Dienstag, 14. September 2010

Kleiner Rückblick: Je suis arrivée

Da ich ja eine Woche lang kein Internet hatte, konnte ich nicht wirklich eher berichten, wie es mir so ergeht. Ich war aber nicht nur faul, und habe am zweiten Tag eine Art "Anreisebericht" geschrieben, den ich euch nicht vorenthalten will.

Mittwoch, 1. September

Anreisetag. Morgens um 8.54 Uhr ging es los mit dem ICE von Hamm nach Köln. Das Wetter machte den Abschied jedenfalls nicht schwerer als notwendig. Viel zu grau, viel zu kalt und viel zu regnerisch. Glücklicherweise strapazierte auch die Deutsche Bahn meine Nerven ausnahmsweise nicht mehr als unbedingt notwendig. Der Zug kam doch tatsächlich auf die Minute pünktlich in Köln an. Unglaublich, warum funktioniert das sonst so selten? Das Glück sollte uns treu bleiben an diesem Tag. Blöd war nur die Kofferschlepperei. Von einem Gleis aufs nächste wie in Köln war ja noch erträglich. Nach kurzer Wartezeit rollte der Thalys dann auch schon ein. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir eine Zugfahrt jemals so kurz vorgekommen ist – in Abhängigkeit zur Fahrzeit natürlich. Wie fast vier Stunden kam es mir ganz und gar nicht vor. Schon um 13.59 Uhr (auf die Minute pünktlich!) trafen wir nach Stopps in Aachen, Lüttich und Brüssel am Pariser Gare du Nord ein. Dann kam der abenteuerlichste Teil der Fahrt, die Tour mit Métro vom Gare du Nord nach Paris Montparnasse, wo unser TGV abfahren sollte. Ich wüsste mal gerne, warum es keinen zentralen Bahnhof in Paris gibt. Die Métrofahrt, immerhin 14 Stationen, ging noch, allerdings ist der Gare Montparnasse, um es mal vorsichtig zu formulieren, recht weitläufig. Mit anderen Worten, es war eine ätzende Schlepperei, zumal die Franzosen auch nicht gerade an Treppen gespart haben. Als wir ankamen, waren wir nass geschwitzt. Glücklicherweise waren wir so schlau, bereits im Thalys Tickets für die Métro zu kaufen. Die Schlangen vor den Automaten waren so enorm lang, dass wir vermutlich den TGV verpasst hätten, hätten wir uns dort anstellen müssen. 

Der TGV nach Angers, ohne Zwischenhalt in anderthalb Stunden übrigens, war der dritte pünktliche Zug an diesem Tag, fast schon zu schön um wahr zu sein. Trotzdem waren wir mehr als froh, als wir um 16.29 Uhr in Angers aus dem Zug steigen durften. Entgegen anderslautender Ankündigungen war da nichts und niemand, der so aussah, als wollte er uns abholen, sodass wir uns dann selber ein Taxi gesucht haben. Wo wir hinmussten, wussten wir auch nicht so genau, also sind wir erstmal zur Uni gefahren, was natürlich falsch war. Aber wir waren ja schon trainiert im Kofferziehen und die 500 Meter zur cité universitaire haben wir dann auch noch geschafft. Dort waren dann auch Leute, die uns gesagt haben, was wir tun müssen, haufenweise Formulare ausfüllen nämlich. Aber immerhin hat Steeve sogar unsere Koffer geschleppt. Das Zimmer (immerhin erster und nicht vierter Stock) erinnert von der Größe eher an eine Sardinenbüchse und war im ersten Moment sehr gewöhnungsbedürftig, aber so mit dem Abstand des zweiten Tages betrachtet, ist es doch vollkommen in Ordnung. Das Bad hat sowohl von der „Geräumigkeit“ als auch vom Plastikanteil sehr viel Ähnlichkeit mit einer Zugtoilette, ist aber verblüffend funktional. Hier kann man es auf jeden Fall ein Semester lang aushalten.

Worunter alle ausländischen Studenten momentan doch sehr leiden, ist, dass wir bisher kein Internet haben. Ich denke auch, dass das mit Sicherheit noch zwei Wochen dauert, sofern alles planmäßig läuft. Erstens benötigt man nämlich den Studentenausweis und einen Login, den ich erst nächste Woche Mittwoch bekommen werde. Danach soll es auf jeden Fall noch einmal eine Woche dauern, bis der Internetzugang freigeschaltet ist. Mal sehen, ob das klappt. 

Gegen 19 Uhr hatten wir uns so weit eingerichtet, dass wir zum nächsten Supermarkt losgezogen sind. Die Öffnungszeiten sind ähnlich wie zu Hause. Der Supermarkt in Wohnheimnähe (circa 300m, sehr praktisch) hat von Montags bis Donnerstags sogar „nur“ bis 19.30 Uhr auf, an Freitagen und Samstagen bis 20 Uhr. Die Zeit reichte so gerade noch für die nötigsten Einkäufe, sprich Wasser, Toilettenpapier, Müsli und Milch. Um 20 Uhr haben wir uns dann mit einer ganzen Truppe von Erasmus- und ISEP-Studenten getroffen und sind gemeinsam in eine Bar in der Stadt gefahren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen