Mittwoch, 24. November 2010

La renaissance du tramway - C'est bon à savoir (7)

In Dortmund hat man sie jüngst unter die Erde verbannt: Zu gefährlich für übrigen Verkehr sowie Fußgänger, technisch überholt und viel zu altmodisch. Man ist ja Metropole Ruhr und nicht mehr Kohlenpott und eine Straßenbahn passt da nicht ins Stadtbild. Kurzerhand wurde die Straßenbahn im Stadtzentrum unter die Erde verfrachtet. Doch nicht überall in der ach so globalisierten Welt ist man einer Meinung. Schon beim Nachbarn sieht die Welt buchstäblich ganz anders aus. 

In la belle France heißt es dagegen eher "Le tramway, c'est la mode!" und munter schießen hier die Straßebahnen wie Pilze aus dem Boden. Bordeaux hat eine, in Nantes fährt man Bahn statt Bus, Rouen ist schon seit 1994 wieder auf Schienen unterwegs und bien sur, auch la plus belle ville de la monde, Paris hat sie, die Straßenbahn. Und auch im kleinen Angers steht man dem Tramway-Wahn in nichts nach und werkelt seit mittlerweile vier Jahren fleißig an der für 2011 geplanten Fertigstelltung der Straßenbahn. 

Die Straßenbahn: In Le Mans ist sie seit 2007 in Betrieb. Mit rund 300 Millonen Baukosten war sie eine der günstigsten in Frankreich.
Der erste Gedanke im September war: "Ils sont fous, le francaises". Wer kommt schon auf die bescheuerte Idee, eine unpraktische Straßenbahn in eine bestehende Stadt zu bauen? Die recht engen Straßen in den Innenstädten laden nicht gerade dazu ein, noch ein Schienennetz zwischen die Häuserreihen zu quetschen. In Angers wird die Bahn in Zukunft mitten durch die Innenstadt, über eine Einkaufsmeile und über eine vielbefahrene Straße verlaufen, wo in der Rush Hour regelmäßig der Verkehrskollaps eintritt. Trotzdem, irgendeine Faszination muss die Straßebahn in Frankreich haben, ein paar Tausend Euro reichen schließlich bei weitem nicht zur Finanzierung aus. Die ersten Touren in andere Städte sorgten für Überraschung: "Ils sont partout, les tramways." 

Als moderne Fortbewegungsmittel prägen die Bahnen das Stadtbild.
Doch warum die Renaissance, nachdem 1975 die Straßebahn in Frankreich praktisch tot war? Nach dem zweiten Weltkrieg hatten die meisten Städte ihre Bahnen peu à peu abgeschafft, Busse und natürlich Privatwagen wurden zum wichtigsten Verkehrsmittel im Nah- und Stadtverkehr. Doch in den letzten 20 Jahren wendete sich das Blatt. Neben ökologischen Überlegungen spielte vor allem die Überlastung der Straßen eine Rolle. Nach Skepsis am Anfang, hat sich das Konzept der modernen Straßenbahn bewährt: kaum Lärm, weniger Staus und schnelle Fortbewegung sind die entscheidenden Vorteile der Straßenbahn. Zu letzterem trägt vor allem eine (neue) Verkehrsregel bei, die Straßebahn hat Vorfahrt, ob Autos, Busse, Fußgänger usw. "le tramway est toujours prioritaire" - nur bring das mal einer den Franzosen bei... 

Angers: Netter Versuch, aber ob das hilft? Die Vorbilder in Nantes etc. beweisen: Mais non, nous sommes en France!

2 Kommentare:

  1. Die Auflistung der F-Städte mit neuen Straßenbahnsysteme kann ich noch ergänzen: Montpellier, Lyon und Strasbourg (alle schon selbst ausprobiert ;-) ).

    OV

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  2. Oh je, da fehlt oben wieder ein 'n'...

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