Sonntag, 12. Dezember 2010

Der Vorhang fällt - Rennen in Angers

Heute stand für mich sowohl der (erstmal) letzte Rennbahnbesuch in Frankreich als auch der letzte des Jahres 2010 an. Dafür gab es für mich heute sogar ein Novum, der erste reine Hindernisrenntag nämlich. Hat (meistens) Spaß gemacht, aber ich weiß jetzt auch, warum mir Flachrennen dann doch noch lieber sind. Aber dazu später mehr. Der Wettergott meinte es heute wirklich einmal gut mit uns, kein Nebel, kein Regen und auch keine klirrende Kälte, stattdessen gab es Sonne und annehmbare Temperaturen um 7°C, sodass ich sogar die lange Unterhose im Schrank lassen konnte ;-) Netterweise war das Kassenhäuschen am Rennbahneingang heute nicht besetzt, sodass es freien Eintritt für alle gab. Fand ich super, somit habe ich insgesamt gar nicht mal sonderlich viel Geld für meine Rennbahnbesuche in Frankreich ausgegeben. Die Bahn war, was wahrscheinlich dem freien Sonntag zuzuschreiben ist, recht gut besucht, jedenfalls im Vergleich zu den letzten Renntagen, die eher Aktivennachmittagen glichen. Sehr gewöhnungsbedürftig waren allerdings die Startzeiten, das erste Rennen wurde um 11.20 Uhr, das letzte um 14.25 Uhr gestartet – das sind mal Zeiten. Dafür war ich hinterher zur Abwechslung im Hellen zu Hause.

Das erste Rennen war ein Hürdenrennen für den 3-jährigen Nachwuchs über 3400 Meter. Gleich drei meiner alten Bekannten von vorherigen Rennbahnbesuchen waren mit von der Partie, unter anderem Ballydancer, der erst vor drei Wochen Dritter auf dem angeviner Boden geworden war. Daher ging der Wallach aus dem Stall von Eric Leray auch als 46:10 Favorit an den Start. Wie beim letzten Mal wurde Ballydancer von Anthony Blais, der ohnehin einen guten Tag hatte, geritten. Vielbeachtet waren die beiden Macaire-Starter, von denen es mir der debütierende Al Violin unter dem Nachwuchsjockey Bertrand Lestrade (momentan 4. in der Statistik) besonders angetan hatte. Al Violin hingegen schien von laufen und springen noch nicht allzu angetan zu sein, er war chancenlos und wurde angehalten. So viel zu meiner „Form“. Sie sollte anhalten... Ballydancer dagegen legte einen sehr überzeugenden Start-Ziel-Sieg hin. Von Beginn an legte er unter Anthony Blais ein sehr flottes Tempo vor und gewann schließlich locker. Da könnte noch was gehen.


Ballydancer (4) gewann Start-Ziel
Im zweiten Rennen, waren die 5jährigen, in Hürdenrennen in diesem Jahr noch sieglosen Pferde angesprochen (4100 Meter). Mit Royal Thatch, Huluxis, Rififi und Child in Time kamen hier gleich vier „Bekannte“ meinerseits an den Ablauf. Ich mochte Rififi, der sich mit Chinastar in der Favoritenrolle abwechselte. Royal Thatch gefiel mir überhaupt nicht, erinnerte mich eher an ein altes Schulpferd als an ein Vollblut. Selbstverständlich strafte er mich Lügen und wurde Zweiter. Bei Chinastar waren wir unterschiedlicher Meinung, Lena „der hat nen dicken Hintern“, ich: „das sind Muskeln“ ;-) Der gutbemuskelte Po machte dann mit der Konkurrenz kurzen Prozess, übernahm vor dem letzten Bogen die Führrung und gab sie bis ins Ziel nicht wieder ab. Der lange führende Child in Time wurde am Ende müde und wurde 6., „mein“ Rififi kam nie ins Rennen und wurde angehalten... hmpf.

Buntes Pferdchen: Child in Time vor dem Rennen
Child in Time führt vor dem spätereren Sieger Chinastar umd dem Dritten Romeo de l'Ansaud (Schimmel)
Einlauf: Chinastar siegt locker.
Portträt vom Dritten: Romeo de l'Ansaud
Anschließend ging es für die Halbblüter über 4200 Meter an die großen Hindernisse. Auch hier waren wieder 4 Bekannte dabei. Ich entschied mich im Führring ziemlich schnell für Zevia, wohl wissend, dass die Stute nur Außenseiterin werden würde, zumal sie ihre erste Steeplechase bestritt. Immerhin hatte sie beim ersten und einzigen Hürdenstart gewonnen und sah mit am besten aus. Ruphery Borget, wiederum ein Pferd aus dem Leray-Stall, wäre auch als springbetontes Warmblut durchgegangen. Der aus dem gleichen Stall kommende Robobar gehört zu den größten Rennpferden, die ich je gesehen habe, der hatte war deutlich über 1,70m Stockmaß. Das Rennen war schon von Anfang an komisch. Erstmal entledigte sich Ruphery Borget am Probesprung seines Reiters und galoppierte dann 5 Minuten lustig-gemütlich durch die Gegend, bevor er sich einfangen ließ. Vom Start weg gab es ein Höllentempo, sodass es schon nach 500 Metern kein „Feld“ mehr gab, und das bei immerhin 11 Startern. Leider stürzte der weit in Führung liegende Quairabas am zweitletzten Hindernis, als er sich schon auf der Geraden befand und „nur“ noch zwei Hürden zwischen ihm und dem Sieg standen. Er stand auch nicht wieder auf :-( Und gerade musste ich leider lesen, dass er tot ist :-() Jockey Lestrade ritt danach auch nicht mehr.
Der Sieg ging nach dem Sturz an das „Warmblut“ Ruphery Borget, der den zweiten Tagessieg für Trainer Eric Leray einfuhr. Der Stallgefährte Robobar komplettierte den Einlauf.
Quiria führt vor Quel Saint
Da hing sie schon hinter dem Feld: Zevia
Rose d'Azur hatte das mit den Hindernissen offenbar falsch verstanden: drüber und nicht durch ;-) - nix passiert, hab ich auch erst hinterher auf dem Foto gesehen
Das vierte Rennen war das Hauptrennen, ein Hindernisrennen über 3800 Meter für Vierjährige. Ganz klasse sahen White Singer und Sakura des Bieffes aus. Großer Favorit (25:10) war Sword Danse, den ich im Führring noch nicht einmal wahrgenommen habe, obwohl der in meinem Beisein bei seinem letzten Auftritt in Angers gewonnen hatte. Trotzdem hatte ich mich natürlich für das falsche Pferd entschieden. Ein Blick auf die Trainer der Pferde hätte mich allerdings aufmerken lassen können. Nach einem Rennen mit „normaleren“ Rennverlauf siegte mit Sissi de Teille das von Eric Leray trainierte (dritter Tagestreffer) und Anthony Blais (zweiter Tagessieg) gerittene Pferd zu einer durchaus lohnenden Quote von 99:10. Zwanzig Längen dahinter wurde mein alter Bekannter Sacro Conti Zweiter vor meinem Favoriten White Singer.
 
Auf dem Weg zum Sprung
Und hopp: Hier führt noch Sword Danse vor Turgotine, der späteren Siegerin Sissi de Teille und Taminkle
Das 5. Rennen war ein Verkaufsrennen über die Hürden mit einer ganz großen Favoritin, Magic Poly. Im Sattel saß mit Alain de Chitray auch immerhin ein Jockey aus dem Top 10. Optisch überwältigend fand ich dieses Mal überhaupt keinen, allerdings waren auch überhaupt keine Formpferde im Rennen, eher Not gegen Elend. Ganz nett fand ich eine Stute mit dem schönen Namen Charming Princess. Die nichtvorhandene Form (angehalten – Siebte – Vierte – unplatziert – unplatziert) und die Quote von 480:10 ließen allerdings nichts Gutes erahnen. Immerhin der Riecher war richtig, sie wurde angehalten :-D Das Rennen an sich war eher unspektakulär. Sucrette kam an der Hürde vor der Tribüne zu Fall, weder Pferd noch Jockey taten sich was dabei, abgesehen davon, dass Reiterin Céline Crouzet offensichtlich stinksauer war. Magic Poly gewann übrigens mit lockeren 15 Längen, sodass Alain de Chitray die Peitsche noch nicht einmal auspacken musste. Die Siegerin blieb auch die einzige, welche nach dem Rennen verkauft wurde.

Los gehts
Mal ne andere Perspektive...
Die überlegene Siegerin Magic Poly
Im sechsten Rennen ging es wieder über die Hindernisse. Eine Steeplechase für Dreijährige finde ich schon, hm..., sagen wir mal anspruchsvoll. Es gab auch nur 6 Starter. Alles sprach dafür, dass es ein Zwei-Pferde-Rennen würde. Das Aussehen stimmte zu 100% damit überein. Die 16:10 Favoritin Ursainte kam aus dem Macaire-Stall und wurde vom 2. der Jockeystatistik, Jacques Ricou geritten. Genauso toll sah Goudeluxe (26:10) aus, die Alain de Chitray im Sattel hatte. Goudeluxe gehört ebenfalls zu meinen Bekannten und war bei ihrem letzten Auftritt in Angers die Bezwingerin von Ballydancer. Parfaikimo (160:10) und Summer Blues (180:10) sahen auch noch ganz ordentlich aus, konnten den beiden Genannten aber nicht das Wasser reichen, vom Rest mal ganz zu schweigen, aber der ging auch optisch gar nicht. Das Rennen schien nach einer Runde schon gelaufen zu sein, denn schon zu diesem frühen Zeitpunkt hatte sich Ursainte einen Vorsprung von gut 20 Längen herausgearbeitet. Doch der absolute bescheidene Tag für Guillaume Macaire setzte sich fort. Vollkommen unbedrängt kam Ursainte in der letzten Runde zu Fall. (Es war nicht zu erkennen, ob/was Pferd und Reiter passiert ist, aber leider musste ich gerade lesen, dass auch Ursainte den Sturt nicht überlebt hat) :-( Danach hatte Goudeluxe leichtes Spiel und gewann quasi im Schlaf, offizieller Abstand zum Zweiten „loin“. 

Tolles Foto, leider mit unschönem Beigeschmack, RIP Ursainte :-(
Goudeluxe auf den letzten Metern
Danach sind wir gefahren, da die Busse am Sonntag so besch*** fahren, dass wir ansonsten 1,5 Stunden hätten warten müssen. Eigentlich wars ganz spannend mit den vielen Hindernisrennen, aber die Stürze haben mir dann doch den Zahn gezogen, vor allem der letzte, da mir die Stute total gut gefiel. :-( Ich habe jetzt erstmal genug von Hindernisrennen und bin ganz froh, dass ich mich in Zukunft wieder auf Flachrennen beschränken muss. Passieren kann zwar immer was, aber auf der Flachen ist es das Risiko eben doch geringer. 

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