Es gab ja nicht nur das Derby am Sonntag, schlappe elf
weitere Rennen standen neben dem Höhepunkt auf dem Programm. Alle Rennen
konnten wir nicht sehen, nach dem Derby verließen wir die Bahn und macht uns
auf den Heimweg nach NRW. Wir hätten vielleicht noch das 10. Rennen schauen
können, doch die bedrohlich schwarzen Wolken weckten ungute Erinnerungen an
letztes Jahr, wo wir auf dem kurzen Stück vom Ausgang bis zur Bushaltestelle
komplett durchweicht wurden. Weil wir keine Lust auf Wiederholung hatten,
brachen wir auf, als die Pferde fürs zehnte Rennen zum Start galoppierten, was
auch wohl nicht die schlechteste Entscheidung war.
Wo ich gerade schon beim Thema Wetter bin: Der Sonntag hatte
grau, aber trocken begonnen, zumindest bezogen auf die Niederschläge, dafür war
es schwül. Heiß war es natürlich auch, aber nach dem Samstag konnte nichts mehr
schocken. Es war durchweg relativ erträglich, außer, wenn die Sonne durchkam
wie kurz vorm Derby, da wurde es dann direkt wieder richtig schnuckelig.
Wie meistens am Derbytag waren wir früh auf der Bahn, um
eine Bank zu besetzen. Als meist relativ große Gruppe ist das immer sehr
angenehm, eine fest Station (im Schatten) zu haben. Wir bauten uns zwischen
Leinwand und Getränkestand aus und arbeiteten erst einmal diverse Head to Heads
und Viererwetten aus.
Das erste Rennen der Karte richtete sich an dreijährige
Sieglose bzw. Siegreiche mit Aufgewicht zwar nicht über die Derbydistanz, aber
immerhin 2000 Meter. Dabei waren mit Le Tiger Still, Mister Universum und Elias
auch drei Kandidaten, die einst eine Nennung für das Blaue Band hatten, alle
drei bis zu diesem Tag jedoch noch keinen vollen Erfolg aufweisen konnten.
Elias war dabei erst ein Mal am Start gewesen und dabei nach außen
weggebrochen, sodass er folgerichtig zum Favoritenkreis zählte. Die meiste
Erfahrung brachte Le Tiger Still mit. Bei zehn Starts war er durchaus schon auf
höherer Ebene unterwegs gewesen, lief zwar meist mit, aber die rechte Durchschlagskraft
ließ er bis dato vermissen. Ein absolut schicker Kerl ist Mister Universum, der
einzige lebende Nachkomme meiner geliebten Miss Europa, die er optisch wahrlich
nicht verleugnen kann. An die Leistungen seiner Mutter konnte er bisher jedoch
nicht anknüpfen, an diesem Sonntag war er allerdings Favorit, wobei da auch die
Verpflichtung von Andrasch Starke eine Rolle gespielt haben mag. Neben Mister Universum
wusste Poolparty, die immerhin schon Listenzweite war, zu gefallen. Wer ein
enges Rennen erwartet hatte, sah sich enttäuscht, Mister Universum löste sich
leicht von seinen Gegner und siegte ungefährdet. Auf den Plätzen folgten die
beiden anderen einstigen Derbyaspiranten Elias und Le Tiger Still vor der doch
etwas enttäuschenden Poolparty.
Elias |
Mister Universum im Absattelring - man beachte auch den säuberlich korrigierten Schreibfehler XD |
Im zweiten Rennen waren dann ausschließlich Stuten über die
Meile gefragt. Zwar noch mit Diana-Nennung ausgestattet, doch werden sie wohl kaum
dort an den Ablauf kommen, waren die Carvalho-Stute Icing Is her Name und Win
For Live aus dem Wöhler-Quartier. Letztere verkörperte eher das großrahmige
Modell in einer dunklen, dezenten Fuchsfärbung. Nicht unbedingt ein Pferd für
den ersten Blick, auch nicht mein primäres Beuteschema, aber bei genauerem
Hinsehen doch sehr ansprechend. Ich weiß noch, dass wir uns über Vanbijou
unterhalten haben, Dynastie hatte den des öfteren auftretenden „Röttgen-Ramskopf“,
was ja eigentlich sehr gefährlich ist, doch so ganz traute ich der
Klug-Stallform nicht. Ironischerweise wurde ausgerechnet Markus Klug später
Meetingschampion bei den Trainern (mit den meisten zweiten Plätzen, weil Peter
Schiergen und Waldemar Hickst ebenfalls vier Siege gelangen), allerdings lag
dies nicht an Dynastie. Leichter als von den meisten, Trainer wohl inklusive,
erwartet, siegte schließlich die Fährhoferin Win For Life, eine kleine
Kompensation für die ganzen Ausfälle der Gelb-Schwarzen in letzter Zeit
vielleicht. Nach dem Eindruck dieses Tages scheint bei der Dubawi-Tochter auch
noch deutlich Luft nach oben zu sein.
Vanbijou - klein. aber oho |
Win For Life |
Als nächstes greife ich das vierte Rennen, Preis vom Gestüt
Röttgen (Ausgleich 1) heraus, auch wenn wir uns hier vorher sehr einig waren,
dass der Sieger Diplomat heißen würde. Der optische Eindruck sprach auch nicht
dagegen. Immer wieder mit seinem bestechenden Aussehen punkten kann Amazonit,
da war dieser Tag keine Ausnahme. So langsam scheint der Kamsin-Sohn auch
wieder in Tritt gekommen zu sein, er zeigte mit seinem Platz, dass er seine
Marke (doch) kann. Der Dauerbrenner Gereon wurde dahinter Dritter und zeigte
eine weitere gute Leistung. Nicht weit dahinter wurde Fly First, dem zuletzt
zwei Siege in Folge gelangen Vierter. Besonders erwähnenswert ist bezüglich der
Leve-Pferde an diesem Wochenende aber die ausgesprochen schlaue Idee mit dem
nassen Schwamm unter dem Genickstück. Sowohl Fiorella am Vortag als auch die
beiden Startern am Vortag waren mit dieser „automatischen Kühlung“
ausgestattet, wobei der Schwamm natürlich zum Aufgalopp entfernt wurde.
Fly First und der Schwamm |
Diplomat |
Dann will ich noch kurz zum Meiler-Auktionsrennen schreiben,
bevor ich mich dem Samstag zuwende.
Das Meiler-Auktionsrennen sah bis auf einen Hengst
ausschließlich Stuten am Ablauf. Unser persönliches Highlight war natürlich
Torbens Arkia, die wir schon tags zuvor im Stall besucht hatten. Zuletzt „live“
hatten wir Arkia auf der Jährlingsauktion gesehen, ein Unterschied wie Tag und
Nacht. Die junge Dame hat sich seitdem sehr gemacht und ist sozusagen zur
Pferdeschönheit herangereift. Zu einem Platz in den Geldrängen reichte es
leider an diesem Tag noch nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ein
tolles Pferd ist sie allemal! Aus meiner Sicht war Pearl Diamond favorisiert.
Ohne Zweifel war sie das größte Pferd im Feld, umsetzen konnte sie das
zumindest von mir entgegengebrachte Vertrauen allerdings nicht. Vorn waren
andere. Sehr nass und zappelig war Petite Paradise, aber wenn mich mein
Erinnerung nicht trügt, ist das bei ihr nicht untypisch. Am wenigsten entspannt
war jedoch Noble Colonia, bei der wir uns sehr uneins waren, was die Chancen
anbetraf, immerhin ist auch die Sauren-Stute schon auf Listenebene platziert
gelaufen. Sie war so nass, dass ich sie dann doch von meiner inneren Liste
strich, ein Fehler, wie sich herausstellte. Mit ihrem zweiten Platz lief sie
aus dem Schiergen-Trio am stärksten. Immer wieder schick, wenn auch sicher kein
einfacher Kantonist ist Drummer, nach Abmeldung von Ice Man Star der einzige
Hengst im Feld. Drummer knirschte durchgängig mit seinem Gebiss herum. Zuletzt in
Köln lief er schwach, dieses Mal kam er händevoll in die Gerade und dann doch nicht
weiter – ist und bleibt schwer einzuschätzen. Ohne Wenn und Aber überzeugende Siegerin
war aber die Röttgenerin Damour, die nun Kurs auf die Diana nimmt. Ob sie
stehen kann? Nach Abstammung durchaus nicht ausgeschlossen.
Damour |
Gern hätte ich auch noch etwas Erhellendes zum
Steher-Auktionsrennen beigetragen, aber ich war nicht am Führring, weil es
regnete und wir in Erwartung eines Wolkenbruchs, der nicht kam, Schutz gesucht
hatten. ;)
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