Mittwoch, 6. März 2019

Weingebiete entdecken: Saale-Unstrut


Donnerstag, 28. Februar

Juchu, Geburtstag! Da kann ich mich ja sowieso immer schon sehr ausgiebig drüber freuen, aber wenn ich dann auch noch Urlaub habe, umso mehr. Mein Geburtstag war wie auch schon vor einem Jahr der Abreisetag in einen Kurzurlaub. Das Ziel war durch ein Weihnachtsgeschenk (allerdings aus 2017) quasi vorgegeben, es ging ins Weinanbaugebiet Saale-Unstrut. Wir haben ja vor, alle deutschen Weinanbaugebiete abzuklappern und Saale-Unstrut gehört zu denen, die noch offen sind oder vielmehr waren. Morgens gegen sechs klingelte der Wecker, wir wollten uns schließlich halbwegs zeitig auf die gut dreieinhalbstündige Fahrt machen, um noch viel vom Tag für Unternehmungen übrig zu haben. Die angepeilten 7 Uhr für die Abfahrt schafften wir zwar nicht ganz, doch wir kamen hervorragend durch und waren daher schon um viertel vor elf in Nebra an unserem Hotel angekommen. Wir hatten Glück und dank der netten Dame von der Rezeption bekamen wir auch direkt schon ein Zimmer. Ich finde es übrigens auch immer noch ausgleichende Gerechtigkeit, dass ich statt der -13 Grad im letzten Jahr dieses Mal 13 Grad plus bekam.


Nach einem kurzen Boxenstopp verplemperten wir keine weitere Zeit und machten uns auf Richtung Freyburg. Als wir dort ankamen, hatten wir noch genügend zeitlichen Puffer, sodass wir auf einem kostenlosen Besucherparkplatz das Auto abstellten und von dort aus Richtung Innenstadt liefen. Freyburg hat zwar nur knapp 5000 Einwohner, dafür aber eine sehr ordentliche und hübsche Altstadt zu bieten. Freyburg ist vor allem als Winzerstadt bekannt und darüber hinaus für „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, der dort lange lebte. Wir zogen einmal quer durch die Altstadt bis hinunter zur Unstrut und dann so Richtung Auto wieder zurück, dass wir um 13 Uhr an der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut eintrafen. Dort wollten wir an der Kellerführung teilnehmen. Der Tourismus befand sich noch im Winterschlaf, wir waren sensationelle 5 Teilnehmer, doch das tat der Führung beileibe keinen Abbruch. Die Genossenschaftswinzer bewirtschaften um die 400 Hektar, was das halbe Weingebiet beinhaltet, dementsprechend vielfältig sind auch die Weine, wie wir nach der Führung feststellen konnten. Interessant. Der Keller selbst befindet sich interessanterweise oberhalb des Straßenniveaus, kühl war er trotzdem. Einer der Winzer führte uns hindurch, eine sehr interessante Führung, zumal der Winzer anschließend noch mit Rat und Tat bei der Verkostung zur Seite stand, sodass Daniel und ich das probieren konnten, was unserem Geschmack entsprach. Klar, dass wir anschließend ein Schächtelchen mitnahmen. 

Die Unstrut

Auf dem Berg ist Schloss Neuenburg zu sehen

Stadtmauer

Typisch: die Weinreben an den Hauswänden


Gegen kurz vor 15 Uhr machten wir uns dann wieder auf Richtung Altstadt. Wir schauten uns Rotkäppchen, ebenfalls ins Freyburg beheimatet, zumindest von außen kann, bevor wir uns in einem Café mit Kaffee und köstlichem (Geburtstags-)Kuchen stärkten. Dann änderten wir irgendwie mehrfach den Plan, um dann zurück zum Auto zu laufen, um damit den Berg hochzufahren und Schloss Neuenburg zu besichtigen. Leider stimmten die bei Google angegebenen Öffnungszeiten nicht. Wir hatten somit nur eine knappe Stunde für die (riesige) Burg, wobei wir schon das Weinmuseum und den Dicken Wilhelm (einen Aussichtsturm) auslassen mussten. Aber immerhin waren die Leute dort echt entspannt, auch wenn wir gefühlt die einzigen Gäste waren. Zu DDR-Zeiten hat man die Festung übrigens verfallen lassen, das muss 1990 ein ziemlicher Schock für die Bürger gewesen sein, als man das Schloss damals beging. Die Restaurationsarbeiten sind auch heute noch längst nicht abgeschlossen.


Auf der Mauer: Karina an Schloss Neuenburg

Innenhof des Schlosses

Blick ins Tal

Dicker Wilhelm: Leider schon geschlossen, als wir dort waren.

Als das Schloss zu machte, fuhren wir zum Einkaufen und Tanken nochmal kurz ins Tal und anschließend wieder hoch auf den Berg, um im Hotel Edelacker zünftig zu speisen (Wels bzw. sächsischen Wildschweinbraten). Dann ließen wir den Abend ruhig bei Wein ausklingen.



Freitag, 1. März

Pünktlich um 8 Uhr saßen wir im Frühstücksraum und genossen ein sehr ordentliches Hotelfrühstück mit Waffeln und vor allem auch regionaler Schlachtplatte, definitiv besser als Standard. Anschließend trödelten wir nicht rum und waren schließlich um 10 Uhr passend zur Öffnungszeit im Nebraer Ortsteil Kleinwangen an der Arche Nebra. Die Arche Nebra ist das Museum, das im Zuge des Fundes der sogenannten Himmelsscheibe von Nebra vor 20 Jahre eingerichtet wurde. Die Himmelsscheibe ist die erste konkrete Darstellung des Kosmos weltweit, sie stammt wohl aus der Zeit vor 1600 v. Chr. Die Himmelsscheibe selbst ist eine 32cm große Bronzeplatte mit eingelassenen Goldblechen und war wohl 150-300 Jahre in Benutzung, bevor sie auf dem Mittelberg in Nebra vergraben wurde – wohl weil sich die Zeit der Fürsten in der frühen Bronzezeit dem Ende näherte und sich Lebensweisen gravierend veränderten. Das Beeindruckende an der Scheibe ist, dass auf ihr sehr viel Wissen codiert dargestellt ist, von dem bisher nicht bekannt war, dass es die Menschen in der Zeit hatten. So ist in der ersten Phase der Scheibe (sie wurde mehrfach verändert) anhand von Mondsichel, Plejaden und weiteren Sternen dargestellt, wann ein Schaltmonat eingefügt werden musste. Nach dem Museum liefen wir noch die 3 Kilometer auf den Mittelberg hinauf, um uns den Fundort anzusehen und den dortigen Aussichtsturm zu erklimmen. 

Unser Hotel in Nebra

Arche Nebra

Aussichtssturm am...

... Fundort der Himmelsscheibe


Um kurz vor 13 Uhr waren wir dann wieder beim Auto, mit dem wir dann weiter nach Naumburg fuhren. Die nächste Stunde stand dann wieder im Zeichen des Weins. Wir besuchten die Naumburger Wein- und Sektmanufaktur. Eigentlich wollten wir dort auch eine Kellerführung machen, doch die fiel leider aus. Wir kamen trotzdem auf unsere Kosten, konnten nämlich sechs Weine probieren, bekamen eine Kurzfassung der Geschichte des Weinguts und fanden auch hier wieder ein Schächtelchen zum Mitnehmen. Die Manufaktur macht schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts Sekt nach Champagnerart. Während der DDR-Zeit kam der Betrieb im Sinne von Wein und Sekt zum Erliegen, es gab Obstmost etc. Nach der Wende kaufte ein Nürnberger 2002 den Betrieb und kehrte nach mehreren glücklosen Anläufen erfolgreich in die traditionelle Spur zurück. Heute ist es mit 24 Hektar das größte private Weingut in Saale-Unstrut.



Als wir fertig eingekauft hatten, fuhren wir weiter in die Naumburger Innenstadt. Dort wollten wir noch die Altstadt und vor allem den Dom erkunden, der seit dem letzten Jahr zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Aber erst einmal war die sehr hübsche, sehr gepflegte Altstadt dran und die ist wirklich mal einen Besuch wert. Es passte für uns zeitlich nicht, aber da würde ich gern mal an einer Führung teilnehmen. Naumburg lohnt sich sicher auch für zwei Tage: viele kleine Lädchen, sehr viel (auch altes) Handwerk, richtig klasse, hätte ich so gar nicht mit gerechnet. Aber ich wusste vorher auch einfach nichts über Naumburg. Der Nachmittag reichte jedenfalls nicht aus, um alles Interessante zu erkunden. Allein für den Dom sollte man einen halben Tag einplanen. Wir hatten Glück und erwischten noch eine Führung um 16 Uhr. Das wurde dann tatsächlich eine Privatführung, außer uns beiden war nur die Führerin da. Und die Führung war jeden einzelnen Euro wert, ich hätte noch 3 Stunden zuhören können. Ich wusste vorher nichts über den Naumburger Dom und hatte hinterher das Gefühl einiges gelernt zu haben, angefangen von den Kunstwerken von Heinrich Apel (geniale Sachen) bis hin zu den Chorschranken. So etwas hatte ich auch noch nicht gesehen in den Kirchen, die ich sonst schon mal besucht hatte. Sehr spannend waren auch die Stilwechsel von romanisch zu gotisch in der Bauzeit. Und natürlich der Westlettner bzw. der Westchor, der berühmteste Teil, der maßgeblich für den Weltkulturerbestatus ist. Tolle Führung, die Begeisterung sprang über, phänomenal.


Marktplatz von Naumburg

Dom


Fotos von innen habe ich nicht gemacht, hier gibt's aber umso schönere Bilder.


Anschließend wanderten wir noch auf eigene Faust durch den Dom, drehten dann noch eine Runde durch die Altstadt und machten uns dann auf den Rückweg nach Nebra zum Abendessen im Hotel und dann einem ruhigen Abendausklang.

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