkia auf der Jährlingsauktion gesehen, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die junge Dame hat sich seitdem sehr gemacht und ist sozusagen zur Pferdeschönheit herangereift. Zu einem Platz in den Geldrängen reichte es leider an diesem Tag noch nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ein tolles Pferd ist sie allemal! Aus meiner Sicht war Pearl Diamond favorisiert. Ohne Zweifel war sie das größte Pferd im Feld, umsetzen konnte sie das zumindest von mir entgegengebrachte Vertrauen allerdings nicht. Vorn waren andere. Sehr nass und zappelig war Petite Paradise, aber wenn mich mein Erinnerung nicht trügt, ist das bei ihr nicht untypisch. Am wenigsten entspannt war jedoch Noble Colonia, bei der wir uns sehr uneins waren, was die Chancen anbetraf, immerhin ist auch die Sauren-Stute schon auf Listenebene platziert gelaufen. Sie war so nass, dass ich sie dann doch von meiner inneren Liste strich, ein Fehler, wie sich herausstellte. Mit ihrem zweiten Platz lief sie aus dem Schiergen-Trio am stärksten. Immer wieder schick, wenn auch sicher kein einfacher Kantonist ist Drummer, nach Abmeldung von Ice Man Star der einzige Hengst im Feld. Drummer knirschte durchgängig mit seinem Gebiss herum. Zuletzt in Köln lief er schwach, dieses Mal kam er händevoll in die Gerade und dann doch nicht weiter – ist und bleibt schwer einzuschätzen. Ohne Wenn und Aber überzeugende Siegerin war aber die Röttgenerin Damour, die nun Kurs auf die Diana nimmt. Ob sie stehen kann? Nach Abstammung durchaus nicht ausgeschlossen. 

Damour

Gern hätte ich auch noch etwas Erhellendes zum Steher-Auktionsrennen beigetragen, aber ich war nicht am Führring, weil es regnete und wir in Erwartung eines Wolkenbruchs, der nicht kam, Schutz gesucht hatten. ;)

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