Donnerstag, 11. November 2010

Nikó conquerit... den nassen Renntag in Angers (52)

Der Rennbahnbesuch heute in Angers erforderte vor allem eine Eigenschaft, nämlich Schmerzfreiheit! Erstens war es kalt, zweitens stürmisch und drittens auch noch klatschnass, wobei der Großteil der Nässe aus den weit geöffneten Himmelsschleusen kam, leider auch nonstop. Der Wetterbericht hatte dieses absolute Mistwetter zwar schon seit Tagen angekündigt, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, in meinem Fall war sie beim morgendlichen Gang zum Bäcker reif für den Friedhof. Der Himmel zeigte sich im Einheitsgrau ohne jegliche Anzeichen für Besserung. Aber wenn es um Pferde, besser noch um galoppierende geht, ist meine Schmerzgrenze ZIEMLICH hoch, daher habe ich auch nicht eine Sekunde lang überlegt, im gemütlich warmen Wohnheimzimmer zu bleiben.

Die öffentlichen Verkehrsmittel funktionierten sogar ausnahmsweise mal tadellos und es streikte ausnahmsweise auch mal keiner, sodass wir sowohl planmäßig zur Bahn und auch wieder zurück kamen. Alles reibungslos, wenn man mal von den absolut ätzenden Buszeiten an Feiertagen (in Frankreich ist am 11. November ja Feiertag, „Armistice“ wegen des Waffenstillstandes 1918) absieht.

Als wir auf der Bahn ankamen, war mir schon klar, dass meine Schuhe wohl das Wasser nicht dauerhaft würden abhalten können, dafür war es einfach ZU nass. Und ich schlaues Kind habe natürlich weder hohe, noch warme Schuhe mit nach Frankreich genommen...
Trotz des miserablen Wetters waren deutlich mehr Menschen auf der Bahn als beim letzten Mal im Oktober, aber das mag der Tatsache geschuldet sein, dass heute Feiertag ist. Stimmung kam natürlich trotzdem nicht auf, aber daran habe ich mich ja fast schon gewöhnt. Ganz ehrlich, gegen die Franzosen auf der Rennbahn sind sogar die Westfalen enthusiastisch.

Das erste Rennen war, nun ja, ein Trabrennen. Ich glaube, das waren meine ersten richtigen live erlebten Trabrennen, von einem Schaurennen in Hamburg im letzten Jahr mal abgesehen. Ich habs ja nicht so mit Trabern, warum und wieso will ich hier nicht in epischer Breite abhandeln, aber so ganz verkneifen konnte ich mir das Lästern auf der Bahn nicht. Ich hab das Trabrennen dann dazu genutzt, meine Kameraeinstellungen auszutesten, waren ja erschwerte Bedingungen heute. Habe übrigens festgestellt, dass die französischen Traber eines Jahrgangs den gleichen Anfangsbuchstaben haben und offenbar geht man das Alphabet durch. Die jetzigen Vierjährigen haben ein S, frage mich nur, was das nächstes Jahr für Namen gibt, demnach wäre nämlich 2011 X dran... hmmm. :-D Gewonnen hat einer, dessen Name mit Sirocco anfing, fand ich ganz passend.

Danach gabs dann 2jährige Galopper, also viel besser ;-) Wobei ich mit meinen Tipps abgrundtief schlecht angefangen bin. Für mich gab es in dem Rennen sowohl nach Form (ein Start, ein Sieg) als auch nach Aussehen (Mordshinterhand) nur ein Pferd, Eros de La Luna, ein Pantall-Hengst. Bei einer kurzen Einführung in Pferderennen für eine andere Deutsche, die es das erste Mal auf eine Rennbahn verschlagen hatte, habe ich das leider auch gesagt :-D Wer wohl mit Abstand Letzter wurde??? Genau, Eros de La Luna natürlich, war ja klar. Gewonnen hat das Rennen das Pferd eines Besitzertrainers mit dem etwas gewöhnungsbedürftigen Namen Babel Quest, der mir vorher nicht wirklich aufgefallen war. Mit den Regendecken stellte sich die Identifikation der Pferde im Führring aber auch recht schwierig dar. Vor dem Baby-Rennen ging es dort aber ordentlich rund, da viele der Regendecken nur von einem Bauchgurt (wenn überhaupt) gehalten wurden und aufgrund des starken Windes lustig durch die Gegend flatterten. Fand der eine oder andere nicht ganz so lustig (Gezerre und im Maul Herumgereiße gibt es übrigens auch in Frankreich).



Danach waren wir schon ordentlich durchnässt, ist halt blöd, wenn der Regen mehr von der Seite kommt und sind in die Wetthalle unter der Tribüne geflüchtet, wo wir uns das Listenrennen mit Darnell in Toulouse angesehen haben. Fand ich irgendwie spannender als die parallel in Angers laufenden Traber...
Dafür hatte ich im dann folgenden Rennen (Handicap, Cours F) den richtigen Riecher und habe mir das Pferd ausgesucht, dass nicht als erstes von hinten, sondern als erstes von vorne durchs Ziel gelaufen ist. Die Wahl war allerdings alles andere als rational, Zinabaa guckte einfach niedlich. Der Regen schien ihm schnuppe zu sein und er marschierte mit fröhlich gespitzen Ohren durch den Führring, sodass seine Führerin mitunter Mühe hatte, ihm zu folgen. Die anderen Pferde sind mir nicht sonderlich aufgefallen, aber aufgrund der Decken konnte man auch nicht allzu viel sehen. Zudem habe ich heute auf Notizen verzichtet, war einfach zu ekelig nass, um andauernd Programm und Stift rauszukramen. Daher gibt es nicht sonderlich viele Details heute.

"Mein" Sieger
Sie kommt noch - die 3



Danach waren wieder Traber an der Reihe, dieses Mal mit Anfangsbuchstabe T, also 3jährige, bevor das Hauptrennen des Tages, eine Steeplechase über 4200 Meter mit Listenstatus, ging. Leider war ich heute irgendwie zu blöd zum fotografieren, sodass die Fotos am Wassergraben irgendwie alle unscharf sind, aber war trotzdem toll. Immerhin ist dieses Mal keiner im Krankenhaus gelandet. Vorsichtshalber hatte ich mir vorher 2 Pferde ausgeguckt, man weiß ja nie, ob die auch ankommen. Ich hatte mir den zum erweiterten Favoritenkreis gehörenden Pop Island und Carmenne ausgesucht. Letztere kannte ich bereits vom ersten Renntag in Angers, wo die Stute, übrigens die einzige im Feld, Zweite in der Steeplechase geworden war. Leider war sie optisch nicht so ganz mein Fall, ein bisschen sehr zierlich-zerbrechlich wirkend. Sie wurde schließlich Vierte, knapp hinter Pop Island (3.). Den Sieg schnappte sich nach einem megaspannenden Finish der von David Chevrollier trainierte Tomeho, welcher sich mit Oasis des Tartifumes einen harten Fight auf der Zielgeraden lieferte und trotz einer deutlichen Behinderung auf den letzten Metern noch recht deutlich davonzog. Allerdings war Oasis des Tartifumes auch stehend k.o. und schwankte über die halbe Bahnbreite hin und her. Man sah dem armen Kerl die Anstrengung im Absattelring auch mehr als deutlich an, dahingegen wirkte der Sieger als habe er nicht viel mehr als einen lockeren Spaziergang hinter sich.


Sieger Tomheo
Abschließend sahen wir uns noch das nächste Trabrennen an, bevor wir zur Bushaltestelle wateten. Auf das zweite Hindernisrennen verzichteten wir aufgrund der Tatsache, dass wir sonst 1,5 Stunden im Regen auf den nächsten Bus hätten warten müssen, lieber.

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