Heute gab es zur Abwechslung weder Regen noch Nebel sondern tatsächlich Sonnenschein. Leider war es dafür aber schweinekalt und ich hab natürlich meine Winterschuhe in Deutschland gelassen. Als ich gegen Mittag losgefahren bin, war der Frost noch immer nicht von den parkenden Autos verschwunden. Aber man kann nicht alles haben und besser als Regen war es allemal. Jetzt fehlt eigentlich nur noch EIN Wetterphänomen, wenn ich auf die Rennbahn will und das zeigt sich in (ekligen) kleinen weißen Flocken
Ich will keinen Winter!!! Aber Petrus hört anscheinend ohnehin nicht auf mich...
Heute habe ich leider niemanden gefunden, der mich umsonst mit auf die Rennbahn genommen hätte, aber so viele Leute hatten sich auch insgesamt nicht auf die Bahn verirrt. Dennoch, Pferderennen unter Ausschluss der Öffentlichkeit kann man es auch nicht nennen, eher vielleicht „Aktivennachmittag“ mit wahrscheinlich genau einer Ausländerin, wenn man mal von den 3 deutschen Startern samt Entourage absieht ;-)
Der Renntag begann heute mit dem ersten von zwei Halbblutrennen (Course D). An den Start gingen überschaubare 6 Teilnehmer. Optisch gefiel mir die 5jährige Stute Rixe de Ferbet am besten, die übrigens auch von einer Frau trainiert und einem weiblichen Jockey geritten wurde, was aber nicht mein Kriterium war. Allerdings müsste die Pflegerin noch mal das Zöpfe flechten üben... Ohnehin sah ich mich dann gezwungen, meine Entscheidung nach einem Blick auf die nicht wirklich vorhandene Form, sie war auch mit 260:10 die mit Abstand längste Favoritin, überdenken. Radjah de la Barre erinnerte mehr an einen Plüschteddy als an ein Rennpferd, sodass ich diesen gedanklich strich und mich stattdessen für die 20:10 Favoritin Reine de Mai entschied, die zwar auch ein wenig plüschig, aber deutlich aufmerksamer dreinschaute. Interessant fand ich, dass die Nummer 6, Svarovsky’s Glory, von Julien Morel geritten wurde, den ich bisher nur in Hindernisrennen gesehen habe. Ob es ein Zeichen war, weiß ich nicht, aber Svarovsky’s Glory wurde Letzter. Allerdings war ich mit meinen Tipps auch nicht glücklicher, es gewann natürlich Teddy Radjah de la Barre, wenn auch erst nach hartem Kampf mit dem ein wenig zu spät kommenden Royce de Mottes und Reine de Mai. Im Lager der Favoritin haderte man anscheinend im Anschluss mit dem sehr weichen Geläuf, die Dame mag es wohl nicht „lourd“, wie der Pfleger wortreich, gestikulierend und unüberhörbar erläuterte.
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Wie eine Perlenkette: Reine du Mai, Reunion A Brion, Radjah de La Barre (man beachte den Gesichtsausdruck), Svarovsky's Glory |
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Endkampf: "Teufelspferd" Radjah de La Barre (Mitte) setzt sich durch vor Royce des Mottes (außen) und Reine du Mai |
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Reine du Mai nach dem Rennen |
Danach war der Nachwuchs angesprochen. Über 2000m führte das Rennen für 2jährige sieglose Stuten. Ganze 16 Pferde gingen an den Start, so viele, dass ich mit der schieren Anzahl mir unbekannter Pferde mal wieder überfordert war. Dieses Mal waren auch keine alten Bekannten dabei, an denen ich mich orientieren konnte. Die Favoritin war die Pantall-Stute Miss Catsy (40:10). Obwohl mir Pantalls Jockey Fabrice Veron äußerst sympathisch ist (für Interessierte und des Französischen mächtige:
http://www.asso-jockeys.com/public/inter.php?id_inter=67) und Miss Catsy mit Abstand am besten aussah, hatte ich starke Zweifel an einem Erfolg der Stute, die bereits 5 Mal gelaufen war, dabei zwar schon Platzierungen aber noch keinen vollen Erfolg einheimsen konnte. Die deutsche Vertreterin Oro Americana aus dem Rohne-Stall sah ordentlich aus, allerdings wäre sie mir in der Masse nicht aufgefallen, wenn ich nicht gezielt danach geguckt hätte. Mir gefiel noch die Debütantin Union Libre Sivola, eine großrahmige Stute. Wenn ich auf den Totobildschirm geguckt hätte, hätte ich gesehen, dass sie 1000:10 stand... genau so lief sie auch *räusper* Sie war gaaaaanz weit weg. Vielleicht hätte mich der Umstand vorwarnen sollen, dass weder Trainer noch sonst irgendjemand dabei war. Jockey Marie-Bernard Boudaud musste den Kollegen Antoine Samson als Aufstiegshilfe benutzen ;-) Meine Tipps waren mal wieder nicht vorne, aber dieses Phänomen sollte mich durch den ganzen Renntag begleiten, ich hab nicht einen Sieger gehabt. Gut, dass ich gar nicht erst gewettet habe. Immerhin habe ich mit Miss Catsy recht behalten, die Stute wurde zum dritten Mal in Folge Zweite, was sowohl Trainer und Jockey nur ein Schulterzucken entlockte. Ihren Meister hatte Miss Catsy dieses Mal in dem von Mickaël Barzalona gerittenen Nature Spirits gefunden, der am Toto mit 140:10 auch nicht gerade zu den Favoriten gezählt hatte, aber zuvor erst einmal gelaufen und auf dem 4. Platz gelandet war.
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Endkampf: Nature Spirits (dunkelblau-weiß) siegt vor Miss Catsy (weiß-blau-rot) |
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Eine muss ja Letzte werden ;-) Union Libre Sivola |
Im dritten Rennen gab’s dann das gleiche (Course G, 2000m) wieder, nur dieses Mal für die Hengste. Auch hier gab es mit Oro Tiger wieder ein Rohne-Pferd im Rennen, das ebenfalls okay aber auch nicht umwerfend aussah. Der 30:10 Favorit Val de Majorque gefiel mir ganz gut, ansonsten hatten es mir die drei Debütanten im Feld angetan, bei denen ich mich gar nicht entscheiden konnte, wen ich denn am besten finden sollte. Born to Compete aus dem Boisnard-Stall präsentierte sich sehr abgeklärt im Führring, gehörte aber zu den großen, schlanken Vertretern, die mit ein bisschen mehr Muskelmasse noch mal besser aussehen werden. Der Pantall-Starter Giulio Cesare hatte davon schon deutlich mehr, war dafür aber auch ziemlich aufgedreht und tänzelte trompetend durch den Führring, in dem er dann auch offenbar alle Kraft ließ und Letzter wurde
Die Reiter Saraiva und Messina hielten beim Aufgalopp erstmal ein verbales Kaffeekränzchen ab, während Baltamix lieber versuchte, seinen Jockey ins Gras zu befördern. Selbiger Vierbeiner setzte das Theater an der Startmaschine fort und sorgte für eine Verspätung von circa 10 Minuten, bevor er sich mit Kapuze schlussendlich doch noch in die Box befördern ließ. Nach 2000 Metern gewann dann ausgerechnet mein „alter Bekannter“ Touz Price, dem ich keine Beachtung geschenkt hatte. Val de Majorque und Born to Compete wurden immerhin 4. und 5.
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Aufgalopp: Navarchus (3.) |
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Runde 1: Touz Price (6) an zweiter Stelle |
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"Fein gemacht!" |
Meine Füße waren trotz zwei Paar Socken mittlerweile zu Eisklumpen mutiert. Vielleicht war das der Grund für meine schwindende Aufmerksamkeit am Führring vor dem vierten Rennen, das die zweite Hälfte der 2jährigen Hengste und Wallache beinhaltete. Ich kannte keins der Pferde, mochte aber, aus welchem Grund auch immer, Jack Malone, der ebenfalls aus dem Pantall-Stall stammt, was mir gerade erst auffällt ;-) Irgendwie kommen hier andauernd Pantall Pferde vor, aber das kann auch daran liegen, dass der einfach verdammt viele Starter stellt. Ansonsten habe ich nur noch festgestellt, dass mir immer die gleichen Jockeys vor die Füße laufen. Einer davon ist Antoine Samson, der bisher an jedem Renntag geritten ist, den ich hier (abgesehen von Longchamp) besucht habe. Dieses Mal gewann übrigens mit Stormy Ocean, der Thomas Huet im Sattel hatte, ein Debütant vor dem 25:10 Favoriten Téo de St. Germain. „Mein“ Jack Malone wurde immerhin noch dritter, auch wenn die Franzosen den Namen etwas sehr verstümmeln... Letzter wurde übrigens Prince du Froid, der Trainingsgefährte von Union Libre Sivola aus dem 3. Rennen. Schade, dass darauf keine Wette angeboten wurde, die hätte ich nämlich gewonnen.
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Endkampf: Stormy Ocean (8) gewinnt vor Téo de St. Germain (2) und Jack Malone (rosa-mauve) |
Im 5. Rennen waren wieder die Halbblüter angesprochen (Course F, 2900m). Mein Tipppech blieb mir treu. Zu Trifolium habe ich mir nur „dick“ im Programm vermerkt. Wer wohl gewonnen hat? Genau, der gut gefütterte Trifolium natürlich, der außerdem Mickaël Barzalona den zweiten Tagessieg bescherte. Ich hatte mich mit den beiden Favoriten Terre Neuve und vor allem Tamara Conti, die mir ausnehmend gut gefiel, auf der sicheren Seite gewähnt. Jedoch war der Rennverlauf auch alles andere als ungestört. Im ersten Bogen überschlug sich Toscan des Brosses, riss dabei die Innenrails nieder und brachte auch Tadjike zu Fall. Den Pferden passierte nichts, beide waren sofort wieder auf den Beinen, aber doch erhebliche Störfaktoren im Rennen. Allerdings hat es wohl Toscan des Brosses’ Reiter Hervé Paimblanc erwischt, der Krankenwagen mit Blaulicht stand noch eine Rennen später hinter der Tribüne. Ich reiche nach, was passiert ist, wenn ich es rausgefunden habe.
Jedenfalls wurde der Ausgang des Rennens überprüft. Ich meckere ja schon immer zu Hause rum, wenn die Sirene losgeht, gegen die französische Variante sind die allerdings harmlos. Mich hätte es vor Schreck fast von der Tribüne gehauen. War schon am Überlegen, ob ich irgendwo in Deckung gehen muss.... :-D
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Einlauf: Trifolium - Tiburs Collognes - Tchaang und die reiterlose Tadjike |
Von den Startern im 6. Rennen (D, 1350m) hab ich nicht so viel mitbekommen, weil ich Video gucken musste und danach hat mich der Bratwursthunger gepackt. Die Wurst war sogar besser als gedacht ;-)
Docteur Buzz kannte ich schon und mit Flamsteed war noch ein Pferd dabei, das in Deutschland noch bekannt sein dürfte. Noch immer im deutschen Besitz ist Marny, die sogar als Favoritin an den Start ging und dieser Einschätzung auch vollauf gerecht werden sollte. Ich hatte sie natürlich unterschätzt, vielleicht auch, weil sie im Führring sehr zappelig war. Paisley Print gefiel mir gar nicht, wenn es kein Vollblutrennen gewesen wäre, hätte ich ihn auch nicht als solchen erkannt.
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Marny sorgt für einen deutschen Sieg, dahinter Unquenchenable Fire, Tamada (der Kopf ganz rechts) und Dawaes (2) |
Nach dem letzten Flachrennen (wahrscheinlich auch das letzte Flachrennen, was ich während meines Frankreichaufenthalts gesehen habe) ging es an die Steeplechase, ein Handicap über 3800 Meter. Ich fand Kashento d’Hommée (85:10) toll, war mit Abstand mein Lieblingspferd am heutigen Renntag. Der Favorit Cri Angel beeindruckte mich dagegen gar nicht, er wurde auch nur 9. Opson reihte sich dagegen in die Teddyriege ein. Ein merkwürdiges Bild gab Jalafre de Kerozen beim Aufcantern ab. Die Nase fast im Gras sah er so aus als wolle er beim Galoppieren Gras fressen. Entspannt geht anders. Kashento d’Hommée schaffte auch das beste Ergebnis aller meiner Tipps am heutigen Tag und wurde guter Zweiter hinter dem von Alain de Chitray gerittenen 120:10 Außenseiter Podensac.
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Abendstimmung: Opson |
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Der Sieger vor dem Rennen: Podensac |
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Nochmal Gegenlicht, dieses Mal mit Jalafre de Kerozen |
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:-D Mit Sonne isses einfacher |
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Kashento d'Hommée |
Zum Abschluss gings dann noch einmal über die Hürden. Für den 3jährigen Nachwuchs ging es über 3400 Meter. Das Macaire-Pferd Tel Père Tel Fils gefiel mir, genau wie Sagace des Champs, übrigens das erste Hindernispferd, das ich eine Frau habe reiten sehen. Peace and Liberty wäre auch als Kutschpferd durchgegangen. Als Favorit ging aber Kauto the Queen an den Start, ob es am berühmten Bruder lag? Mit dem vierten Platz war sie aber besser, als ich gedacht hätte. Ein Doppelerfolg gelang aber Alain de Chitray, der am heutigen Tag eine 100%ige Erfolgsquote vorweisen konnte und mit Goudeluxe zu einem ungefährdeten Sieg kam.
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Mal ne andere Perspektive... |
So, bevor ich mich rennbahntechnisch in den Winterschlaf (mehr oder weniger) begebe, steht für mich voraussichtlich noch ein Renntag an, am 12. Dezember ist Hindernisrenntag in Angers angesagt.
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