Dienstag, 5. Oktober 2010

Paris - la première partie (1/4)

Ich weiß noch nicht genau, wie ich das mit dem Bericht aus Paris mache. Ich habe im TGV fleißig mein Heft vollgeschrieben... es sind viele, viele Seiten geworden. Und in Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Blogleser nicht sonderlich scharf auf die Rennberichte sind (oder sich ohnehin im TSF bewegen) muss ich mal sehen, wie ich das mit der Nachmittagsschilderung mache. Aber hey, ist schließlich mein Blog, also gibt's vier Teile, die Rennbahnbesuche eingeschlossen ;-)

Aber von vorne. Samstag morgen hat mein Wecker in zu unchristlicher Zeit geklingelt, um kurz nach sechs musste ich mein warmes Bettchen schon verlassen, definitiv zu früh. Denn am Abend vorher war ich erstens ohnehin schon zu spät im Bett (Wein und Quatschen sind eine ganz böse Kombi, wenn man früh aufstehen will) und ich zweitens erst nach 2 Uhr eingeschlafen bin, weil es drittens einige Leute im Wohnheim offenbar lustig fanden, die ganze Nacht herumzuschreien. Von wegen die Franzosen fahren am Wochenende immer nach Hause. Naja, ich habe mich dann hinausgequält, die restlichen Sachen zusammengepackt und los gings.

Am Bahnhof habe ich erstmal die Irinnen getroffen, die allerdings nicht zum Pferderennen wollten, sondern zur Nuit Blanche. Leider saßen sie im Zug ganz woanders, aber immerhin habe ich jetzt eine Einladung fürs nächste Jahr zum Rennen nach Galway :-D Am Bahnsteig kam mir dann die glorreiche Erkenntnis, dass an Orten wie einem Bahnhof gemeinhin Zeitungen verkauft werden. Also habe ich meine erste Paris-Turf erstanden und die Lektüre für die Fahrt nach Paris war gesichert. Ich will ja nicht meckern, aber gegen Paris-Turf macht die SportWelt keinen Stich. Mal ganz abgesehen vom unvergleichlichen Preis (
2 € für 40 Seiten), ist der qualitative Unterschied ebenfalls recht deutlich, um es mal vorsichtig zu formulieren. Ums kurz zu machen, die Franzosen stilisierten das Aufeinandertreffen von Bekhabad und Planteur in Ermangelung eines Starters mit dem Format einer Zarkava oder eines Sea The Stars zum großen Duell hoch. Der Untertitel lautete "Frankreich gegen des Rest der Welt" - also alles beim Alten ;-) Neben den Franzosen wurden in erster Linie noch Youmzain, Fame and Glory und Cape Blanco genannt, ach ja, und Lope de Vega, der selbstverständlich als Franzose und nicht als Deutscher geführt wurde. Warum überrascht mich das nicht?? Das soll es ersteinmal gewesen sein mit meinem rennsportlichen Exkurs, denn pünktlich um 9.45 Uhr rollte der TGV im Bahnhof Paris-Montparnasse ein.

Was mir nach wie vor ein großes Rätsel ist, ist die geringe Anzahl der Fahrkartenautomaten für den kompletten Nahverkehr in der Île-de-France. Ich habe geschlagene 20 Minuten in der Schlange gestanden, um ein simples Métroticket zu kaufen. Dafür habe ich mir dann aber gleich ein Carnet (10 Tickets) geholt. Ich hatte jedenfalls keine Lust, meine mehr als knapp bemessene Zeit fürs Schlangestehen an Fahrkartenautomaten zu verschwenden. Als erstes bin ich dann mit der Métro (für Paris-Kenner oder diejenigen, die meine Route gern auf der Karte nachvollziehen wollen, M12) nach Pigalle gefahren. Hatte im Internet nur was von "Vergbügungsviertel" gelesen. Naja, vielleicht bin ich auch zu naiv für bestimmte Assoziationen, aber Pigalle stellte sich dann mehr als Rotlichtviertel im Reeperbahn-Style heraus. Übrigens hatte ich wahnsinniges Glück mit dem Wetter. Meteofrance hatte den ganzen Tag Regen gemeldet, im Endeffekt waren es nur ein Schauer am Mittag und ein paar Tropfen am Nachmittag. Meinen (extra neu gekauften) Regenschirm musste ich gar nicht erst auspacken. 

Nachdem ich also einen Blick ins Rotlichtviertel geworden hatte, habe ich mich dann doch lieber in Richtung Montmartre aufgemacht. Das stellte sich als nicht so ganz einfach heraus, ich habe nämlich den starken Verdacht, dass auf meinem Stadtplan die kleinen Gassen und weniger wichtigen Straßen einfach weggelassen wurden, was die Orientierung nicht gerade vereinfacht. Schließlich bin ich dann einfach in die Richtung gelaufen, von der ich vermutet habe, dass es die richtige ist und bin damit sogar ohne Umwege ans Ziel gekommen. War übrigens nicht das letzte Mal an diesem Wochenende, an dem sich mein offensichtlich doch vorhandener Orientierungssinn beweisen sollte. Jedenfalls sind es ganz schön viele Stufen, die es zu erklimmen gilt, will man den Montmartre besteigen. Lustig fand ich den überdimensionalen Treppenlift für Faule (der allerdings auch Geld kostet). Zurück zum Thema. Der Auftstieg lohnte sich allein schon für die Aussicht über Paris. Irgendwie standen mir beim fotografieren nur immer die Horden von Japanern im Weg herum. Überhaupt Ausländer, da ich allein unterwegs war (ok, mit Niko, aber der zählt nur halb :-P) konnte ich mich quasi undercover bewegen und andere Leute belauschen, hehe. Es waren kaum Franzosen auf dem Montmartre unterwegs, dafür aber Ausländer jedweder Couleur. Ausländeraten ist übrigens ein toller Sport ;-) Anschließend habe ich mir Sacré-Cœur angesehen. Wirklich eine imposante Kirche, sowohl von innen als auch von außen. Waren mir nur zu viele Leute drin und drumherum - das artete teilweise schon in Schieberei aus. Bin dann einmal kurz durchgelaufen (Was ist eigentlich so schwer daran, sich in Kirchen angemessen zu benehmen???) und habe mich dann zum Weiterschauen in Ruhe in eine Bank gesetzt, da drängelt wenigstens keiner. So lange bin ich dann auch nicht geblieben, mein Zeitbudget war ja recht knapp.

Paris von oben (Montmartre)

Niko posiert vor Sacré-Cœur
Zu Fuß bin ich daher noch eine Weile durchs Viertel geschlendert. Als ich Sacré-Cœur gerade verließ, tauchten die netten Jungs von der Armee mit MPs auf. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich das beruhigend oder bedrohlich finden soll... Habe mich dann verdünnisiert und bin Moulin Rouge suchen gegangen. Ich finde es irgendwie sinnbildlich, dass der Laden direkt daneben O'Sullivans heißt :-D - ich habe herzlich gelacht... Danach fing es leider an zu regnen und ich bin schnell in die Métro geflüchtet. Den Plan zu Fuß zum Place de la Concorde zu gehen, habe ich daher ad acta gelegt und bin stattdessen zum Etoile gefahren, um mir den Arc de Triomphe anzusehen. Fand ich ganz passend und dem Anlass meiner Reise nach Paris angemessen ;-) Danach war es auch schon 12.30 Uhr und ich habe mich zu Fuß Richtung Porte Maillot aufgemacht, um den Shuttlebus nach Longchamp zu nehmen.

Moulin Rouge und Nachbar ;-)
Arc de Triomphe - Bogen, Namensgeber und indirekter Anwesenheitsgrund für mich in Paris ;-)
Das Abenteuer Bussuche und Rennbahnbericht vom Samstag folgt im zweiten Teil. Jetzt muss ich mich erst einmal um mein Abendbrot kümmern und danach ist Chorprobe angesagt ;-)

3 Kommentare:

  1. Dann warten wir 'mal den 2. Teil ab, bevor ein endgültiges Urteil gefällt wird. Bislang wirken die ausgewählten Ziele der touristischen Paris-Erkundung (ausgenommen Sacre Coeur) eher wie die Stationen eines Junggesellenabschieds... ;-)

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  2. Sorry, ich habe die Unterschrift "P_B / O_V" vergessen. Nicht, dass Du denkst ein Spammer hat Deinen Blog gekapert...

    P_B / O_V

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  3. Hallooo,
    ich bins, Miriam, vom Deutsch-französischen-Freundeskreis. Du hattest mir in Frankreich mal die Blogadresse aufgeschrieben und die habe ich soeben wieder gefunden :)
    Ja ja, die Bilder sind echt toll, klein Niko war ja wirklich schon überall!
    Liebe Grüße,
    Miriam

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