Donnerstag, 28. Februar
Juchu, Geburtstag! Da kann ich mich ja sowieso immer schon
sehr ausgiebig drüber freuen, aber wenn ich dann auch noch Urlaub habe, umso
mehr. Mein Geburtstag war wie auch schon vor einem Jahr der Abreisetag in einen
Kurzurlaub. Das Ziel war durch ein Weihnachtsgeschenk (allerdings aus 2017)
quasi vorgegeben, es ging ins Weinanbaugebiet Saale-Unstrut. Wir haben ja vor,
alle deutschen Weinanbaugebiete abzuklappern und Saale-Unstrut gehört zu denen,
die noch offen sind oder vielmehr waren. Morgens gegen sechs klingelte der
Wecker, wir wollten uns schließlich halbwegs zeitig auf die gut
dreieinhalbstündige Fahrt machen, um noch viel vom Tag für Unternehmungen übrig
zu haben. Die angepeilten 7 Uhr für die Abfahrt schafften wir zwar nicht ganz,
doch wir kamen hervorragend durch und waren daher schon um viertel vor elf in
Nebra an unserem Hotel angekommen. Wir hatten Glück und dank der netten Dame
von der Rezeption bekamen wir auch direkt schon ein Zimmer. Ich finde es
übrigens auch immer noch ausgleichende Gerechtigkeit, dass ich statt der -13
Grad im letzten Jahr dieses Mal 13 Grad plus bekam.
Nach einem kurzen Boxenstopp verplemperten wir keine weitere
Zeit und machten uns auf Richtung Freyburg. Als wir dort ankamen, hatten wir
noch genügend zeitlichen Puffer, sodass wir auf einem kostenlosen
Besucherparkplatz das Auto abstellten und von dort aus Richtung Innenstadt
liefen. Freyburg hat zwar nur knapp 5000 Einwohner, dafür aber eine sehr
ordentliche und hübsche Altstadt zu bieten. Freyburg ist vor allem als
Winzerstadt bekannt und darüber hinaus für „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn,
der dort lange lebte. Wir zogen einmal quer durch die Altstadt bis hinunter zur
Unstrut und dann so Richtung Auto wieder zurück, dass wir um 13 Uhr an der
Winzervereinigung Freyburg-Unstrut eintrafen. Dort wollten wir an der
Kellerführung teilnehmen. Der Tourismus befand sich noch im Winterschlaf, wir
waren sensationelle 5 Teilnehmer, doch das tat der Führung beileibe keinen
Abbruch. Die Genossenschaftswinzer bewirtschaften um die 400 Hektar, was das
halbe Weingebiet beinhaltet, dementsprechend vielfältig sind auch die Weine,
wie wir nach der Führung feststellen konnten. Interessant. Der Keller selbst
befindet sich interessanterweise oberhalb des Straßenniveaus, kühl war er
trotzdem. Einer der Winzer führte uns hindurch, eine sehr interessante Führung,
zumal der Winzer anschließend noch mit Rat und Tat bei der Verkostung zur Seite
stand, sodass Daniel und ich das probieren konnten, was unserem Geschmack
entsprach. Klar, dass wir anschließend ein Schächtelchen mitnahmen.

 |
Die Unstrut |
 |
Auf dem Berg ist Schloss Neuenburg zu sehen |
 |
Stadtmauer |
 |
Typisch: die Weinreben an den Hauswänden |
Gegen kurz
vor 15 Uhr machten wir uns dann wieder auf Richtung Altstadt. Wir schauten uns
Rotkäppchen, ebenfalls ins Freyburg beheimatet, zumindest von außen kann, bevor
wir uns in einem Café mit Kaffee und köstlichem (Geburtstags-)Kuchen stärkten.
Dann änderten wir irgendwie mehrfach den Plan, um dann zurück zum Auto zu
laufen, um damit den Berg hochzufahren und Schloss Neuenburg zu besichtigen.
Leider stimmten die bei Google angegebenen Öffnungszeiten nicht. Wir hatten
somit nur eine knappe Stunde für die (riesige) Burg, wobei wir schon das
Weinmuseum und den Dicken Wilhelm (einen Aussichtsturm) auslassen mussten. Aber
immerhin waren die Leute dort echt entspannt, auch wenn wir gefühlt die
einzigen Gäste waren. Zu DDR-Zeiten hat man die Festung übrigens verfallen
lassen, das muss 1990 ein ziemlicher Schock für die Bürger gewesen sein, als
man das Schloss damals beging. Die Restaurationsarbeiten sind auch heute noch
längst nicht abgeschlossen.
 |
Auf der Mauer: Karina an Schloss Neuenburg |
 |
Innenhof des Schlosses |
 |
Blick ins Tal |
 |
Dicker Wilhelm: Leider schon geschlossen, als wir dort waren. |
Als das Schloss zu machte, fuhren wir zum Einkaufen und
Tanken nochmal kurz ins Tal und anschließend wieder hoch auf den Berg, um im
Hotel Edelacker zünftig zu speisen (Wels bzw. sächsischen Wildschweinbraten). Dann
ließen wir den Abend ruhig bei Wein ausklingen.
Freitag, 1. März
Pünktlich um 8 Uhr saßen wir im Frühstücksraum und genossen
ein sehr ordentliches Hotelfrühstück mit Waffeln und vor allem auch regionaler
Schlachtplatte, definitiv besser als Standard. Anschließend trödelten wir nicht
rum und waren schließlich um 10 Uhr passend zur Öffnungszeit im Nebraer
Ortsteil Kleinwangen an der Arche Nebra. Die Arche Nebra ist das Museum, das im
Zuge des Fundes der sogenannten
Himmelsscheibe von Nebra vor 20 Jahre
eingerichtet wurde. Die Himmelsscheibe ist die erste konkrete Darstellung des
Kosmos weltweit, sie stammt wohl aus der Zeit vor 1600 v. Chr. Die
Himmelsscheibe selbst ist eine 32cm große Bronzeplatte mit eingelassenen
Goldblechen und war wohl 150-300 Jahre in Benutzung, bevor sie auf dem
Mittelberg in Nebra vergraben wurde – wohl weil sich die Zeit der Fürsten in
der frühen Bronzezeit dem Ende näherte und sich Lebensweisen gravierend
veränderten. Das Beeindruckende an der Scheibe ist, dass auf ihr sehr viel
Wissen codiert dargestellt ist, von dem bisher nicht bekannt war, dass es die
Menschen in der Zeit hatten. So ist in der ersten Phase der Scheibe (sie wurde
mehrfach verändert) anhand von Mondsichel, Plejaden und weiteren Sternen
dargestellt, wann ein Schaltmonat eingefügt werden musste. Nach dem Museum
liefen wir noch die 3 Kilometer auf den Mittelberg hinauf, um uns den Fundort
anzusehen und den dortigen Aussichtsturm zu erklimmen.
 |
Unser Hotel in Nebra |
 |
Arche Nebra |
 |
Aussichtssturm am... |
 |
... Fundort der Himmelsscheibe |
Um kurz vor 13 Uhr waren wir dann wieder beim Auto, mit dem
wir dann weiter nach Naumburg fuhren. Die nächste Stunde stand dann wieder im
Zeichen des Weins. Wir besuchten die Naumburger Wein- und Sektmanufaktur.
Eigentlich wollten wir dort auch eine Kellerführung machen, doch die fiel
leider aus. Wir kamen trotzdem auf unsere Kosten, konnten nämlich sechs Weine
probieren, bekamen eine Kurzfassung der Geschichte des Weinguts und fanden auch
hier wieder ein Schächtelchen zum Mitnehmen. Die Manufaktur macht schon seit
Anfang des 19. Jahrhunderts Sekt nach Champagnerart. Während der DDR-Zeit kam
der Betrieb im Sinne von Wein und Sekt zum Erliegen, es gab Obstmost etc. Nach
der Wende kaufte ein Nürnberger 2002 den Betrieb und kehrte nach mehreren
glücklosen Anläufen erfolgreich in die traditionelle Spur zurück. Heute ist es
mit 24 Hektar das größte private Weingut in Saale-Unstrut.

Als wir fertig eingekauft hatten, fuhren wir weiter in die
Naumburger Innenstadt. Dort wollten wir noch die Altstadt und vor allem den Dom
erkunden, der seit dem letzten Jahr zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Aber erst
einmal war die sehr hübsche, sehr gepflegte Altstadt dran und die ist wirklich
mal einen Besuch wert. Es passte für uns zeitlich nicht, aber da würde ich gern
mal an einer Führung teilnehmen. Naumburg lohnt sich sicher auch für zwei Tage:
viele kleine Lädchen, sehr viel (auch altes) Handwerk, richtig klasse, hätte
ich so gar nicht mit gerechnet. Aber ich wusste vorher auch einfach nichts über
Naumburg. Der Nachmittag reichte jedenfalls nicht aus, um alles Interessante zu
erkunden. Allein für den Dom sollte man einen halben Tag einplanen. Wir hatten
Glück und erwischten noch eine Führung um 16 Uhr. Das wurde dann tatsächlich
eine Privatführung, außer uns beiden war nur die Führerin da. Und die Führung
war jeden einzelnen Euro wert, ich hätte noch 3 Stunden zuhören können. Ich
wusste vorher nichts über den Naumburger Dom und hatte hinterher das Gefühl
einiges gelernt zu haben, angefangen von den Kunstwerken von Heinrich Apel
(geniale Sachen) bis hin zu den Chorschranken. So etwas hatte ich auch noch
nicht gesehen in den Kirchen, die ich sonst schon mal besucht hatte. Sehr
spannend waren auch die Stilwechsel von romanisch zu gotisch in der Bauzeit.
Und natürlich der Westlettner bzw. der Westchor, der berühmteste Teil, der
maßgeblich für den Weltkulturerbestatus ist. Tolle Führung, die Begeisterung
sprang über, phänomenal.
 |
Marktplatz von Naumburg |
 |
Dom |
 |
Fotos von innen habe ich nicht gemacht, hier gibt's aber umso schönere Bilder. |
Anschließend wanderten wir noch auf eigene Faust durch den
Dom, drehten dann noch eine Runde durch die Altstadt und machten uns dann auf
den Rückweg nach Nebra zum Abendessen im Hotel und dann einem ruhigen
Abendausklang.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen